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Klassifikation nach ICD 10K00 5 Amelogenesis imperfectaICD 10 online WHO Version 2019 Die Amelogenesis imperfecta von Altenglisch amel Schmelz und Altgriechisch genesis genesis Entwicklung 1 sowie lateinisch imperfectus unvollendet 2 auch angeborene Zahnschmelzhypoplasie genannt ist eine genetisch bedingte Erkrankung bei der es zu einer Storung der Zahnschmelzbildung kommt Der Zahnschmelz besteht hauptsachlich aus Mineralien deren Aufbau und Struktur im Zahn von Proteinbestandteilen reguliert wird Die Amelogenesis imperfecta beruht auf einer Fehlfunktion der Proteine im Zahnschmelz Es handelt sich in der Hauptsache um die vier Proteine Ameloblastin Enamelin Tuftelin und Amelogenin Bei den Betroffenen imponiert eine gelbliche bis grau braune Verfarbung der Zahne Die Zahne haben ein erhohtes Risiko der Kariesbildung und sind besonders temperaturempfindlich Jeder Zahn kann betroffen sein Bei Menschen mit dem Williams Beuren Syndrom kommt die Zahnschmelzhypoplasie uberdurchschnittlich haufig vor Inhaltsverzeichnis 1 Genetik 2 Klassifikationen 2 1 Klassifikation nach Weinmann 2 2 Klassifikation nach Darling 2 3 Klassifikation nach Witkop 2 4 Klassifikation nach Witkop und Rao 3 Differentialdiagnose 4 Behandlung 5 Epidemiologie 6 Literatur 7 EinzelnachweiseGenetik Bearbeiten nbsp Amelogenesis imperfectaBis heute sind bei der Erkrankung Mutationen in vier verschiedenen Genen gefunden worden AMELX ENAM MMP20 und KLK 4 Diese Gene sind bei der Entwicklung der Zahnanlagen beteiligt und besorgen offensichtlich die Ausbildung der schutzenden kalziumreichen ausseren Zahnschicht des sogenannten Schmelzes Die bisher beobachteten Mutationen verandern jeweils die Struktur der Proteine oder storen ihre Bildung Die Folgen sind in der Regel ein abnorm weicher Zahnschmelz der eine gelblich braune Farbe zeigt und eine deutlich erhohte Verletzbarkeit der Zahne Der Zahnschmelz ist ein hoch mineralisiertes Gewebe in dem mehr als 95 des Volumens in Form von Hydroxylapatit Kristallen vorliegen Es wird vermutet dass die Struktur durch Ameloblasten in Interaktion mit vielen Arten von organischen Molekulen geregelt wird darunter Enamelin ENAM 4q21 OMIM 606585 Amelogenin AMELX Xp22 3 p22 1 OMIM 300391 Ameloblastin AMBN 4q21 OMIM 601259 Tuftelin TUFT1 1q21 OMIM 600087 Amelotin AMELOTIN 4q13 14 Dentinsialophosphoprotein DSPP 4q21 3 OMIM 125485 und zahlreiche Enzyme wie Kallikrein 4 KLK4 19q13 3 q13 4 OMIM 603767 und Matrix Metalloproteinase 20 MMP20 11q22 3 q23 OMIM 604629 Mutationen in einem dieser Gene fuhren zum Protein Phanotyp der Amelogenesis imperfecta 3 Es besteht ein Zusammenhang zwischen Amelotin AMTN und Zahnschmelzdefekten und ihrer Entstehung In Abwesenheit von AMTN entstehen schwache Stellen an den Zahnkanten die leichter zerbrechen oder splittern In diesem Fall findet die Mineralisierung des Zahnschmelzes verlangsamt statt Im Reifestadium ist das Volumenwachstum der Kristalliten eingeschrankt was wiederum zu einer Hypomineralisation fuhrt 4 Typen Typ OMIM Gen Protein GenlocusAIH1 Amelogenesis imperfecta X linked 1 OMIM 301200 Amelogenin X p22 3 p22 1AIH2 Amelogenesis imperfecta 2 Hypokalzifikationstyp OMIM 104500 ENAM Enamelin 4 q21AIH3 Amelogenesis imperfecta hypoplastischer Typ Hypomaturation X linked 2 OMIM 301201 Xq22 q28AI1G Amelogenesis imperfecta hypoplastischer Typ 1G Nephrokalzinose OMIM 204690Amelogenesis imperfecta hypoplastischer Typ mit offenem Biss autosomal rezessiv OMIM 204650 ENAM Enamelin 4q21CRDAI Amelogenesis imperfecta und Zapfen Stabchendystrophie Jalili Syndrom OMIM 217080 2 q11 2AIHHT Amelogenesis imperfecta Hypomaturation Hypoplastischer Typ mit Taurodontismus OMIM 104510 DLX3 17 q21 3 q22Amelogenesis imperfecta hypoplastischer Typ Mikrodontie OMIM 104530Kohlschutter Tonz Syndrom OMIM 226750 16 p13 3Brachyolmie und Amelogenesis imperfecta Platyspondylie und Amelogenesis imperfecta OMIM 601216Amelogenesis imperfecta pigmentierte Hypomaturation Typ IIA1 AI2A1 OMIM 204700 MMP20 KLK 4 19 q13 41 11 q22 3 q23Amelogenesis imperfecta Typ IC AI1C Lokaler hypoplastischer Typ autosomal rezessiv OMIM 204650 4 q13 3Amelogenesis imperfecta Typ III AI3 Hypokalzifikationstyp autosomal dominant OMIM 130900 FAM83H 8 q24 3Die Amelogenesis imperfecta kann mit unterschiedlichen Erbgangen auftreten jeweils abhangig davon welches Gen betroffen ist In den meisten Fallen ist das ENAM Gen betroffen und die Erkrankung wird autosomal dominant vererbt Das heisst dass in solchen Fallen eine defekte Genkopie zur Ausbildung der Storung hinreichend ist Die Amelogenesis imperfecta kann auch autosomal rezessiv vererbt werden Hierbei konnen das ENAM oder das MMP20 Gen mutiert sein Beim autosomal rezessiven Vererbungsmodus mussen beide Genkopien auf den jeweiligen Allelen mutiert sein In etwa 5 der Falle wird die Erkrankung durch eine Mutation des AMELX Gens verursacht und dann findet sich ein X chromosomal dominant gebundener Erbgang Bei diesem Vererbungsmodus liegt das betroffene Gen auf dem X Chromosom einem der beiden Geschlechtschromosomen Das hat zur Folge dass mannliche Betroffene in der Regel schwerer erkrankt sind Es gibt auch sporadische Formen der Erkrankung In diesem Fall findet sich eine Neumutation eines der betroffenen Gene und die Patienten haben dann keine erkrankten Angehorigen Klassifikationen BearbeitenDie verschiedenen Formen der Amelogenesis imperfecta wurden unterschiedlich kategorisiert Klassifikation nach Weinmann Bearbeiten Als erstes teilte Weinmann Amelogenesis imperfecta 1945 in zwei Kategorien ein Er nahm folgende Einteilung vor 5 Schmelzhypoplasien HypomineralisationKlassifikation nach Darling Bearbeiten Darling verfeinerte die Kategorien 1956 in sechs Unterkategorien indem er die zwei Kategorien Weinmanns in jeweils drei Unterkategorien aufteilte 6 Klassifikation nach Witkop Bearbeiten Witkop reduzierte die Kategorien im Jahre 1957 zunachst auf funf Kategorien 7 Ahnlich auch W Schultze 1970 8 Klassifikation nach Witkop und Rao Bearbeiten Zuletzt stellten Witkop und Rao eine weiter verfeinerte Klassifikation im Jahre 1971 vor die elf Formen aufweist 9 Sechs Formen der hypoplastischen Amelogenesis imperfecta dominant rezessiv Eine Form der hypomineralisierten Amelogenesis imperfecta dominant autosomal Vier Formen der HypomaturationDifferentialdiagnose BearbeitenTurner Zahn Zahnfluorose Molaren Inzisiven Hypomineralisation Endogen bedingte Strukturstorung Schmelzdefekte bei ZoliakieSchmelzhypoplasien konnen auch im Rahmen von Syndromen vorkommen wie dem Mikrodeletionssyndrom 17q11 2 Behandlung BearbeitenZum Schutz derart geschadigter Zahne werden gelegentlich Kronen eingegliedert Bei Kindern werden aus Kostengrunden oft vorgefertigte Stahlkronen eingesetzt bei Erwachsenen Keramik oder keramikverblendete Kronen Ist es bereits zum Verlust von Zahnen gekommen konnen Brucken oder Implantate das Mittel der Wahl sein Zusatzlich werden regelmassige professionelle Zahnreinigungen mit hoherem Fluoridierungsintervall empfohlen da es an den rauen Zahnoberflachen zu vermehrter Plaqueanlagerung kommt Epidemiologie BearbeitenEs gibt keine genauen Zahlen fur die Inzidenz der Amelogenesis imperfecta Schatzungen zufolge erkranken in Schweden 1 von 700 und in den USA 1 von 14 000 Menschen Literatur BearbeitenG B Winter A H Brook Enamel hypoplasia and anomalies of the enamel In Dent Clin North Am 1975 vol 19 1 S 3 24 PMID 162891 J P Simmer J C Hu Dental enamel formation and its impact on clinical dentistry In J Dent Educ 2001 vol 65 9 S 896 905 PMID 11569606 M J Aldred R Savarirayan P J Crawford Amelogenesis imperfecta a classification and catalogue for the 21st century In Oral Dis 2003 vol 9 1 S 19 23 PMID 12617253 M Nusier O Yassin T C Hart A Samimi J T Wright Phenotypic diversity and revision of the nomenclature for autosomal recessive amelogenesis imperfecta In Oral Surg Oral Med Oral Pathol Oral Radiol Endod 2004 vol 97 2 S 220 230 PMID 14970781 G Stephanopoulos M E Garefalaki K Lyroudia Genes and related proteins involved in amelogenesis imperfecta In J Dent Res 2005 vol 84 2 S 1117 1126 PMID 16304440Einzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Gemoll Griechisch deutsches Schul und Handworterbuch Der kleine Stowasser Lateinisch deutsches Schulworterbuch P J Crawford M Aldred A Bloch Zupan Amelogenesis imperfecta In Orphanet Journal of Rare Diseases Band 2 2007 S 17 ISSN 1750 1172 PMID 17408482 PMC 1853073 freier Volltext Review Y Nakayama J Holcroft B Ganss Enamel Hypomineralization and Structural Defects in Amelotin deficient Mice In Journal of dental research elektronische Veroffentlichung vor dem Druck Februar 2015 ISSN 1544 0591 doi 10 1177 0022034514566214 PMID 25715379 J P Weinmann J F Svoboda R W Woods Hereditary disturbances of enamel formation and calcification In J Am Dent Assoc 1945 32 S S 397 418 A I Darling Some observations on amelogenesis imperfecta and calcification of the dental enamel In Proceedings of the Royal Society of Medicine Band 49 Nummer 10 Oktober 1956 S 759 765 ISSN 0035 9157 PMID 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