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Das Haus Zum Turmchen auch Zur Zinne war ein Wohn und Geschaftshaus in Magdeburg im heutigen Sachsen Anhalt Es wurde im Zweiten Weltkrieg zerstort und gilt als verlorengegangenes Baudenkmal 1 Haus Zum Turmchen Aufnahme von Georg Eduard von Flottwell 1891 vor dem Umbau vom Ende des 19 JahrhundertsZum Turmchen im Strassenzug rechts Zum Turmchen 1899 nach dem UmbauCafe Peters in den 1920er JahrenOberes Geschoss des Cafe Peters Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Architektur 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage BearbeitenEs befand sich in der Magdeburger Altstadt an der Adresse Breiter Weg 20 auf der Ostseite des Breiten Wegs Unmittelbar nordlich des Hauses mundete die schmale Schildergasse auf den Breiten Weg ein Etwas sudlich gegenuber dem ehemaligen Standort des Hauses Zum Turmchen befindet sich die Einmundung der Himmelreichstrasse Geschichte BearbeitenDas Brauhaus Zum Turmchen auch tornichen bzw Turm gehorte vor der Zerstorung Magdeburgs im Jahr 1631 einem Kunze und ihm nachfolgend Joachim Lamspring auch Lambspring Der Name ging wohl auf ein einen Turm darstellendes Hauszeichen zuruck 2 1631 wurde Hans Lamspring als Eigentumer genannt Andere Angaben nennen auch 1631 noch Joachim Lamspring Ausserdem wird fur 1631 vermutlich fehlerhaft auch Bernd Knop genannt 3 Das Gebaude wurde 1631 zerstort zumindest war das Grundstuck 1641 unbebaut und voller Schutthugel Im Innungskinderbuch der Brauerinnung wurde das Grundstuck noch als Cunzens Braustelle an der Schilderschlippe bezeichnet wobei Schilderschlippe der Name der Schildergasse war 4 Da die Erben unbekannt waren erteilte der Rat I Fr Alemann dem Eigentumer des benachbarten Grundstucks Breiter Weg 19 Zum weissen Ross die Erlaubnis zur Errichtung eines Schuppens In der Zeit bis 1652 kehrte dann jedoch Hans Lamspring aus der Fremde wieder nach Magdeburg zuruck Er errichtete im Jahr 1652 auf dem Grundstuck behelfsmassig ein Haus und vermietete es an Hans Elberling Allerdings waren die Verhaltnisse so armlich dass Lamspring die Grundsteuer nicht bezahlen konnte Sie wurde daher auf das Grundstuck als Schuld geschrieben 1655 wurde das Haus dann fur 1400 Taler an den Kammerer Johann Pohlmann verkauft Pohlmann erwarb auch das benachbarte Grundstuck Schildergasse 1 hinzu 5 Pohlmann errichtete 1657 ein neues dreigeschossiges giebelstandiges Gebaude das bis zum Zweiten Weltkrieg bestand hatte In der Gestaltung lehnte sich das funfachsige Gebaude an das Braunschweiger Gewandhaus an Auf den drei Geschossen thronte ein reprasentativ gestalteter dreigeschossiger Volutengiebel Er war vertikal durch Vorlagen in der Art von Hermen gegliedert Die Absatze waren mit Schmuck in Form von Pinienzapfen verziert 6 Nach Pohlmanns Tod 1681 verkaufte sein Erbe Hauptmann Lic jur Peter Pohlmann im Jahr 1685 das Anwesen fur 3500 Taler an den Handelsmann Valentin Haseler Haseler erwarb auch das zwischenzeitlich wieder abgetrennte Nachbargrundstuck Schildergasse 1 hinzu 7 Er blieb bis 1731 Eigentumer 8 Das ebenfalls Haseler gehorende Haus Zum Turm soll seinen Namen vom Haus Zum Turmchen abgeleitet haben Anfang des 18 Jahrhunderts erfolgten Veranderungen an der Fassade Im 18 Jahrhundert befand sich im Haus die Grosshandlung Johann Julius Sengewald Am 1 April 1784 trat Johann Gottlob Nathusius hier eine Anstellung als erster Buchhalter und Korrespondent an 9 Zumindest in der Zeit zwischen 1803 und 1845 gehorte das Gebaude dann der Familie Nathusius und diente als Tabakfabrik Etwa ab 1850 gehorte das Haus dem Kaufmann Fr Overlach Im Erdgeschoss wurden Umbauten vorgenommen um Ladengeschafte unterzubringen 10 Spatere Eigentumer waren Schollmeyer und Boehme Sie veranlassten 1882 und um 1890 weitere Umbauten Das ursprungliche Portal wurde dabei entfernt In der mittleren Achse des unteren Giebelgeschosses wurde ein kleiner Erker angefugt der mit einer geschweiften Haube bedeckt war Im Erdgeschoss entstand eine Gaststatte Eigentumer blieb alleine O Boehme und ab Ende der 1930er Jahre seine Witwe A Boehme Im Haus wurde das bekannte Cafe Peters betrieben Zum Turmchen gehorte ein an die Schildergasse grenzendes Hinterhaus 11 Bei Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebaude zerstort Spater erfolgte eine Neubebauung mit Wohn und Geschaftshausern wobei die Schildergasse uberbaut wurde Architektur BearbeitenDas Haus Zum Turmchen galt als Beispiel der deutschen Spatrenaissance 12 Die Fassade war funfachsig ausgefuhrt Der Anordnung der Fenster im Rhythmus 2 1 2 entsprach die Raumaufteilung im ersten Obergeschoss Zum Breiten Weg hin lagen drei Raume ein kleines Zimmer in der Mitte und aussen jeweils ein grosses In den beiden zweifenstrigen Zimmern befanden sich jeweils zwei miteinander verbundene Fensternischen deren Bogen oberhalb einer Konsole zusammenstiessen Ursprunglich war das mittlere Fenster nicht genau in der Mitte angeordnet wurde dann jedoch wohl bei den Umbauarbeiten im 18 Jahrhundert in die Mitte gesetzt Das zweite Obergeschoss gehorte zunachst mit zum Dachboden Da durch die innere Aufteilung dort keine Restriktionen bestanden war das dortige Mittelfenster wohl bereits ursprunglich symmetrisch in der Mitte angeordnet 13 Die Gestaltung der ausseren Fensterpaare des ersten Obergeschosses mit ihren Gesimsen aber auch der Mittelfenster deuteten auf eine Beeinflussung durch die ahnliche Gestaltung des 1700 errichteten Furstenhauses hin 14 Im Erdgeschoss waren beidseits der mittig angeordneten Eingangstur noch in den 1870er Jahren rundbogige Ladenoffnungen angeordnet 15 Das Eingangsportal war aus Quadermauerwerk errichtet und wurde beiderseits von einer Saule mit Gebalk im romisch dorischen Stil flankiert Das Gebalk verkropfte die Saulen Auf den Saulen stand jeweils eine Figur die einen kleinen Turm in der Hand hielt womit auf den Namen des Hauses hingedeutet wurde In gestalterischen Details bestanden wiederum deutliche Ahnlichkeiten mit dem Furstenhaus 16 Markant war der hohe zum Breiten Weg ausgerichtete dreistockige Giebel der durch hermenformige Pilaster gegliedert wurde In seinem untersten Geschoss bestanden sechs daruber vier und oben zwei Pilaster wobei die inneren Pilaster jeweils genau ubereinander angeordnet waren Es entstand so der Eindruck eines vertikalen Emporstrebens In ihrer Anordnung und Gestaltung der Kapitelle entsprechen sie unten der Dorischen daruber der Ionischen und oben der Korinthischen Ordnung Die Horizontale war zugleich durch die durchlaufenden Gesimse betont die um die hervortretenden Teile verkropft waren Jeweils in dem mittlersten Feld der Giebeletagen war eine rundbogige Turoffnung angeordnet Deren Gewande waren durch Stabe und Kehlen gegliedert Oberhalb des obersten Gesims bestand ein geteilter Rundgiebel auf dem eine Statue thronte Die Statue war moglicherweise erst spater aufgesetzt worden Gerahmt wurde der Giebel des Hauses von filigranen Bogen und Voluten Sie wurden als riemenartig beschrieben und an Beruhrungsstellen durch Schnallen zusammengehalten An ihren Enden wiesen sie perlenartige Einkerbungen auf 17 Insgesamt war die Gestaltung des Giebels fur Magdeburg ungewohnlich und wurde mit der des allerdings prachtigeren Braunschweiger Gewandhauses verglichen das moglicherweise als Vorbild diente 18 Auf der Hofseite des Gebaudes befand sich in einem turmartigen Anbau eine Wendeltreppe Nach unten lief die gewundene Spindel in einer Maske aus 19 An einem im 19 Jahrhundert auf dem Hof entstandenen Gebaude war ein kleines Turmchen mit der Inschrift zum Thurm eingemauert dessen Gestaltung Formen der Renaissance aufwies Es wird vermutet dass er vor der Erneuerung des Portals sich uber dem ursprunglichen Portal befand 20 und dem Haus den Namen gab Die nach Suden zur engen Schildergasse weisende Fassade an der Langseite des Hauses war schmucklos ausgefuhrt Einige der Fenster an dieser Seite gingen bis zur Brustungsmauer hinab Literatur BearbeitenGotz Eckardt Herausgeber Schicksale deutscher Baudenkmale im zweiten Weltkrieg Band 1 Henschel Verlag Berlin ISBN 3 926642 24 6 Seite 263 Ottomar Muller Die Bauwerke der deutschen Renaissance in Magdeburg in Geschichts Blatter fur Stadt und Land Magdeburg 9 Jahrgang 1874 4 Heft Seite 335 ff Ernst Neubauer Hauserbuch der Stadt Magdeburg 1631 1720 Teil 1 Herausgeber Historische Kommission fur die Provinz Sachsen und fur Anhalt Magdeburg 1931 Seite 33 f Guido Skirlo Der Breite Weg ein verlorenes Stadtbild Hrsg Landeshauptstadt Magdeburg 2005 Seite 100 ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zum Turmchen Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Gotz Eckardt Herausgeber Schicksale deutscher Baudenkmale im zweiten Weltkrieg Band 1 Henschel Verlag Berlin ISBN 3 926642 24 6 Seite 263 Ottomar Muller Die Bauwerke der deutschen Renaissance in Magdeburg in Geschichts Blatter fur Stadt und Land Magdeburg 9 Jahrgang 1874 4 Heft Seite 340 Ernst Neubauer Hauserbuch der Stadt Magdeburg 1631 1720 Teil 1 Herausgeber Historische Kommission fur die Provinz Sachsen und fur Anhalt Magdeburg 1931 Seite 34 Ottomar Muller Die Bauwerke der deutschen Renaissance in Magdeburg in Geschichts Blatter fur Stadt und Land Magdeburg 9 Jahrgang 1874 4 Heft Seite 338 Ernst Neubauer Hauserbuch der Stadt Magdeburg 1631 1720 Teil 1 Herausgeber Historische Kommission fur die Provinz Sachsen und fur Anhalt Magdeburg 1931 Seite 379 f Gotz Eckardt Herausgeber Schicksale deutscher Baudenkmale im zweiten Weltkrieg Band 1 Henschel Verlag Berlin ISBN 3 926642 24 6 Seite 263 Ernst Neubauer Hauserbuch der Stadt Magdeburg 1631 1720 Teil 1 Herausgeber Historische Kommission fur die Provinz Sachsen und fur Anhalt Magdeburg 1931 Seite 380 Ernst Neubauer Hauserbuch der Stadt Magdeburg 1631 1720 Teil 1 Herausgeber Historische Kommission fur die Provinz Sachsen und fur Anhalt Magdeburg 1931 Seite 34 Gunter Hammerschmidt Magdeburger Familien Magdeburg 2008 Seite 335 Ottomar Muller Die Bauwerke der deutschen Renaissance in Magdeburg in Geschichts Blatter fur Stadt und Land Magdeburg 9 Jahrgang 1874 4 Heft Seite 335 Ernst Neubauer Hauserbuch der Stadt Magdeburg 1631 1720 Teil 1 Herausgeber Historische Kommission fur die Provinz Sachsen und fur Anhalt Magdeburg 1931 Seite 34 Guido Skirlo Der Breite Weg ein verlorenes Stadtbild Hrsg Landeshauptstadt Magdeburg 2005 Seite 100 Ottomar Muller Die Bauwerke der deutschen Renaissance in Magdeburg in Geschichts Blatter fur Stadt und Land Magdeburg 9 Jahrgang 1874 4 Heft Seite 337 Ottomar Muller Die Bauwerke der deutschen Renaissance in Magdeburg in Geschichts Blatter fur Stadt und Land Magdeburg 9 Jahrgang 1874 4 Heft Seite 339 Ottomar Muller Die Bauwerke der deutschen Renaissance in Magdeburg in Geschichts Blatter fur Stadt und Land Magdeburg 9 Jahrgang 1874 4 Heft Seite 338 Ottomar Muller Die Bauwerke der deutschen Renaissance in Magdeburg in Geschichts Blatter fur Stadt und Land Magdeburg 9 Jahrgang 1874 4 Heft Seite 339 f Ottomar Muller Die Bauwerke der deutschen Renaissance in Magdeburg in Geschichts Blatter fur Stadt und Land Magdeburg 9 Jahrgang 1874 4 Heft Seite 336 Ottomar Muller Die Bauwerke der deutschen Renaissance in Magdeburg in Geschichts Blatter fur Stadt und Land Magdeburg 9 Jahrgang 1874 4 Heft Seite 337 Ottomar Muller Die Bauwerke der deutschen Renaissance in Magdeburg in Geschichts Blatter fur Stadt und Land Magdeburg 9 Jahrgang 1874 4 Heft Seite 338 Ottomar Muller Die Bauwerke der deutschen Renaissance in Magdeburg in Geschichts Blatter fur Stadt und Land Magdeburg 9 Jahrgang 1874 4 Heft Seite 34052 128974 11 635341 Koordinaten 52 7 44 3 N 11 38 7 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zum Turmchen amp oldid 238476013