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Wut dt Alternativtitel Can ist ein deutscher Fernsehfilm von Drehbuchautor Max Eipp und Regisseur Zuli Aladag aus dem Jahr 2005 der sich mit interkultureller Kompetenz und Jugendkriminalitat unter Turkischstammigen in Deutschland auseinandersetzt FilmOriginaltitel WutProduktionsland DeutschlandOriginalsprache DeutschErscheinungsjahr 2006Lange 90 MinutenAltersfreigabe FSK 12 1 JMK 12 2 StabRegie Zuli AladagDrehbuch Max EippProduktion Christian GranderathMusik Johannes KobilkeKamera Wojciech SzepelSchnitt Andreas Wodraschke Dora VajdaBesetzungOktay Ozdemir Can August Zirner Simon Laub Corinna Harfouch Christa Laub Robert Holler Felix Laub Ralph Herforth Michael Demir Gokgol Cans Vater Melika Foroutan DominiqueDas mehrfach ausgezeichnete Drama verursachte unmittelbar vor der Erstausstrahlung im September 2006 eine Kontroverse uber Gewalt in den Medien Der vom Westdeutschen Rundfunk als Beitrag zur Integration gedachte Film sollte ursprunglich am 27 September 2006 Mittwoch zur Hauptsendezeit mit anschliessender Diskussionssendung im Ersten gezeigt werden wurde jedoch kurzfristig auf den 29 September Freitag in das Spatprogramm verschoben Diese Programmanderung sorgte fur Aufsehen in den deutschen Medien 3 Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Informationen zum Film 3 Filmkritik Zuschauerquoten 4 Kontroverse 5 Diskussion 6 Wirkung 7 Auszeichnungen Auswahl 8 DVD 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenDas Filmdrama spielt in Berlin Tempelhof und beschreibt die Eskalation eines Konflikts zwischen einer Familie des Bildungsburgertums und einem turkischstammigen Jugendlichen aus einfachen Verhaltnissen Daneben thematisiert der Film das Scheitern der Kommunikation sowohl innerhalb der deutschen als auch der turkischen Familie Der angehende Literaturprofessor Simon Laub und seine Frau Christa Immobilienmaklerin ermoglichen ihrem Sohn Felix ein Leben in Wohlstand und Bildung So ist Felix ein begabter Cellospieler Zum Bekanntenkreis des sensiblen und schongeistig veranlagten Burgersohns gehort Can der Anfuhrer einer Strassenbande dem er regelmassig Marihuana abkauft Als Sohn eines Gemusehandlers ist der junge Deutschturke weniger gut gestellt und zeigt sich seinem wohlhabenden Freund gegenuber bisweilen neidisch und missgunstig Als Cans Gang Felix seine neuen Markenturnschuhe abzieht und der Junge barfuss nach Hause kommt konstatiert Felix Vater ein Problem Simon Laub denkt nun Can durch Zureden dazu bewegen zu konnen seinen Sohn in Ruhe zu lassen Durch ein Gesprach mit Cans Vater verspricht er sich die Situation endgultig zu bereinigen Felix ist gegen die Einmischung seines Vaters und behauptet kein Problem mit Can zu haben Can bringt schliesslich auch wirklich die Schuhe zuruck trumpft dabei aber uberheblich auf und lasst kein Bedauern erkennen Felix Vater entgegnet Sagen wir Sie hatten die Schuhe zum Putzen Schritt fur Schritt setzt sich nun eine Rache und Gewaltspirale in Gang Vater Laub fuhlt sich durch die immer bedrohlicher werdenden Attacken Cans in die Enge getrieben So platzt dieser in eine Vorlesung und stellt den Literaturdozenten bloss indem er ihn und die Studenten anpobelt und dabei auch die ihm bekannt gewordene Beziehung Laubs zu einer seiner Studentinnen offentlich macht Der angegriffene Laub ergreift immer drastischere Gegenmassnahmen So zeigt er Can wegen Korperverletzung und Drogenhandel bei der Polizei an ubt daruber hinaus aber auch Selbstjustiz und lasst ihn von seinem Freund Michael dem Liebhaber seiner Frau zusammenschlagen Can wird nach der polizeilichen Hausdurchsuchung vom Vater verstossen Der Konflikt mundet in eine Katastrophe nachdem Can sein Leben zerstort sieht und mit einem Messer und einer Pistole bewaffnet ins Haus der Laubs einbricht Er schlagt Felix Vater zusammen und knebelt die Mutter Als Felix von Can unbemerkt ins Wohnzimmer tritt und seine Eltern wehrlos vorfindet greift er die auf dem Kuchentisch liegende Pistole und richtet sie gegen Can Can entreisst sie ihm jedoch Das Messer an Felix Kehle gesetzt fordert er nun Vater Simon auf entweder seine Frau oder sich selbst mit der Pistole zu erschiessen Simon richtet Cans Waffe gegen sich selbst und druckt zitternd ab wobei er sich in Todesangst in die Hose macht Die Waffe ist jedoch nicht geladen Can lacht Felix Vater aus und verlasst die Familie beschimpfend das Wohnzimmer Wutentbrannt folgt ihm Felix Vater Er greift Can hinterrucks an und totet ihn beim Kampf im hauseigenen Swimmingpool durch Genickbruch Er weint hemmungslos nachdem er die Leiche des Jugendlichen aus dem Wasser geborgen hat Informationen zum Film BearbeitenGedreht wurde Wut im Herbst 2005 in Berlin Oktay Ozdemir Ich hatte auch gern den Felix gespielt spielt den Jugendlichen Can der Familienvater und Professor Simon Laub wird von August Zirner dargestellt Corinna Harfouch ist in der Rolle seiner Frau zu sehen Robert Holler in der Rolle ihres gemeinsamen Sohns Der Produktionsfirma Colonia Media die Wut fur den WDR produzierte stand fur spate Sendetermine unublich ein grosseres Budget zur Verfugung weil die Produktion ursprunglich fur die Hauptsendezeit angesetzt war Das Drehbuch von Max Eipp galt schon vor seiner Verfilmung als heikler Stoff und wurde deshalb von Fernsehverantwortlichen mehrfach abgelehnt Der ursprungliche Schreibanlass war ein eigenes Erlebnis des Autors aus dem Bereich Jugendgewalt welches er im Drehbuch dramatisch zuspitzt Bei dem Fernsehfilm handelt es sich um ein um Realitatsnahe bemuhtes Filmdrama Die Dramaturgie des Filmes folgt von Beginn an der erzahlten Rache bzw Gewaltspirale und lasst dabei deutlich Anleihen an der Struktur und Rhetorik der Novelle Michael Kohlhaas von Heinrich von Kleist erkennen die auch Gegenstand der Antrittsvorlesung Laubs ist Vorherrschend ist ein episodenhafter Aufbau Wahrend eine Sequenz die Aktion zeigt zeigt die nachste oft ohne Umschweife die Reaktion bzw Gegenaktion wodurch die Handlung ein grosses Tempo erhalt Die Schauplatze sind dabei abwechselnd den entgegengesetzten Milieus der Protagonisten zuzuordnen Was in den Zwischenzeiten geschieht bleibt im Detail im Unklaren lasst sich aber grob aus dem Gezeigten erschliessen So wird z B nachdem zu sehen war wie Can in seiner Wohnung verhaftet wird gezeigt wie Cans Gang Felix auflauert In der nachsten Einstellung finden Felix Eltern ihren Sohn bewusstlos und verletzt vor der Haustur Vollig unklar bleibt dagegen durch die episodenhafte Erzahlstruktur ob Felix und Can in derselben Gegend wohnen vielleicht sogar auf dieselbe Schule gehen oder sie in vollig unterschiedlichen Stadtteilen aufwachsen und nur Felix Drogenkonsum die beiden immer wieder zusammenfuhrt Der Film zeigt zudem so gut wie keine Motive fur die Handlungen sondern vornehmlich die Handlungen selbst und lasst dadurch viel Raum fur eigene Interpretationen des Zuschauers Die Filmerzahlung weist dabei durchweg eine Fokussierung auf die Hauptdarsteller auf mit Felix seinen Eltern inklusive ihrer beiden Verhaltnisse Can und dessen Vater ist das Repertoire an nicht nur schemenhaft gezeichneten Figuren bereits komplett Ausser Cans Jugendbande erscheinen zum Beispiel keine weiteren Jugendlichen z B Mitschuler oder Freunde von Felix und selbst Cans Gangmitglieder obwohl sie haufig zu sehen sind werden in keiner Weise charakterisiert Ausserlich ist der Film an einer kommerziellen Spielfilmasthetik orientiert benutzt teilweise verfremdende Effekte wie Slowmotion lasst aber auch zeitweilig Einstellungen wie Dokumentaraufnahmen erscheinen Neben der deutschen Sprache sind auch turkische Ausdrucke und Dialoge zu horen die aber nur untertitelt werden sofern es fur das Verstandnis der Handlung unbedingt notwendig ist Die Sprache der jugendlichen Rollen spiegelt dabei den tatsachlichen Code unter Halbwuchsigen auf der Strasse wider Eine Besonderheit in dem auch ansonsten realistisch erzahlten und chronologisch strikt auf das Ende zusteuernden Film der auf motivklarende Stilmittel wie innerer Monolog oder Ruckblende verzichtet ist eine kurze Traumsequenz des Simon Laub Die knapp gehaltene musikalische Untermalung des Filmsoundtracks spiegelt wie die Dramaturgie den Gegensatz zwischen den beiden Familien wider Sie reicht von turkischer Folklore uber deutschsprachigen Hip Hop deutsch turkischer Rapper der auch von Felix gehort wird bis hin zu klassischer Musik von Schubert Filmkritik Zuschauerquoten BearbeitenWut wurde schon vor der Ausstrahlung von der Kritik hoch gelobt So nannte z B Peter Luley von der Suddeutschen Zeitung Wut den mit Abstand beste n Fernsehfilm der Saison 4 Selbst die Katholische Nachrichten Agentur konstatierte dass der als hartes TV Drama TV Horen Sehen angekundigte Film zu den herausragenden Fernsehereignissen des Jahres gezahlt werden musse 5 Der Film erreichte bei seiner Erstausstrahlung am 29 September 2006 2 97 Millionen Zuschauer bei einem Marktanteil von 12 5 Prozent In der werberelevanten Zielgruppe sahen 0 97 Millionen zu 9 9 Prozent Marktanteil Im Anschluss wurde die Sendung Tatort Schulweg Hilflos gegen Jugendgewalt gezeigt in welcher Sandra Maischberger und Asli Sevindim mit weiteren Gasten diskutierten Diese verfolgten 1 27 Millionen Zuschauer 10 8 Prozent Marktanteil der Marktanteil bei den 14 bis 49 Jahrigen lag bei 7 6 Prozent 6 Der WDR aber auch die Tagespresse nannten die Quoten angesichts der Thematik der Sendungen hervorragend Das rege Interesse an den Sendungen druckte sich auch in 1500 Zuschaueranrufen aus die der WDR nach den Sendungen zu Wut entgegennahm Kontroverse BearbeitenWahrend das WDR Presseheft zu Wut den Film in eine Reihe mit Meilensteinen der Fernsehgeschichte wie Das Millionenspiel oder Smog stellte ubten Jugendschutzer wegen harter Gewaltszenen und gewalttatiger Sprache Kritik an der Produktion die vorab innerhalb des Medienforums NRW zu sehen war WDR Intendant Fritz Pleitgen gab schliesslich die Verschiebung durch einen Beschluss der Intendanten der ARD bekannt dem er als Vertreter des WDR nicht zugestimmt habe Man glaubt dass dieser Film zu gewalttatig sei und nicht um 20 15 Uhr ausgestrahlt werden sollte in einer Zeit wo noch viele Jugendliche an den Fernsehschirmen sitzen konnten Pleitgen jedoch hatte der ARD ein bisschen mehr Courage zugetraut Der Film sei ein Film fur Jugendliche und zeige die Realitat wie Jugendliche sie heutzutage erleben nicht wie altere Erwachsene sie gern hatten 7 8 MDR Intendant Udo Reiter behauptete hingegen spater die Entscheidung zur Verschiebung von Wut sei einstimmig gefallen Sich hinterher offentlich davon zu distanzieren und sich von Journalistenkollegen als einzig Couragierten unter lauter Waschlappen feiern zu lassen sei zumindest Geschmackssache 9 Andere Stimmen auch zahlreiche Zuschauerstimmen in Internetforen vermuten die Gewaltdarstellungen seien gar nicht der Hauptgrund fur die Verschiebung das Drama erhielt schliesslich auch eine Altersfreigabe der FSK ab 12 Jahren sondern dass der Film mit seinem Titelhelden Can einen kriminellen Migrantenjugendlichen und dessen Milieu realistisch darstelle und daher von gewissen Kreisen als auslanderfeindlich oder rassistisch eingestuft werden konnte Drehbuchautor Max Eipp wurde dagegen in verschiedenen Printmedien zitiert dass das im Film Dargestellte nicht reprasentativ zu verstehen sei 10 Es gibt Opfer und Tater in allen Ethnien auch unter Turken Man muss das erzahlen durfen ohne sofort die Erklarung fur die Sozialisierung einer Figur mitzuliefern warb in diesem Zusammenhang der kurdische Regisseur Zuli Aladag selbst als Kind aus der Turkei nach Deutschland eingewandert den Film verteidigend gegenuber dem Kolner Stadt Anzeiger fur mehr Selbstverstandlichkeit und Normalitat in der Diskussion auch uber negative Seiten der Migration Man solle die Diskussion uber den Umgang mit Fremdheit und damit verbundene Schwierigkeiten nicht nur den Rechten uberlassen Hierzu sei der Film ein Beitrag Die Dinge beim Namen nennen zu konnen und den Unmut uber bestimmte Zustande zu formulieren habe zudem laut Aladag fur eine bestimmte Schicht der Deutschen etwas sehr Befreiendes 11 Das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel namentlich Nikolaus von Festenberg hatte dagegen zuvor die Absicht des Films mit dem gutmenschlichen linksliberalen Kohlerglauben zu brechen eigentlich seien Auslander immer nur Opfer als Spiel mit dem Feuer bezeichnet und damit laut WDR Redakteur Wolf Dietrich Brucker stattdessen lauft jetzt Paradies in den Bergen den Anlass zu der Verschiebung gegeben Der Spiegel kritisierte ferner der Film Wut erwecke den falschen Eindruck die bisherige Debatte um die Integration der Auslander sei von Tabus gepragt von falscher deutscher Rucksichtsnahme 12 Das Magazin bezeichnete den Schluss des Films der Selbstjustiz propagiere als fahrlassig Andere Blatter wie das Hamburger Abendblatt lobten dagegen dass der Zuschauer gerade aufgrund seines Endes kaum umhin kann sich zu positionieren und mit der eigenen Haltung auseinanderzusetzen was eine tabufreie Diskussion uber Migrationsprobleme und vorgetauschte Liberalitat mit sich bringen konnte 13 Die beiden Springer Blatter Die Welt und die Bild Zeitung hielten noch weitere Beweggrunde fur die Verschiebung von Wut fur moglich namlich die Angst der ARD vor islamistischem Terror Damit sahen sie die Entscheidung im Zusammenhang mit den Ausschreitungen nach einem Vortrag von Papst Benedikt XVI in welchem dieser eine islamkritische Ausserung zitiert sowie der annahernd zeitgleichen Absetzung einer Inszenierung der Mozart Oper Idomeneo in der abgetrennte Kopfe von Religionsstiftern darunter der von Mohammed gezeigt werden So malte z B der Publizist Hajo Schumacher in der Welt ein uberspitztes Szenario aus Was ware wenn islamistische Hysterisierungsprofis den WDR zum Ziel erklaren wurden Danemark Regensburg Koln Wurden in Syrien Pleitgen Puppen an Galgen baumeln in Indonesien die Hauszeitschrift WDR print abgefackelt 14 Da sich der Film des turkischstammigen Regisseurs Aladag jedoch weder religios noch islamkritisch gibt die Verschiebungsentscheidung der ARD ihm zudem eine zusatzliche Aufmerksamkeit bescherte als dass die Filmthematik an sich dadurch entscharft worden ware und dennoch eine Nichtausstrahlung nie zur Debatte stand muss man derartige Spekulationen einem unseriosen Meinungsjournalismus zuordnen Am Tag vor dem ursprunglichen Sendetermin stellte der ARD Vorsitzende Thomas Gruber in Munchen noch einmal offiziell klar dass allein die Bindung der ARD an den Jugendmedienschutz Staatsvertrag sowie an weitere ARD Richtlinien und Kriterien zum Jugendschutz der Grund fur die Verschiebung war Das und nur das ist der Grund weshalb die vom WDR eingebrachte Produktion Wut nicht vor 22 00 Uhr im Ersten gezeigt werden kann 15 Ungeachtet dieser Erklarung berichteten tags darauf deutsche Medien dass Politiker aus SPD und CDU die Verschiebung als Selbstzensur verurteilen Wahrend Johannes Kahrs gegenuber der Bild den spateren Sendeplatz als indiskutabel bezeichnete man konne als Demokratie nicht dauernd irgendwelchen Radikalen nachgeben und Werte einfach aufgeben sah Bernd Neumann auch im Zusammenhang mit der Absetzung von Idomeneo die demokratische Kultur in Gefahr 5 Mit dem bayerischen Ministerprasidenten Edmund Stoiber setzte sich neben anderen schliesslich auch ein CSU Mitglied offentlich fur den Film des turkisch kurdischstammigen Einwanderers Aladag ein und bezeichnete die Verschiebung als fatales Signal Die Wahrheit habe Anspruch darauf ohne Wenn und Aber gezeigt zu werden 16 Fritz Pleitgen sah mit dem Verschwinden von Film und Diskussion im spaten Abendprogramm die Sendung um ihre mogliche Wirkung auf die Gesellschaft beraubt Um Mitternacht eine gesellschaftlich wichtige Diskussion zu fuhren ist naturlich eine vertane Chance 17 Diskussion BearbeitenEine Live Diskussion die mit Sandra Maischberger und Asli Sevindim von einer deutsch und einer turkischstammigen Journalistin geleitet werden sollte und im direkten Anschluss an die Filmsendung unter dem Titel Tatort Schulweg Hilflos gegen Jugendgewalt geplant war kam nicht zustande Durch die Verschiebung des Filmes auf den spateren Sendetermin am Freitag hatte sie erst gegen 23 30 Uhr beginnen konnen Stattdessen wurde eine aufgezeichnete Sendung gezeigt Das eigentliche Thema des Films Jugendgewalt kam dabei gleichermassen aus der Sicht von Politikern Experten und Betroffenen zur Sprache Die Dauer der Sendung war zunachst auf 45 Minuten angesetzt wahrte schliesslich jedoch eine Stunde Die Presseinladung zur Aufzeichnung der Diskussionssendung die am ursprunglich vorgesehenen fruhen Termin am Mittwoch im Zusammenhang mit einer Filmvorfuhrung von Wut vor einem teils jugendlichen Publikum stattfand nannte ausdrucklich neben dem in Programmzeitschriften ausgedruckten Thema Jugendgewalt auch Probleme der Integration auslandischer Jugendlicher in die deutsche Gesellschaft als eines der zentralen Themen wie auch die verbreitete Wahrnehmung auf deutscher Seite dass jugendliche Migranten besonders haufig an solchen Gewalttaten beteiligt zu sein scheinen 18 Das Publikum bestand vorwiegend aus Lehrern Eltern und vor allem Schulern verschiedener Schulen aus Monchengladbach aber auch Lehrern und Schulern der GHS Alfred Teves Schule im niedersachsischen Gifhorn Gaste waren daruber hinaus der Regisseur des Films Zuli Aladag sowie der Hauptdarsteller Oktay Ozdemir Als Diskutanten waren Uwe Schunemann Innenminister von Niedersachsen Armin Laschet Integrationsminister von Nordrhein Westfalen der Jugend Kriminologe Christian Pfeiffer und ein turkischstammiger Leiter eines Kolner Jugendtreffs geladen Die Diskussion endete mit deutlicher Kritik des Hauptdarstellers Ozdemir an Armin Laschet Integrationsminister NRW Dieser sei viel zu selbstgefallig und verstehe die wahre Situation nicht Darauf gab es von den anwesenden Jugendlichen grossen Beifall Die Situation sei viel negativer und dramatischer worauf der Hauptdarsteller als Veranschaulichung fur die Konsequenzen des Nicht Handelns fur die Verelendung und Dramatik das Kaputtgehen der Jugendlichen Teile seines Umfelds durch Drogenkonsum beschrieb Des Weiteren wurden die Padagogen nicht dem wirklichen Wesen der Situation gerecht werden und konnten deshalb letztlich nicht helfen Sie die Padagogen haben kein Herz Peer Schader vom Stern hob spater Ozdemirs Schlussmeldung als einzigen Hohepunkt der mutlosen ARD Runde hervor und bezeichnete die Diskussion ansonsten als danebengegangen Als der 20 Jahrige Hussein im Publikum erzahlte dass er gerade mal zwei Monate aus dem Knast raus sei und schon wieder dieselben Probleme mit anderen Jugendlichen hatte wie vorher als er laut und deutlich sagte Ich bekomme uberhaupt keine Hilfe und dass er obwohl in Deutschland geboren ohne richtige Aufenthaltsgenehmigung ja nicht einmal einen Job annehmen konne wie sich das die Herren Politiker denn bitte schon mit der Re Integration vorstellten da ging Maischberger uber all das einfach hinweg und fragte in ihre Expertenrunde Sind wir zu tolerant 19 Er lastete das Misslingen zu einem grossen Teil der Moderatorin Sandra Maischberger an ubte aber auch Kritik am Sendekonzept Wieso liess man nicht Schuler und Lehrer uber die Probleme diskutieren und setzte die Experten ins Publikum um sie bei Bedarf nach kurzen Statements zu fragen Ahnliches ausserte auch Spiegel Online wo die Talkrunde als eine Ansammlung von Stereotypen bezeichnet wurde bei der man bis zum Ende nicht weiss was das Thema ist 20 Wirkung Bearbeiten Nur wenige Filme haben in den letzten Jahren fur so viel Wirbel gesorgt wie Wut urteilt die deutsche Programmzeitschrift Gong 2009 21 Das Fernsehkabarett hatte das Filmdrama noch vor seiner Sendung als Gegenstand der Satire entdeckt So entschuldigte Harald Schmidt am 27 September 2006 den aufgrund der Programmanderungen im Zusammenhang mit der Nichtausstrahlung fruheren Beginn seiner Sendung Harald Schmidt in seinem Eroffnungswitz mit Grunden des Jugendschutzes Das Hamburger Abendblatt sah bereits drei Tage nach der Ausstrahlung Aladags Ziel ein Nachdenken uber mogliche Gewalt an deutschen Schulen uber missgluckte Integration unterschiedliche Wertevorstellungen und daruber wie man ein vernunftiges Miteinander gestalten kann jenseits von politischer Korrektheit anzustossen gelungen und nannte das ziemlich viel fur einen Fernsehfilm 22 Robert Holler stellte im Zusammenhang mit der Filmsendung in einem Interview zum Tag der Deutschen Einheit zudem einen in der deutschen Diskussion meist vermiedenen Aspekt der Problematik heraus namlich den der Ausgrenzung von Einwanderern durch die deutschstammige Gesellschaft Es ist ja einfach mal so dass Menschen mit Migrationshintergrund zwar offiziell von der Gesellschaft anerkannt werden aber inoffiziell sind es dann halt doch nur die Turken Ich habe das Gefuhl dass diese Menschen immer mehr von der Gesellschaft ausgeschlossen werden und immer seltener und schwieriger einen guten Job finden Oft bekommen sie dann halt nur die Berufe die kein Deutscher haben will gehen putzen oder machen einen Donerladen auf Viele von denen sind ja auch in Deutschland aufgewachsen werden von vielen aber gar nicht als Teil dieses Landes gesehen Der Regisseur des Films Zuli Aladag ist ja auch ein Turke der hier aufgewachsen ist und der heute als Regisseur arbeitet Wenn man ihn aber auf der Strasse sieht ist er trotzdem nur ein Turke wie alle anderen 23 Auch weitere Wiederholungen des Films wurden zum Teil von Sondersendungen begleitet so am 14 Juni 2007 um 20 15 Uhr von einem Spezial der integrationspolitischen WDR Sendung Cosmo TV 24 Am 1 Februar 2008 lief Wut um 20 45 auf dem Kultursender arte jedoch ohne weitere Diskussionen und Begleitberichte Weiters wird Wut mit vom Sender herausgegebenen Lernmaterialien im deutschen Schulunterricht eingesetzt Am 18 April 2009 hat eine Theaterfassung des Films von Volker Losch und Beate Seidel am Schauspiel Stuttgart Premiere 25 In ihr wird Can durch einen Chor junger mannlicher Migranten unterschiedlichster Herkunft dargestellt Auszeichnungen Auswahl BearbeitenAdolf Grimme Preis 2007 26 In der Begrundung der Grimme Preis Jury heisst es u a Was fur ein kuhnes interkulturelles Drama Ein Thriller der die Probleme von Jugendlichen mit Wagemut thematisiert Der kriminelle Turke Can der mit seiner Jugendgang einem deutschen Gymnasiasten von Geld bis zu den Schuhen alles abknopft was ihm gefallt und schliesslich mit eskalierender Brutalitat die ganze Familie tyrannisiert bis er am Ende in einem atavistischen Gewaltausbruch vom Vater des Schulers getotet wird Mit diesem provokanten Stoff als aufwuhlender Thriller glanzend inszeniert hat Wut den Blick auf einen hochbrisanten gesellschaftlichen Konflikt fokussiert Jugendgewalt im Migrantenmilieu und die Unfahigkeit ihr zu begegnen Wut liefert keine Erklarungen keine sozialtherapeutisch motivierte Schuldzuweisung keinen Vorwurf und keine Antwort Wut ist eine schroffe dramaturgisch radikal voran getriebene Tragodie des Zusammenpralls zweier Kulturen die einander zutiefst fremd sind das pessimistische Bild gescheiterter Integration und eklatanter Hilflosigkeit auf beiden Seiten Hilflos ist die ungezugelte Wut des hasserfullten Turken Can und als genauso hilflos in ihrer Weltfremdheit erweist sich auch die Liberalitat des deutschen Vaters Simon Pradikat besonders wertvoll der Filmbewertungsstelle Wiesbaden Nominierung fur die Wettbewerbe des Fernsehfilm Festivals Baden Baden 2006 und besondere Anerkennung durch die Deutsche Akademie der Darstellenden Kunste fur das gesamte Team von Wut Goldene Kamera 2007 als Bester Film New Yorker Gold World Medal 2007 Golden Gate Award San Francisco 2007DVD BearbeitenDer Film ist im April 2007 auch als DVD erschienen Schulen aus NRW konnen diese zusammen mit einem Medienpaket fur den Unterricht erwerben Literatur BearbeitenWie tolerant bist du In Kolner Stadt Anzeiger 26 September 2006 Interview mit dem Regisseur Zuli AladagWeblinks BearbeitenWut in der Internet Movie Database englisch Wut in der Horfilm Datenbank des Horfilm e V Presseheft zum Fernsehfilm PDF 3 MB WDR Umstrittener TV Film ARD zeigt Wut spater Spiegel Online 22 September 2006Einzelnachweise Bearbeiten Freigabebescheinigung fur Wut Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft April 2007 PDF Pruf nummer 109 228 a V DVD UMD Alterskennzeichnung fur Wut Jugendmedien kommission Jochen Voss Arger wegen Wut Verschiebung fuhrt zu Streit in der ARD In DWDL de 26 September 2006 abgerufen am 4 Marz 2023 Peter Luley ARD verlegt Thriller Wut aus dem Migrantenmilieu In Suddeutsche Zeitung 27 September 2006 a b Warum durfen wir heute diesen Film nicht sehen Memento vom 22 Oktober 2007 im Internet Archive In BILD 26 September 2006 Uwe Mantel Wut Viel Aufregung aber nur durchwachsene Quoten In DWDL de 1 Oktober 2006 abgerufen am 4 Marz 2023 Cosmo TV am 23 9 2006 14 00 15 00 Uhr mit Schwerpunkt Jugendgewalt Sendung greift Thematik von umstrittenem Fernsehspiel Wut auf WDR Intendant Pleitgen Ich hatte uns mehr Courage zugetraut In presseportal de 23 September 2006 abgerufen am 22 Mai 2023 Uwe Mantel US Auszeichnung und ein Sendeplatz fur Wut In DWDL de 19 April 2007 abgerufen am 22 Mai 2023 Reiter gegen Pleitgen In Der Spiegel Nr 43 2006 S 127 online Wut Regisseur Aladag verteidigt seinen Film Memento vom 4 Mai 2013 im Webarchiv archive today 26 September 2006 Michael Aust Wie tolerant bist du In Kolner Stadt Anzeiger 26 September 2006 Interview mit dem Regisseur Zuli Aladag Nikolaus von Festenberg Turkischer Teufel In Der Spiegel Nr 23 2006 S 122 online Maike Schiller Viel Wut wenig Mut In Hamburger Abendblatt 26 September 2006 Hajo Schumacher Fernsehen Wut uber die Verschiebung des Filmes Wut In Die Welt 27 September 2006 Umstrittene Entscheidung Gewalttatige Turken ARD Film Wut wird verschoben In Rheinische Post 27 September 2006 Wut Verschiebung fur Stoiber falsches Signal Memento vom 22 Dezember 2007 im Internet Archive Netzeitung 28 September 2006 Fritz Pleitgen Ich bin zornig In FAZ 24 September 2006 Presseeinladung zur 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