www.wikidata.de-de.nina.az
Wilhelm Willy Friedrich Konrad Pieth 22 Dezember 1883 in Stettin 15 Dezember 1934 in Lubeck war ein deutscher Bibliothekar und Politiker Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Erinnerung 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksLeben Bearbeiten nbsp Stadtbibliothek Neubau von 1927Wilhelm Willi Friedrich Konrad Pieths Vater August Friedrich Pieth geb 1854 war Lehrer und Schriftsteller seine Mutter Ottilie geb Lupke 1858 war Tochter eines Lehrers Pieths Ehefrau Margarete Schwarz geb 1896 gest 1981 verh seit 24 Dezember 1919 war Lyzeums Lehrerin Pieth besuchte die Schule in Stettin und legte 1904 am Konig Wilhelm Gymnasium das Abitur ab Anschliessend studierte er Philosophie Deutsche Romanische und Klassische Philologie sowie Geschichte Er besuchte die Universitaten Lausanne Berlin und Greifswald Willy Pieth promovierte an der Universitat Greifswald mit einer Dissertation uber Essen und Trinken im mittelhochdeutschen Epos des zwolften und dreizehnten Jahrhunderts zum Dr phil Er wollte Bibliothekar werden und begann als Bibliotheksassistent in der Kaiser Wilhelm Bibliothek in Posen seine bibliothekarische Ausbildung Er blieb dort bis 1911 In dieser Zeit wurde zusatzlich das Staatsexamen fur das Lehramt an Hoheren Schulen abgelegt Zum Oktober 1911 wechselte Pieth als Volontar dann Assistent an die Universitatsbibliothek in Munster i W Seit 1909 war er Mitglied des Vereins Deutscher Bibliothekare danach auch des Verbands der Volksbibliothekare Vom 1 September 1912 bis 1913 war er an der Koniglichen Bibliothek Preussischen Staatsbibliothek in Berlin in der Abteilung fur Handschriften und Inkunabeln als Volontar tatig um weitere Kenntnisse zu erlangen In Kontrast zu diesem Fachgebiet wechselte Pieth zum 1 Mai 1913 an die Stadtbucherei und Bucherhalle in Berlin Charlottenburg deren Leiter Gottlieb Fritz sich fur diesen Bibliothekstyp einen Namen gemacht hatte Zunachst als Hilfsbibliothekar tatig wurde er dort bald als planmassiger Stadtbibliothekar ubernommen 1914 1919 Rasch griff er in die damaligen Debatten um kommunale Einheitsbibliotheken mit Aufsatzen ein Er neigte der volkspadagogischen Richtung des Stettiner Stadtbibliothekars Erwin Ackerknecht zu Doch nun musste er am Ersten Weltkrieg als Feldartillerist teilnehmen Er uberlebte unversehrt und war dann an einer Leitungsfunktion in Lubeck interessiert Das Oberschulkollegium wahlte ihn und Pieth konnte zum 9 Oktober 1919 in Lubeck seine Arbeit aufnehmen Offiziell zum Direktor wurde er zum 1 Januar 1920 ernannt 1 Er wurde 1919 1933 als Nachfolger von Carl Curtius 2 der zweite hauptamtliche Direktor der Stadtbibliothek in Lubeck und reformierte das Lubecker Bibliothekswesen indem er die bis 1923 von Bennata Otten 3 geleitete Offentliche Bucherhalle der Gesellschaft zur Beforderung gemeinnutziger Tatigkeit und die Buchereien des Lubecker Landgebietes mit der Stadtbibliothek zu einer wirtschaftlicheren Einheit vereinigte 4 In seiner Zeit als Direktor entstand 1926 in Zusammenwirken mit dem Stadtbaudirektor Friedrich Wilhelm Virck auch der erste Neubau der Stadtbibliothek in der Hundestrasse 1926 anlasslich der Eroffnung des Virck schen Neubaus d h eines Anbaus an die vorhandene historische Bausubstanz gab Pieth die Festschrift Bucherei und Gemeinsinn heraus Hier spiegelt sich sein an die Lubecker Situation angepasstes Bibliothekssystem wider Es sollte hier keine kommunale Einheitsbibliothek sein sondern ein der offentlichen Bildungspflege gewidmetes Bibliothekssystem in dem die historischen Bestande genauso ihren Platz behielten wie die damals aktuellen Aufgaben einer Offentlichen Bucher und Lesehalle die auch die landlichen Regionen Lubecks mit Literatur versorgte Dafur gab es eine Landeswanderbucherei und die Buchereiberatungsstelle Alle diese Aufgaben hatten ihre Gleichberechtigung und wurden von dem Bibliotheksdirektor geleitet und koordiniert Dass Pieth auch die einfachen Leute die Menschen die in praktischen Berufen arbeiteten oder kaufmannisch tatig waren im Blick behielt ergab sich auch aus seiner Mitgliedschaft in der SPD Seit 1920 war er Mitglied der Lubecker Burgerschaft und konnte mit der Mehrheit der Sozialdemokraten 1923 die Verstaatlichung der Bucherhallen und ihre Uberleitung in ein einheitliches staatliches Bibliothekssystem durchsetzen Zusatzlich erweiterten eine neue Benutzungsordnung die Teilnahme am Reichs Fern Leihverkehr eine Personalaufstockung von funf auf 24 Stellen und der gesicherte Erwerbungsetat die Wirkung der Bibliothek in der Breite Hinzu traten Veranstaltungen Ausstellungen uberregionale Mitarbeit im Bibliothekswesen sowie die Unterstutzung durch die 1926 gegrundete Gesellschaft von Freunden der Stadtbibliothek All das trug Pieth auch eine Berufung nach Hamburg ein der er aber wohl aus gesundheitlichen Grunden nicht folgen konnte Obgleich ihm die Volkshochschule deren Leiter er im Doppelamt war die Volksbuhne oder die an die Bevolkerung gerichtete Bibliothek so wichtig waren geriet er mit den Nationalsozialisten fur die wiederum die Volksgemeinschaft von zentraler Bedeutung war in Konflikt Am 13 Marz 1933 wurde er vom Dienst beurlaubt obgleich das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums Vom 7 April 1933 formal noch gar nicht erlassen war Daher erfolgte seine definitive Entlassung erst zum 1 Juli 1933 Sein Austritt aus der SPD hatte ihm nicht weiter geholfen Pieth hatte als SPD Mitglied der Lubecker Burgerschaft angehort und hatte sich im Rahmen der Weimarer Demokratie politisch betatigt Sozialdemokraten wurden nun verfolgt und aus ihren Amtern entfernt Pieth lebte danach nur noch eineinhalb Jahre und verstarb im fruhen Alter von 51 Jahren Er wurde zunachst kommissarisch durch den Archivrat Georg Fink und dann durch Gustav Struck einen entsprechenden NS Gefolgsmann ersetzt In der Stadtbibliothek selbst wurden die Fresken des judischen Kunstlers Ervin Bossanyi von den Nationalsozialisten ubertuncht 5 Willy Pieth zeichnete fur Lubeck und sein Bibliothekswesen den Weg in eine neue Zukunft vor Es sollte eine moderne Bibliothek fur alle Burger sein wie sie die Bucherhallenbewegung anstrebte bei Wahrung des historischen Erbes Im kleinen Lubeck konnte das nur eine einheitliche Bibliothek sein Im viel grosseren Hamburg bildeten sich die Hamburger Bucherhallen und aus der fruheren Stadtbibliothek die Staats und Universitatsbibliothek als unabhangige Institute heraus Schriften BearbeitenEssen und Trinken im mittelhochdeutschen Epos des 12 und 13 Jh Diss phil Greifswald 1908 Bucherei und Gemeinsinn Das offentliche Bibliothekswesen der Freien und Hansestadt Lubeck Hrsg von Willy Pieth Lubeck Quitzow 1926 Zahlreiche weitere Abhandlungen sind nachgewiesen in Stadt und Bibliothek Literaturversorgung als kommunale Aufgabe im Kaiserreich und in der Weimarer Republik Hrsg von Jorg Fligge und Alois Klotzbucher Wiesbaden Harrassowitz 1997 Hier Beitrag Fligge S 61 177 S 166f Willy Pieths Publikationen Erinnerung BearbeitenIn der Stadtbibliothek erhielt der Lesesaal seit dem 12 Mai 1995 zu Ehren Pieths die Benennung Willy Pieth Lesesaal 6 Literatur BearbeitenAbram Enns Kunst und Burgertum Die kontroversen zwanziger Jahre in Lubeck Lubeck 1978 ISBN 3 7672 0571 8 diverse Staatshandbucher der freien und Hansestadt LubeckEinzelnachweise Bearbeiten In Anlehnung an Sibylle Paulus in Lubecker Lebenslaufe aus neun Jahrhunderten hrsg von Alken Bruns Neumunster Wachholtz 1993 ISBN 3 529 02729 4 S 303 305 hier S 303 Zur Tatigkeit von Carl Curtius vgl Jorg Fligge Stadt und Bibliothek Literaturversorgung als kommunale Aufgabe im Kaiserreich und in der Weimarer Republik Das Bibliothekswesen der Freien und Hansestadt Lubeck in den Jahren 1870 bis zum Beginn des Nationalsozialismus In Stadt und Bibliothek Literaturversorgung als kommunale Aufgabe im Kaiserreich und in der Weimarer Republik Hrsg von Jorg Fligge und Alois Klotzbucher Wiesbaden Harrassowitz 1997 S 61 177 zu Curtius S 79 105 ISBN 3 447 03885 3 Vgl Gerhard Meyer in Lubecker Lebenslaufe 1993 S 278f Ferner Fligge Stadt und Bibliothek S 106 115 Besonders Andrea Mielke Bennata Otten Leiterin der Bucherhalle Lubeck 1906 1923 Eine der ersten Direktorinnen einer Offentlichen Bibliothek in Deutschland Lubeck Bibliothek der Hansestadt 2000 Veroffentlichungen der Stadtbibliothek Lubeck Dritte Reihe Bd 7 Wissenschaftliche Veroffentlichungen ISBN 3 933652 08 1 Gerhard Meyer 100 Jahre Offentliche Bucherei in Lubeck Grundzuge ihrer Entwicklung Senat der Hansestadt Lubeck Amt fur Kultur Veroffentlichung XI Lubeck 1979 S 14 19 Jorg Fligge und Klaus Mai Lesesaal der Stadtbibliothek gebaut und eingerichtet 1926 renoviert 1992 In Der Wagen Ein lubeckisches Jahrbuch Lubeck Hansisches Verlagskontor 1993 94 S 143 158 S 147 152 zum Schicksal der Bossanyi Fresken im Lesesaal ISSN 0933 484X Zum Festakt am 12 Mai 1995 Jorg Fligge Die Bedeutung von Willy Pieths Wirken fur Lubeck In Lubeckische Blatter 160 1995 S 180 193 186 188 Der Artikel schliesst Aufgrund der Verdienste Willy Pieths um das Lubecker Bibliothekswesen soll der Lesesaal der Lubecker Stadtbibliothek kunftig Willy Pieth Lesesaal heissen Dabei sollte zugleich an das Schicksal Pieths sowie das des Kunstlers Ervin Bossanyi in den Jahren der NS Herrschaft erinnert werden Vgl Fligge Die Bibliothek ist um des Publikums Willen da Zur Bedeutung von Willy Pieth fur Lubeck In Buch und Bibliothek 48 1996 S 32 42 Weblinks BearbeitenBiografie von Dr phil Wilhelm Pieth In Wilhelm H Schroder Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs und Landtagen 1876 1933 BIOSOP Normdaten Person GND 117687308 lobid OGND AKS VIAF 44676377 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Pieth WillyALTERNATIVNAMEN Pieth Wilhelm Pieth Wilhelm Friedrich Konrad vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Bibliothekar und PolitikerGEBURTSDATUM 22 Dezember 1883GEBURTSORT StettinSTERBEDATUM 15 Dezember 1934STERBEORT Lubeck Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Willy Pieth amp oldid 232972079