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Ein Abwurfdach Abwerfbares Dach schutzte als leicht demontierbare Konstruktion die Kurtinen Kavaliere und Bastionen einiger fruhneuzeitlicher Festungsbauten Die Verwendung dieser Dachform im mittelalterlichen Burgenbau ist hingegen wissenschaftlich nicht belegbar Die Spitalbastei in Rothenburg ob der TauberAbwurfdach auf einem Kavalier der mittelfrankischen Festung LichtenauZwei Basteien mit Abwurfdachern Die Kurtine mit ihren Dachkonsolen wird von einem Kavalier uberragt Festung Lichtenau Inhaltsverzeichnis 1 Mittelalterliche Abwurfdacher 2 Abwurfdacher im fruhneuzeitlichen Festungsbau 3 Literatur 4 EinzelnachweiseMittelalterliche Abwurfdacher BearbeitenIm 19 Jahrhundert entwickelten Architekturhistoriker wie August Essenwein die Vorstellung dass im 12 Jahrhundert die Hauptgebaude einer Burganlage durchgehend mit Wehrplatten abschlossen die jeweils nur von einem provisorischen leicht abnehmbaren Schutzdach uberdeckt waren Diese hier als Abwurfdacher bezeichneten Provisorien hatten sowohl Wehrbauten wie den Bergfried als auch Wohnbauten wie den Palas uberdacht und waren im Fall einer Belagerung schnell abbaubar gewesen damit auf den Wehrplattformen Wurfmaschinen zur Verteidigung der Burg aufgestellt werden konnten Diese Ansicht wurde bereits von Otto Piper angezweifelt als etwas das man sich wohl als zweckmassig erdenken konnte der Wirklichkeit aber durchweg nicht entspricht 1 Piper verweist unter anderem darauf dass es keine mittelalterlichen Quellen uber Abwurfdacher gibt dagegen jedoch mehrere Berichte uber Belagerungen in denen erwahnt wird dass feindliche Geschosse die Dacher einer Burg zerstorten was auf herkommliche feste Dachkonstruktionen hinweist Die neuere Burgenforschung geht daruber hinaus davon aus dass die Mehrzahl der mitteleuropaischen Burgen nicht gegen gross angelegte Belagerungen konzipiert war sondern gegen kleinere Angriffe und Handstreiche Da die meisten Burgen nicht bloss die militarische Funktion einer Festung hatten sondern gleichzeitig auch adlige Wohnbauten waren sind provisorische Dacher als Normalzustand ohnehin unwahrscheinlich Uber die Dachkonstruktionen hochmittelalterlicher Burgen ist abgesehen davon kaum etwas bekannt da sie in spateren Zeiten in der Regel umgebaut wurden beziehungsweise sich bei Ruinen nicht erhalten haben Abwurfdacher im fruhneuzeitlichen Festungsbau BearbeitenAb etwa 1550 lasst sich die tatsachliche Verwendung solcher Dachkonstruktionen im Festungsbau jedoch belegen Im Einflussbereich der frankischen Reichsstadt Nurnberg haben sich einige Abwurfdacher bis in die Gegenwart erhalten oder wurden rekonstruiert So werden etwa einige Kavaliere und Bastionen der reichsstadtischen Festung Lichtenau bei Ansbach von derartigen Konstruktionen uberdacht Dort belegen auch zahlreiche Konsolsteine an den Kurtinen eine geplante Ausfuhrung die aber den zeitgenossischen Bildquellen nach nicht realisiert wurde Eine Vogelschauansicht aus der Zeit des Dreissigjahrigen Krieges um 1630 Schwedisches Staatsarchiv zeigt die Wehranlage mit Abwurfdachern auf vier der funf Bastionen Auch die drei Kavaliere tragen entsprechende offene Aufbauten Uber den Kurtinen sind keine Dacher erkennbar Die Ansicht entspricht weitgehend dem gegenwartigen Zustand der Renaissancefestung Beim Wiederaufbau der bis zum Zweiten Weltkrieg weitgehend erhaltenen Stadtbefestigung Nurnbergs wurden einige Mauerabschnitte wieder in dieser Weise uberdacht Die Stander der Dachstuhle ruhen ebenfalls auf Steinkonsolen die aus der Mauerflucht ausspringen oder der Mauerbrustung aufgesetzt wurden Diese Nurnberger Vorbilder wurden auch von anderen frankischen und schwabischen Reichsstadten ubernommen Stadtbefestigung Nordlingen Spitalbastei Rothenburg ob der Tauber Die Geschichte dieses Bautyps ist wissenschaftlich noch weitgehend unerforscht Auch im zeitgenossischen italienischen Festungsbau sind Abwurfdacher oder leichte Dachkonstruktionen belegbar Fortezza da Basso Florenz Die frankischen Militaringenieure orientierten sich im 16 Jahrhundert uberwiegend an italienischen Innovationen Literatur BearbeitenDaniel Burger Festungen in Bayern Regensburg 2008 ISBN 978 3 7954 1844 1 Einzelnachweise Bearbeiten Piper Otto Burgenkunde Bauwesen und Geschichte der Burgen Wurzburg 1912 S 392 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Abwurfdach amp oldid 205209564