www.wikidata.de-de.nina.az
Alfred Roselieb 3 Juni 1891 in Hannover 1969 in Burgwedel war ein deutscher Scharfrichter zur Zeit des Nationalsozialismus im Deutschen Reich 1 2 Er war von 1944 bis 1945 in der zentralen Hinrichtungsstatte fur den Vollstreckungsbezirk VI mit den Standorten Untersuchungsgefangnis Dresden Gerichtsgefangnis Weimar und Zuchthaus Roter Ochse in Halle an der Saale eingesetzt In diesem Zeitraum wurden Roselieb fur seine Hinrichtungsdienste an zusammen 931 Hinrichtungen insgesamt 26 433 Reichsmark ausgezahlt 3 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAlfred Roselieb arbeitete zunachst als Kutscher und Bestattungshelfer ehe er im Februar 1941 Gehilfe bei dem hannoverschen Scharfrichter Friedrich Hehr 1879 1952 wurde Dort ersetzte er den zum Wehrdienst einberufenen Karl Schulze Vor der Aufnahme seiner neuen Arbeit wurde Roselieb hinsichtlich seiner politischen Einstellung von der Behorde uberpruft 4 Roselieb lebte damals im Haus Duwelstrasse 9 in Hannover 5 In den Erinnerungen des Gefangnispfarrers in den Strafanstalten Tegel und Plotzensee Harald Poelchau tauchte Alfred Roselieb als Gehilfe des Scharfrichters Wilhelm Rottger auf der von 1942 bis 1945 die zentrale Hinrichtungsstatte fur den Vollstreckungsbezirk IV mit den Standorten Strafgefangnis Plotzensee und Strafanstalt Brandenburg Gorden zu betreuen hatte Demnach waren bei den Hinrichtungen in der Strafanstalt Plotzensee zugegen ausser dem Seelsorger selbst der Aufseher Schwarz Scharfrichter Rottger sein Gehilfe Alfred Roselieb und ein alter Gefangnisschuster dessen Aufgabe es war den Delinquenten vor der Hinrichtung die Hande zu binden und den Frauen die Haare kurz zu schneiden nbsp Zentrale Hinrichtungsstatten und Vollstreckungsbezirke im Deutschen Reich 1944 Im Fruhjahr 1944 ubernahm Roselieb nach vorheriger Uberprufung durch die Gestapo das Scharfrichteramt in der zentralen Hinrichtungsstatte fur den Vollstreckungsbezirk VI in Halle Saale Am 31 Marz 1944 wurde er neuer Scharfrichter im Roten Ochsen Zudem wurde Roselieb 1944 Nachfolger des Scharfrichters Ernst Reindel 1899 1946 des beruchtigten Henkers und Schlachters von Berlin der die Manner des Widerstandes in Berlin Plotzensee auf Befehl Hitlers an Fleischerhaken aufgehangt haben soll 6 Am 19 Juni 1944 wurde Claude Schmerber um 17 12 Uhr von Scharfrichter Roselieb im Roten Ochsen mit der Guillotine hingerichtet An jenem Tag lagen Roselieb 25 solcher Auftrage im Roten Ochsen vor Fur diese Hinrichtungen benotigte er insgesamt 60 Minuten 7 8 Nach Kriegsende 1945 setzte sich Alfred Roselieb rechtzeitig in die Britische Besatzungszone nach Hannover ab 9 1946 verzog Roselieb nach Burgwedel bei Hannover wo er auch starb 10 Nach dem Krieg versuchten Militaradministration und deutsche Justiz in der Sowjetischen Besatzungszone die Scharfrichter und ihre Gehilfen zur Verantwortung zu ziehen Im Falle des Roten Ochsen gelang es jedoch nicht die hier seit 1942 tatigen Henker vor Gericht zu stellen Dies war nur bei zwei Scharfrichtergesellen moglich und zwar dem aus Magdeburg stammenden Johannes Kleine 1890 1946 und Andreas Rose 1888 1947 Diese hatten nicht nur im Zuchthaus Halle Saale sondern auch in weiteren Hinrichtungsstatten als Scharfrichtergehilfen gedient Wahrend ihr letzter Vorgesetzter Alfred Roselieb durch seine Flucht jeglicher Strafverfolgung entgangen war kamen Kleine und Rose Ende 1945 in Untersuchungshaft 11 Am 14 Juni 1946 verurteilte das Sonderschwurgericht Merseburg in Halle Kleine und Rose wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tode Beiden wurde die Beteiligung an uber 500 Hinrichtungen mit Scharfrichter Roselieb im Zuchthaus Roter Ochse zur Last gelegt Der fruhere Reichsjustizminister Gustav Radbruch kritisierte das Urteil 12 Zwei weitere Beschuldigte der bis 1937 tatige Scharfrichter Carl Gropler 1868 1946 und der Gehilfe Karl Treudler 1876 1945 waren noch in Untersuchungshaft gestorben 13 Johannes Kleine verstarb noch vor der Urteilsvollstreckung am 22 Dezember 1946 Andreas Rose wurde am 19 Juni 1947 in der Strafanstalt Coswig Anhalt enthauptet 14 Gotthold Leistner liegt also nicht richtig wenn er schreibt Nach dem Zusammenbruch des Nazi Regimes wurden alle Scharfrichter Deutschlands Reindel Koster Ulitzke Hehr Rottger Weiss Roselieb Kleine sofern sie nicht durch Selbstmord ihrem Leben ein Ende gesetzt hatten hingerichtet 15 Neben Roselieb blieb mindestens auch Johann Reichhart am Leben wenn auch nicht ungestraft Uberhaupt seien diese Angaben bisher nie gepruft worden wie Buchautor Johann Dachs bemerkt 16 Alois Weiss steht falschlich auf der Liste er lebte noch bis 1969 Siehe auch BearbeitenZentrale Hinrichtungsstatte Liste von im Deutschen Reich hingerichteten Personen Liste der deutschen Scharfrichter in der Zeit des NationalsozialismusLiteratur BearbeitenMatthias Blazek Scharfrichter in Preussen und im Deutschen Reich 1866 1945 Ibidem Stuttgart 2010 ISBN 978 3 8382 0107 8 Harald Poelchau Die letzten Stunden Erinnerungen eines Gefangnispfarrers aufgezeichnet von Alexander Graf Stenbock Fermor Verlag Volk und Welt Berlin 1949 Daniel Bohse Alexander Sperk Bearb Der Rote Ochse Halle Saale Politische Justiz Katalog zu den Dauerausstellungen Hrsg Joachim Scherrieble Berlin 2008 ISBN 978 3 86153 480 8 Klaus Hillenbrand Berufswunsch Henker Warum Manner im Nationalsozialismus Scharfrichter werden wollten Campus Verlag Frankfurt New York 2013 ISBN 978 3 593 39723 8 S 92 Weblinks BearbeitenVerfolgte Schueler org Peter Schulze Tod unterm Fallbeil 2005 fof ohlsdorf de NS Henker lebt 23 Jahre unbehelligt im Ort HAZ deEinzelnachweise Bearbeiten Angelika Ebbinghaus Karsten Linne Kein abgeschlossenes Kapitel Hamburg im Dritten Reich Europaische Verlagsanstalt Hamburg 1997 ISBN 3 434 52006 6 S 338 Auguste Gerhards Morts pour avoir dit non 14 Alsaciens et Lorrains face a la justice militaire nazie La Nuee Bleue DNA Strassburg 2007 ISBN 978 2 7165 0713 4 S 26 ff Tankred Koch Geschichte der Henker Scharfrichter Schicksale aus acht Jahrhunderten Heidelberg 1988 1991 S 306 ff mit falscher Namensangabe Scharfrichter Klein Bundesarchiv Berlin R 3001 alt R 22 Nr 1324 Bl 329 Herbert Schmidt Todesurteile in Dusseldorf 1933 1945 Eine Dokumentation Droste Verlag Dusseldorf 2008 ISBN 978 3 7700 1295 4 S 49 Richard J Evans Rituale der Vergeltung Die Todesstrafe in der deutschen Geschichte 1532 1987 Kindler Hamburg 2001 ISBN 3 463 40400 1 S 864 918 LHASA MER Rep C134 Sondergericht Halle Nr 927 Bd 6 Bl 11 Auguste Gerhards Morts pour avoir dit non 14 Alsaciens et Lorrains face a la justice militaire nazie La Nuee Bleue DNA Strassburg 2007 ISBN 978 2 7165 0713 4 S 91 136 Julius Hans Schoeps Horst Hillermann Hrsg Justiz und Nationalsozialismus Bewaltigt Verdrangt Vergessen Burg Verlag Stuttgart Bonn 1987 ISBN 3 922801 36 6 S 35 Angelika Ebbinghaus Karsten Linne Kein abgeschlossenes Kapitel Hamburg im Dritten Reich Europaische Verlagsanstalt Hamburg 1997 ISBN 3 434 52006 6 S 228 Gunther Wieland Naziverbrechen und deutsche Strafjustiz Hrsg Werner Rohr Edition Organon Berlin 2004 ISBN 3 931034 07 0 S 234 Verfolgte Schuler In verfolgte schueler org Abgerufen am 14 April 2021 Scherrieble Bohse Sperk S 182 Scherrieble Bohse Sperk S 182 Gotthold Leistner Sachsen und die Guillotine Ein Beitrag zur Geschichte eines Totungsmonstrums In Sachsische Heimatblatter 48 Jg 2002 S 144 Ulitzke falsch fur den Wiener Scharfrichter Fritz Ulicky 1943 1945 zustandig fur die Untersuchungshaftanstalten Wien I und Graz Vgl Rolf Hochhuth Tell gegen Hitler Historische Studien Insel Verlag Frankfurt am Main Leipzig 1992 S 140 Johann Dachs Tod durch das Fallbeil Der deutsche Scharfrichter Johann Reichhart 1893 1972 Regensburg 1996 ISBN 3 548 36243 5 S 162 Anm 27 Mario Todte Die Hinrichtungen in Sachsen 1900 1981 Hausarbeit Leipzig 2006 S 18 Blazek S 99 102 Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 26 September 2023 PersonendatenNAME Roselieb AlfredKURZBESCHREIBUNG deutscher ScharfrichterGEBURTSDATUM 3 Juni 1891GEBURTSORT HannoverSTERBEDATUM 1969STERBEORT Burgwedel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alfred Roselieb amp oldid 239186224