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Die Zinkhutte Harlingerode zwischen dem Goslarer Ortsteil Oker und dem Bad Harzburger Ortsteil Harlingerode am Harz Niedersachsen gelegen war ein Industriebetrieb zur Erzeugung von metallischem Zink aus Erzen und Recyclingrohstoffen Sie existierte in ihrer Grundform von 1936 bis 2000 und war von 1948 bis 1970 die grosste und modernste Zinkhutte in Deutschland Ehemaliges Zinkhuttengelande im Jahr 2017Das Unternehmen gehorte zunachst Preussag Konzern und zuletzt zur Harz Metall GmbH HMG Es lag in unmittelbarer Nachbarschaft der Blei Kupfer Hutte Oker und der Zinkoxydhutte Oker Das Gelande befindet sich heute in Besitz der 2020 aus der Insolvenzmasse der HMG gegrundeten IVH GmbH Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Bau und Inbetriebnahme 1935 bis 1945 1 2 Wiederbeginn und Ausbau 1945 bis 1970 1 3 Metallpreisverfall und Niedergang 1970 bis 1988 1 4 Heutiger Zustand 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp ProduktionszahlenZur Verwirklichung ihrer Kriegsvorbereitungen und Autarkiebestrebungen planten die Nationalsozialisten eine Verdoppelung der Bergbau und Huttenproduktion im Harz Dazu wurde im Rahmen des sogenannten Rammelsbergprojektes das gleichnamige Blei Zink Bergwerk bei Goslar ausgebaut Der Einsatz der damals neuartigen Flotationstechnologie ermoglichte erstmals die Erzeugung eines Zinkkonzentrates Zur Verhuttung des Zinkkonzentrates sollte neben den Unterharzer Huttenwerken in der Gemarkung Harlingerode eine neue Zinkhutte gebaut werden Bau und Inbetriebnahme 1935 bis 1945 Bearbeiten nbsp MuffelhutteIm Jahr 1935 begannen die Bauarbeiten zu der Zinkhutte auf der grunen Wiese durch die Unterharzer Berg und Huttenwerke GmbH Fur den Entwurf der Gebaude konnten die bekannten Industriearchitekten Fritz Schupp und Martin Kremmer verpflichtet werden Als metallurgisches Produktionsverfahren wurde das New Jersey Vertical Retort Verfahren der New Jersey Zinc Co in Palmerton USA ausgewahlt Bei diesem Verfahren wurde das Zinkerz in einer Rosthutte zunachst entschwefelt und das dabei entstehende Zinkoxid anschliessend in stehenden Muffeln Retorten mit Kohlenstoff zu dampfformigem Zink reduziert Die Anordnung der Gebaude folgte luftschutztechnischen Uberlegungen und ein Grossteil der Maschinen und Apparate wurde in doppelter Ausfuhrung redundant angelegt Bereits am 30 Dezember 1936 konnte im Ofenhaus West das erste Zinkmetall abgestochen werden Der Anschluss an den Guterverkehr erfolgte im Wesentlichen uber den neuerrichteten Betriebsbahnhof Oker Ost an der Bahnstrecke Bad Harzburg Oker die offizielle Genehmigung dieser Anlage erfolgte 1942 Der gesamte Ausbau konnte wegen des Kriegsausbruchs und des damit verbundenen Material und Personalmangels nicht abgeschlossen werden Wahrend des Krieges wurden auch osteuropaische Zwangsarbeiter eingesetzt Nach der Besetzung durch die Alliierten im April 1945 kam der Betrieb zum Erliegen Wiederbeginn und Ausbau 1945 bis 1970 Bearbeiten Das Wiederanfahren der Ofen erfolgte im Dezember 1945 Bis 1953 konnten alle ursprunglich geplanten Anlagen fertiggestellt und in Betrieb genommen werden Es folgte eine Phase der standigen Erweiterung und Verbesserung der Huttenprozesse Dadurch konnte die Produktion fortlaufend gesteigert werden Zwischen 1958 und 1959 wurde mit uber 1 000 Mitarbeitern der hochste Personalstand erreicht Im Jahr 1967 ubernahm die Preussag die Unterharzer Berg und Huttenwerke die Zinkhutte Harlingerode wurde ein Werksteil des Huttenwerkes Harz Probleme ergaben sich durch die Emissionen die im Rahmen des Koreakriegs und den damit einhergehenden Produktionssteigerungen ab den 1950er Jahren Rekorde erreichten Die Schwermetallstaube verursachten wahrend der Vegetationsperioden Verbrennungen an grunen Pflanzenteilen in der Umgebung Vieh verendete zum Teil qualvoll da das Grunfutter starken Belastungen unterlag Dies hatte zur Ursache dass nach anhaltenden Protesten der Bevolkerung in Harlingerode und dem unweit sudostlich gelegenen Gottingerode in den 1960er Jahren Filterungsmassnahmen getroffen und der Hauptschornstein erhoht wurde 1 Metallpreisverfall und Niedergang 1970 bis 1988 Bearbeiten Zu Beginn der 1970er Jahre setzte ein anhaltendes Sinken der Weltmarktpreise fur Metalle ein Davon war auch die Zinkerzeugung betroffen Zunachst versuchte man diesem Trend durch Steigerung der Produktion und Rationalisierungsmassnahmen zu begegnen Durch Erweiterung beider Ofenhauser auf zuletzt insgesamt 46 Ofen konnten 1980 knapp uber 100 000 t Huttenzink erzeugt werden Anfang 1980 sorgt ein Bericht des Oko Instituts aus Freiburg im Breisgau fur mediale Aufmerksamkeit als die seit jeher bestehenden Umweltbelastungen durch das Huttenwerk Harz thematisiert werden 2 Unter anderem griff Der Spiegel das Thema in einen am 17 Marz 1980 erschienenen Artikel auf 3 1981 entschied man dann eines der beiden Ofenhauser Ost und die Rosthutte stillzulegen und anstelle von Erzen nur noch Recyclingmaterialien Sekundarvorstoffe zu verarbeiten Dieses war auch eine Reaktion auf die scharferen Umweltauflagen und ging mit dem Bau neuer Filteranlagen einher Als dennoch die gesteckten Wirtschaftsziele nicht erreicht wurden erfolgte die offizielle Betriebseinstellung zusammen mit der Stilllegung des Rammelsberger Bergwerkes am 30 Juni 1988 Bis dahin wurden 2 8 Millionen Tonnen Zink hergestellt Bis 2000 wurden noch bis zu zehn Ofen als Minihutte zur Alimentierung der angrenzenden Zinkweiss und Zinkstaubanlage betrieben Heutiger Zustand Bearbeiten nbsp Durch das Nachfolgeunternehmen Norzinco genutztes Gebaude 2018 nbsp Abbruch Ofenhaus Ost 2003Das Verwaltungsgebaude und das ehemalige Gemeinschaftshaus werden von der IVH genutzt Die Feinzinkanlage ist heute Betriebsgebaude der Zinkweisserzeugung Harzer Zinkoxide GmbH Im Hintergrund erhebt sich die inzwischen abgedeckte Raumaschenhalde als Altlast Dort lagern uber 1 Million Tonnen Ruckstande der Zinkverhuttung Auf dem Betriebsgelande an der Landstrasse in Harlingerode bestanden bis 2023 noch das Ofenhaus West mit dem grossten Teil der Einrichtung das 20 Tage Lager Vorstofflager mit dem zugehorigen Mahl und Mischhaus sowie der holzerne Kuhlturm Die IVH GmbH als Grundstuckseigentumerin kundigte im Jahr 2022 den Abriss dieser Gebaude an Danach sollen von den nicht genutzten Gebauden lediglich die Lagerhalle mit der Filteranlage nordlich des dann abgerissenen Ofenhauses West erhalten bleiben 4 Diese Gebaude lagen zuletzt brach und waren nicht offentlich zuganglich Im August 2023 begann der Abriss des 20 Tage Lagers durch einen 38 Meter Bagger an der Ostseite 5 nbsp vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen nbsp Nordpanorama auf das Gelande der Zinkhutte im heutigen Zustand 2018 Literatur BearbeitenJurgen Feiser Chronik der Okerhutte 1527 1970 Manuskript Goslar 1971 unveroffentlicht Kunibert Hanusch Die Unterharzer Metallhutten im 19 und 20 Jahrhundert Chronik eines Wandels 1 Auflage Weltkulturerbe Rammelsberg Goslar 2005 ISBN 3 9809704 1 8 Lothar Klappauf et al Auf den Spuren einer fruhen Industrielandschaft Niedersachsisches Landesamt fur Denkmalpflege Hameln 2000 Wolfgang Mehner Geschichte der Blei und Kupfererzeugung am Unterharz Harz Metall GmbH Goslar 1993 Wolfgang Mehner Geschichte der Zinkmetallurgie am Harz eine Chronik der Zinkerzeugung von 1900 1990 2 Auflage Harz Metall GmbH Goslar 1995 Franz Pawlek Metallhuttenkunde Walter de Gruyter amp Co Berlin 1982 ISBN 3 11 007458 3 Franz Rosenhainer Die Geschichte des Unterharzer Huttenwesens von seinen Anfangen bis zur Grundung der Communion 1635 Beitrage zur Geschichte der Stadt Goslar Goslar 1968 Zink Harz Zinkgewinnung auf der Zinkhutte Harlingerode Unterharzer Berg und Huttenwerke Goslar 1956 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zinkhutte Harlingerode Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Zinkgewinnung auf der Zinkhutte HarlingerodeEinzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Baumgarten Mitgestaltet Das grossere Bad Harzburg S 108f Harald Meier Kurt Neumann Bad Harzburg Chronik einer Stadt S 649 661 Der Spiegel Nachts kommt alles runter 17 Marz 1980 abgerufen am 28 Dezember 2019 Industriepark und Verwertungszentrum Harz GmbH Aktuelle Projekte der IVH in Oker und Harlingerode Mai 2022 Abgerufen am 6 August 2023 Goslarsche Zeitung Harlingerode Huttengebaude verschwinden vom Erdboden 4 August 2023 51 908611111111 10 496388888889 Koordinaten 51 54 31 N 10 29 47 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zinkhutte Harlingerode amp oldid 236153249