www.wikidata.de-de.nina.az
Die Allgemeine Gesellschaft des Brasilienhandels portugiesisch Companhia Geral do Comercio do Brasil war eine Handelskompanie die per Dekret des portugiesischen Konigs Johann IV am 10 Marz 1649 gegrundet und am 1 Februar 1720 durch die portugiesische Krone offiziell liquidiert wurde Sie hatte ihren Sitz in Lissabon Gefuhrt wurde sie durch einen fur jeweils drei Jahre gewahlten Rat von neun Direktoren Inhaltsverzeichnis 1 Ziele 2 Grundung 3 Entwicklung 4 Anmerkung 5 Literatur 6 WeblinksZiele BearbeitenMit der Grundung der Gesellschaft die sowohl staatliches als auch privates Kapital vereinte verfolgte die portugiesische Monarchie mehrere strategische Ziele Aufbau eines Konvoisystems um die Verluste an Handelsschiffen gegenuber sich mit Portugal im Kriegszustand befindlichen Seemachten sowie Piraten zu minimieren Garantie der Belieferung der Zuckeranbaugebiete in Brasilien mit Sklaven sowie technischen Ausrustungen Sicherung der Belieferung Europas mit brasilianischem Zucker Im Unterschied zur Niederlandischen Westindien Kompanie mit der die Allgemeine Gesellschaft des Brasilienhandels um die Vorherrschaft in der brasilianischen Pernambuco Region kampfte wurde die Gesellschaft nicht gegrundet um neue Kolonialterritorien zu entdecken bzw zu erschliessen sondern hauptsachlich um den bestehenden Handel mit den portugiesischen Besitzungen zu sichern Vor allem wegen des chronischen Geldmangels musste die portugiesische Krone diese im Grunde ihr zukommende Aufgabe der Sicherung der Handelswege nach Brasilien einer eigenstandigen Gesellschaft ubertragen Grundung BearbeitenDer eigentliche Anlass dass die Gesellschaft ins Leben gerufen wurde war die Unterstutzung des seit 1645 andauernden Aufstandes im brasilianischen Pernambuco gegen die niederlandischen Invasoren und die damit einhergehende Eindammung des Aktionsradius niederlandischer Geschwader und Piraten deren Aktivitaten in den Jahren 1647 und 1648 zum Verlust von fast 250 portugiesischen Handelsschiffen gefuhrt hatten Die Entstehung der Gesellschaft ging u a auf den Vorschlag des Jesuiten und einflussreichen Ratgebers am Lissabonner Hof Pater Antonio Vieira zuruck sowohl eine Gesellschaft fur den Handel mit Brasilien als auch eine fur die Handelsbeziehungen mit Indien sollte die Casa da India ersetzen kam aber uber diesen Vorschlag nie hinaus zu grunden Mit diesem Vorhaben war beabsichtigt die Erfahrungen der erfolgreichen englischen und hollandischen Handelsgesellschaften fur Portugal nutzbar zu machen Damit verbunden war auch die Absicht in und auslandisches privates Kapital zu akquirieren wobei ausdrucklich nicht nur auf Finanzmittel von noch immer in Portugal tatigen Neuchristen conversos oder cristaos novos sondern auch auf die Ressourcen der seit Anfang des 17 Jahrhunderts in Amsterdam und anderen Orten wieder tatigen judischen Gemeinden abgezielt wurde Generell konnte sich jede Person ob Portugiese oder Auslander durch Zeichnung eines Anteils von mindestens 20 Cruzados an der Gesellschaft beteiligen Die Gesellschaft erhielt mit ihrer Grundung einen koniglichen Freibrief mit exklusiven Rechten Monopole fur die Ausfuhr der wesentlichsten Grundnahrungsmittel Wein Weizenmehl Olivenol und Stockfisch bacalhau von Portugal nach Brasilien sowie fur die Einfuhr von Rotholz Brasilholz nach Portugal und Europa Damit verbunden waren eine Reihe von Steuerprivilegien So u a das Erheben einer als avarias bezeichneten Ausfuhrsteuer auf alle brasilianischen Produkte die von 100 Reis fur eine Tierhaut bis zu 3 400 Reis fur eine Kiste weissen Zucker reichte Ausserdem erhielt sie das Exklusivrecht was gleichzeitig die Pflicht einschloss Geleitzuge von Portugal nach Brasilien und zuruck zusammenzustellen und durch auf eigene Kosten auszurustende Kriegsschiffe zu eskortieren Als ausschliessliche portugiesische Hafen wurden dafur Lissabon und Porto als einzige Hafen in Brasilien Rio de Janeiro Bahia Baia und Recife nach der Ruckeroberung 1654 festgelegt Allen Anteilseignern wurde ihr Besitz durch den portugiesischen Konig garantiert d h Enteignungen von Neuchristen die durch die Inquisition der geheimen Ausubung des judischen Glaubens angeklagt waren aber auch die Enteignung von Auslandern im Fall eines Krieges mit deren Heimatland waren untersagt Anteile wurden nicht nur in Portugal sondern europaweit auch in Amsterdam Paris und Venedig verkauft Die Gesellschaft litt jedoch von Anfang an unter einem chronischen Mangel an Kapital Auch nachdem der Konig 1650 auf Bitten der Anteilseigner in einem Dekret alle in seinem Reiche lebenden Neuchristen faktisch zwang Anteile zu zeichnen da bei einer Weigerung mit der Inquisition gedroht wurde anderte sich an der prekaren Finanzsituation der Gesellschaft nur wenig Insgesamt wurden nicht mehr als 1 255 Mio Cruzados gezeichnet eine Summe die deutlich unter den Zielvorgaben aber vor allem drastisch unter dem kalkulierten Bedarf lag Daruber hinaus war ein betrachtlicher Teil dieser Summe kein privates sondern Kapital des portugiesischen Staates Die Kompanie nahm ihre Aufgaben daher auch nur eingeschrankt wahr Vor allem konnte sie nie die Versorgung der Bevolkerung Brasiliens mit deren Grundbedarf an Wein Weizenmehl Olivenol und Stockfisch absichern Das rief eine wachsende Unzufriedenheit der Einwohner in den brasilianischen Kolonien hervor die durch eine Hochpreispolitik der Gesellschaft fur diese Produkte noch verstarkt wurde Durch den Aufbau des geforderten Geleitzugsystems gelang es der Gesellschaft jedoch die Schiffsverluste deutlich zu senken obwohl die Gesellschaft zu keiner Zeit in der Lage war die von der Krone geforderte Anzahl von 36 Kriegsschiffen zu unterhalten Insgesamt gelang es daher dem von der portugiesischen Krone formal unabhangigen Direktorat der Gesellschaft auch bis Anfang der 60er Jahre des 17 Jahrhunderts nur eine vergleichsweise geringe Rendite von durchschnittlich 15 zu erwirtschaften Die Tatigkeit der Brasilienkompanie war starken Widerstanden der portugiesischen Gesellschaft ausgesetzt So versuchte der portugiesische Generalinquisitor Bischof Dom Francisco de Castro von Anfang an die Grundung der Gesellschaft zu hintertreiben da der Inquisition der Zugriff auf den in der Gesellschaft tatigen Neuchristen verwehrt wurde Weiterer Widerstand kam von einer Vielzahl kleinerer Handler denen das Monopol der Gesellschaft wichtige Existenzgrundlagen im Handel mit Brasilien entzog bzw stark einschrankte Auch die nun vom Brasilienhandel ausgeschlossenen Nutzniesser der kleineren portugiesischen Hafen wie Caminha Viana do Castelo Aveiro Peniche Nazare Setubal Lagos aber auch Madeiras und der Azoren liefen gegen die Privilegien der Gesellschaft Sturm Entwicklung BearbeitenDie Gesellschaft musste ihre Tatigkeit unter sehr komplizierten Verhaltnissen beginnen denn zwischen 1650 und 1654 herrschte zwischen England und Portugal offener Krieg da Johann IV die englischen Royalisten gegen Oliver Cromwell unterstutzte Die englische Flotte ubte die Seeherrschaft aus und bedrohte auf Grund ihrer Uberlegenheit Seeblockade von Lissabon den gesamten portugiesischen Schiffsverkehr Am 14 September 1650 greift der englische Admiral Robert Blake den aus Brasilien kommenden Geleitzug der Kompanie an versenkt drei Schiffe und kapert weitere vier Besonders portugiesische Alt wie Neuchristen und englische Anteilseigner der Allgemeinen Gesellschaft des Brasilienhandels unterstutzen daher den Abschluss eines schnellen Friedensvertrages der 1654 erfolgte und die bis dahin geschlossenen portugiesischen Kolonien dem englischen Handel offnete Auf Grund der eher durftigen wirtschaftlichen Ergebnisse der Tatigkeit der Kompanie des anhaltenden Widerstandes wichtiger Sektoren der portugiesischen Gesellschaft und des drastischen Ruckgangs des Einflusses Vieiras bei Hofe durch seine Missionstatigkeit in Maranhao sowie durch den Tod Johann IV im November 1656 wurden der Gesellschaft wichtige Privilegien bald wieder entzogen 1657 verlor sie den Schutz vor den Untersuchungen durch die Inquisition was einen direkten Angriff auf die Interessen und die Sicherheit der privaten Kapitalgeber bedeutete 1658 verlor die Kompanie das Einfuhrmonopol fur Wein Weizenmehl Olivenol und Stockfisch fur Brasilien und bereits 1662 wurde sie mehr oder weniger auf eine Art Staatsbehorde reduziert die als Junta do Comercio hauptsachlich fur die Organisation und Aufrechterhaltung des Konvoisystems zwischen Portugal und Brasilien verantwortlich war Die Anteilseigner erhielten als Kompensation Anteile am koniglichen Tabakmonopol Die offizielle Auflosung der Gesellschaft erfolgte am 1 Februar 1720 mittels koniglichem Dekret Obwohl die Allgemeine Gesellschaft des Brasilienhandels die in sie gesetzten kommerziellen Erwartungen nicht erfullen konnte ist ihr Anteil bei der militarischen Sicherung des Uberseehandels zwischen Portugal und Brasilien in der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts nicht zu unterschatzen Die Gesellschaft leistete einen wesentlichen Beitrag zur Ruckeroberung von Recife und der endgultigen Vertreibung der Niederlander aus dem brasilianischen Nordosten im Januar 1654 Anmerkung BearbeitenWie auch im Falle einer Vielzahl anderer historischer Ereignisse und Institutionen hat 1755 das Erdbeben von Lissabon die ubergrosse Mehrheit der Dokumente des Nachlasses der Companhia Geral do Comercio do Brasil vernichtet Dazu zahlen insbesondere samtliche Unterlagen des Hafens von Lissabon Literatur BearbeitenC R Boxer O Imperio Maritimo Portugues 1415 1825 Edicoes 70 Lissabon 2001 ISBN 972 44 0846 9 S 220 ff Originalausgabe The Portuguese Seaborne Empire 1415 1825 Hutchinson London 1969 Gustavo de Freitas A Companhia Geral do Comercio do Brasil 1649 1720 Subsidios para a Historia Economica de Portugal e do Brasil Magalhaes Sao Paulo 1951 Colecao da revista de historia 3 Weblinks BearbeitenCompanhia Geral do Comercio do BrasilNormdaten Korperschaft GND 4460480 4 lobid OGND AKS LCCN no2004112469 VIAF 262275087 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Allgemeine Gesellschaft des Brasilienhandels amp oldid 213678551