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Ernst Reindel 30 November 1899 in Magdeburg hingerichtet zwischen dem 25 Juli 1945 und dem 15 Januar 1946 in Brest Belarussische SSR Sowjetunion war ein deutscher Scharfrichter zur Zeit des Nationalsozialismus Er vollstreckte mehrere hundert Todesurteile und wurde nach Kriegsende durch ein sowjetisches Militartribunal zum Tode verurteilt und hingerichtet Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Familiarer Hintergrund Scharfrichter Dynastie 1 2 Scharfrichter zur Zeit des Nationalsozialismus 1 3 Nachkriegszeit Verurteilung und Hinrichtung 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFamiliarer Hintergrund Scharfrichter Dynastie Bearbeiten Reindel stammte aus einer Scharfrichter Dynastie Schon im ausgehenden 18 Jahrhundert vollstreckte sein Vorfahr Johann Reindel Todesurteile in Bohmen und Salzburg 1 Ernst Reindels Grossvater Friedrich Reindel war bis 1898 langjahriger Scharfrichter in preussischen Diensten 2 Ernst Reindels Vater Wilhelm Reindel sowie dessen Bruder waren Gehilfen Friedrich Reindels Wilhelm Reindel folgte seinem Vater im Amt nach wurde jedoch infolge von Alkoholismus 1901 als Scharfrichter entlassen 3 Der Scharfrichter Alwin Engelhardt war ein angeheirateter Onkel Ernst Reindels 4 Scharfrichter zur Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Eine erste Bewerbung Ernst Reindels als Scharfrichter bei den preussischen Behorden wurde mangels Bedarfs 1925 nicht berucksichtigt Seinen Lebensunterhalt bestritt er als Abdeckereibesitzer in Gommern 1 Er wurde 1927 wegen unerlaubten Waffenbesitzes zu einer Geldstrafe verurteilt 5 Nach der Machtergreifung bewarb sich der politisch nicht in Erscheinung getretene Reindel im Herbst 1933 beim preussischen Justizministerium um einen Posten als Scharfrichter In seiner schriftlichen Bewerbung verwies er auf die Tradition des Scharfrichterwesens in seiner Familie und gab an dass er wegen der Erblindung seines Vaters nicht als Scharfrichter angelernt worden sei Zudem fuhrte er aus dass sich noch das Hinrichtungswerkzeug seines Grossvaters in seinem Besitz befinde 6 Reindel erhielt schliesslich die Stellung als vierter Scharfrichtergehilfe von Carl Gropler mit Chance auf Bewahrungsaufstieg da er noch nie einen Menschen hingerichtet hatte und zunachst Praxis erwerben sollte Am 19 Mai 1934 vollzog Reindel seine erste Hinrichtung die er laut Gropler einwandfrei vornahm Ein Jahr spater hatte er bereits selbststandig mehrere Hinrichtungen vorgenommen 1 Nachdem Gropler 1937 in den Ruhestand versetzt worden war wurde Reindel dessen Nachfolger als selbststandiger Scharfrichter 7 Reindel hatte Gehilfen die grosstenteils schon unter Gropler tatig gewesen waren 8 Auch unterstutzten ihn Gehilfen aus seinem Heimatort 9 nbsp Zentrale Hinrichtungsstatten und Vollstreckungsbezirke im Deutschen Reich 1944 Durch das Reichsjustizministerium wurden 1937 zunachst drei Scharfrichterbezirke eingerichtet Fur den Norden und Westen war Friedrich Hehr zustandig fur den Suden Johann Reichhart und fur den Osten Ernst Reindel Reindel oblagen die Hinrichtungen in Berlin Plotzensee und Breslau 10 Spater kam noch Gottlob Bordt fur Posen dazu Das Reichsjustizministerium entschied aufgrund ansteigender Todesurteile 1942 mehr Scharfrichter zu beschaftigen und die Anzahl der Scharfrichterbezirke zu erhohen 11 Reindel wurde dem Vollstreckungsbezirk VI zugeordnet und war als reisender Scharfrichter somit insbesondere fur die Vollstreckung von Todesurteilen in den Zentralen Hinrichtungsstatten Halle Saale Roter Ochse Weimar Gerichtsgefangnis Weimar und Dresden Untersuchungsgefangnis Dresden zustandig Zeitweise nahm er Hinrichtungen aber auch andernorts vor so in Berlin Brandenburg und Hamburg Unter den Hingerichteten befanden sich auch Widerstandskampfer gegen das NS Regime und sogenannte Rasseschander Bis 1943 nutzte er fur Hinrichtungen neben dem Fallbeil auch das Handbeil was eine Ausnahme darstellte 12 So richtete Reindel der Anfang Dezember 1939 der NSDAP Mitgliedsnummer 7 298 593 beigetreten war von April bis Juli 1942 im Zuchthaus Butzow Dreibergen wegen Plunderei zum Tode Verurteilte mit dem Handbeil hin 13 Reindel und weitere Scharfrichter wurden im Februar 1943 mit der Hinrichtungsmethode Hangen vertraut gemacht Reindel bat jedoch darum diese nicht anwenden zu mussen 14 Er kundigte am 1 September 1943 seine Scharfrichtertatigkeit zum 30 November 1943 Auf Nachfrage fuhrte er steuerliche Grunde an da nach Besteuerung seiner Einnahmen als Scharfrichter diese Tatigkeit fur ihn nicht mehr lukrativ erschien Zudem gab er an dass er infolge steigender Hinrichtungszahlen sich nicht mehr ausreichend um seine Abdeckerei kummern konne die er wahrend seiner Scharfrichtertatigkeit weitergefuhrt hatte 15 Dies war in der Justizgeschichte des nationalsozialistischen Deutschen Reiches ein einmaliger Vorgang 9 Im September 1943 erhangte Reindel mit seinen Gehilfen viele zum Tode Verurteilte in Berlin Plotzensee da das Fallbeil infolge eines Bombenangriffs nicht mehr funktionsfahig war 16 17 Insgesamt hat Reindel mindestens 600 bis 700 Hinrichtungen vollzogen 18 Nach anderen Quellen soll er nach seiner Kundigung jedoch bis 1945 Hinrichtungen vorgenommen haben 19 Nachkriegszeit Verurteilung und Hinrichtung Bearbeiten Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurden Reindel und weitere Scharfrichter beziehungsweise Scharfrichtergehilfen aufgrund von Kriegsverbrechen durch ein sowjetisches Militartribunal am 17 Juni 1945 zum Tode verurteilt Am 8 Juli 1945 wurden die Verurteilten in das belarussische Brest verbracht und dort wahrscheinlich zwischen dem 25 Juli 1945 und dem 15 Januar 1946 erschossen 20 Reindel wurde 1950 fur tot erklart 21 Siehe auch BearbeitenListe von im Deutschen Reich hingerichteten Personen Liste der deutschen Scharfrichter in der Zeit des NationalsozialismusLiteratur BearbeitenKlaus Hillenbrand Berufswunsch Henker Warum Manner im Nationalsozialismus Scharfrichter werden wollten Campus Verlag Frankfurt New York 2013 ISBN 978 3 593 39723 8 Klaus Dieter Muller Thomas Schaarschmidt Mike Schmeitzner Andreas Weigelt Todesurteile sowjetischer Militartribunale gegen Deutsche 1944 1947 Eine historisch biographische Studie Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2015 ISBN 978 3 525 36968 5 Thomas Waltenbacher Zentrale Hinrichtungsstatten Der Vollzug der Todesstrafe in Deutschland von 1937 1945 Scharfrichter im Dritten Reich Zwilling Berlin Berlin 2008 ISBN 978 3 00 024265 6 Weblinks BearbeitenDie Blutnachte von Plotzensee auf Gedenkstaette Ploetzensee deEinzelnachweise Bearbeiten a b c Hillenbrand Berufswunsch Henker 2013 S 57 f Matthias Blazek Herr Staatsanwalt das Urteil ist vollstreckt Die Bruder Wilhelm und Friedrich Reindel Scharfrichter im Dienste des Norddeutschen Bundes und Seiner Majestat 1843 1898 Ibidem Stuttgart 2011 ISBN 978 3 8382 0277 8 Hillenbrand Berufswunsch Henker 2013 S 254 279 Hillenbrand Berufswunsch Henker 2013 S 59 Hillenbrand Berufswunsch Henker 2013 S 66 255 Hillenbrand Berufswunsch Henker 2013 S 66 254 Hillenbrand Berufswunsch Henker 2013 S 106 255 Hillenbrand Berufswunsch Henker 2013 S 67 a b Joachim Scherrieble Hrsg Der Rote Ochse Halle Saale Politische Justiz 1933 1945 1945 1989 Katalog zu den Dauerausstellungen Links Berlin 2008 ISBN 978 3 86153 480 8 S 173 Hillenbrand Berufswunsch Henker 2013 S 71 Hillenbrand Berufswunsch Henker 2013 S 138 Muller Schaarschmidt Schmeitzner Weigelt Todesurteile sowjetischer Militartribunale gegen Deutsche 1944 1947 2015 S 253 Michael Buddrus Hrsg Mecklenburg im Zweiten Weltkrieg Die Tagungen des Gauleiters Friedrich Hildebrandt mit den NS Fuhrungsgremien des Gaues Mecklenburg 1939 1945 Eine Edition der Sitzungsprotokolle Edition Temmen Bremen 2009 S 1057 Hillenbrand Berufswunsch Henker 2013 S 106 Hillenbrand Berufswunsch Henker 2013 S 90f Gedenkstatte Plotzensee Die Blutnachte von Plotzensee Joseph Dolezal Im Todeshaus Oberregierungsrat Paul Vacano Leiter der Strafanstalt Berlin Plotzensee 1928 1943 44 Ein dokumentarischer Bericht Berlin 2013 S 35 Waltenbacher Zentrale Hinrichtungsstatten 2008 S 199 Waltenbacher Zentrale Hinrichtungsstatten 2008 S 141 f Richard J Evans Rituale der Vergeltung Die Todesstrafe in der deutschen Geschichte 1532 1987 Kindler Berlin 2001 ISBN 3 463 40400 1 S 918 Muller Schaarschmidt Schmeitzner Weigelt Todesurteile sowjetischer Militartribunale gegen Deutsche 1944 1947 2015 S 253 f Hillenbrand Berufswunsch Henker 2013 S 107 PersonendatenNAME Reindel ErnstKURZBESCHREIBUNG deutscher ScharfrichterGEBURTSDATUM 30 November 1899GEBURTSORT MagdeburgSTERBEDATUM zwischen 25 Juli 1945 und 15 Januar 1946STERBEORT Brest Belarus Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Reindel amp oldid 230541737