www.wikidata.de-de.nina.az
Die Zitteraale Electrophorus sind eine Fischgattung aus der Familie der Messeraale Gymnotidae in der Ordnung der Neuwelt Messerfische Gymnotiformes Somit gehoren Zitteraale nicht zu der Ordnung Aalartige wie Name und Aussehen vermuten lassen ZitteraaleZitteraalSystematikKohorte OtomorphaUnterkohorte OstariophysiOrdnung Neuwelt Messerfische Gymnotiformes Familie Messeraale Gymnotidae Unterfamilie ElectrophorinaeGattung ZitteraaleWissenschaftlicher Name der UnterfamilieElectrophorinaeEllis 1913Wissenschaftlicher Name der GattungElectrophorusGill 1864Fast 250 Jahre lang galt die Gattung als monotypisch mit Electrophorus electricus als einziger Art Im Jahr 2019 wurden zwei weitere Zitteraalarten beschrieben Electrophorus varii und Electrophorus voltai Zitteraale leben im nordlichen und mittleren Sudamerika vom Bergland von Guayana im Norden uber das Amazonastiefland bis zu den Flussen die den Brasilianischen Schild zum Amazonas hin entwassern im Suden 1 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Lebensraum 3 Systematik 4 Humboldt 5 Einzelnachweise 6 WeblinksMerkmale Bearbeiten nbsp Vergleich der drei Spezies der Gattung Electrophorus Zitteraale Zitteraale haben einen aalartigen langgestreckten grau oder braunlich gefarbten Korper und erreichen Langen von 100 bis 250 cm 2 Der Querschnitt des Korpers ist vorne annahernd rund 3 die Korperhohe liegt bei 4 6 bis 10 8 der Gesamtlange die Breite des Korpers bei 5 bis 8 5 der Gesamtlange Die Kopflange betragt 8 7 bis 12 der Gesamtlange Der Kopf ist von oben oder unten gesehen U formig oder oval Die lange fast uber den ganzen Korper verlaufende Afterflosse wird von 320 bis 420 Flossenstrahlen gestutzt die Brustflossen besitzen 20 bis 38 Flossenstrahlen Das breite Maul ist endstandig Bis auf die Seitenlinie die von 88 bis 186 Schuppen begleitet wird 1 sind die Fische schuppenlos 3 Die Augen sind sehr klein Zitteraale konnen mit ihrer Afterflosse die mit ihren wellenformigen Bewegungen Undulation fur die Fortbewegung der Fische zustandig ist sowohl vorwarts als auch ruckwarts schwimmen 4 Die Fische sind obligatorische Luftatmer schnappen im Schnitt alle 15 Minuten mit dem Maul nach Luft 4 und nehmen den Sauerstoff uber die Mundschleimhaut auf Die verbrauchte Luft wird uber die Kiemenschlitze wieder ausgestossen 5 nbsp Lage der drei elektrischen Organe des Zitteraals source source source source source source source Video Zitteraal funktioniert wie eine Batterie Quelle TerraX Zitteraale besitzen elektrische Organe mit deren schwachen elektrischen Feldern sich die Tiere orientieren und untereinander kommunizieren mit denen sie aber auch starke elektrische Stosse mit Spannungen bis zu 860 Volt abgeben konnen Letztere dienen der Verteidigung und der Betaubung oder Totung von Beutetieren 1 Die elektrischen Organe nehmen etwa vier Funftel der Gesamtlange der Fische ein Die Leibeshohle ist deshalb sehr klein Die Tiere verfugen uber drei verschiedene elektrische Organe Dorsal vorn liegt das Hauptorgan englisch main organ das Sachssche Organ en Sachs organ liegt dorsal dahinter und das Huntersche Organ en Hunter s organ liegt ventral Jedes dieser Organe besteht aus einer grossen Zahl flacher stromerzeugender Elemente Elektrocyten die jeweils in einer Bindegewebskammer liegen Fur gewohnlich sind nicht alle Elektrocyten gleichzeitig aktiv nur die starksten Stromschlage werden durch die gemeinsame Aktivitat aller bis zu 6000 Elektrocyten erzeugt 4 nbsp Rot Fundorte von E electricus gelb E varii blau E voltaiLebensraum BearbeitenElectrophorus electricus kommt im Bergland von Guayana vor und Electrophorus voltai lebt in den Flussen die den Brasilianischen Schild nach Norden zum Amazonas hin entwassern Im Lebensraum beider Arten ist das Wasser fur gewohnlich sauerstoffreich und hat einen niedrigen Leitwert lt 30 µScm Die Gewasser haben einen felsigen Grund und es gibt Stromschnellen und Wasserfalle Im Lebensraum von Electrophorus varii im Amazonastiefland ist das Wasser dagegen normalerweise sauerstoffarm die Flusse fliessen trage dahin der Bodengrund ist sandig oder schlammig und Stromschnellen und Wasserfalle sind nicht vorhanden In Weisswasserflussen ist der Leitwert relativ hoch 60 350 µScm in Schwarzwasserflussen dagegen niedrig lt 30 µScm 1 Systematik BearbeitenDie spatere Typusart der Gattung Electrophorus wurde im Jahr 1766 durch den schwedischen Naturforscher Carl von Linne den Begrunder der binaren Nomenklatur und der Grundlagen der modernen botanischen und zoologischen Taxonomie unter der Bezeichnung Gymnotus electricus erstmals beschrieben Synonymbezeichnungen sind Gymnoti tremuli 6 Gymnotus tremulus 7 und Gymnotus regius 8 Die Gattung Electrophorus wurde im Jahr 1864 durch den US amerikanischen Ichthyologen Theodore Nicholas Gill eingefuhrt Mehr als 250 Jahre war Electrophorus electricus die einzige Art der damit monotypischen Gattung Electrophorus Im September 2019 erschien eine Studie in der nachgewiesen wurde dass sich unter der Bezeichnung Electrophorus electricus drei kryptische Arten verbargen die sich ausserlich sehr ahneln genetisch aber deutlich unterscheiden Die Bezeichnung Electrophorus electricus gilt jetzt nur noch fur die Zitteraale des Berglandes von Guayana Die Zitteraale die im Amazonastiefland von den ecuadorianischen und peruanischen Anden im Westen bis zur Mundung des Amazonas im Osten vorkommen wurden unter der Bezeichnung Electrophorus varii neu beschrieben die im sudlichen Amazonasbecken in den Flussen die den Brasilianischen Schild zum Amazonas hin entwassern vorkommenden Zitteraale als Electrophorus voltai Die drei Arten haben sich im Miozan und im Pliozan voneinander getrennt 1 Die Gattung Electrophorus bildet zusammen mit der artenreichen Gattung Gymnotus die Familie der Messeraale Gymnotidae in der Ordnung der Neuwelt Messerfische Gymnotiformes 3 9 Es gibt jedoch auch die Ansicht dass die Gattung in eine eigenstandige monotypische Familie Electrophoridae gestellt werden sollte 10 Humboldt BearbeitenSchon Alexander von Humboldt beobachtete am 19 Marz 1800 anlasslich seiner Forschungsreisen im Amazonasgebiet Zitteraale sowie eine eigentumliche Methode der Indianer diese zu fangen nbsp Zitteraale und Pferde aus Alexander von Humboldt s Reise in die Aequinoctial Gegenden des neuen Continents Da sagten die Indianer sie wollen mit Pferden fischen A ber nicht lange so kamen unsere Fuhrer aus der Savanne zuruck wo sie ungezahmte Pferde und Maulthiere zusammengetrieben Sie brachten ihrer etwa dreissig und jagten sie ins Wasser Der ungewohnte Larm vom Stampfen der Rosse treibt die Fische aus dem Schlamm hervor und reizt sie zum Angriff Die schwarzlicht und gelb gefarbten grossen Wasserschlangen gleichenden Aale schwimmen auf der Wasserflache hin und drangen sich unter den Bauch der Pferde und Maulthiere Die Aale betaubt vom Larm vertheidigen sich durch wiederholte Schlage ihrer elektrischen Batterien Lange scheint es als solle ihnen der Sieg verbleiben Mehrere Pferde erliegen den unsichtbaren Streichen von denen die wesentlichsten Organe allerwarts getroffen werden betaubt von den starken unaufhorlichen Schlagen sinken sie unter Andere schnaubend mit gestraubter Mahne wilde Angst im starren Auge raffen sich wieder auf und suchen dem um sie tobenden Ungewitter zu entkommen sie werden von den Indiern ins Wasser zuruckgetrieben Einige aber entgehen der regen Wachsamkeit der Fischer sie gewinnen das Ufer straucheln aber bei jedem Schritt und werfen sich in den Sand zum Tod erschopft mit von den elektrischen Schlagen der Gymnoten erstarrten Gliedern Ehe funf Minuten vergingen waren zwei Pferde ertrunken Der funf Fuss lange Aal drangt sich dem Pferd an den Bauch und gibt ihm nach der ganzen Lange seines elektrischen Organs einen Schlag das Herz die Eingeweide und der plexus coeliacus der Abdominalnerven werden dadurch zumal betroffen Die Pferde werden ohne Zweifel nicht todtgeschlagen sondern nur betaubt sie ertrinken weil sie sich nicht aufraffen konnen so lange der Kampf zwischen den andern Pferden und den Gymnoten fortdauert Wir meinten nicht anders als alle Thiere die man zu dieser Fischerei gebraucht mussten nach einander zu Grunde gehen Aber allmahlich nimmt die Hitze des ungleichen Kampfes ab und die erschopften Gymnoten zerstreuen sich Sie bedurfen jetzt langer Ruhe und reichlicher Nahrung um den erlittenen Verlust an galvanischer Kraft wieder zu ersetzen Die Gymnoten kamen scheu ans Ufer des Teichs geschwommen und hier fing man sie mit kleinen an langen Stricken befestigten Harpunen Wenn die Stricke recht trocken sind so fuhlen die Indianer beim Herausziehen des Fisches an die Luft keine Schlage In wenigen Minuten hatten wir funf grosse Aale die meisten nur leicht verletzt Alexander von Humboldt 11 Bei Experimenten in denen Zitteraale mit den Attrappen von Krokodilkopfen und menschlichen Armen konfrontiert wurden zeigten sie das von Humboldt beschriebene Verhalten reckten sich aus dem Wasser und schmiegten sich mit ihrer Bauchseite an die vermeintlichen Gegner um sie durch elektrische Schlage zu vertreiben 12 13 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e C David de Santana William G R Crampton Casey B Dillman Renata G Frederico Mark H Sabaj Raphael Covain Jonathan Ready Jansen Zuanon Renildo R de Oliveira Raimundo N Mendes Junior Douglas A Bastos Tulio F Teixeira Jan Mol Willian Ohara Natalia Castro e Castro Luiz A Peixoto Cleusa Nagamachi Leandro Sousa Luciano F A Montag Frank Ribeiro Joseph C Waddell Nivaldo M Piorsky Richard P Vari amp Wolmar B Wosiacki Unexpected species diversity in electric eels with a description of the strongest living bioelectricity generator Nature Communications Volume 10 Article number 4000 2019 doi 10 1038 s41467 019 11690 z Coates C W amp Cox R T A comparison of length and voltage in the electric eel Electrophorus electricus Linnaeus Zoologica 30 89 93 1945 a b c Joseph S Nelson Terry C Grande Mark V H Wilson Fishes of the World Wiley Hoboken New Jersey 2016 ISBN 978 1 118 34233 6 Seite 239 a b c Kurt Fiedler Lehrbuch der Speziellen Zoologie 2 Band 2 Teil Gustav Fischer Verlag Jena 1991 ISBN 3 334 00339 6 Kjell Johansen Claude Lenfant Knut Schmidt Nielsen und Jorge A Petersen Gas exchange and control of breathing in the electric eel Electrophorus electricus Journal of Comparative Physiology A Neuroethology Sensory Neural and Behavioral Physiology Volume 61 Number 2 137 163 doi 10 1007 BF00341112 Gronovius L T Zoophylacii Gronoviani fasciculus primus exhibens animalia quadrupeda amphibia atque pisces quae in museo suo adservat rite examinavit systematice disposuit descripsit atque iconibus illustravit Laur Zoophylacii Gronoviani 1 136 pls 1 13 1763 Houttuyn M Natuurlyke historie of uitvoerige beschryving der dieren planten en mineraalen volgens het samenstel van den Heer Linnaeus Met naauwkeurige afbeeldingen Amsterdam 1764 Chiaje S D Notizia su due Gimnoti elettrici dall America recati vivi in Napolli Nuov Ann Sci Nat Bologna 8 268 273 1847 Tagliacollo V A Bernt M J Craig J M Oliveira C amp Albert J S Model based total evidence phylogeny of Neotropical electric knifefishes Teleostei Gymnotiformes Mol Biol Evol 95 20 33 2016 Mago Leccia F Electric fishes of the continental waters of America Classification and catalogue of the electric fishes of the order Gymnotiformes Teleostei Ostariophysi with descriptions of new genera and species Biblioteca de la Academia de Ciencias Fisicas Matematicas y Naturales Caracas 1994 Alexander von Humboldt Alexander von Humboldt s Reise in die Aequinoctial Gegenden des neuen Continents Nach der Anordnung und unter Mitwirkung des Verfassers Einzige von A v Humboldt anerkannte Ausgabe in deutscher Sprache Band 1 J G Cotta scher Verlag Stuttgart 1859 S 404 406 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Digitalisat bei Gutenberg Ebook Kenneth C Catania 2016 Leaping Eels Electrify Threats Supporting Humboldt s Account of A Battle with Horses PNAS doi 10 1073 pnas 1604009113 Video zum VersuchWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Zitteraale Electrophorus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Electrophorus auf Fishbase org englisch Spektrum de Neue Zitteraalart verteilt Rekordstromschlage vom 10 September 2019 Frank Schubert auf Spektrum de Gemeinsam schocken Zitteraale noch starker vom 14 Januar 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zitteraale amp oldid 239447364