www.wikidata.de-de.nina.az
Die Affinitatsreifung englisch affinity maturation ist ein Prozess des Immunsystems von Saugetieren dessen Aufgabe die Verbesserung der Effizienz der Immunantwort nach wiederholtem Kontakt mit einem Antigen ist Die Affinitatsreifung geschieht in reifen B Lymphozyten in den Keimzentren der Lymphknoten und basiert auf einer auch als Somatische Hypermutation bezeichneten erhohten Mutationsrate in diesen Zellen und einer klonalen Selektion Sie findet lange nach der V D J Rekombination statt die fur die angeborene Diversitat der B Lymphozyten verantwortlich ist Der naturliche Prozess der Affinitatsreifung wird auch unter kunstlichen Bedingungen bei der Verbesserung rekombinanter Antikorper und Antikorperfragmente nachgeahmt und daher als In vitro Affinitatsreifung bezeichnet Physiologie BearbeitenNach dem Erstkontakt passender IgM tragenden B Lymphozyten mit einem prasentierten Antigen differenziert sich die Mehrheit dieser Zellen zu kurzlebigen Plasmazellen die fur die Produktion von Antikorpern zustandig sind Ein anderer Teil wandert in die Keimzentren der Lymphknoten wo zufallige die variablen Domanen der leichten und schweren Ketten von Immunglobulinen betreffende Mutationen erfolgen Die Mutationsrate ist im Vergleich zu anderen Korperzellen um bis zu 1 000 000 mal erhoht und fuhrt zu durchschnittlich einer Mutation innerhalb der variablen Domanen pro Zellgeneration 1 Eine wichtige Rolle bei dieser Form der somatischen Hypermutation nimmt die Activation Induced Cytidine Deaminase AID ein 2 Fur das Uberleben der so mutierten B Lymphozyten ist es essenziell dass sie uber ihre membrangebundenen Antikorper eine Interaktion mit dem von follikularen dendritischen Zellen und follikularen T Helferzellen prasentierten Antigen eingehen Dabei konkurrieren sie nicht nur untereinander sondern auch mit den als Folge der Primarantwort von Plasmazellen gebildeten IgG Antikorpern Durch den Konkurrenzdruck uberleben nur die B Lymphozyten deren prasentierte Antikorper eine verbesserte Affinitat zum Antigen aufweisen Von einer Vielzahl gebildeter Mutanten uberleben letztlich nur sehr wenige Klone Nach dieser Selektion differenzieren sich die uberlebenden B Lymphozyten zu Gedachtniszellen und langlebigen Plasmablasten unter Beibehaltung der genetischen Information der mutierten und selektierten Antikorper Die Plasmablasten wandern zum Knochenmark wo sie sich durch alternatives mRNA Splicing zu antikorpersegregierenden Plasmazellen differenzieren Durch die Repression des Transkriptionsfaktors Bcl 6 wird p53 gehemmt sodass eine starke Proliferation trotz Hypermutation stattfinden kann Die Gedachtniszellen zirkulieren in Blut und Lymphorganen Bei erneutem Kontakt mit dem betreffenden Antigen konnen diese umgehend aktiviert werden um in kurzer Zeit diese optimierten Antikorper zur Verfugung zu stellen Biotechnologische Nutzung BearbeitenNach dem Vorbild der In vivo Affinitatsreifung wird die In vitro Affinitatsreifung in der Biotechnologie zur Affinitatssteigerung von Antikorpern und Antikorperfragmenten unter Laborbedingungen genutzt Sie nutzt wie ihr Vorbild Mutation und Selektion zur Steigerung der Effizienz Die In vitro Affinitatsreifung findet insbesondere bei Antikorpern und daraus abgeleiteten Fragmenten Anwendung die keiner Affinitatsreifung in vivo unterlagen Dazu zahlen insbesondere solche die durch Screening von synthetischen oder naiven Antikorperbibliotheken gefunden wurden Daruber hinaus kann das Prinzip der In vitro Affinitatsreifung auch auf andere Biomolekule wie beispielsweise Antikorpermimetika ausgeweitet werden Fur die In vitro Affinitatsreifung werden Display Techniken wie beispielsweise das Phagen Display genutzt Sie bieten den Vorteil dass ein an der Oberflache exprimiertes Protein mittelbar mit der codierenden DNA verknupft ist Die codierende DNA kann mit Hilfe des Chain shufflings oder mit Hilfe von Mutagenesetechniken wie der Verwendung von E coli Mutatorstammen b Strahlung chemischen Mutagenen oder der Error prone PCR verandert werden Unter Verwendung von Display Techniken zur Selektion konnen Antikorperfragmente mit einer Affinitat im niedrigen nanomolaren Bereich nach zwei bis drei Mutations und Selektionszyklen erreicht werden 3 Einzelnachweise Bearbeiten Michael McHeyzer Williams Fundamental immunology Hrsg William E Paul Lippincott Williams amp Wilkins 2008 ISBN 978 0 7817 6519 0 B Lymphocyte Biology S 289 312 Grace Teng F Nina Papavasiliou Immunoglobulin Somatic Hypermutation In Annual Review of Genetics 41 Palo Alto 2007 ISSN 0066 4197 S 107 120 doi 10 1146 annurev genet 41 110306 130340 Andre Frenzel Lorin Roskos Scott Klakamp Meina Liang Rosalin Arends Larry Green Antibody Affinity In Stefan Dubel Janice M Reichert Hrsg Handbook of Therapeutic Antibodies Band II Wiley VCH Verlag Weinheim 2007 ISBN 978 3 527 31453 9 S 145 169 doi 10 1002 9783527682423 ch6 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Affinitatsreifung amp oldid 222275190