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Die Okologische Modellierung ist ein Teil der naturwissenschaftlichen Okologie Mit ihr konnen Entwicklungen und Szenarien von Individuen in Lebensraumen oder auf globaler Ebene analysiert und simuliert werden um die Auswirkungen z B zukunftiger Entwicklungen vorhersagen zu konnen Die Okologische Modellierung entwickelte sich aus der theoretischen Okologie gepaart mit starker werdenden Rechnerleistungen und einer immer grosser werdenden Menge von Datenmaterial aus naturlichen Systemen In der internationalen Wissenschaftslandschaft ist der Trend hin zu immer komplexeren Modellen zur Beantwortung von globalen Fragen aus den Umweltwissenschaften der Makrookologie Klimatologie und anderen Naturwissenschaften zu beobachten Teilweise ist die Sinnhaftigkeit Validitat und Notwendigkeit von Modellierungsansatzen nicht immer klar Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Ansatze 3 Anwendungen 4 Vorwiegend Analytische Ansatze 4 1 Habitatmodelle 4 2 Nischenmodelle 5 Vorwiegend Simulationsansatze 5 1 Agentenbasierte Modelle 6 Grenzen von Modellierungsansatzen 7 Literatur 7 1 Fachbucher 7 2 Fachjournale 7 3 Fachartikel 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenTheoretische Ansatze zur Entwicklung von Modellen naturlicher oder naturnaher Lebensraume gibt es in der Okologie seitdem diese als wissenschaftliche Disziplin anerkannt ist Schon in den 1960er Jahren wurde in Ottawa durch das Department of Forestry and Rural Development ein Vorlaufer der heute verwendeten Geoinformationssysteme GIS entwickelt Roger Tomlinson entwickelte fur die Landesentwicklungsbehorde das GIS Canada Geographic Information System CGIS mit welchem Daten des Canada Land Inventory analysiert und bearbeitet werden konnten Die Verwendung von Habitatmodellen wurde vom U S Fish amp Wildlife Service 1981 mit der Entwicklung von Habitateignungsindex Modellen habitat suitability index models HSImodels erstmals in der Planung institutionalisiert Es war Teil der sog habitat evaluation procedure HSI Anfangs basierten die HSI Modelle eher auf Expertenwissen und allgemeinen Aussagen zu Habitatpraferenzen der jeweiligen Art z B Schroeder 1982 Conway und Martin 1993 Reading et al 1996 In den 1980er Jahren erschloss sich fur viele Wissenschaftler die Moglichkeit computergestutzt grosse Mengen an diskreten Daten zu verarbeiten Parallel dazu wurden nach Ende des Kalten Krieges immer mehr Fernerkundungsdaten aus Satelliten und Luftbildaufnahmen fur die Wissenschaft verfugbar Zudem wurde es fur normale Anwender moglich genaue Positionsdaten mittels des Global Positioning System zu gewinnen Die Kombination aus georeferenzierten Fernerkundungsdaten Felddaten mit relativ exakten Positionsangaben und computergestutzter raumlicher Auswertung eroffnete Okologen ab Mitte der 1990er Jahre grosse Moglichkeiten lokale bis globale Trends in Lebensraumen vorherzusagen Modellbildungen sind ein wichtiges Werkzeug in der Okosystemforschung geworden Auf der Modellbildung okologischer Prozesse basiert der relativ junge Okologiezweig der Makrookologie der starke Uberschneidungen zur geographisch gepragten Biogeographie aufweist Ansatze BearbeitenIn der Okologischen Modellierung werden zwei gangige Haupttypen von okologischen Konzepten unterschieden deren Anwendung von der Fragestellung abhangt analytischen Modellen und Simulationen Analytische Modelle sind haufig mathematisch komplex und lassen sich am besten auf relativ grosse einfache oft linear Systeme anwenden Simulationsmodelle werden in einem breiteren Feld genutzt und gelten als okologisch realistischer Sie basieren auf einer mathematisch ausgefeilteren Grundlage 1 Die Modelle werden mit Hilfe von unterschiedlichen Programmiersprachen erstellt Gangig sind neben Java und Delphi Anwendungen von R Anwendungen BearbeitenHabitatmodelle sind ein gangiges Werkzeug der angewandten Okologie Sie finden Anwendung in der marinen liminischen und terrestrischen Okologie Sowohl synokologische Ansatze als auch die Umweltbedingungen fur einzelne Arten konnen modelliert werden Habitatmodelle werden von Behorden zur Prognose der Umweltauswirkungen von Eingriffen verwendet Auch bei Kompensations und Pflegemassnahmen in der Umweltplanung werden sie eingesetzt und konnen die Effekte des Naturschutzmanagements verbessern 2 Im Naturschutz konnen Vorkommensprognosen getroffen werden Anhand der Modelle konnen Habitatkonnektivitatsanalysen durchgefuhrt werden mit denen Aussage uber die Verbindung von Lebensraumen weniger mobiler Arten gemacht werden konnen Vorwiegend Analytische Ansatze BearbeitenHabitatmodelle Bearbeiten Habitatmodelle zielen meist auf zwei wesentliche Fragen ab 3 Welche Biotope sind als Habitate geeignet Aufgrund welcher Ausstattung der Biotope bzw welcher Habitatanspruche der Arten ist das so Zur Analyse von Datensatzen wird nach den Verfahren der Modellbildung verfahren Spezielle Modellierungssoftware wie beispielsweise Maxent in Kombination mit Geographischen Informationssystemen ArcGIS DIVA GIS u a a kommen in der eigentlichen Habitatmodellierung zum Einsatz Fernerkundungsdaten werden beispielsweise aus dem Landsat Programm gewonnen Digitale Gelandemodelle mittels SRTM Daten werden meist ebenfalls in GIS erstellt Zur Verarbeitung okologischer Daten wird meist spezielle Packages von R teilweise auch SPSS verwendet Statistik und Filterkaskade Meist werden fur Makrookologische Analysen generalisierte lineare Modelle herangezogen Die grundlegende Idee der meisten Habitatmodelle ist Wahrscheinlichkeitswerte der Besiedelung anhand eines Sets von Habiatgradienten und presence absence Daten vorherzusagen Haufig werden Filterkaskaden zur Analyse verwendet 4 Ebene 1 Ressourcen Ebene 2 Biotik intraspezifisch amp Raum Ebene 3 Biotik interspezifischNischenmodelle Bearbeiten Nischenmodelle werden verwendet um anhand der okologische Nische einer Population oder einer Art Fragen zu ihrer Verbreitung Biogeographie auf dieser Grundlage dann auch zu Bestandestrends und zu ihrer moglichen Gefahrdung zu beantworten Dabei wird zunachst die fundamentale Nische anhand der bekannten physiologischen und okologischen Anspruche der Art modelliert sofern diese aus unabhangigen Daten z B Laboruntersuchungen Erfahrungen aus der Kultur oder Haltung der Art autokologische Studien bekannt sind Da meist keine bzw viel zu wenige Daten vorliegen werden die Anspruche der Art meist nur aus der Korrelation ihrer bekannten Vorkommen mit Umweltfaktoren abgeleitet z B ihre Temperaturanspruche aus den nordlichsten oder sudlichsten Vorkommen deren Temperaturprofil aus Klimaatlanten abgelesen werden kann Diese Daten werden anschliessend anhand der bekannten Daten zur tatsachlichen Verbreitung validiert Durch den Vergleich der tatsachlichen Verbreitung mit der nach der modellierten Nische simulierten kann die Plausibilitat des Modells gepruft werden naturlich durfen hier nicht die zur Kalibrierung des Modells verwendeten Verbreitungsdaten ein zweitesmal verwendet werden Liegen genugende Daten vor wird in der Regel ein Teil davon als Testdaten verwendet Anhand des kalibrierten und getesteten Modells ist es nun moglich die Auswirkungen simulierter Veranderungen der Basisdaten z B zum Klima auf die Verbreitung und Haufigkeit der Art vorherzusagen Vorwiegend Simulationsansatze BearbeitenAgentenbasierte Modelle Bearbeiten Im Gegensatz zu anderen Arten der Modellierung zum Beispiel System Dynamics haben in der Agentenbasierten Modellierung viele kleine Einheiten Agenten Entscheidungs oder Handlungsmoglichkeiten wie dies z B bei Tieren in einer realen Umwelt der Fall ist Bei diesen Modellen resultiert das System Verhalten aus dem Verhalten der einzelnen Agenten und wird nicht auf Systemebene vorgegeben Wenn es dabei zu Effekten auf der Systemebene z B eines Bioms kommt die nicht unmittelbar aus den Entscheidungsalgorithmen der Individuen ableitbar sind spricht man von Emergenz Zusatzlich kann ein von den individuellen Entscheidungen getrenntes Systemverhalten implementiert werden Zwei entscheidende Aspekte der Agentenbasierten Modellierung sind die Moglichkeiten heterogenes Verhalten und Abhangigkeiten von anderen Individuen explizit abbilden zu konnen Diese Art der Modellierung kommt vor allem dann zur Anwendung wenn der Fokus einer Fragestellung nicht die Stabilitat eines Gleichgewichts bzw die Annahme dass ein Prozess in ein Gleichgewicht zuruckkehrt ist sondern die Frage wie sich ein System veranderten Rahmenbedingungen anpassen kann Robustheit bzw Resilienz Praktische Anwendungen finden sich z B bei der Frage welches Resilienzverhalten Korallenriffe aufweisen und bis zu welchem Grad sie negative Umwelteinflussen kompensieren konnen Bei Agentenbasierten Modellen wird der Erkenntnis Rechnung getragen dass komplexe Probleme es erfordern die Mikro Ebene also die Entscheidungen der Individuen ihre Heterogenitat und ihre Interaktionen direkt zu untersuchen Grenzen von Modellierungsansatzen BearbeitenSeit dem Aufkommen praktikabler Statistik Anwendungen R etc und geographischer Informationssysteme wird in der modernen okologischen Forschung immer mehr modelliert Haufig wird auf vorhandene Datenbanken zuruckgegriffen um beispielsweise Klima Vegetation und andere Faktoren zu modellieren Kritiker weisen darauf hin dass nicht alles was sich technisch modellieren lasse einen Mehrwert in der okologischen Forschung habe Gerade bei vorwiegend analytischen Ansatzen wurden haufig Faktoren berucksichtigt fur die Daten vorhanden seien andere Gradienten mit grosserer Einfluss allerdings teilweise unbeachtet bleiben Schwierig zu modellieren sind mobile Arten z B Vogel Literatur BearbeitenFachbucher Bearbeiten Fred Jopp Hauke Reuter Broder Breckling Hrsg Modelling Complex Ecological Dynamics An Introduction into Ecological Modelling for Students Teachers amp Scientists Springer 2011 ISBN 978 3 642 05028 2 N Horning u a Remote Sensing for Ecology and Conservation A Handbook of Techniques Oxford University Press Oxford u a 2010 ISBN 978 0 19 921995 7 Stefan Lang Thomas Blaschke Landschaftsanalyse mit GIS Ulmer 2007 ISBN 978 3 8001 2845 7 Marie Josee Fortin Mark Dale Spatial Analysis A Guide for Ecologists Cambridge University Press 2005 ISBN 0 521 00973 1 Fachjournale Bearbeiten Ecological Modelling Diversity and Distributions A Journal of Conservation Biogeography bei Wiley BlackwellFachartikel Bearbeiten Denis Worlanyo Aheto Hauke Reuter Broder Breckling A modeling assessment of geneflow in smallholder agriculture in West Africa 2011 enveurope com PDF 1 5 MB M H Schluter u a Phenological shifts of three interacting zooplankton groups in relation to climate change In Global Change Biology Band 16 Nr 11 2010 S 3144 3153 Modellierung der phanologischen Verschiebungen dreier Zooplankton Gruppen aufgrund des Klimawandels anhand von Fernerkundungsdaten Klimamodellen und NOAA Daten B Niederberger Habitatmodellierung der endemischen Landschneckenart Trochulus biconicus Luzern 2008 Masterarbeit 2006 J D Lozier P Aniello M J Hickerson Predicting the distribution of Sasquatch in western North America anything goes with ecological niche modeling In Journal of Biogeography Vol 36 Nr 9 2009 S 1623 1627 doi 10 1111 j 1365 2699 2009 02152 x M Hochmuth Habitatmodellierung fur Urzeitkrebse Branchiopoda anhand von Gewassern im Raum Frankfurt Oder tu freiberg de Diplomarbeit 2006 PDF 184 kB F Jopp H Reuter Dispersal of carabid beetles emergence of distribution patterns In Ecological Modelling Band 186 2005 S 389 405 S Schadt E Revilla T Wiegand F Knauer P Kaczensky U Breitenmoser L Bufka J Cerveny P Koubek T Huber C Stanisa L Trepl Assessing the suitability of central European landscapes for the reintroduction of Eurasian lynx In Journal of Applied Ecology Band 39 Nr 2 2002 S 189 203 Einzelnachweise Bearbeiten Sven Erik Jorgensen Handbook of Environmental and Ecological Modeling ISBN 1 56670 202 X eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Boris Schroder Habitatmodelle fur ein modernes Naturschutzmanagement Memento vom 19 April 2008 im Internet Archive In Albrecht Gnauck Hrsg Theorie und Modellierung von Okosystemen Workshop Kolpinsee 2000 Shaker Aachen 2002 S 201 224 2 Grundlagen In Boris Schroder Habitatmodelle fur ein modernes Naturschutzmanagement Memento vom 19 April 2008 im Internet Archive In Albrecht Gnauck Hrsg Theorie und Modellierung von Okosystemen Workshop Kolpinsee 2000 Shaker Aachen 2002 ISBN 3 8322 1316 3 S 202 1 2 Vorlage Toter Link brandenburg geoecology uni potsdam de brandenburg geoecology uni potsdam de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Februar 2020 Suche in Webarchiven Blatt 4 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Okologische Modellierung amp oldid 234367583