www.wikidata.de-de.nina.az
Seit 1983 befindet sich im ehemaligen Rabbinatsgebaude in Aschaffenburg das Museum judischer Geschichte und Kultur Die dortige Dauerausstellung zur Geschichte der ehemaligen judischen Gemeinde in Aschaffenburg beginnt im Jahre 1267 als das erste Mal eine judische Schule erwahnt wird und reicht bis in die Zeit der Verfolgung im Nationalsozialismus Der Platz an dem die Aschaffenburger Synagoge stand wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in Wolfsthalplatz umbenannt und als Grunanlage neu gestaltet Sonderstempel der Deutschen Bundespost zur Einweihung des Wolfthalplatzes 1986 Inhaltsverzeichnis 1 Synagoge 2 Rabbinatsgebaude 3 Personen 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksSynagoge Bearbeiten nbsp Denkmal fur die ehemalige SynagogeAuf den Grundmauern der alten Synagoge von 1698 die inzwischen in einem baulich schlechten Zustand ist entsteht eine neue Kultstatte Rabbiner Dr Simon Bamberger wurde 1889 beauftragt fur die standig wachsende judische Gemeinde eine neue Synagoge erbauen zu lassen Innerhalb von vier Jahren entstand ein von 10 Saulen getragener Kuppelbau im orientalischen Stil Die feierliche Eroffnung fand am 29 September 1893 vor zahlreichen geladenen Gasten statt Am Abend zuvor dem 28 September 1893 waren alle Raume der Synagoge zwischen 19 und 21 Uhr festlich beleuchtet und der Bevolkerung zur Betrachtung geoffnet worden 1 Den letzten Gottesdienst in dieser Synagoge feierte die Gemeinde am Morgen des 9 November 1938 Wahrend der Novemberpogrome 1938 wurde die Synagoge von den Nationalsozialisten in Brand gesteckt und brannte vollig aus Nachdem die Kuppel im Januar 1939 einsturzte wurde die Ruine auf Kosten der judischen Kultusgemeinde im Jahr 1939 abgerissen In der Dauerausstellung zur judischen Geschichte im Rabbinatsgebaude ist ein Modell der ehemaligen Synagoge zu besichtigen Rabbinatsgebaude Bearbeiten nbsp RabbinatsgebaudeIm Vorburgschen Haus aus dem 17 Jahrhundert das die israelitische Kultusgemeinde 1805 erworben hatte wurde 1806 eine Rabbinerwohnung ein Frauenbad und eine Judenschule eingerichtet 1898 99 erfolgte der Neubau des Rabbinatsgebaudes der Judenschule und des Frauenbades Das Haus wurde nicht zerstort und war von 1939 bis 1950 im Besitz des Deutschen Reiches bzw des Freistaats Bayern 1950 erwarb es die Stadt Aschaffenburg Da sich in Aschaffenburg keine judische Gemeinde mehr grundete wurde am 27 Juli 1983 hier das Aschaffenburger Dokumentationszentrum Wolfsthalplatz mit einer Gedenktafel errichtet Zur Erinnerung und zum Gedenken an unsere verfolgten und ermordeten judischen Mitburger Wahrend der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurden aus dieser Stadt und aus anderen Orten uber 300 Aschaffenburger Juden in die Vernichtungslager deportiert Ihr Schicksal muss uns mahnen und verpflichtenDie bei den Umbauarbeiten gefundenen Torarollen die nicht mehr zum Gottesdienst verwendet werden durfen da entweiht wurden im Beisein des Vorsitzenden der judischen Kultusgemeinde Wurzburg David Schuster im judischen Friedhof neben dem Altstadtfriedhof unter einem Gedenkstein begraben Personen BearbeitenDer Namensgeber Otto Wolfsthal geboren am 26 Juni 1872 in Bamberg kam 1889 nach Aschaffenburg und trat 10 Jahre spater in das von seinem Onkel Raphael Wolfsthal 1816 1876 gegrundete Bankhaus ein dessen Gesellschafter damals der Bankier Kommerzienrat und Bankdirektor Oskar Otto Dilsheimer 1856 1935 ebenfalls ein Onkel war 1905 verkauften die Teilhaber ihr Unternehmen an die Bayerische Handelsbank Munchen Der Name Otto Wolfsthal ist mit vielen Wohltatigkeiten verbunden Die Dilsheimer Wolfsthal Stiftung von 1909 unterstutzte aus ihren Ertragen unverschuldet in Not geratene Bankmitarbeiter und deren Angehorige fur ein Jahr Das Kapital musste in Kriegsanleihen angelegt werden und war nach der Inflation wertlos Wolfsthal spendete wahrend des Ersten Weltkrieges fur nationale und soziale Zwecke bis 1918 rund 22 500 Mark Ferner nahm er Kranke in sein Haus auf stiftete den Schwestern vom Allerheiligsten Erloser Sozialstation Krankenpflege Handarbeitsschule einen Telefonanschluss 1915 das erste offentliche Rontgengerat unterstutzte notleidende Kriegerfamilien ubernahm Kosten der Speisung bedurftiger Kinder sowie 100 Zentner Kohlen fur die armsten Mitburger Die von ihm und seiner Frau errichtete Otto und Maria Wolfsthalsche Wochnerinnenstiftung die nach zwei Zustiftungen 1923 uber ein Kapital von 200 000 Mark verfugte wurde nach der Inflation weitergefuhrt und uberlebte sogar das Dritte Reich nbsp Grabstein Wolfsthal Dilsheimer Levi Hamburger Isaac TrierNach der Machtergreifung blieb Otto Wolfsthal mit seiner Familie in Aschaffenburg obwohl er Auswanderungsmoglichkeiten nach Luxemburg bzw Frankreich hatte Er und seine Frau Maria Hedwig Wolfsthal geborene Schrag 1879 1942 aus Bruchsal erklarten jedoch sie seien Deutsche und sich keiner Schuld bewusst betrachteten deshalb eine Auswanderung als Schuldbekenntnis Als das Ehepaar dann den Deportationsbescheid erhielt setzte es am 6 September 1942 seinem Leben durch Selbstmord ein Ende Zusammen mit den Verwandten Babette Dilsheimer geb Weil 1864 1942 Witwe des 1935 verstorbenen Oskar Otto Dilsheimer sowie Max Levi 1875 1942 Kaufmann im Textilgeschaft seiner 1930 verstorbenen Frau H Hamburger und Sohne der ledigen Ida Hamburger 1876 1942 der Hausgehilfin Lina Isaac 1876 1942 und der Kaufmannswitwe Emma Trier geb Mayer 1865 1942 vergifteten sie sich mit dem Schlafmittel Veronal das unter den bedrohten Juden begehrt war und zu Schwarzmarktpreisen gehandelt wurde Funf von ihnen starben noch am selben Tag Otto Wolfsthal am 8 und Emma Trier als letzte am 9 September 1942 Der letzte Wunsch des Ehepaars Wolfsthal auf dem Altstadtfriedhof bestattet zu werden wurde von Oberburgermeister Wilhelm Wohlgemuth nicht erfullt Die Stadt Aschaffenburg hat zum Gedenken an ihre durch Freitod aus dem Leben geschiedenen judischen Mitburger auf dem judischen Friedhof am Erbig einen gemeinsamen Grabstein setzen lassen 2 Im Augenblick lauft das Projekt Stolpersteine des Kunstlers Gunter Demnig der vor dem letzten Wohnsitz der judischen Mitburger Messingplatten im Strassenpflaster einfugt 3 Der Kulturpreis der Stadt Aschaffenburg fur 2010 ging an den Forderkreis Haus Wolfsthalplatz fur seine Arbeit gegen das Vergessen 4 Literatur BearbeitenCarsten Pollnick Aschaffenburger Strassennamen Personen und Personlichkeiten und ihre lokalgeschichtliche Bedeutung I Stadtgeschichtliche Beitrage Band I Aschaffenburg Stadt Aschaffenburg Stadt und Stiftsarchiv 1990 ISBN 3 9801478 5 1 Alois Grimm Aschaffenburger Hauserbuch IV Entengasse Aschaffenburg Geschichts und Kunstverein e V 1996 ISBN 978 3 87965 071 2 Alois Grimm Aschaffenburger Hauserbuch V Treibgasse Aschaffenburg Geschichts und Kunstverein e V 2001 ISBN 978 3 87965 084 2 Carsten Pollnick Aschaffenburg Eine Reise durch die Zeit Aschaffenburg Geschichts und Kunstverein e V 2002 ISBN 3 87965 090 X Peter Korner Biographisches Handbuch der Juden in Stadt und Altkreis Aschaffenburg Aschaffenburg Geschichts und Kunstverein e V 1993 ISBN 3 87965 062 4 Dieter Sabiwalski Das Schicksal der Aschaffenburger Juden im Ghetto Theresienstadt 1942 bis 1945 Aschaffenburger Jahrbuch Band 26 Geschichts und Kunstverein e V 2002 ISBN 978 3 87965 110 8Einzelnachweise Bearbeiten Aschaffenburger Zeitung Nr 260 vom 28 September 1893 Forderkreis Haus Wolfsthalplatz e V Datenbank Juden in Unterfranken Grab Nr 220 lfd Nr 1884 1885 1886 1887 1888 1889 1890 Historie der Stolpersteine in Aschaffenburg Memento vom 22 Mai 2013 im Internet Archive Internetseite main netz deWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Wolfsthalplatz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Forderkreis Haus Wolfsthalplatz Museum judischer Geschichte und Kultur Die Synagogen in Aschaffenburg Synagogen Gedenkband Bayern 2 Bande Wasserplastik Zeitwagen von Reiner Stoltz Judische Friedhofe in Aschaffenburg49 976377 9 146295 Koordinaten 49 58 35 N 9 8 46 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wolfsthalplatz amp oldid 219768827