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Am Seddiner See bei Kahnsdorf ist ein Gemalde des osterreichischen Malers Carl Schuch Das skizzenhaft ausgefuhrte Werk zeigt in dunklen Farbtonen die Landenge zwischen dem Seddiner See und dem Kahnsdorfer See in Brandenburg Das 60 5 82 cm grosse in Ol auf Leinwand gemalte Bild entstand wahrend eines Besuches von Carl Schuch bei seinem Malerfreund Karl Hagemeister vermutlich im Jahr 1880 Heute befindet sich das Gemalde im Pommerschen Landesmuseum in Greifswald Am Seddiner See bei KahnsdorfCarl Schuch um 188060 5 82 cmOl auf LeinwandPommersches Landesmuseum Greifswald Inhaltsverzeichnis 1 Bildbeschreibung 2 Zur Entstehung des Gemaldes 3 Einordnung in das Werk Carl Schuchs 4 Literatur 5 EinzelnachweiseBildbeschreibung BearbeitenDas uberwiegend mit groben Pinselstrichen ausgefuhrte Gemalde zeigt im unteren Bildvordergrund einen See dessen Uferlinie sich leicht nach rechts unten krummt Der See spiegelt in dunklen Tonen die in der Bildmitte auf einer Landenge stehenden Baume und teilweise den Himmel Diese Landenge trennt den Grossen Seddiner See vom Kahnsdorfer See Die Wipfel einer dichten Baumreihe steigen vom linken Bildrand diagonal zur oberen Bildmitte wo die Baume vom Bildrand teilweise angeschnitten sind Zum rechten Bildrand hin lassen zwei grosse einzelne Baume unterhalb ihrer Krone den Blick frei auf den hinter der Landenge liegenden zweiten See der nur als horizontaler schmaler graublauer Streifen zu erkennen ist Dahinter ist in der Bildmitte das ebenfalls baumbestandene Ufer des zweiten Sees zu erkennen Ein bewaldeter Hugel bildet den rechten Abschluss dieser hinter der Landenge liegenden Uferlinie Am linken Bildrand begrenzt ein ockerfarbener Hugel unterhalb der Baumreihe die Landenge Ein Stuck weiter zur Bildmitte deuten kleine weisse Farbflachen Hauser einer nahe gelegenen Ortschaft an In der rechten Bildhalfte ist ein Wehr als weiterer markanter Punkt auf der Landenge zu erkennen Wahrend die Baume uberwiegend in dunkelgrunen und dunkelbraunen Farbtonen gehalten sind zeigt der Maler den Himmel von dunklen Grautonen in der linken oberen Ecke bis zu helleren blaugrauen Tonen in der Bildmitte und am rechten Bildrand Das eher skizzenhafte Gemalde ist in der rechten unteren Bildecke mit der Signatur CSchuch versehen Diese Signatur stammt jedoch nicht von Carl Schuch selbst sondern ist von fremder Hand hinzugefugt worden 1 Zur Entstehung des Gemaldes BearbeitenDer aus Wien stammende Schuch hatte nach seiner Lehrzeit 1869 seine Heimatstadt verlassen und sich in den Folgejahren in verschiedenen kunstlerischen Zentren Europas niedergelassen Neben Venedig gehorte Munchen zu seinen Aufenthaltsorten von denen er jeweils ausgedehnte Ausfluge unternahm Im Sommer 1873 lernte Schuch am Hintersee bei Berchtesgaden den Maler Karl Hagemeister kennen der spater sein Biograf werden sollte Gemeinsam besuchten sie darauf Wien Venedig und Dresden und unterhielten anschliessend in Brussel ein gemeinsamer Atelier Ab 1876 fur sechs Jahre in Venedig lebend erhielt Schuch 1878 erstmals von Hagemeister eine Einladung nach Ferch an der Havel wo Hagemeister sich niedergelassen hatte Weitere Besuche folgten 1880 und 1881 Wahrend dieser drei Besuche malte Schuch zahlreiche Gemalde mit Motiven der Havellandschaft Nach Angaben von Hagemeister entstanden die in der Umgebung von Kahnsdorf gemalten Bilder im Jahr 1880 2 Den Wunsch Kahnsdorf zu besuchen ausserte Carl Schuch in einem Brief an Hagemeister vom 30 Marz 1880 aus Venedig in dem er seine Absicht Landschaften zu malen ankundigt Das einzig Auszufuhrende ist mir in der Landschaft die Farbe Gib Acht heuer kommen wir ins reine damit dann sehen wir weiter Sieh nur zu dass du einen passenden Ort findest fur den Notfall dass du nichts Besseres findest ware als echt landschaftlich doch Kahnsdorf das beste 3 Hagemeister hat in seiner mehr als 30 Jahre nach Entstehung des Gemaldes verfassten Biografie uber Carl Schuch das Gewasser im Vordergrund als den Seddiner See und das Gewasser im Hintergrund als den Kahnsdorfer See bezeichnet 1 Demnach hatte der Maler den Blick von Norden nach Suden gewahlt Der Kunsthistoriker Roland Dorn zweifelt solche Ortsbeschreibung von Hagemeister jedoch an da sich Hagemeister und Schuch bereits 1884 zerstritten hatten und Hagemeister erst nach dem Tod von Schuch im Jahr 1903 wieder verstarkt mit dem Werk seines einstigen Freundes auseinandersetzte 4 Moglich ist daher das der Maler den Blick vom Suden her wahlte und der See im Vordergrund der Kahnsdorfer See ist und sich der Seddiner See im Bildhintergrund befindet Die Hauser die sich im Bild links vom heute in anderer Bauform bestehenden Wehr befinden waren demnach dem Ort Kahnsdorf zugehorig Auf der anderen Seite vom Wehr befinden sich bis in heutiger Zeit keine Hauser in Ufernahe Fur diese ortliche Zuordnung sprechen auch Hagemeisters eigene Notizen Das gemeinsam bewohnte Haus in Kahnsdorf lag auf einer Anhohe mitten unter Obstbaumen und funfzig Schritt vom Seddiner See entfernt der sich von Osten nach Westen ausdehnte Nach Sudosten lag ein zweiter See und beide wurden getrennt durch einen schmalen Streifen Land der mit Pappeln Weiden und Birken bestanden war Der kleine See war sehr malerisch mit Rohr und Schilf eingeschlossen und ein Blick uber ihn nach Norden zeigte das Dorf in schoner Silhouette das nur klein und ohne Kirche war 5 Durch die seit 1880 deutlich gesunkenen Seespiegel haben die beiden Gewasser heute keine Verbindung mehr Das von Schuch eingezeichnete Wehr liegt trocken und die Landenge zwischen den Seen ist nunmehr breiter als von Schuch dargestellt Auf der Landenge verlief die historische Poststrasse Leipzig Berlin 6 Vorbilder fur die in Ferch und Kahnsdorf von Schuch gemalten Bilder sieht sein Biograf Hagemeister wie folgt Die Tonfolge des Terrains die gesetzmassig der Luft folgt welche die Reflexe auf die Plane wirft ist so folgerichtig wie bei den alten Hollandern und bei Courbet 7 Einordnung in das Werk Carl Schuchs BearbeitenFlusslandschaften und Seen finden sich im Werk von Carl Schuch wahrend verschiedenen Schaffensperioden Ein fruhes Beispiel hierfur ist das Gemalde Waldsee von 1872 Das bei Purkersdorf in der Nahe von Wien gemalte Bild zeigt einen ahnlichen Bildaufbau wie Am Seddiner See bei Kahnsdorf und weist eine ahnlich dunkle Palette auf Das Gemalde ist hingegen sehr viel mehr ausgearbeitet wie am Beispiel der Spiegelungen im Wasser oder einzelnen fein ausgefuhrten Grasern zu sehen ist Nach Hagemeister hatte Schuch dieses Bild 1873 bei ihrer ersten Begegnung am Hintersee bei sich gehabt 8 Das 1876 entstandene Gemalde Am Wesslinger See zeugt von einer anderen Kunstlerfreundschaft Bei seinem gemeinsamen Besuch mit Wilhelm Trubner hatte er die Landschaft am Wesslinger See kennengelernt und sie im Stil des Leibl Kreis in Ol festgehalten 9 In seinem um 1881 ebenfalls bei einem Aufenthalt in Brandenburg gemalten Bild Schilffeld mit Enten fehlt die im Am Seddiner See bei Kahnsdorf bildbestimmende Baumreihe Diese treten stattdessen in den Hintergrund zuruck und geben so den Blick frei auf die Landschaft der Zauche die trotz fehlender Schattenwirkung der Baume in sehr dunklen Tonen gehalten ist Der fur dieses Bild auch gelaufige Bildtitel Gewitterstimmung bei Ferch gibt Aufschluss fur die grauen Farbtone die Schuch bei der Gestaltung des Himmels verwandte Moglicherweise war eine ahnliche Witterungslage der Ausgangspunkt fur die Farbbehandlung des Himmels in Am Seddiner See bei Kahnsdorf 10 Sehr viel heller ist hingegen Schuchs Palette in seinem ebenfalls bei Kahnsdorf entstandenen Gemalde Schleuse bei Kahnsdorf in dem er eine offene Landschaft in sommerlichen Farben wiedergab 11 Nach seinem Parisaufenthalt Anfang der 1880er Jahre stand Schuch deutlich unter dem Einfluss vor Courbet und seine flachigeren Ausfuhrungen der Farbe erinnern an Gemalde von Paul Cezanne Das in der Nahe von Le Locle im Jura um 1886 88 ausgefuhrte Gemalde Hauser am Feldabhang Saut du Doubs zeigt eine Muhle am Ufer des Flusses Doubs Wieder spiegelt sich eine in dunklen Tonen gehaltene Landschaft in einem Gewasser Nur wenige Farbakzente wie das Weiss der Hauser und das Rot der Dacher heben sich aus den Grautonen der Umgebung ab Die weissen Hauser als Akzentpunkte zeigte Schuch bereits in Am Seddiner See bei Kahnsdorf von 1880 12 nbsp Waldsee um 1872 nbsp Am Wesslinger See 1876 nbsp Schilffeld mit Enten Gewitterstimmung bei Ferch um 1881 nbsp Schleuse bei Kahnsdorf um 1880 nbsp Hauser am Feldabhang Saut du Doubs 1886 1888Literatur BearbeitenGottfried Boehm Roland Dorn Franz A Morat Hrsg Carl Schuch 1846 1903 Ausstellungskatalog Stadtische Kunsthalle Mannheim und Stadtische Galerie im Lenbachhaus Munchen 1986 ISBN 3 89165 029 9 Einzelnachweise Bearbeiten a b Boehm Dorn Morat Carl Schuch 1846 1903 Seite 224 Boehm Dorn Morat Carl Schuch 1846 1903 Seiten 113 116 Schuch zitiert in Boehm Dorn Morat Carl Schuch 1846 1903 Seite 89 Boehm Dorn Morat Carl Schuch 1846 1903 Seite 121 122 Hagemeister zitiert in Boehm Dorn Morat Carl Schuch 1846 1903 Seite 224 Georg Klunder Untersuchung uber die Geschichte Wildenbruchs In Blickpunkt Spezial 2002 Auszug bei Ev Kirchengemeinde Wildenbruch Memento vom 31 Mai 2009 im Internet Archive Hagemeister zitiert in Boehm Dorn Morat Carl Schuch 1846 1903 Seite 70 Hagemeister zitiert in Boehm Dorn Morat Carl Schuch 1846 1903 Seite 160 Boehm Dorn Morat Carl Schuch 1846 1903 Seite 176 Boehm Dorn Morat Carl Schuch 1846 1903 Seiten 232 234 Boehm Dorn Morat Carl Schuch 1846 1903 Seite 228 Boehm Dorn Morat Carl Schuch 1846 1903 Seite 322 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Am Seddiner See bei Kahnsdorf amp oldid 230814153