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Der Zienerbichl ugs oder Zenobichl ugs eigentlich Hugel St Zeno genannt ist eine markante Erhebung im Sudwesten der Tiroler Gemeinde Serfaus Er wurde schon in regionalen Sagen mit dem Standort eines Raubritterschlosses in Verbindung gebracht Der Name stammt von der fruher auf dem Hugel gelegenen St Zeno Kapelle welche mit dem Patrozinium des Bischofs Zeno zusammenhangt Die Kapelle wurde 1813 demoliert und 1843 an einer anderen Stelle nordlich des Hugels neu gebaut Kapelle hl Zeno Inhaltsverzeichnis 1 Erste Funde und Notgrabung 2 Grabungskampagne 2000 2001 2 1 Mittelalterliche Befunde 2 2 Spatantike Befunde 3 Museum Refugium 4 Literatur 5 EinzelnachweiseErste Funde und Notgrabung Bearbeiten1972 stiess man bei Hausbauarbeiten der Familie Tschugmall auf Mauerstrukturen und Kulturschichten die auf eine mittelalterliche Bautatigkeit auf dem Zienerbichl hindeuten Bei der darauffolgenden Notbergung im selben Jahr wurden aber auch Fragmente einer spatromischen Reibschale geborgen Die Verlegung eines Fernsehkabels im Jahre 1989 beforderte weitere Relikte vor allem mittelalterliche Ofenkacheln ans Tageslicht Die Auswertung der Kleinfunde aus der Notbergung von 1972 ergab weitere interessante Ergebnisse Die 14C Datierungen der Holzkohleproben aus einer Brandschicht deuten auf das 3 4 Jh n Chr hin Weiters wurden die im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck befindlichen Tierknochenreste vom Zienerbichl genauer untersucht Bei den Uberresten handelt es sich um relativ jung geschlachtete Schafe Ziegen Schweine und Rinder Ebenso stellte sich heraus dass einige der Knochen menschliche Uberreste sind So erkannten die Forscher einzelne Knochen als Fragmente vom Schadel und der oberen und unteren Extremitaten die vermutlich von einem mannlichen Individuum im Alter von 25 und 45 Jahren stammen Die 14C Datierung ergab vermutliches Todesdatum um 1200 n Chr Grabungskampagne 2000 2001 BearbeitenDurch die geplante Erweiterung des Anwesens der Familie Tschugmall war es den Archaologen moglich die Kuppe des Zienerbichls genauer unter die Lupe zu nehmen Die Grabungen unter der Leitung von Thomas Reitmeier wurden im Herbst 2000 und Juli 2001 durchgefuhrt Mittelalterliche Befunde Bearbeiten Dabei konnten die Reste von drei Mauerzugen ergraben werden An der Sudseite des Hanges ergab sich eine ca 6 m lange zweilagige und gemortelte Mauer Eine Nord Sud verlaufende Mauer durch den modernen Hausbau 1972 grossteils abgebaggert mundet in der Nordost Ecke in eine ca 7 m lange Ost West Mauer Das Mauerwerk weist eine Starke von 150 bis 190 cm auf und wurde bedingt lagenhaft geschichtet Durch diese Mauerstrukturen ergibt sich ein trapezformiger Innenraum eines vermutlich turmartigen Gebaudes In diesem Innenraum fand sich unter der Versturzschicht eine partiell verziegelte Schicht mit einer massiven Holzkohle Ascheschicht Darin kamen zahlreiche Kleinfunde wie Ofenkacheln Spinnwirtel Nuppenbecher Buntmetall und Eisenobjekte zum Vorschein welche eine Datierung dieses Horizontes auf das 13 Jh n Chr nahelegen Ausserdem konnte durch Estrichreste an den Mauerwangen das vermutliche Gehniveau fixiert werden All diese Befunde und schriftlichen Quellen lassen die Archaologen auf den Bau eines mittelalterlichen Adelssitzes auf dem Zienerbichl schliessen Auf Grund des stratigraphischen Befundes wird jedoch die Belegdauer als relativ kurz angenommen und eine gewaltsame Zerstorung der Anlage nicht ausgeschlossen Spatantike Befunde Bearbeiten Neben den schon vorhin erwahnten Fragmenten einer spatantiken Reibschale wurden in einer weiteren Kulturschicht nordwestlich des Turmfundamentes vermehrt spatantike Relikte geborgen Darunter befand sich neben dem Bruchstuck eines Lavezgefasses und Wandstucken von Gefassen aus nordafrikanischen Topfereien sog terra sigillata chiara auch das Fragment einer Schussel mit Ratterdekor Diese Schussel wurde aus Kleinasien importiert und wird in die 2 Halfte des 5 Jh n Chr datiert Solche Uberreste zeigen uns die noch funktionierenden Handelsverbindungen in einer mit Krisen und starken Veranderungen behafteten Zeit Des Weiteren deuten die Befunde auf eine befestigte Hohensiedlung der Spatantike hin welche an einer Nebenstrecke der Via Claudia Augusta lag Museum Refugium BearbeitenDas Archaologie Museum Refugium St Zeno auch kurz Refugium ist als Schutzbau konzipiert und steht uber den gefundenen Mauerresten des vermutlich turmartigen Gebaudes Im Ausstellungsraum werden die Objektfunde prasentiert Das Konzept fur das Museum stammt von Margarethe Greiner 1 Literatur BearbeitenMartin Bitschnau Burg und Adel von Serfaus Archaologisch historische Spurensuche auf dem Zenobichl In Klien Robert Hrsg Serfaus Serfaus 2002 S 102 118 Harald Stadler Thomas Reitmaier Archaologische Ausgrabungen am Zienerbichl In Klien Robert Hrsg Serfaus Serfaus 2002 S 95 101 Einzelnachweise Bearbeiten Margarethe Greiner Das Refugium in Serfaus St Zeno Land Tirol abgerufen am 16 November 2015 47 0375 10 6014 Koordinaten 47 2 15 N 10 36 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zienerbichl amp oldid 237038700