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Wilhelm Kienzl 7 November 1827 in Graz 1 Juli 1902 ebenda war ein osterreichischer Jurist und Politiker Er war von 1873 bis 1885 Burgermeister der Stadt Graz und von 1878 bis 1896 Abgeordneter zum Steirischen Landtag Wilhelm Kienzl Zeitungsillustration anlasslich seiner Wiederwahl 1876Grab Wilhelm Kienzls und seiner Familie am St Peter Stadtfriedhof Inhaltsverzeichnis 1 Familie amp beruflicher Werdegang 2 Wirken als Burgermeister 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseFamilie amp beruflicher Werdegang BearbeitenWilhelm Kienzl entstammte einer burgerlichen Grazer Handwerkerfamilie sein Vater Florian war ein Riemermeister Seit den 1850er Jahren war Wilhelm Kienzl mit seiner Gattin Anna Nina geb Kafka verheiratet Sie war eine engagierte Forderin des Deutschen Schulvereines und massgebend an der Errichtung des ersten osterreichischen Madchen Lyzeums in Graz beteiligt Ausserdem war sie schauspielerisch begabt und bis zu ihrem Tode literarisch und karitativ tatig Das Paar hatte zwei Sohne Den Komponisten Wilhelm Kienzl 1857 1941 und den Schriftsteller und Journalisten Hermann Kienzl 1865 1928 1 2 Nach dem Besuch des Akademischen Gymnasiums in Graz studierte Kienzl an der Universitat Wien Rechtswissenschaften und Staatswissenschaften Wahrend der Revolution von 1848 1849 war er Mitglied der Akademischen Legion eines studentischen Freikorps Ab 1856 war Kienzl als Hof und Gerichtsadvokat im oberosterreichischen Waizenkirchen tatig 1861 kehrte er in seine Heimatstadt Graz zuruck wo er als Rechtsanwalt tatig war und sich im Gemeinwesen zu engagieren begann Seit 1866 gehorte er dem Gemeinderat an und wurde schliesslich 1873 zum Nachfolger des Burgermeisters Moritz von Schreiner gewahlt Von 1878 bis 1896 war er ausserdem Abgeordneter zum Steirischen Landtag und dort Obmann des Deutschen Clubs Neben seinen politischen Mandaten war Kienzl langjahriger Prasident des Disziplinarrates der Steiermarkischen Advokatenkammer 1 Wirken als Burgermeister BearbeitenReformen wie die Einfuhrung des Metrischen Systems eine neue Marktordnung und eine Neuregelung des Meldewesens brachten wahrend Kienzls Burgermeisterschaft eine deutliche Erleichterung der Verwaltung 1875 wurde der Neubau der Staatsgewerbeschule heute HTBLVA Graz Ortweinschule bewilligt Von grosser Dringlichkeit waren soziale Fragen die Stadt wendete hohe Summen fur Suppenkuchen Waisenhauser und Krankenpflege auf uberwachte im Gegenzug aber Regelungen wie das offenbar erforderliche Bettelverbot fur Kinder streng Ein grosses soziales Problem entstand aus dem Konkurs der stadtischen Grazer Waggon Maschinenbau und Stahlwerksgesellschaft infolgedessen hunderte Familien ihren Broterwerb verloren die Stadt reagierte mit einem Spendenprogramm Von grosser Wichtigkeit fur die wachsende Stadt waren Infrastrukturprojekte etwa der Strassen und Bruckenbau die Ferdinands Kettenbrucke heute Keplerbrucke und die holzerne Albrechtsbrucke heute Tegethoffbrucke wurden durch moderne Eisenkonstruktionen ersetzt 1876 wurde das stadtische Schlachthaus eroffnet die nun mogliche Uberwachung und standardisierte Fleischbeschau brachten eine bedeutende sanitare Verbesserung Das Feuerwehrwesen wurde durch Einrichtung von Feuertelegraphen im Stadtgebiet verbessert Fur den Grazer Hauptplatz bis heute pragend ist der 1881 beschlossene Um und Ausbau des Rathauses Der offentliche Verkehr erfuhr durch die Einfuhrung einer Pferdetramway 1878 und den Neubau des Sudbahnhofes heute Hauptbahnhof Graz wichtige Verbesserungen Ab 1879 begann man mit der Planung des Zentralfriedhofes dessen Baubeginn jedoch erst 1886 war Die erwahnten und noch zahlreiche weitere infrastrukturellen Massnahmen konnten dank einer Anleihe in Hohe von rund 3 Millionen Gulden finanziert werden Der Beschluss die Anleihe aufzunehmen war bereits unter Kienzls Vorganger Moritz von Schreiner gefallen der Prozess konnte aus rechtlichen Grunden jedoch erst 1876 abgeschlossen werden Die Anleihe war schon damals als Investition fur folgende Generationen verstanden worden und tatsachlich sind viele damit getatigte Investitionen bis heute fur die Stadt von Bedeutung Neben Infrastrukturprojekten wurde aber auch viel Augenmerk auf die Stadtverschonerung gelegt Die Befestigung des Nikolaikais fallt ebenso in Kienzls Amtszeit wie die Anlage des Volksgartens die weitere Erschliessung des Schlossberges oder die Errichtung des Erzherzog Johann Brunnens am Hauptplatz bzw des grossen Brunnens und des Denkmals fur Anastasius Grun im Stadtpark Treibende Kraft hinter diesen Projekten war der von Burgermeister Moritz von Franck begrundete Stadtverschonerungsverein 3 Wie sich an verschiedenen Konflikten zeigte vertrat der Gemeinderat in jener Zeit weitgehend liberale deutschnationale und antiklerikale Positionen 1875 liess sich der vergebliche spanische Thronanwarter Alfonso Carlos de Borbon ein streng antiliberaler katholischer Adeliger in Graz nieder was unter Studenten Arbeitern und anderen liberalen Kreisen Unmut ausloste Diese sogenannte Don Alfonso Affare eskalierte zunehmend in gewalttatigen Kundgebungen die von Kienzl jedoch entscharft werden konnten Einem ahnlich antiklerikalem Geist entsprang die Verlegung der Dreifaltigkeitssaule vom zentral gelegenen Eingang der Sackstrasse auf den abseitigeren Karmeliterplatz Schon 1874 hatte der Gemeinderat in einer Petition an den Reichsrat die Einfuhrung der obligatorischen Zivilehe gefordert 1883 musste Kienzl sich wegen seiner Teilnahme an einer Fronleichnamsprozession dafur rechtfertigen das Ansehen des Klerus obwohl dieser im politischen Kampfe gegen Kultur und Deutschtum stehe auf solche Weise zu erhohen Der deutschnationale Geist im Gemeinderat zeigte sich auch in der Unterstutzung des Deutschen Schulvereines oder z B in heftigen Protesten gegen eine zweisprachige deutsch slowenisch Werbeaktion der Gesellschaft vom Roten Kreuz im Jahr 1880 3 Kienzls Haus im Paradeishof heute Teil des Komplexes von Kastner amp Ohler entwickelte sich in den 1870er Jahren zu einem Zentrum des kulturellen Lebens kein namhafter Kunstler konnte es sich erlauben nicht dem Burgermeister und seiner Gattin im Salon die Aufwartung zu machen Fur seine Verdienste wurde Wilhelm Kienzl mit dem Komturkreuz des Franz Joseph Orden sowie dem Orden der Eisernen Krone III Klasse ausgezeichnet Die mit letzterem Verbundene Moglichkeit einer Nobilitierung lehnte er ab 1885 ernannte die Stadt Graz den mit 12 Amtsjahren bis dahin langstdienende Burgermeister zu ihrem Ehrenburger 2 Kienzls Tod am 1 Juli 1902 loste grosse Anteilnahme aus der Leichenzug quer durch die Stadt von Kienzls Wohnhaus im Paradeishof zum Stadtfriedhof St Peter geriet zu einem offentlichen Ereignis 4 Literatur BearbeitenWilhelm Kienzl Meine Lebenswanderung Erlebtes und Erschautes J Engelhorns Nachf Stuttgart 1926 Biographie von Kienzls Sohn Wilhelm Kienzl Der Burgermeister der Landeshauptstadt Graz und Steiermark Landtagsabg Dr W K und seine Zeit Graz 1949 Dissertation von Kienzls Urenkel an der Universitat Graz Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wilhelm Kienzl Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b Kienzl Wilhelm 1827 1902 Politiker und Rechtsanwalt In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 3 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1965 S 325 f Direktlinks auf S 325 S 326 a b Altburgermeister Dr Wilhelm Kienzl In Grazer Tagblatt Grazer Tagblatt Organ der Deutschen Volkspartei fur die Alpenlander Neues Grazer Tagblatt Neues Grazer Morgenblatt Morgenausgabe des Neuen Grazer Tagblattes Neues Grazer Abendblatt Abendausgabe des Neuen Grazer Tagblattes Suddeutsches Tagblatt mit der Illustrierten Monatsschrift Bergland 1 Juli 1902 S 17 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung gtb a b Armin Sippel Der Grazer Gemeinderat und seine Burgermeister von 1850 bis 1919 Graz 2010 S 68 85 133 uni graz at Diplomarbeit am Institut fur Geschichte der Karl Franzens Universitat Graz Altburgermeister Dr Kienzl In Grazer Tagblatt Grazer Tagblatt Organ der Deutschen Volkspartei fur die Alpenlander Neues Grazer Tagblatt Neues Grazer Morgenblatt Morgenausgabe des Neuen Grazer Tagblattes Neues Grazer Abendblatt Abendausgabe des Neuen Grazer Tagblattes Suddeutsches Tagblatt mit der Illustrierten Monatsschrift Bergland 4 Juli 1902 S 17 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung gtbVorgangerAmtNachfolgerMoritz Ritter von SchreinerBurgermeister von Graz 30 April 1873 5 Mai 1885Ferdinand PortugallNormdaten Person GND 11617496X lobid OGND AKS VIAF 64751382 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kienzl WilhelmKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Jurist und PolitikerGEBURTSDATUM 7 November 1827GEBURTSORT GrazSTERBEDATUM 1 Juli 1902STERBEORT Graz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Kienzl Politiker amp oldid 226447596