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Dieser Artikel behandelt den von Wagner adaptierten Begriff der Zukunftsmusik Zur Kurzgeschichte gleichen Namens von Hans Dominik siehe Zukunftsmusik Hans Dominik Der Begriff Zukunftsmusik war zunachst eine Spottbezeichnung fur die Musik Richard Wagners Wagner unterstellt in seiner Schrift Das Judenthum in der Musik 1869 der Kolner Musikzeitschriftenverleger und Kritiker Ludwig Bischoff 1794 1867 habe den Begriff gepragt und spiele auf Wagners Schrift Das Kunstwerk der Zukunft 1850 an Professor Bischoff trat in der Kolnischen Zeitung mit der Begrundung des von jetzt an gegen mich befolgten Systemes der Verleumdung auf dieser hielt sich an meine Kunstschriften und verdrehte meine Idee eines Kunstwerkes der Zukunft in die lacherliche Tendenz einer Zukunftsmusik namlich etwa einer solchen welche wenn sie jetzt auch schlecht klange mit der Zeit sich doch gut ausnehmen wurde 1 Der Wagner Biograph Martin Gregor Dellin bemerkt dazu Das ist nun nicht ganz zutreffend Ludwig Bischoff verwendete den Ausdruck erst 1859 in Nr 1 der Niederrheinischen Musikzeitung Der Begriff Musik der Zukunft war schon 1847 verbreitet als vor allem Chopin Liszt und Berlioz als Zukunftsmusiker galten Das Wort Zukunftsmusik kommt dann nachweislich zum ersten Mal in einem Brief von Louis Spohr vom 26 November 1854 vor und die Signale fur die musikalische Welt schrieben 1856 in einem Bericht uber Liszts Berliner Konzert Wenn man mit einem Wort sagen wollte worin eigentlich das Wesen dieser Zukunftsmusik besteht Der alte Bischoff musste nur als Prugelknabe herhalten Niemand anderes hat dann mehr zur Verbreitung des Begriffs beigetragen als Richard Wagner selbst durch seine Erwiderung Zukunftsmusik 2 Noch vor Bischoff benutzte Friedrich Wieck nicht nur diverse Verbindungen der Begriffe Musik und Zukunft sondern auch den Ausdruck Zukunftsmusik und Zukunftsmusiker in einigen Originalkapiteln seiner Aufsatzsammlung Clavier und Gesang 1853 Kapitel 7 12 und 13 allerdings nicht in den bereits vorher anderswo erschienenen Aufsatzen 3 Die Bedeutung entspricht genau den etwas spateren viel beachteten Verwendungen des Wortes Einer der Herausgeber der Wieck Schriften Tomi Makela behandelt die Begriffsgeschichte mit Blick auf diese bisher missachtete Quelle im Einfuhrungsessay 4 Detlef Altenburg 5 und Frieder Reininghaus 6 schreiben den Begriff jedoch dem Richard Wagner Kritiker August Ferdinand Riccius zu der ihn aber in einer anonymen Besprechung des Buches von Wieck in der Rheinischen Musik Zeitung am 4 Dezember 1852 siehe Wikisource verwendet 7 das Buch lag also bereits vor Wagners Broschure Zukunftsmusik 1860 geschrieben erschien 1861 in Leipzig bei J J Weber als offener Brief An einen franzosischen Freund Frederic Villot als Vorwort zu einer Prosa Ubersetzung meiner Operndichtungen Er nahm darin den Begriff im positiven Sinne wieder auf indem er nach einer kurzen Geschichte der Oper seinen eigenen Weg erklarte und rechtfertigte In diesem Zusammenhang pragte er den Begriff der Unendlichen Melodie 8 Georg Buchmann trug zur falschen Begriffsgeschichte bei indem er in seiner vielgelesenen Zitatensammlung Geflugelte Worte kolportierte In der Niederrheinischen Musikzeitung von 1859 No 41 schrieb deren damaliger Redakteur Prof Ludwig Bischoff All die Ungegohrenheit der Schwindel all die Eitelkeit all die Selbstbespiegelung all die Tragheit der Zukunft zuzuschieben was man selbst leisten musste all die Hohlheit und Salbaderei der asthetischen Schwatzer wie schon fasst sich das alles in dem einen Wort Zukunftsmusik zusammen 9 Buchmann fahrt fort Ubrigens ist die Idee nicht ganz Wagners Eigentum Schon in Rob Schumanns Gesammelten Schriften Bd I S 46 findet man unter den Aufzeichnungen Florestans die Bemerkung aus dem Jahre 1833 Eine Zeitschrift fur zukunftige Musik fehlt noch und Karl Gaillard Redakteur der Berliner musikalischen Zeitung sagt No 24 Jahrgang 1847 derselben Schafft sich Herr Berlioz ein eigenes Orchester an so mag er dirigieren soviel es ihm beliebt und seinen musikalischen Hokuspokus genannt die neue Musik oder die Musik der Zukunft treiben vrgl die grundliche Erorterung Wilh Tapperts in dessen Wagner Lexikon Lpz 1877 S 45 Weitere Bedeutungen BearbeitenIm Sprachgebrauch des 20 Jahrhunderts wird der Begriff Zukunftsmusik hauptsachlich noch im ubertragenen Sinne verwendet fur Projekte deren Verwirklichung noch in weiter Ferne in der Zukunft liegt In physikalischen Experimenten mit dem Tunneleffekt wurde eine rechnerische Uberlichtgeschwindigkeit ermittelt Zur Demonstration wurde Musik durch den Tunnel ubertragen Dies geschah mit Uberlichtgeschwindigkeit und heraus kam Zukunftsmusik so wurde es vom leitenden Physiker Hans Peter Durr scherzhaft genannt Eine Initiative fur Neue Musik in Augsburg tragt den Namen Zukunft s Musik 10 Quellen Bearbeiten Das Judenthum in der Musik 1869 S 36 wikisource Martin Gregor Dellin Richard Wagner Sein Leben Sein Werk Sein Jahrhundert Munchen 1980 S 876 Tomi Makela Christoph Kammertons und Lena Esther Ptasczynski Hrsg Friedrich Wieck Gesammelte Schriften uber Musik und Musiker Peter Lang Frankfurt am Main 2019 ISBN 978 3 631 76745 0 S 38 f 233 276 289 passim Den Lebenden schulden wir Rucksichtnahme den Toten nur die Wahrheit In Tomi Makela Christoph Kammertons und Lena Esther Ptasczynski Hrsg Friedrich Wieck Gesammelte Schriften Peter Lang Frankfurt am Main 2019 S 15 49 insbesondere 38 f Detlef Altenburg Zukunftsmusik In Ralf Noltensmeier Hrsg Metzler Sachlexikon Musik J B Metzler Stuttgart und Weimar 1998 S 1167 Frieder Reininghaus Zu guter Letzt Zukunftsmusik In Osterreichische Musikzeitschrift Band 66 Nr 5 Wien 1 Mai 2011 S 119 Anonymus A F Riccius Leipziger Briefe III In Ludwig Bischoff Hrsg Rheinische Musik Zeitung Nr 23 Koln 4 Dezember 1852 S 1010 1014 ludwig feuerbach de Georg Buchmann Geflugelte Worte 19 Auflage 1898 Zitiert nach susning nu zukunft musik de zukunft musik de Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zukunftsmusik amp oldid 231553172