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Wohnpsychologie beschaftigt sich mit den psychologischen Kriterien fur eine menschengerechte Wohnumwelt sowie mit der Wirkung dieser Wohnumwelt auf das menschliche Verhalten Fuhlen Denken und Handeln wie auch auf die psychische Gesundheit des Individuums insgesamt Der Begriff der Wohnumwelt umfasst sowohl die Innenraume als auch das Gebaude samt Freibereiche sowie das gesamte aneigenbare Wohnumfeld also alle Bereiche die zusammen als Lebensraum eines Individuums betrachtet werden konnen Daruber hinaus spielt auch noch der wohnungsbezogene Wahrnehmungsraum eine nicht unbedeutende Rolle also all das was man landlaufig als Aussicht bezeichnet Wohnpsychologie weist daher in Summe eine hohe praktische Relevanz auf wenn es um die Planung und Gestaltung von Wohnungen Gebauden und Siedlungen geht Inhaltsverzeichnis 1 Fachliche Zuordnung 2 Hauptthemen 3 Geschichte 4 Praktische Bedeutung 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseFachliche Zuordnung BearbeitenEinerseits gilt die Wohnpsychologie als Teilgebiet der Umweltpsychologie auch okologische Psychologie englisch environmental psychology da sie sich mit den Wechselwirkungen zwischen dem Menschen und seiner wohnungsbezogenen Umwelt auseinandersetzt Andererseits entlehnt Wohnpsychologie zwar ebenfalls viele Aspekte aus unterschiedlichen Teilgebieten der Psychologie zum Beispiel der Wahrnehmungspsychologie samt Farbpsychologie der Entwicklungspsychologie Sozialpsychologie der kognitiven biologischen und humanistischen Psychologie und vielen anderen mehr Sie legt jedoch den Schwerpunkt auf die Relevanz fur die Wohnqualitat die menschliche Aufenthaltsqualitat von Wohnumwelten Sie weist also in der Hinsicht eine starkere praktische Zielorientierung auf in Richtung wohnungsbezogener Bedurfnisse des Menschen sowie menschengerechter Planung und Gestaltung von Wohnumwelten Und zum Dritten tragt die Wohnpsychologie auch einen deutlichen inter beziehungsweise transdisziplinaren Charakter mit vielen Querverbindungen zur Wohnphysiologie und Wohnbautheorie sodass in Fachkreisen die Diskussion im Gange ist ob die Wohnpsychologie nicht bereits als eigenstandige Disziplin zu sehen ist und ahnlich der Baubiologie eine Bruckenwissenschaft zwischen Wohnbau und den Humanwissenschaften darstellt Aus Sicht der Wohnbaupraxis macht eine interdisziplinare Verknupfung jedenfalls Sinn da die Leitbegriffe Lebensqualitat und Wohnzufriedenheit ebenfalls nur interdisziplinar zu erfassen sind Einen ahnlichen Ansatz vertraten bereits Michael Andritzky und Gert Selle als sie 1979 ihre zwei Bande vom Lernbereich Wohnen 1 publizierten in welchen sie psychologische soziologische und planungsbezogene Themen miteinander verknupften Des Weiteren sei noch erwahnt dass es zwischen Architekturpsychologie und Wohnpsychologie grosse Uberlappungen gibt Wahrend erstere jedoch den Schwerpunkt eher auf die Wirkung von Gebauden bzw raumlichen Strukturen auf den Menschen legt stellt letztere verstarkt die menschlichen Wohnbedurfnisse ins Zentrum Hauptthemen BearbeitenIn der Grundlagenforschung versucht sie vor allem den Wirkungszusammenhangen zwischen dem Menschen und seiner Wohnumwelt auf den Grund zu gehen Sie geht beispielsweise folgenden Fragen nach Wie wirken sich Wohnung und Wohnumfeld auf die Entwicklung des Menschen insbesondere der Kinder aus Wie beeinflussen die raumlichen Strukturen das Zusammenleben der Menschen Wie pragt das jeweilige Setting das Verhalten der Menschen Welchen Einfluss hinsichtlich der aktuellen Befindlichkeit weist der sensorische Wahrnehmungsraum auf etc Wenn es einen Schritt weiter in Richtung Anwendungsmoglichkeiten geht dann stehen folgende Fragestellungen im Mittelpunkt Wie lasst sich ein menschengerechter Lebensraum 2 in psychologischer Hinsicht definieren Was bedeutet Wohnqualitat oder Lebensqualitat im Wohnbaukontext und wie lasst sich diese erhohen Welche Wohnbedurfnisse sollte eine Wohnumwelt unbedingt erfullen konnen u v a m Neben der Beschaftigung mit diesen allgemein menschlichen Grundlagen lasst sich noch eine zweite anwendungsorientierte Stromung beobachten die in Richtung individuelle Personlichkeitsberatung geht und die sich selbst ebenfalls haufig in die Rubrik Wohnpsychologie einordnet Dabei geht es i d R um Stil und Gestaltungsthemen sowie um Fragen der Kongruenz respektive Inkongruenz zwischen individueller Personlichkeit und Wohnraumgestaltung Somit lasst sich diese teilweise schwer von einer klassischen Einrichtungsberatung unterscheiden bzw tritt in Kombination mit derselben auf Geschichte BearbeitenWohnpsychologie ist eine relativ junge Wissenschaft Einen ersten grossen Meilenstein zur Etablierung als eigene Wissenschaft setzte 1987 im deutschsprachigen Raum vor allem Antje Flade mit Wohnen psychologisch betrachtet 3 Es folgten in den 1990er Jahren Werke von Rotraut Walden die u a in ihrer Publikation Lebendiges Wohnen psychologische Leitlinien fur eine menschengerechte Wohnbauplanung formuliert 4 und von Hans Joachim Harloff u a der mit Psychologie des Wohnungs und Siedlungsbaus einen Anstoss fur eine bessere Zusammenarbeit von Psychologen und Planern geben will 5 Harald Deinsberger wiederum versucht 2007 in seiner Psycho Logik von Wohnbaustrukturen 6 die Bereiche Wohnpsychologie und Wohnbautheorie starker miteinander zu verknupfen um konkrete Ruckschlusse fur die Planungspraxis ziehen zu konnen Mit dem Konzept der salutogenen bzw pathogenen Faktoren 7 ruckt u a Herbert Reichl in jungerer Zeit die psychologischen Gesundheitsaspekte beim Wohnbau verstarkt ins Zentrum Praktische Bedeutung BearbeitenDie hohe praktische Relevanz erstreckt sich uber den gesamten menschlichen Lebensraum beginnend bei der Gestaltung und Einrichtung von Innenraumen der Konzipierung von Gebauden Siedlungen landlichen und stadtischen Wohnquartieren der Wohnumfeld Gestaltung etc Vor allem aufgrund des damit verbundenen Qualitatsgewinns ist die Bedeutung der Wohnpsychologie sukzessive im Steigen begriffen Daruber hinaus sind viele Erkenntnisse aus der Wohnpsychologie zum Teil auch uberall dort von Relevanz wo sich Menschen langere Zeit aufhalten mussen z B Krankenanstalten Sanatorien Heime Beherbergungsgebaude aller Art aber auch Buro und Arbeitsraume oder Kinderbetreuungseinrichtungen etc Siehe auch BearbeitenFeng ShuiLiteratur BearbeitenDeutschsprachige LiteraturM Andritzky G Selle Hrsg Lernbereich Wohnen Band 1 und 2 Rowohlt Verlag Reinbek bei Hamburg 1979 ISBN 3 499 17247 X Harald Deinsberger Die Psycho Logik von Wohnbaustrukturen Die Beziehung Mensch Wohnung Umfeld und ihre systemischen Grundlagen BoD Verlag Norderstedt Hamburg 2007 ISBN 978 3 8334 9057 6 Harald Deinsberger Deinsweger Habitat fur Menschen Wohnpsychologie und humane Wohnbautheorie Teil 1 Der menschengerechte Lebensraum Pabst Science Publishers Lengerich Berlin 2016 ISBN 978 3 95853 225 0 F Dieckmann A Flade R Schuemer G Strohlein R Walden Psychologie und gebaute Umwelt Institut Wohnen und Umwelt Darmstadt 1998 ISBN 3 932074 23 8 Antje Flade Walter Roth Wohnen psychologisch betrachtet Verlag Hans Huber Bern 1987 ISBN 3 456 81553 0 Etienne Grandjean Wohnphysiologie Grundlagen gesunden Wohnens Artemis amp Winkler Verlag Zurich 1989 Hans Joachim Harloff Hrsg Psychologie des Wohnungs und Siedlungsbaus Verlag fur angewandte Psychologie Gottingen 1993 ISBN 3 87844 056 1 Jurgen Hellbruck Manfred Fischer Umweltpsychologie Hogrefe Verlag fur Psychologie Gottingen Bern 1999 ISBN 3 8017 0621 4 Lenelies Kruse Carl F Graumann Ernst D Lantermann Hrsg Okologische Psychologie Psychologie Verlags Union Weinheim 1996 ISBN 3 621 27328 X Peter G Richter Hrsg Architekturpsychologie Pabst Science Publishers Lengenrich Berlin 2004 ISBN 3 89967 643 2 Rotraut Walden Lebendiges Wohnen Entwicklung psychologischer Leitlinien zur Wohnqualitat P Lang Verlag Frankfurt 1993 ISBN 3 631 46421 5 Andreas Juttemann Hrsg Stadtpsychologie Handbuch als Planungsgrundlage Pabst Science Publishers Lengerich 2018Englischsprachige LiteraturRobert Gifford Environmental Psychology Principles and Practice Fourth Edition Optimal Books Colville WA 2007 ISBN 978 0 9688543 0 3 P A Bell J D Fisher A Baum T E Greene Environmental Psychology Fifth Edition Publ Lawrence Erlbaum Associates Mahwah New Jersey London 2001 ISBN 0 8058 6088 6 C Alexander S Ishikawa M Silverstein u a A Pattern Language Towns Buildings Construction Oxford University Press New York 1977 Einzelnachweise Bearbeiten M Andritzky G Selle Hrsg Lernbereich Wohnen Band 1 und 2 Rowohlt Verlag Reinbek bei Hamburg 1979 Harald Deinsberger Deinsweger Habitat fur Menschen Wohnpsychologie und humane Wohnbautheorie Teil 1 Der menschengerechte Lebensraum Pabst Science Publishers Lengerich 2016 Antje Flade Walter Roth Wohnen psychologisch betrachtet Verlag Hans Huber Bern 1987 Rotraud Walden Lebendiges Wohnen Entwicklung psychologischer Leitlinien zur Wohnqualitat P Lang Verlag Frankfurt 1993 Hans Joachim Harloff Hrsg Psychologie des Wohnungs und Siedlungsbaus Verlag fur angewandte Psychologie Gottingen 1993 Harald Deinsberger Die Psycho Logik von Wohnbaustrukturen Die Beziehung Mensch Wohnung Umfeld und ihre systemischen Grundlagen BoD Verlag Norderstedt Hamburg 2007 Herbert Reichl Wohnpsychologie in der Praxis Anwendungsfelder als Grundlage salutogener Lebenswelten In PIO 2 2015 Gestaltung der Umwelt S 182 188 Hg BOP Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wohnpsychologie amp oldid 232946405