www.wikidata.de-de.nina.az
Abel Francois Villemain 9 Juni 1790 in Paris 8 Mai 1870 ebenda war ein franzosischer Gelehrter und Politiker Villemain portratiert im Jahr 1855 von Ary Scheffer Inhaltsverzeichnis 1 Abstammung Jugend und fruhe Laufbahn 2 Karriere wahrend der Restauration 3 Hohepunkt der politischen Laufbahn wahrend der Julimonarchie 4 Privatleben seit 1848 5 Literarische Tatigkeit 6 Werke 7 Literatur 8 WeblinksAbstammung Jugend und fruhe Laufbahn BearbeitenAbel Francois Villemain war der Sohn des Stallmeisters und Seidenwarenhandlers Ignace Jean Villemain und der Pariser Burgerstochter Anne Genevieve Laumier Er erhielt seinen ersten Unterricht im Internat bei M Planche und spielte im Alter von zwolf Jahren in der griechischen Tragodie Philoktet mit wobei er die Rolle des Odysseus ubernahm uber den er schon viel gelesen hatte Dann besuchte er als ausgezeichneter Schuler das Lycee Louis le Grand Seine Begabung verschaffte ihm fruh viel Ansehen und sogar sein Rhetoriklehrer Luce de Lancival liess sich wahrend seiner zeitweiligen Krankheit von ihm vertreten Nachdem Villemain das Gymnasium verlassen hatte ernannte Jean Pierre Louis de Fontanes den brillanten Schulabganger 1810 zum vertretenden Rhetoriklehrer am Lycee Charlemagne dann zum Dozenten der franzosischen Literatur und lateinischen Metrik an der Ecole normale superieure in Paris 1812 durfte er anlasslich der Preisverleihung des Concours general jahrlicher Leistungswettbewerb an franzosischen Gymnasien eine Rede in Latein halten dessen Verwendung gerade wieder eingefuhrt worden war Seine Rede beeindruckte die Zuhorer durch den vollendeten lateinischen Stil und den hohen Gedankenflug Am 23 Marz 1812 erhielt er fur seine Eloge auf Michel de Montaigne 1812 einen Preis der Academie francaise ebenso am 25 August 1816 fur seine Eloge auf Montesquieu Deshalb wurde er von Jean Baptiste Antoine Suard vom Grafen der Narbonne und von der Prinzessin von Vaudemont unterstutzt und war aufgrund seines geistreichen Unterhaltungstalents trotz seines unattraktiven Ausseren und seiner nachlassigen Kleidung ein geschatzter Gast in den literarischen Salons besonders jenem der Madame de Broglie der Tochter der bekannten Schriftstellerin Madame Anne Louise Germaine de Stael Bei zwei weiteren akademischen Wettbewerben triumphierte er mit der gleichen Fertigkeit Karriere wahrend der Restauration Bearbeiten nbsp Abel Francois VillemainAm 21 April 1814 durfte Villemain mit einer Ausnahmeerlaubnis in der Academie francaise vor dem preussischen Konig und dem russischen Kaiser seine Abhandlung Avantages et inconvenients de la critique vorlesen und machte den fremden Monarchen Komplimente fur die er von den Liberalen scharf kritisiert wurde Ende Mai 1814 wurde er an Stelle von Francois Pierre Guillaume Guizot stellvertretender Professor fur Moderne Geschichte und im November 1816 als Nachfolger von Pierre Paul Royer Collard Professor der franzosischen Rhetorik an der Sorbonne In letzterer Funktion hielt er abgesehen von kurzen Unterbrechungen von 1816 bis 1832 als erster Vorlesungen uber die Geschichte der franzosischen Literatur die sehr gut besucht und enthusiastisch aufgenommen wurden so dass er grossen Einfluss auf seine Schuler hatte Ohne sein Lehramt aufzugeben wurde Villemain unter dem Minister Decazes im Dezember 1815 Direktor des Buchhandels Chef de l imprimerie et de la librairie im Innenministerium und war in dieser Funktion auch fur die Zensur der Presse zustandig Am 4 November 1818 wurde er zum Maitre des requetes im Staatsrat ernannt Diese Verwaltungstatigkeit genugte ihm bald nicht mehr und er strebte ein Abgeordnetenmandat an Er trat der Partei der Doktrinare bei und griff den monarchistisch gesinnten Politiker Jean Baptiste de Villele an Am 25 April 1821 wurde Villemain als Nachfolger Fontanes Mitglied der Academie francaise Begeistert vom griechischen Freiheitskampf gegen die jahrhundertelange Besatzung durch das Osmanische Reich verfasste Villemain zu diesem Thema 1825 zwei Schriften Lascaris ou les Grecs du XVe siecle und Essai sur l etat des Grecs depuis la conquete musulmane Villele liess die Vorlesungen von Guizot Victor Cousin und Villemain an der Sorbonne zeitweilig suspendieren da sie ihm zu erfolgreich waren 1827 erhob Villemain als einziger Staatsrat Einspruch gegen die geplante Wiedereinfuhrung der Zensur Die Academie francaise beauftragte ihn Charles de Lacretelle und Francois Rene de Chateaubriand mit der Verfassung einer Bittschrift an Konig Karl X gegen das Zensurgesetz Diese Aufgabe erledigte Villemain so perfekt dass ihn Villele am gleichen Tag von seinem Posten im Staatsrat absetzte In seinen Vorlesungen uber die Schriftsteller des 18 Jahrhunderts spielte er auf deren grosse Ideen zur Freiheit an und machte versteckte und bissige Bemerkungen gegen die Regierung die seine Zuhorer sofort verstanden und freudig aufnahmen Anfang 1828 wurde Villele selbst entlassen und Villemain erhielt unter dem Ministerium Martignac seine Funktion im Staatsrat zuruck die er aber 1829 mit dem Regierungsantritt des Ministeriums Jules de Polignac wieder niederlegte Er liess sich am 19 Juli 1830 zum Deputierten fur das Department Eure wahlen Hohepunkt der politischen Laufbahn wahrend der Julimonarchie BearbeitenVillemain gehorte zu jenen Deputierten die am 26 Juli 1830 ein Protestschreiben gegen die Juliordonnanzen verfassten Nach der Julirevolution wurde er am 13 August 1830 Mitglied des koniglichen Rates fur offentlichen Unterricht und gehorte auch einem Gremium an das die Unterrichtsgesetze reformieren sollte Als Mitglied der Kommission zur Revision der Verfassung forderte er die Abschaffung des Gesetzes das den Katholizismus zur Staatsreligion erklarte Obwohl Villemain die neue Regierung unterstutzte stimmte er keineswegs allen ihren Gesetzen zu Bis zu seinem Eintritt ins Kabinett 1839 gehorte er der royalistischen Mitte rechts Opposition an So sprach er sich fur die Unabsetzbarkeit der Parlamentarier aus und gegen die Todesstrafe bei politischen Angelegenheiten Wegen seiner zu revolutionaren Vorstellungen wurde er 1831 als Deputierter nicht wiedergewahlt Villemain heiratete am 30 Janner 1832 in Dreux Louise Desmousseaux de Givre deren Vater 1815 zum Deputierten gewahlt worden war Der Burgerkonig Louis Philippe ernannte Villemain am 11 Oktober 1832 zum Pair Damals riefen grosse Probleme in Frankreich Unruhen in Paris und anderswo hervor und Villemain stimmte am 15 Februar 1833 der Regierung zu die Hauptstadt in Belagerungszustand zu versetzen was schon im vorigen Juni stattgefunden hatte Er tadelte aber auch den Brauch zahlreiche politische Prozesse vor die Pairskammer zu bringen die sich standig wiederholten und durch den dabei zutage tretenden Hass der Streitparteien die Wurde dieser Versammlung verletzten Am 11 Dezember 1834 wurde er zum standigen Sekretar der Academie francaise auf Lebenszeit gewahlt Er hielt mehrere glanzende Reden z B 1835 gegen die Septembergesetze zur Beschrankung der Pressefreiheit und forderte vergeblich dass die Presse nur dem gemeinen Recht unterliegen solle Der Koalition gegen das Ministerium Mole trat Villemain nicht bei sondern wurde am 12 Mai 1839 unter dem zweiten Ministerium von Nicolas Jean de Dieu Soult Minister des offentlichen Unterrichts Er leitete eine Reorganisation der offentlichen Bibliotheken in die Wege und forderte die historischen Studien durch einen neuen Impuls zur Publikation der Documents inedits sur l histoire de France Mit Minoides Mynas entsandte er einen Griechen der sich in Paris niedergelassen hatte nach Griechenland und Kleinasien um weitere Handschriften altgriechischer Autoren aufzuspuren Am 1 Marz 1840 trat er von seinem Ministerposten zuruck als die Deputierten unerwartet ohne Diskussion die geplante Dotation des Grafen von Nemours Ludwig von Orleans ablehnten Er erhielt dann am 29 Oktober 1840 unter Guizot wieder die Leitung des Unterrichtsministeriums und brachte nach mehreren Anlaufen und Uberarbeitungen ein Gesetz zur Freiheit des Unterrichts durch das aber weder die Kirche noch die Universitaten befriedigte 1844 liess er die Jesuiten ausweisen Zwar war Villemain ein selten kompetenter Minister aber kein radikaler Reformer und hinterliess daher keine grossen Spuren seiner Tatigkeit Scharfsinnig erkannte er meist die kleinsten Details damit aber auch das oft widerspruchliche Fur und Wider geplanter Veranderungen in seinem Kompetenzbereich und zogerte daher oft mit der Durchfuhrung seiner Reformvorhaben Am 12 Februar 1841 wurde Villemain in die Academie des inscriptions et belles lettres aufgenommen und am 29 Oktober 1843 zum Grossoffizier der Ehrenlegion ernannt Schliesslich war Villemain der starken Kritik mude seine Gesundheit verschlechterte sich und er hatte auch grosse hausliche Sorgen so dass er einige Zeit einen Zustand der Verzweiflung nahe dem Wahnsinn durchlebte Auch fuhlte er sich von den Jesuiten verfolgt Zwar verbesserte sich seine Konstitution wieder doch blieb er ziemlich trubsinnig Deshalb gab er am 30 Dezember 1844 sein Amt als Unterrichtsminister auf und lehnte eine ihm angebotene Pension von 15 000 Franc ab Nach seiner Genesung nahm er 1845 wieder seine Funktion als standiger Sekretar der Academie francaise auf und trat 1846 wieder als Redner in der Kammer der Pairs auf wo er etwa in der Frage der politischen Fluchtlinge oder des Medizinunterrichts mitsprach Wahrend der gesamten Julimonarchie war Villemain ein bedeutender Schirmherr der Literatur in Frankreich Privatleben seit 1848 BearbeitenNach der Februarrevolution 1848 zog sich Villemain ganz aus der Politik zuruck Er nahm auch seine Vorlesungen an der Sorbonne nicht mehr auf war zwar vom Januar bis Mai 1852 Staatsrat verzichtete aber nach der Grundung des zweiten Kaiserreichs auf alle Amter mit Ausnahme seines Sitzes in der Academie francaise Er legte 1852 auch seinen Professorentitel nieder und widmete sich ausschliesslich der Veroffentlichung neuer und der Neuausgabe seiner alteren Werke In seinem 1860 erschienenen Buch La France l Empire et la Papaute das grosses Aufsehen erregte verteidigte er die weltliche Macht des Papstes Nach seinem Tod 1870 erschien sein hervorragendes Werk Histoire de Gregoire VII Literarische Tatigkeit BearbeitenVillemain hatte die Einschatzung von Napoleon erfahren dass man die schriftstellerische Tatigkeit eines Menschen nicht von seinem restlichen Leben trennen konne daher versuchte er auch in seiner Literaturkritik die Werke der Autoren nie abgekoppelt von ihrer allgemeinen Biographie zu analysieren Er vertrat in der Literatur einen eklektizistischen Standpunkt Deshalb nahm er in zwei asthetisch kritischen Schriften Melanges 1823 und Nouveaux melanges 1827 eine vermittelnde Position zwischen den extremen Positionen der Anhanger des Romantizismus einerseits und jenen des Klassizismus andererseits ein und ersteren gefiel sein ehrliches Verstandnis fur die Schonheit der englischen italienischen und spanischen Dichtung wahrend letztere seine ebenso grosse Achtung der Klassiker der antiken griechisch romischen sowie der franzosischen Literatur schatzten Wahrend er insbesondere die klassische englische Literatur liebte stand er den deutschen Dramen und Philosophen eher ablehnend gegenuber und hatte kein Verstandnis fur die Bewunderung der deutschen Literatur durch manche seiner Zeitgenossen Durch die Einfuhrung und methodische Verwendung der Vergleichenden Literaturwissenschaft suchte Villemain Beruhrungspunkte und Analogien der europaischen Nationalliteraturen zu beleuchten Unglucklicherweise sind seine Vorlesungen der Jahre 1816 1826 bis auf zwei Eroffnungsreden verloren Erst ab 1827 als er bei Geschichte der franzosischen Literatur der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts angekommen war begann er seine Universitatskurse auch schriftlich zu veroffentlichen und erganzte sie spater um seine 1826 gehaltenen Kurse die die erste Halfte des 18 Jahrhunderts behandelten Sein die Vorlesungen von 1827 bis 1830 umfassender Cours de litterature francaise 2 Auflage 1864 in 6 Banden stellt sein Hauptwerk dar und ist noch heute wichtig Weniger bedeutend als Villemains Werke uber die Literaturgeschichte Frankreichs sind seine Arbeiten uber die spatantike Literatur sowie zur Geschichte z B seine 1819 erschienene Biographie uber Oliver Cromwell der mit Napoleon Bonaparte verglichen wird 1823 gab er die von Angelo Mai entdeckte Schrift De republica des Marcus Tullius Cicero mit franzosischer Ubersetzung Einleitung und wissenschaftlichen Anmerkungen heraus Werke BearbeitenDiscours sur les avantages et les inconvenients de la critique 1814 Preisschrift Le Roi la charte et la monarchie Paris 1816Histoire de Cromwell 2 Bde Paris 1819 dt von Berly Leipzig 1830Discours et melanges litteraires 2 Bde Paris 1823 darin Villemains Lobrede auf Montaigne und Montesquieu etc Lascaris ou les Grecs du XVe siecle Paris 1825 historischer Roman dt Strassburg 1825Essai sur l etat des Grecs depuis la conquete musulmane Paris 1825Nouveaux melanges historiques et litteraires Paris 1827Cours de l eloquence Paris 1827Cours de litterature francaise 5 Bde Paris 1828 1829 neue Ausgabe 6 Bde 1864 bestehend aus Tableau de la litterature francaise au moyen age en France en Italie en Espagne et en Angleterre 2 Bde 1846 und Tableau de la litterature francaise au 18e siecle 4 Bde 1864 Considerations sur la langue francaise Paris 1835 Vorwort zur 6 Auflage des Dictionnaire de l Academie francaise Etudes de litterature ancienne et etrangere Paris 1846 darin Studien zu Herodot Lukrez Cicero Plutarch Lucan Tiberius griechischen Romanen sowie Bemerkungen zu Shakespeare Milton Pope Wicherley Young und Byron Tableau de l eloquence chretienne au IVe siecle Paris 1846 dt Regensburg 1855Souvenirs contemporains d histoire et de litterature Paris 1853 dt Leipzig 1854Choix d etudes sur la litterature contemporaine Paris 1857La tribune moderne Bd 1 Chateaubriand Paris 1857 Bd 2 aus dem Nachlass 1882Essais sur le genie de Pindare et sur la poesie lyrique Paris 1859Histoire de Gregoire VII 2 Bde Paris 1873Ausserdem verfasste Villemain zahlreiche Artikel in der Revue des Deux Mondes Biographie universelle im Journal des Savants usw Literatur BearbeitenPierre Moreau Villemain Abel Francois In Dictionnaire des lettres francaises au XIXe siecle S 511ff Villemain Abel Francois In Meyers Konversationslexikon 4 Auflage 1885 92 Bd 16 S 210 Villemain Abel Francois In Nouvelle biographie generale Bd 46 1865 Sp 193 199 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Abel Francois Villemain Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kurzbiografie und Werkliste der Academie francaise franzosisch Werke von und uber Abel Francois Villemain in der Deutschen Digitalen Bibliothek Abel Francois Villemain im Internet ArchiveNormdaten Person GND 118804634 lobid OGND AKS LCCN n84051583 VIAF 49232712 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Villemain Abel FrancoisKURZBESCHREIBUNG franzosischer Gelehrter und PolitikerGEBURTSDATUM 9 Juni 1790GEBURTSORT ParisSTERBEDATUM 8 Mai 1870STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Abel Francois Villemain amp oldid 204932153