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Die westgermanische Konsonantengemination ist ein Lautgesetz das alle Konsonanten ausser r betrifft Steht der Konsonant nach einem Kurzvokal und vor einem Sonoranten wird der Konsonant geminiert wobei die Regelmassigkeit dieses Lautgesetzes von mehreren Faktoren abhangt Im Germanischen existieren noch weitere Lautgesetze die die Entstehung von Geminaten gefordert haben so zum Beispiel Assimilationen in Resonantenclustern Kluges Gesetz oder Holtzmanns Gesetz Die Datierung ist umstritten Auf jeden Fall ging sie der Althochdeutschen Lautverschiebung und dem Wegzug der Angelsachsen voraus so dass ein Zeitraum zwischen dem 2 und 5 Jahrhundert n Chr zur Diskussion steht Inhaltsverzeichnis 1 Dialektale Varietaten 2 Gemination vor j 3 Gemination vor l r w m 4 Auswirkungen 5 LiteraturDialektale Varietaten BearbeitenDie westgermanische Konsonantengemination zeigt in den Einzelsprachen unterschiedliche Auspragungen und Ausnahmen So finden sich im Althochdeutschen auch Formen in denen r vor j geminiert wird Ausserdem werden im Oberdeutschen auch Konsonanten nach Langvokalen oder Diphthongen geminiert ahd teillen ahd teilen as delian ae dǣlan got dailjan an deila teilen Diese Ausnahmen sowie die Gemination durch w haben dazu gefuhrt dass der Ursprung dieses Lautgesetz im oberdeutschen Sprachraum vermutet wird Gemination vor j BearbeitenAm haufigsten findet die Gemination vor j statt wobei r davon ausgeschlossen ist unabhangig davon ob es ursprunglich ist oder durch Rhotazismus entstanden ist Gleichwohl gibt es auch im Althochdeutschen Falle in denen r geminiert wurde Das j hat sich im Altsachsischen erhalten und wird als i verschriftlicht im Althochdeutschen schwindet es im Verlauf des 9 Jahrhunderts In den anderen westgermanischen Sprachen z B im Altenglischen bleibt j nur nach leichter Silbe bestehen folglich nur nach r das nicht geminiert wurde Beispiele fur die Gemination vor j sind ahd scepfen as skeppian ae scieppan got skapjan an skepja erschaffen ahd sezzen as settian ae settan got satjan an setja setzen Bei r unterbleibt die Gemination ahd ferien as ae ferian got farjan an ferja mit dem Schiff fahren transportieren wobei im ahd auch ferren gebrauchlich war Besonders im Alemannischen aber auch im Frankischen wird r geminiert Dies ist eher auf eine analogische Neuerung zuruckzufuhren und weniger darauf dass in den anderen westgermanischen Sprachen die Gemination beseitigt worden ist Im Altnordischen ist unter ahnlichen Umstanden Gemination moglich jedoch betrifft dies nur g und k Dieser Lautwandel hat jedoch zu einem spateren Zeitpunkt stattgefunden wahrscheinlich im 7 oder 8 Jahrhundert Analogische Ausgleichserscheinungen haben jedoch oftmals Geminaten beseitigt ahd leggen as leggian ae lecgan an leggja got lagjan legen ahd bah as beki ae bec an bekkr Bach Gemination vor l r w m BearbeitenDie Gemination vor l und r ist nicht sehr haufig und beschrankt sich auf die stimmlosen Verschlusslaute im Westgermanischen ahd snottar ae snot t or got snutrs an snotr klug ahd ackar as akkar afr ekker aber ae aecer got akrs an akr Feld ahd apful as appul ae aeppel krimgot apel an epli Apfel Im spateren Altenglischen loste r in anderen Obstruenten ebenfalls Geminaten aus ae northumbrisch aehher aber ws ear ahd ehir as ahar got ahs an ax Ahre ae northumbrisch taeher taehher aber ws tear ahd tahar got tagr an tar Trane ae bet t re ahd beʒʒiro as betara got batiza an betri besser ae blaed d r ahd blat a ra as bladara an bladra Blase Durch w oder m ausgeloste Geminationen sind ausserst selten und kommen auch nicht in allen westgermanischen Sprachen vor so dass es fraglich bleibt inwiefern sie uberhaupt zur westgermanischen Konsonantengemination gehoren Belege fur w stammen ausschliesslich aus dem Althochdeutschen und beziehen sich auf die Cluster kw und hw die auf indogermanische Labiovelaren zuruckgehen ahd nackot mnd naket ae nacod got naqaths nackt ahd acchus as accus ahd achus as acus got aqizi Axt Unklar ist ob auch m oder auch n Gemination verursacht Die Beleglage ist hierfur zu dunn Spatwsachs maththm neben mathm Schatz scheint einer der wenigen Hinweise darauf zu sein Auswirkungen BearbeitenDie meisten Geminaten der westgermanischen Konsonantengemination gehen auf j zuruck welches in Nominal und Verbalparadigmen haufig vertreten ist So zeigen die schwachen Verben der Klasse I mit kurzem Stammvokal in den meisten Prasens und Imperativformen sowie im Infinitiv Geminaten Dasselbe gilt fur die j Prasentien der starken Verben Ausserdem sind die ja und jō Stamme der Substantive betroffen Schwache Verba IPrasens Indikativ Prasens KonjunktivSg 1 zellu zelle2 zelis zelles t 3 zelit zellePl 1 zellemes zellem2 zellet zellet3 zellent zellenImperativ InfinitivSg 2 zeli zellenPl 1 zellemes Partizip Prasens2 zellet zellentij PrasentienPrasens Indikativ Prasens KonjunktivSg 1 bittu bitte2 bitis bittes t 3 bitit bittePl 1 bittemes bittem2 bittet bittet3 bittent bittenImperativ InfinitivSg 2 biti bittenPl 1 bittemes Partizip Prasens2 bittet bittentiLiteratur BearbeitenFulk Robert 2018 A comparative grammar of the early Germanic languages Amsterdam Studies in Germanic Linguistics 3 Harbert Wayne 2007 The Germanic Languages Cambridge Cambridge Languages Surveys Heidermanns Frank 201816 Althochdeutsche Grammatik I Berlin Murray Robert 1986 Urgermanische Silbenstruktur und die westgermanische Konsonantengemination In Beitrage zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 108 333 356 Nielsen Hans Frede 19852 Old English and the continental Germanic languages A Survey of Morphological and Phonological Interrelations Innsbruck Innsbrucker Beitrage zur Sprachwissenschaft 33 Simmler Franz 1974 Die westgermanische Konsonantengemination im Deutschen unter besonderer Berucksichtigung des Althochdeutschen Munchen Munstersche Mittelalter Schriften 19 Wagner Norbert 1989 Der Stammesname der Salier und die westgermanische Konsonantengemination In Zeitschrift fur deutsches Altertum und deutsche Literatur 118 34 42 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