www.wikidata.de-de.nina.az
Das Zurcher Modell der sozialen Motivation oder kurz Zurcher Modell von Norbert Bischof stammt aus dem Bereich der Psychologie Es handelt sich dabei um ein Modell der Wirkungszusammenhange von Motivationssystemen die dem Sozialverhalten zugrunde liegen Diese drei Motivationssysteme sind Sicherheitssystem Erregungssystem Autonomiesystem unterteilt in die phylogenetisch unterscheidbaren Facetten Macht Geltung und Leistung Das Modell verbindet Erkenntnisse aus der Ethologie mit psychodynamischen Ansatzen 1 Wahrend jedes der drei grundlegenden Motivsysteme im Prinzip ein einfacher Regelkreis ist ergibt sich aus der Verschaltung der drei Regelkreise eine komplexe Dynamik des Gesamtsystems Erhoht sich beispielsweise die Autonomie Autonomiesystem eines Menschen dann erhoht sich auch seine Unternehmungslust Erregungssystem jedoch seine Abhangigkeit Sicherheitssystem nimmt ab Das bedeutet dass der Sollwert des Autonomiesystems den Sollwert der beiden anderen Systeme kontrolliert was die Kernaussage des Zurcher Modells ist 2 Inhaltsverzeichnis 1 Partnerwahl und Inzesttabu 2 Odipuskonflikt 3 Erhebung der individuellen Sollwerte der Motivsysteme 4 Bibliographie 5 Siehe auch 6 Einzelnachweise 7 WeblinksPartnerwahl und Inzesttabu Bearbeiten Bischof zeigt dass die Motivationen einander bedingen miteinander verwoben sind oder sich gegenseitig hemmen konnen familiare Vertrautheit verhindert Sexualitat Inzesttabu 1 Ein Kleinkind ist gegen Erregung aversiv ein Adoleszenter gegen Sicherheit In der Kleinkindzeit sind die Sollwerte der Fuhrungsgrosse Unternehmungslust minimal in der Adoleszenz maximal Fur die Abhangigkeitswunsche ist das Verhaltnis gerade umgekehrt Im Zusammenhang mit der Partnerwahl wird aufgezeigt dass der sekundare Bindungspartner einerseits erregend weil fremd bleibt andererseits aber sicherheitsstiftend weil er doch vertraut sein sollte Die Stimmungslagen verandern sich gegenlaufig bei Annaherung des sekundaren Partners das Fremde wird erregender und das Vertraute bergender 3 So wird anhand des Modells erklart warum Kinder nicht ihre Eltern als Partner wahlen Die Eltern sind fur den Adoleszenten zu wenig erregend weil sie zu vertraut sind Und das Bedurfnis nach Sicherheit ist in der Adoleszenz geringer als in der Kindheit Odipuskonflikt Bearbeiten Der odipale Konflikt besteht nach Bischof in einer unbefriedigten ausgedunnten sexuellen Beziehung zwischen Vater und Mutter einer daran kompensatorisch gebundenen erhohten Bindung der Mutter an das Kind mit daraus folgend herabgesetzter Autonomie des letzteren die wiederum zur libidinosen Reduktion und sexuellen Repression fuhrt 4 Erhebung der individuellen Sollwerte der Motivsysteme BearbeitenMit dem MPZM Motivprofil nach dem Zurcher Modell wurde 2009 erstmals ein Fragebogen zur Messung der individuellen Sollwerte der drei Motivsysteme inklusive der Facetten des Autonomiemotivs vorgestellt 5 6 Der Fragebogen umfasst 30 Items und gibt Aufschluss daruber wie stark die Motive nach Sicherheit Erregung Macht Geltung und Leistung ausgepragt sind Da der Fragebogen auf einer Selbsteinschatzung beruht sollte jedoch bedacht werden dass damit das Selbstkonzept und nicht die unbewussten impliziten Motive gemessen werden Bibliographie BearbeitenIm Folgenden ist eine Liste mit Literatur die sich auf das Zurcher Modell bezieht N Bischof Das Kraftfeld der Mythen Piper Munchen 1996 N Bischof Das Ratsel Odipus Die biologischen Wurzeln des Urkonflikts von Intimitat und Autonomie The riddle of Oedipus The biological roots of the core conflict between intimacy and autonomy Piper Munchen 2001 PDF N Bischof A systems approach toward the functional connections of attachment and fear In Child Development 46 1975 S 801 817 N Bischof Untersuchungen zur Systemanalyse der sozialen Motivation I Die Regulation der sozialen Distanz Von der Feldtheorie zur Systemtheorie On the regulation of social distance from field theory to systems theory In Zeitschrift fur Psychologie 201 1993 S 5 43 N Bischof Untersuchungen zur Systemanalyse der Sozialen Motivation IV Die Spielarten des Lachelns und das Problem der motivationalen Sollwertanpassung The varieties of smiling and the problem of motivational adjustment In Zeitschrift fur Psychologie 204 1996 S 1 40 I Borutta S Sosnowski M Zehetleitner N Bischof K Kuhnlenz Generating artificial smile variations based on a psychological system theoretic approach Paper presented at the 18th IEEE International Symposium on Robot and Human Interactive Communication Ro Man Toyama Japan 2009 H Gubler N Bischof Untersuchungen zur Systemanalyse der sozialen Motivation II Computerspiele als Werkzeug der motivationspsychologischen Grundlagenforschung Computer games as a tool for basic research on motivation In Zeitschrift fur Psychologie 201 1993 S 287 315 H Gubler N Bischof A systems theory perspective In M E Lamb H Keller Hrsg Infant development Perspectives from German speaking countries Lawrence Erlbaum Associates S Hillsdale NJ England 1991 S 35 66 H Gubler M Paffrath N Bischof Untersuchungen zur Systemanalyse der sozialen Motivation III Eine Astimationsstudie zur Sicherheits und Erregungsregulation wahrend der Adoleszenz In Zeitschrift fur Psychologie 202 1994 S 95 132 M Schneider Systems theory of motivational development In Neil J Smelser Paul B Baltes Hrsg International Encyclopedia of the Social amp Behavioral Sciences Elsevier Oxford 2001 F D Schonbrodt J B Asendorpf The challenge of constructing psychologically believable agents In Journal of Media Psychology Theories Methods and Applications 23 2011 S 100 107 doi 10 1027 1864 1105 a000040 Open Access F D Schonbrodt S Unkelbach F M Spinath Broad motives in short scales a questionnaire for the Zurich Model of social motivation In European Journal of Psychological Assessment 25 2009 S 141 149 doi 10 1027 1015 5759 25 3 141 Open Access Siehe auch BearbeitenFlow Psychologie Systemtheorie Theorie der Ressourcenerhaltung Zurcher Ressourcen Modell zur Abgrenzung Einzelnachweise Bearbeiten a b Arbeitskreis OPD Hrsg Operationalisierte psychodynamische Diagnostik Hans Huber Hogrefe Bern 2006 S 106 F Schonbrodt Das evolutionare Motivprofil PDF 6 8 MB Diplomarbeit Uni Saarland 2008 Kap 3 3 Das Zurcher Modell im Uberblick Rainer Krause Allgemeine psychoanalytische Krankheitslehre Band 2 Stuttgart Kohlhammer 1998 S 46 Rainer Krause Allgemeine psychoanalytische Krankheitslehre Band 2 Stuttgart Kohlhammer 1998 S 48 F D Schonbrodt S R Unkelbach F M Spinath Broad motives in short scales A questionnaire for the Zurich Model of Social Motivation In European Journal of Psychological Assessment Nr 25 2009 S 141 149 doi 10 1027 1015 5759 25 3 141 Open Access Webseite zum MPZMWeblinks BearbeitenGraphische und mathematische Darstellung des Modells Beschreibung des Modells Simulation des Zurcher Modells Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zurcher Modell der sozialen Motivation amp oldid 225784294