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Die Theorie der Ressourcenerhaltung Conservation of Resources Theory COR Theorie bietet ein theoretisches Modell das sich zur Erklarung von Stress auf Ressourcen konzentriert 1 Menschen benotigen zum Erhalt des psychischen und physischen Wohlbefindens bestimmte Ressourcen Die Stresstheorie mochte die Kluft zwischen Umwelttheorien und kognitiven Ansatzen der Stressforschung uberbrucken indem sowohl objektive als auch subjektiv wahrgenommene Faktoren zur Erklarung von Stress und Stressbewaltigung herangezogen werden Die Theorie sieht Ressourcenveranderungen als Schlussel zu Stress und geht davon aus dass Ressourcenverluste sich starker auswirken als Ressourcengewinne Gewinne aber zukunftige Verluste auffangen konnen Menschliches Handeln wird in dieser Theorie in Zusammenhang mit dem sozialen Umfeld betrachtet da Menschen nicht nur die eigene Integritat sondern auch die der Gemeinschaft schutzen Das soziale Umfeld setzt sich u a aus Nationalitat Geschlecht Klasse und Kultur zusammen Menschen handeln nach unterschiedlichen Regeln und erhalten und schutzen andere Ressourcen je nach dem herrschenden sozialen Kontext sodass nicht nur individuelle Ressourcen und individuelles Ressourcenmanagement sondern auch Uberlegungen zu gemeinsamen Ressourcen Ressourcentransfer und gemeinsamer Stressbewaltigung Relevanz fur das Stresserleben haben Inhaltsverzeichnis 1 Grundannahmen 1 1 Klassifikation von Ressourcen 1 2 Ressourcengewinne und verluste 2 Individuelle und gemeinsame Stressbewaltigung 2 1 Das multiaxiale Copingmodell 2 1 1 Aktiv passiv Achse 2 1 2 Prosozial antisoziale Achse 2 1 3 Direkt indirekte Achse 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGrundannahmen BearbeitenDas ressourcenorientierte Modell geht davon aus dass Menschen dazu neigen die eigenen Ressourcen zu schutzen und danach streben neue aufzubauen Einfluss auf den Erwerb und Erhalt von Ressourcen haben sowohl kritische Lebensereignisse als auch alltagliche kleine Stressoren die das Individuum daran hindern Ressourcen zu schutzen oder zu kultivieren Stress ist definiert als Reaktion auf die Umwelt in der 1 der Verlust von Ressourcen droht 2 der tatsachliche Verlust von Ressourcen eintritt oder 3 der adaquate Zugewinn von Ressourcen nach einer Ressourceninvestition versagt bleibt Insbesondere der Verlust oder drohende Verlust von Ressourcen ist stressreich da Menschen dann mit reduzierten Copingkapazitaten zukunftige Herausforderungen bewaltigen mussen Aber auch ein Mangel an Ressourcengewinnen nach einer Investition verursacht Stress da Individuen trotz Einsatz von Ressourcen ihre Bewaltigungskapazitaten nicht steigern konnten Da sie Ressourcen investiert haben ohne Gewinne zu erzielen entspricht der fehlende Gewinn einem Ressourcenverlust Ressourcen stellen in diesem Modell das einzige notwendige Element dar um Stress zu verstehen Klassifikation von Ressourcen Bearbeiten Ressourcen sind Objekte personliche Charakteristika Bedingungen und Energien die vom Individuum wertgeschatzt werden Objekt Ressourcen sind z B Kleidung ein Auto oder ein Haus Personliche Ressourcen sind Selbstwirksamkeit Empathie und soziale Verantwortung Autonomie die Beteiligung an Entscheidungsprozessen Familienstand und Arbeitsplatzsicherheit sind Beispiele fur Bedingungsressourcen Wissen Zeit und Geld sind typische Energie Ressourcen die beim Erwerb weiterer Ressourcen helfen Ressourcengewinne und verluste Bearbeiten Verluste oder Gewinne von Ressourcen die mit einem bestimmten Ereignis verbunden sind haben wesentliche Bedeutung fur den Stressprozess nicht aber das Ereignis selbst das lediglich den Ausgangspunkt eines solchen Prozesses darstellt So ist beispielsweise eine mundliche Prufung ein kritisches Lebensereignis das einerseits mit Gewinnen und andererseits mit Verlusten einhergehen kann Durch die Prufung nimmt ein Prufling Verluste seiner sozialen Kontakte und eine begrenzte Freizeit hin gewinnt aber Wissen und Status dazu Die aus der Evaluation der Ressourcen resultierende Kosten Nutzen Bilanz beeinflusst dabei massgeblich das weitere Handeln Hobfoll amp Buchwald 2004 Buchwald 2002 Zur Erfassung von Ressourcenverlusten und Gewinnen wurde eine Ressourcen Evaluations Liste Conservation of Resources Evaluation kurz COR E Hobfoll Lilly amp Jackson 1992 Hobfoll 1998 entwickelt Die Theorie der Ressourcenerhaltung betont dass positive und negative Veranderungen der Ressourcen verschiedene Effekte haben Das erste Prinzip der Theorie postuliert dass bei gleichem Ausmass an Ressourcenverlusten und gewinnen die Verluste die starkeren Auswirkungen haben Damit distanziert sich die Theorie vom Prinzip der Homoostase Das zweite Prinzip beruht auf der Annahme dass Menschen Ressourcen investieren wollen um sich vor Verlusten zu schutzen von Verlusten zu erholen und um neue Ressourcen hinzuzugewinnen Diese Motivation veranlasst Individuen dazu bestehende Ressourcen in Neugewinne zu investieren um so den gesamten Ressourcenpool zu erweitern Es wird dadurch aber nicht nur zukunftigen Verlusten vorgebeugt sondern zugleich die jeweiligen Ziele des Individuums z B Status bestarkt So investiert ein Student z B regelmassig in sein Studium und erwartet dadurch auf lange Sicht eine Erweiterung seines Wissens eine Verbesserung seiner Leistung eine gute Prufungsnote und schliesslich einen attraktiven Job Diese beiden Prinzipien fuhren zu weiteren Schlussfolgerungen Individuen mit vielen Ressourcen sind weniger verletzlich gegenuber Verlusten und konnen vorhandene Ressourcen eher gewinnbringend einsetzen Umgekehrt sind Individuen mit wenigen Ressourcen vulnerabler fur Ressourcenverluste und daruber hinaus weniger pradestiniert neue Ressourcen zu gewinnen Durch ihre Ressourcendefizite sind sie kaum in der Lage Gewinnspiralen zu etablieren Stattdessen erwachsen aus anfanglichen Verlusten weitere Nachteile bei der Bewaltigung von Stress Es entsteht ein Zyklus bei dem das System mit jedem Verlust anfalliger und verletzlicher wird und das Individuum im Zuge dieser Verlustspirale daran hindert anstehende stressreiche Probleme zu bewaltigen Individuelle und gemeinsame Stressbewaltigung BearbeitenDas mit der Theorie der Ressourcenerhaltung assoziierte multiaxiale Copingmodell nach Hobfoll 1998 2 konzeptualisiert die Bewaltigung von Stress im Kontext von objektiven Situationsmerkmalen und zwischenmenschlichen Beziehungsmustern Da die meisten Belastungen nicht nur ein individuelles sondern auch ein gemeinsames Problem darstellen werden von allen beteiligten Dyaden oder Gruppenmitgliedern Bewaltigungsbemuhungen verlangt Die Abhangigkeit von anderen Menschen bei der Bewaltigung von Stress verlangt nach der Betrachtung einer sozialen Dimension des Copings Eine Rolle spielen beispielsweise das Bedurfnis nach sozialer Bindung das Zuruckstellen personlicher Bedurfnisse zugunsten der Gruppe oder die Berucksichtigung von sozialen Hierarchien Ausserdem ist der Bewaltigungserfolg oft an das Urteil und die Kooperation anderer geknupft Das multiaxiale Copingmodell will diesen Aspekten gerecht werden betont aber weniger emotionale als vielmehr behaviorale Copingstrategien Herkommliche Ansatze gehen davon aus dass problemzentriertes Coping oft am effektivsten ist Das multiaxiale Modell integriert prosoziale Strategien als einen wesentlichen Bestandteil erfolgreicher Stressbewaltigung Ein Instrument wurde entwickelt die Strategic Approach to Coping Scale 3 das sowohl individuelle als auch gemeinschaftliche Copingstrategien erfasst Das multiaxiale Copingmodell Bearbeiten Das multiaxiale Modell bietet eine generelle Heuristik zum Verstandnis individuellen und gemeinsamen Copings Es bestand ursprunglich aus zwei Achsen Hobfoll et al 1994 die aktives versus passives und prosoziales versus antisoziales Coping abbildeten Individuelle Copinganstrengungen haben potentielle soziale Konsequenzen und der Copingakt als solcher verlauft haufig in Interaktion mit anderen Beide Copingachsen sind nicht unabhangig voneinander da soziale Aktionen auch Aktivitat implizieren Durch Hinzufugen einer dritten Achse des direkt indirekten Copings werden soziokulturelle Einflusse sowie Hierarchieunterschiede berucksichtigt die das Bewaltigungsverhalten in unterschiedlichen Kulturen und sozialen Positionen aufdecken Aktiv passiv Achse Bearbeiten Sie gibt das Ausmass von individuellen Copingaktivitaten an je nachdem wie aktiv bzw passiv Menschen bei der Bewaltigung ihrer Probleme bzw beim Aufbau von Ressourcen sind Die aktiv passive Copingdimension ist von problemfokussiertem Coping Lazarus amp Folkman 1984 Endler amp Parker 1990 zu trennen Hier sind explizit auch Aktivitaten in Form proaktiven Copings vgl Aspinwall amp Taylor 1997 inbegriffen die nicht das Problem selbst losen sondern vorbereitende Massnahmen implizieren So kann praventiv im Vorfeld der eigentlichen Stresssituation bereits ein Ressourcenpool geschaffen der die aktuelle Bewaltigung der Prufung erleichtern soll Am anderen Ende der Achse steht Passivitat die sich in Vermeidungsverhalten avoidance und vorsichtigem Handeln cautious action zeigen kann Vorsichtig zu handeln heisst sich innerhalb des gesamten Copingprozesses stets genau uber die einzelnen Zusammenhange und moglichen Konsequenzen zu informieren bevor man sich fur eine Handlung entscheidet Dennoch ist Vermeidungsverhalten noch passiver da in diesem Fall die Handlung gar nicht erst ausgefuhrt wird Prosozial antisoziale Achse Bearbeiten Diese Achse bezeichnet die soziale Dimension Copingaktivitaten unterscheiden sich im Ausmass in dem Personen mit anderen interagieren Der Mittelpunkt dieser Achse bezeichnet eine Position von isolierten Handlungen An den Endpunkten dieser Achse stehen pro und antisoziales Coping Prosoziales Coping umfasst adaptive Handlungen bei denen man sich um andere bemuht ihre Hilfe sucht oder sich in einer Weise verhalt die positive soziale Interaktionen beinhaltet Prosoziales Coping umfasst die Suche nach Support seeking social support und den Versuch Koalitionen oder Teams mit anderen zu bilden social joining Dabei konnen Personen sehr aktiv sein moglich ist aber auch ein geringeres Aktivitatsniveau das als vorsichtiges Handeln cautious action bezeichnet wird s o Im Unterschied zu aggressivem aggressive action und selbstbehauptendem Verhalten assertiveness wird vorsichtiges Handeln in der Interaktion mit anderen in westlichen Kulturkreisen oft negativ bewertet Hier ist diese Strategie jedoch positiv gemeint und beschreibt die Tendenz sich in andere einzufuhlen ihre Note zu respektieren und ihnen die Gelegenheit zu geben sich zu aussern anstatt sie zu ubergehen Antisoziales Verhalten antisocial action bezeichnet Copingaktivitaten mit der Intention andere zu verletzen oder entstandene Verletzungen zu ignorieren Antisoziales Verhalten kann eingesetzt werden um Vorteile gegenuber anderen zu gewinnen Indem man die Schwachen der anderen ausnutzt oder sie attackiert mochte man selbst eine bessere Position erlangen Starre soziale Klassen und die Leistungs und Konkurrenzorientierung unserer Gesellschaft rechtfertigen diese antisozialen Handlungen oft als adaquate Copingmuster In Kulturen die aggressives Selbstbewusstsein schatzen z B Amerika Australien kann antisoziales Coping in Form von Dominanz und Angriffslust eine erfolgversprechende Anpassungsstrategie sein Nach westeuropaischen Standards wird oft eine eher demutige weniger dominant aggressive Haltung als sozial akzeptabel empfunden Trotzdem konnen aktive aggressive Haltungen auch dort sozial belohnt werden Aggressiv antisoziale Copinghaltungen mussen von solchen unterschieden werden die als instinktive Spontanreaktionen zwar aggressiv sein konnen bestimmte sozial determinierte Grenzen aber nicht ubertreten Es gibt also auch eine andere Form antisozialen Copings die versehentlich antisozial ist weil sie instinktiv bzw intuitiv ausgefuhrt wird Instinktives Handeln instinctive action kann anderen Schmerzen zufugen ohne dies bewusst zu beabsichtigen Direkt indirekte Achse Bearbeiten Indirektheit ist ein wichtiger Bestandteil von Gemeinschaft den die westliche Psychologie erst neuerdings zu schatzen beginnt vgl Kashima et al 1995 Triandis 1994 Indirektheit erfordert eher aktive soziale Copingstrategien in Sinne eines strategischen diplomatischen Vorgehens Ein solches Agieren bei der Stressbewaltigung ist darauf ausgerichtet spezielle Situationen so zu manipulieren dass ein gewunschtes Verhalten forciert wird Es verlangt geschicktes Handeln bei dem ein Interaktionspartner nicht direkt zu etwas aufgefordert wird sondern ihm auf indirekte Weise zu verstehen gegeben wird wie er sich verhalten soll Fur denjenigen der indirekt vorgeht heisst das beispielsweise sich auf die eine Art zu zeigen aber auf die andere Weise zu handeln Anstatt direkt und aufrichtig zu sein ist man schwer durchschaubar Der Interaktionspartner erkennt nicht sofort die Absicht des indirekt Handelnden wird also auch nicht absichtsvoll zu etwas veranlasst Dadurch bleibt ihm ein Gesichtsverlust erspart denn er kann ein mogliches Fehlverhalten oder eine Unzulanglichkeit selbstandig korrigieren ohne darauf hingewiesen worden zu sein Dies tragt zur Harmonie innerhalb von Dyaden oder Gruppen bei denn es erlaubt allen Beteiligten den eigenen Zielen grundsatzlich treu zu bleiben Hobfoll 1998 Buchwald 2007 Literatur Bearbeiten nbsp Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Buchwald Petra Dyadisches Coping in mundlichen Prufungen Hogrefe Gottingen 2002 ISBN 3 8017 1654 6 Buchwald Petra Macht in Prufungen eine ressourcenorientierte Analyse In Michael Gohlich Eckard Konig amp Christine Schwarzer Hrsg Beratung Macht und organisationales Lernen VS Verlag Wiesbaden 2007 Hobfoll Stevan amp Buchwald Petra Die Theorie der Ressourcenerhaltung und das multiaxiale Copingmodell eine innovative Stresstheorie In Petra Buchwald Christine Schwarzer amp Stevan E Hobfoll Hrsg Stress gemeinsam bewaltigen Ressourcenmanagement und multi axiales Coping Hogrefe Gottingen 2004 S 11 26 ISBN 3 8017 1679 1 Hobfoll Stevan E The ecology of stress Hemisphere Washington D C 1988 ISBN 0 89116 637 8 Hobfoll Stevan E Stress culture and community Plenum Press New York 1998 ISBN 0 306 45942 6 Knecht Alban amp Schubert Franz Christian Ressourcen im Sozialstaat und in der Sozialen Arbeit Kohlhammer Stuttgart 2012 ISBN 3 17 021810 7 Schwarzer Christine Starke Dagmar amp Buchwald Petra Die Diagnose von Coping mit dem multiaxialen Stressbewaltigungsinventar SBI In Petra Buchwald Christine Schwarzer amp Stevan E Hobfoll Hrsg Stress gemeinsam bewaltigen Ressourcenmanagement und multiaxiales Coping Hogrefe Gottingen 2004 S 60 73 Hobfoll Stevan E Conservation of resources A new attempt at conceptualizing stress American Psychologist 1989 Vol 44 S 513 524Einzelnachweise Bearbeiten Hobfoll S E Lilly R S Jackson A P Conservation of social resources and the self In H O F Veiel amp U Baumann Hrsg The series in clinical and community psychology The meaning and measurement of social support Hemisphere Publishing Corp 1992 S 125 141 Hobfoll Stevan E Stress culture and community The psychology and philosophy of stress Springer New York 1998 ISBN 978 0 306 45942 9 abgek SACS vgl Hobfoll 1998 Schwarzer Starke amp Buchwald 2004 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Theorie der Ressourcenerhaltung amp oldid 238295796