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Der offentliche Friede ist ein Begriff aus dem deutschen Strafgesetzbuch StGB Als Zustand eines von der Rechtsordnung gewahrleisteten frei von Furcht voreinander verlaufenden Zusammenlebens der Burger und das Vertrauen in der Bevolkerung mindestens einer nicht unbetrachtlichen Personenzahl in die Fortdauer dieses Zustandes 1 bezeichnet Martin Heger den offentlichen Frieden Der Begriff wurde bereits vom Reichsgericht ahnlich definiert als Zustand des beruhigenden Bewusstseins der Staatsangehorigen in ihren durch die Rechtsordnung gewahrleisteten berechtigten Interessen geschutzt zu sein und zu bleiben 2 und spater objektiver als das befriedete Zusammenleben der Volksgenossen innerhalb der selben rechtlich geschutzten staatlichen Ordnung 3 Das Bundesverfassungsgericht legte 2009 den offentlichen Frieden in Bezug auf die Meinungsfreiheit in der sogenannten Wunsiedel Entscheidung zum vierten Absatz des 130 Abs 4 StGB Volksverhetzung als ein Kriterium aus das zum Verbot einer Veranstaltung fuhren kann Ein legitimer Zweck zu dessen Wahrung der Gesetzgeber offentlich wirkende Meinungsausserungen begrenzen darf ist der offentliche Friede jedoch in einem Verstandnis als Gewahrleistung von Friedlichkeit Ziel ist hier der Schutz vor Ausserungen die ihrem Inhalt nach erkennbar auf rechtsgutgefahrdende Handlungen hin angelegt sind d h den Ubergang zu Aggression oder Rechtsbruch markieren Die Wahrung des offentlichen Friedens bezieht sich insoweit auf die Aussenwirkungen von Meinungsausserungen etwa durch Appelle oder Emotionalisierungen die bei den Angesprochenen Handlungsbereitschaft auslosen oder Hemmschwellen herabsetzen oder Dritte unmittelbar einschuchtern Auch hier knupft der Eingriff in die Meinungsfreiheit moglicherweise zwar an den Inhalt der Meinungsausserung an Jedoch richtet sich der Schutz des offentlichen Friedens auf die Aufrechterhaltung des friedlichen Miteinanders Es geht um einen vorgelagerten Rechtsguterschutz der an sich abzeichnende Gefahren anknupft die sich in der Wirklichkeit konkretisieren Bundesverfassungsgericht Erster Senat 4 Ahnlich im Sinne eines vorgelagerten Rechtsguterschutzes aber noch konkreter definiert Karsten Altenhain Offentlicher Frieden im Sinne von Friedlichkeit ist ein Zusammenleben im Inland ohne Furcht um Leben korperliche Unversehrtheit oder Freiheit 5 Genannt wird der offentliche Friede beispielsweise in den Strafnormen 126 Storung des offentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten 130 Volksverhetzung 140 Belohnung und Billigung von Straftaten und 166 Beschimpfung von Bekenntnissen Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen StGB Der Begriff wurde in Teilen der Rechtswissenschaft als zu vage kritisiert 6 und als Verstoss gegen den Bestimmtheitsgrundsatz des Art 103 Abs 2 GG 7 Einzelnachweise Bearbeiten Martin Heger In Lackner Kuhl StGB 29 Aufl 2018 StGB 126 Rn 1 RGSt 15 116 RGSt 18 314 316 zitiert nach Thomas Fischer Die Eignung den offentlichen Frieden zu storen Zur Beseitigung eines restriktiven Phantoms NStZ 1988 159 160 BVerfG Beschluss vom 4 November 2009 Az 1 BvR 2150 08 NJW 2010 47 53 Rn 78 Karsten Altenhain In Matt Renzikowski Strafgesetzbuch 2 Auflage 2020 StGB 130 Rn 12 Stephan Stubinger In Kindhauser Neumann Paeffgen Strafgesetzbuch 5 Auflage 2017 StGB 166 Rn 2 Thomas Fischer Die Eignung den offentlichen Frieden zu storen Zur Beseitigung eines restriktiven Phantoms NStZ 1988 159 164 Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Offentlicher Friede amp oldid 225104075