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Die Osterreichisch Ungarische Militarmission in Persien war ab 1879 mit dem Aufbau eines militarischen Verbandes in Persien befasst der als Teil der Bemuhungen die persische Armee unter Naser ad Din Schah zu reformieren und ein stehendes Heer in Persien einzurichten gilt Der zu errichtende Verband sollte die Starke eines Korps haben Iranische Kadetten der osterreichischen Militarakademie Teheran um 1900 Inhaltsverzeichnis 1 Grundungsgeschichte 2 Persische Armee 3 Einsatzgeschichte 4 Weitere Entwicklung 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGrundungsgeschichte Bearbeiten nbsp Persische Infanterie angetreten zur Parade 1890Ein Korps ist ein militarischer Grossverband der aus mehreren Waffengattungen besteht Die Grundung des von der osterreichisch ungarischen Militarmission aufgebauten Korps war Teil eines Modernisierungsprozesses der persischen Streitkrafte der mit Hilfe osterreichischer Militarexperten umgesetzt worden ist Aufgrund der guten Beziehungen des ersten Dolmetschers von Naser ad Din Schah des Armeniers Mirza Dawud David Khan zum osterreichischen Hof in Wien und der Verbindungen seines ehemaligen Leibarztes Jakob Eduard Polak wurden auf der zweiten Europareise Naser al Din Schahs osterreichische Offiziere angeworben die die Reorganisation der persischen Armee in Angriff nehmen sollten Die Ankunft Naser al Din Schahs in Wien am 5 Juli 1878 glich einem wahren Volksfest Johann Strauss hatte im Auftrag des Wiener Hofes eine persische Nationalhymne komponiert um den Gast standesgemass empfangen zu konnen Die Hymne wird heute unter dem Titel Persischer Marsch 1 aufgefuhrt Als erstes besuchte Naser al Din Schah das Wiener Arsenal um sich die von Generalmajor Uchatius entwickelten Geschutze vorfuhren zu lassen Der Schah war offensichtlich so beeindruckt dass er umgehend 12 Geschutze bestellte Ferner kaufte er 26 000 Gewehre und vereinbarte mit der osterreichischen Regierung die Entsendung einer Militarmission Man bestimmte Oberst Adalbert Schonowsky von Schonwies zum Leiter der Mission der am 29 Oktober 1878 mit 30 weiteren Offizieren nach Teheran abreiste Am 12 November 1878 war die Mission in Tarnopol eingetroffen wo Militarkapellmeister i R Julius Gebauer mit den Instrumenten die er in Wien fur einen persischen Musikzug gekauft hatte zu der Mission stiess Die 14 Teilnehmer der Mission reisten dann mit einem Gepack von 2 4 Tonnen mit dem Zug nach Odessa per Schiff nach Poti wieder mit der Eisenbahn nach Tiflis von dort nach Baku und uber das Kaspische Meer nach Rasht 2 Die Mission kam im Janner 1879 in Teheran an Begleitet wurde die Mission von Albert Joseph Gasteiger Freiherr von Ravenstein und Kobach der bereits einige Jahre in Persien dem Schah gedient hatte nbsp Musikkapelle des KorpsDie Aufgabenstellung der Mission bestand darin die persische Armee nach dem Vorbild der k u k Armee zu reorganisieren Als erstes sollte ein Korps von insgesamt 7 000 Mann inklusive eines Musikzuges aufgestellt werden Die Ausbildung der Soldaten sollte bis Marz 1881 abgeschlossen sein Die Osterreicher konnten erreichen dass die persischen Soldaten des Korps besser als die ubrigen Soldaten bezahlt wurden sowie dass der Sold regelmassig ausgezahlt wurde Trotz Angriffen durch die Geistlichkeit gegen die Unglaubigen bildete sich offensichtlich bald ein Korpsgeist heraus der die Ausbildung zu einem Erfolg zu machen schien Am 22 Mai 1879 besichtigte Naser al Din Schah zum ersten Mal das von der osterreichisch ungarischen Militarmission aufgebaute Korps Er wurde mit einem Radetzkymarsch begrusst nahm eine Parade ab und besichtigte die Kasernen von Abd ol Asim die er offensichtlich noch nie in so sauberem Zustand gesehen hatte Die gute Stimmung der osterreichischen Offiziere wurde allerdings dadurch getrubt dass im Mai 1879 russische Offiziere eintrafen die sich an den Aufbau einer persischen Kosakenbrigade machten Dass am Ende die persische Kosakenbrigade das von den Osterreichern aufgebaute Korps uberflugelte und spater den Kern der iranischen Armee bilden sollte mag an Reza Khan dem spateren Reza Schah Pahlavi gelegen haben Noch sah allerdings alles nach einem Erfolg der osterreichisch ungarischen Militarmission aus Ende Juli 1879 hatte das Korps einen Personalbestand von 90 Offiziere und 1 400 Mann Im Janner 1880 wurde der Leiter der Mission Schonowsky abberufen und durch Oberst Schemel v Kuhnritt einen ehemaligen Regimentskommandanten des K u k Husarenregiment Friedrich Leopold von Preussen Nr 2 ersetzt Das Korps bestand im Mai aus 2 000 Mann die mit osterreichischen Uniformen und Waffen ausgestattet waren Im April 1880 waren es dann bereits 260 Offiziere und 6 000 Mann die im Osterreichischen Korps Dienst taten Persische Armee Bearbeiten nbsp Zell al Sultan in osterreichischer MilitaruniformDie Planungen fur die persische Armee sahen bei einer Gesamtstarke eines Korps von 7000 Mann wie folgt aus 3 6 Bataillone Infanterie mit je 800 Mann 1 Bataillon Jager mit 800 Mann 3 Batterien Artillerie mit je 200 Mann 1 Geniekompagnie Pioniere mit 200 Mann 3 Musikkorps mit je 50 MannEinsatzgeschichte Bearbeiten nbsp Gebiet des Kurdenaufstandes unter Scheich Ubeydallah 1880 Der erste Einsatz des Osterreichischen Korps fand im Oktober 1880 statt In Aserbaidschan war es unter der Fuhrung von Scheich Ubeydallah zu einem Aufstand der Kurden gegen die Zentralregierung in Teheran gekommen Zum Kommandanten des Detachements wurde Hauptmann Carl Walter Wagner von Wetterstadt berufen der bereits in Mexiko unter Maximilian I gedient hatte und kampferprobt war Der Aufstand wurde niedergeschlagen Hauptmann Wagner blieb mit der Artillerie in Urmia um es gegen weitere Uberfalle zu verteidigen Die Erfolge des Osterreichischen Korps fuhrten zu weitergehenden Planen Das gesamte Heer sollte osterreichische Uniformen erhalten und mit neuen Gewehren und Geschutzen bewaffnet werden Doch aus alledem wurde nichts da es Naser al Din Schah an den notigen Mitteln fehlte Im Mai 1881 wurde der Sold des Korps herabgesetzt und am 5 August 1881 reichten alle Offiziere ihre Kundigung ein Das Ende des Osterreichischen Korps war gekommen Im Herbst 1881 kehrte der letzte Offizier der Militarmission nach Osterreich zuruck Auch Wagner von Wetterstadt ging 1881 nach Osterreich zuruck und schied 1885 als Major aus der osterreichischen Armee aus Auf Wunsch von Naser al Din Shah kehrte Wagner von Wetterstadt 1886 nach Persien zuruck und trat mit dem Rang eines Generals in die persische Armee ein Er baute die Armee weiter auf und erhielt den Titel Khan Als Befehlshaber der Armee leitete er zahlreiche Missionen und begleitete den Schah auch zur Weltausstellung nach Paris 1889 Er kehrte erst 1901 aus gesundheitlichen Grunden in seine Heimatstadt Hermannstadt zuruck wo er am 30 September 1902 im Alter von 63 Jahren starb Weitere Entwicklung BearbeitenNach langeren Verhandlungen gelang es Naser al Din Schah osterreichische Offiziere fur die Fortfuhrung der Heeresreform anzuwerben Dieses Mal fuhren sie aber auf eigene Rechnung in den Iran und waren nicht mehr Teil einer offiziellen Militarmission Als Tribut an die bisher von den Osterreichern geleistete Arbeit wurde im Januar 1882 die gesamte Armee bestehend aus 10 000 Mann mit osterreichischen Uniformen ausgestattet und 8 000 neue Gewehre gekauft 1883 und 1888 kamen mehrere Gebirgskanonen und 20 schwere Geschutze hinzu In Bremerhaven wurde ein Kriegsschiff mit 6 Kanonen bestellt und auf den Namen Persepolis getauft Mit diesem Schiff wollte Naser al Din Schah den persischen Golf kontrollieren Das Schiff sollte mit einer deutschen Mannschaft besetzt werden Da es an den notigen finanziellen Mitteln fehlte wurde der Aufbau der persischen Marine zunachst wieder eingestellt 1885 wurde in Teheran eine Militarakademie gegrundet an der die in Teheran stationierten osterreichischen Offiziere der persischen Armee neben ihren militarischen Aufgaben als Lehrkrafte Dienst taten 1886 wurden persische Kadetten nach Wien zur weiteren Ausbildung entsandt und 1887 wandte sich Naser al Din Schah uber den osterreichischen Botschafter an Kaiser Franz Josef mit der Bitte um weitere Unterstutzung bei der Heeresreform Ein osterreichischer General sollte nach Persien reisen die Truppe inspizieren eine weitere osterreichische Militarmission leiten und dafur den Status des persischen Verteidigungsministers erhalten Franz Josef lehnte ab da er Probleme mit Russland befurchtete Er entsandte aber General v Thommel als Botschafter nach Teheran der nach kurzer Inspektion die weitere militarische Unterstutzung Persiens fur wenig lohnend erachtete und Persien aus militar strategischer Sicht fur bedeutungslos hielt Damit war das offizielle militarische Engagement der Osterreicher in Persien zunachst beendet Auch unter Mozaffar ad Din Schah dem Nachfolger von Naser al Din Schah wurden osterreichische Offiziere als Ausbilder angeworben Am 7 August 1906 trafen Hauptmann Artur Kostersitz von Marenhorst und Major d R Conrad Emil Padowetz in Teheran ein Padowetz verliess Teheran nach zwei Jahren und ging als Honorarkonsul nach Genf Kostersitz der letzte osterreichische Offizier in persischen Diensten war Leiter der Militarakademie bis zu ihrer Schliessung im Jahre 1911 Die Absolventen wurden von der 1911 neu gegrundeten persischen Gendarmerie ubernommen Kostersitz blieb in Teheran bis kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs Zu diesem Zeitpunkt bestand die persische Armee nominell aus 72 Infanterieregimentern mit je 600 Mann Die Rekruten kamen ausschliesslich aus landlichen Gegenden da die Einwohner der Stadte vom Militardienst befreit waren Nach dem Wehrgesetz war jedes Dorf verpflichtet eine bestimmte Anzahl Soldaten zu stellen Die Wehrpflicht dauerte zwischen funf und zwanzig Jahre Die Wehrpflichtigen konnten die Armee allerdings nach einer Grundausbildung von wenigen Monaten gegen die Zahlung eines Bestechungsgeldes an den Regimentskommandeur auf unbestimmte Zeit verlassen Diejenigen die kein Geld aufbringen konnten arbeiteten nebenbei um sich ein Einkommen zu verdienen Die Soldaten erhielten weder einen Sold noch Verpflegung Es wurden lediglich alle zwei bis drei Jahre neue Uniformen ausgegeben Die Waffen wurden in Arsenalen aufbewahrt und nur zu militarischen Ubungen ausgegeben Viele Soldaten hatten keinen einzigen Schuss abgefeuert die es nur selten Schiessubungen gab Eine wie auch immer geartete militarische Ausbildung fand hochstens zweimal die Woche statt Die Offiziere der Armee waren in der Regel Grundbesitzer Viele von ihnen hatten diese Position lediglich ihrer gesellschaftlichen Stellung zu verdanken Die Offiziere hatten oft keinerlei militarische Ausbildung oder eine andere einschlagige Ausbildung Die meisten konnten weder lesen noch schreiben Einige Offiziere betrieben nebenbei Laden im Basar um ihr Einkommen aufzubessern In einer Garnison waren zwischen 100 und 500 Soldaten stationiert Das Kriegsministerium entsandte zweimal im Jahr Inspektoren in die Garnisonen um die Zahl der auf den Soldlisten stehenden Soldaten zu uberprufen Wenn eine Inspektion angekundigt war wurden alle auf der Soldliste stehende Soldaten kurzfristig einberufen Um Ausfalle zu ersetzen wurden fur den Inspektionstag Tagelohner angeheuert die sich mit Gewehr und Uniform ausstaffiert zusammen mit den regularen Soldaten in Reih und Glied aufstellten Die Inspektoren bestatigten in der Regel die Anwesenheit aller gelisteten Manner und fuhren nach einem Mittagessen im Haus des Regimentskommandeurs wieder nach Teheran zuruck Neben der Infanterie gab es noch eine Artillerie bestehend aus 16 Einheiten Sie verfugten uber 60 schwere Uchatius Geschutze aus osterreichischer Produktion und 30 Schneider Creusot Schnellgeschutzen die allerdings bis auf einige wenige Geschutze im Arsenal gelagert waren da sie niemand bedienen konnte Einige Geschutze waren an die Gendarmerie ausgeliehen worden Die Artillerie verfugte uber keine eigenen Pferde Wenn in Teheran eine Artillerieubung angesetzt war wurden Pferde von Droschken ausgeliehen 4 In dem von Hassan Arfa ausfuhrlich beschrieben Zustand war die persische Armee letztlich nicht kampfbereit Selbst in den nach dem Ersten Weltkrieg im Iran ausbrechenden Konflikten zwischen der Zentralregierung in Teheran und separatistischen Bewegungen im Westen und Norden des Iran spielte die Armee keine nennenswerte Rolle mehr Die Niederschlagung der separatistischen Bewegungen wurde in der Hauptsache von den persischen Kosaken unter der Fuhrung von Reza Khan geleistet Von der persischen Armee bleiben bis zu ihrer Auflosung durch die von Reza Khan dem spateren Reza Schah Pahlavi ab dem Jahr 1921 durchgefuhrten Armeereform nur die Uniformen die manche Generale bis nach dem Ende des Ersten Weltkriegs trugen und der gelbe Farbanstrich der persischen Kasernen Als einziges Mitglied der ersten osterreichisch ungarischen Militarmission von 1879 blieb Militar Kapellmeister Julius Gebauer bis zu seinem Tod in Teheran Auf seinem Grabstein auf dem Friedhof Dulab in Sudteheran ist zu lesen Hier ruht Julius Gebauer General und Musikdirektor geb 18 Marz 1846 gest 9 Juli 1895 5 Literatur BearbeitenReinhard Pohanka Ingrid Thurner Der Khan aus Tirol Albert Joseph Gasteiger Freiherr von Ravenstein und Kobach Diplomat Ingenieur und Forschungsreisender am persischen Hof 1823 1890 Osterreichischer Bundesverlag Wien 1988 ISBN 3 215 06593 2 S 76 90 Helmut Slaby Bindenschild und Sonnenlowe Die Geschichte der osterreichisch iranischen Beziehungen bis zur Gegenwart Akademische Druck und Verlagsanstalt Graz 1982 ISBN 3 201 01192 4 S 146 206 Einzelnachweise Bearbeiten Johann Strauss Persischer Marsch The New Years Celebration From Vienna 2012 Abgerufen am 4 Oktober 2021 deutsch Reinhard Pohanka Ingrid Thurner Der Khan aus Tirol 1988 S 82 Helmut Slaby Bindenschild und Sonnenlowe 1982 S 153 Hassan Arfa Under five Shahs Murray London 1964 S 50 f Helmut Slaby Bindenschild und Sonnenlowe 1982 S 182 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Osterreichisch Ungarische Militarmission in Persien amp oldid 231301791