www.wikidata.de-de.nina.az
Ein 4Pi Mikroskop ist eine Variante des Konfokalmikroskops das eine hohere Auflosung besitzt als die bei normalen konfokalen Mikroskopen ubliche Auflosung von etwa 200 nm in seitlicher und 500 700 nm in axialer Richtung Das 4Pi Mikroskop kann die axiale Auflosung auf etwa 100 150 nm verbessern die seitliche laterale Auflosung wird dagegen nicht verandert Dadurch erreicht es einen nahezu spharischen fokalen Lichtfleck mit insgesamt 5 7fach geringerem Volumen Inhaltsverzeichnis 1 Funktionsprinzip 2 Entwicklung 3 Siehe auch 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseFunktionsprinzip BearbeitenDie Steigerung der Auflosung wird durch die Verwendung von zwei gegenuberliegenden Objektiven erreicht welche das Praparat nicht nur von zwei Seiten koharent beleuchten sondern das von dem Praparat reflektierte oder ausgesandte Licht auch von beiden Seiten koharent einsammeln Der Raumwinkel W displaystyle Omega nbsp der fur Beleuchtung und Detektion verwendet wird erhoht sich auf diese Weise und nahert sich dem idealen Fall an Dann wird von allen Raumrichtungen beleuchtet und in allen Raumrichtungen Licht detektiert Das Licht eines Lasers wird durch einen Strahlteiler in zwei Richtungen aufgeteilt und uber Spiegel zu zwei gegenuberliegenden Objektiven gelenkt Diese fokussieren das Licht auf denselben Ort an dem es zur Interferenz kommt Angeregte Molekule an diesem Ort konnen wiederum Licht aussenden welches von beiden Objektiven aufgefangen im bereits erwahnten Strahlteiler zusammengefuhrt und uber einen dichroischen Spiegel auf den Detektor gelenkt wird wo das detektierte Licht dann interferieren kann Rein theoretisch konnte pro Objektiv Licht aus einem Halbraum also aus dem Raumwinkel von W 2 p displaystyle Omega 2 pi nbsp eingesammelt werden so dass mit zwei Objektiven das in den gesamten Raum W 4 p displaystyle Omega 4 pi nbsp ausgestrahlte Licht eingesammelt werden konnte Der Name dieser Mikroskopieart leitet sich daher vom maximal moglichen Raumwinkel fur Anregung und Detektion ab Praktisch ist eine Detektion in allen Richtungen nicht zu erreichen Moderne Mikroskopobjektive haben nur einen maximalen Offnungswinkel von ca 140 der einem Raumwinkel W displaystyle Omega nbsp von ca 1 3 p displaystyle 1 3 pi nbsp entspricht Man unterscheidet 3 Typen je nachdem ob zwei Objektive nur fur die Anregung nur fur die Detektion oder fur beides verwendet werden Die Komplexitat des Mikroskops nimmt dabei zum letzteren Typ hin zu bei dem die koharenten Uberlagerung der beiden Objektivfoki sowohl in der Anregung als auch bei der Detektion erreicht werden muss 1 Das 4Pi Mikroskop hat besondere Anwendungen in der Zellbiologie gefunden da hier viele Strukturen in einer Grossenordnung von 200 nm und darunter liegen Dreidimensionale Rekonstruktionen von Zellen konnten deutlich verbessert werden da der Nachteil der konfokalen Mikroskopie die schlechte Auflosung entlang der optischen Achse komplett entfallt In Kombination mit der STED Mikroskopie konnte dann ein nahezu spharischer Fokus mit stark erhohter Auflosung erzeugt werden Entwicklung Bearbeiten1971 veroffentlichten Thomas Cremer und Christoph Cremer theoretische Berechnungen uber die Erzeugung eines idealen Hologramms zur Uberwindung der Beugungsgrenze das ein Interferenzfeld in allen Raumrichtungen festhalt ein sogenanntes 4p Hologramm 2 3 Die Veroffentlichung aus dem Jahr 1978 4 hatte jedoch einen falschen physikalischen Schluss gezogen namlich einen punktformigen Lichtfleck und die axiale Auflosungserhohung als eigentlichen Vorteil der Hinzunahme der anderen Raumwinkelseite vollig ubersehen 5 Die erste Beschreibung eines praktikablen Verfahrens fur 4Pi Mikroskopie gelang Stefan Hell 1991 6 Sie beinhaltet die zwei gegenuberliegenden Objektive und die Benutzung der Interferenz 1994 gelang ihm auch die erste praktische Demonstration der verbesserten Auflosung eines 4Pi Mikroskops 7 In den folgenden Jahren wurden die Anwendungsmoglichkeiten des 4Pi Mikroskops weiter verbessert Mit einer parallelen Anregung und Detektion von Molekulen in einem 4Pi Mikroskop an 64 Stellen im Praparat gleichzeitig konnte 2002 die Dynamik der Mitochondrien in Hefezellen aufgenommen werden da deren Grossenordnung im auflosbaren Bereich eines 4Pi Mikroskops liegt 8 Eine kommerzielle Version des 4Pi Mikroskops wurde von Leica Microsystems 2004 auf den Markt gebracht 9 Durch die Kombination von 4Pi optischen Systemen und STED gelang es 2009 einen uniformen im Durchmesser circa 50 nm kleinen Lichtfleck als Fokus eines Mikroskops in fixierten Zellen zu erreichen was in etwa einer Volumenverkleinerung des Fokus gegenuber der Standard Konfokalmikroskopie um den Faktor 150 200 entspricht 10 Die Kombination von 4Pi Mikroskopie mit RESOLFT Mikroskopie mit schaltbaren Proteinen ermoglicht seit 2015 dann sogar die Erstellung von Aufnahmen mit isotroper Auflosung in lebenden Zellen bei wesentlich niedrigeren Intensitaten 11 Siehe auch BearbeitenStimulated Emission Depletion Microscope STED Weblinks BearbeitenEntwicklung der 4Pi Mikroskopie Department of NanoBiophotonics MPI fur Biophysikalische Chemie Gottingen Die 4Pi konfokale Mikroskopie auf dem Weg zur Routineanwendung G I T BIOforum 3 2005 S 46 47 PDF 242 kB Einzelnachweise Bearbeiten C Decker 4Pi Mikroskopie Prinzip und Realisation Memento vom 22 Dezember 2015 im Internet Archive Handout zum Seminarvortrag am 14 Dezember 2010 Patentanmeldung DE2116521A1 Verfahren zur Darstellung bzw Modifikation von Objekt Details deren Abmessungen ausserhalb der sichtbaren Wellenlangen liegen Angemeldet am 5 April 1971 veroffentlicht am 12 Oktober 1972 Erfinder Christoph Cremer Thomas Cremer Konstruktionsplan 1978 Konfokales Laser Scanning Fluoreszenzmikroskop mit hoher Auflosung und Scharfentiefe 4Pi Point Hologram Memento des Originals vom 4 Marz 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www kip uni heidelberg de PDF 83 kB C Cremer and T Cremer 1978 Considerations on a laser scanning microscope with high resolution and depth of field Microscopica Acta VOL 81 NUMBER 1 September pp 31 44 1978 The Nobel Prize in Chemistry 2014 Patent EP0491289 Double confocal scanning microscope Veroffentlicht am 24 Juni 1992 Erfinder Stefan Hell S W Hell E H K Stelzer Properties of a 4Pi confocal fluorescence microscope In Journal of the Optical Society of America A Optics Image Science and Vision Vol 9 Nr 12 1992 S 2159 2166 doi 10 1364 JOSAA 9 002159 S W Hell E H K Stelzer S Lindek C Cremer Confocal microscopy with an increased detection aperture Type B 4Pi confocal microscopy In Optics Letters Band 19 Nr 3 1994 S 222 224 doi 10 1364 OL 19 000222 A Egner S Jakobs S W Hell Fast 100 nm resolution three dimensional microscope reveals structural plasticity of mitochondria in live yeast In PNAS Band 99 2002 S 3370 3375 doi 10 1073 pnas 052545099 Pressemitteilung Leica Memento vom 1 Marz 2012 im Internet Archive engl Zuletzt gespeichert am 1 Marz 2012 R Schmidt C A Wurm S Jakobs J Engelhardt A Egner S W Hell Spherical nanosized focal spot unravels the interior of cells In Nature Methods Band 5 2008 S 539 544 doi 10 1038 nmeth 1214 Ulrike Bohm Stefan W Hell Roman Schmidt 4Pi RESOLFT nanoscopy In Nature Communications Vol 7 Nr 10504 2016 S 1 8 doi 10 1038 ncomms10504 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title 4Pi Mikroskop amp oldid 231192902