www.wikidata.de-de.nina.az
Die Werkbundsiedlung Prag oder Siedlung Baba tschechisch Vystavni kolonie na Babe Osada Baba ist eine 1932 eroffnete Musterhaussiedlung im Prager Stadtteil Dejvice Sie steht seit 1993 unter stadtebaulichem Denkmalschutz Haus Maule Architekt J GocarHaus Kytlica Architekt J GocarHaus Suk Architektin H Kucerova ZaveskaHaus Palicka Architekt M StamHaus Mojzis Lom Architekt J GocarHaus Zaoralek Architekt L ZakHaus Janak Architekt P Janak Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Standortwahl 1 2 Projektarbeit 1 3 Bauphase 1 4 Denkmalschutz Baba heute 2 Architektur 2 1 Grundlegende Prinzipien in den Entwurfen 2 2 Raumprogramm 2 3 Konstruktion und Materialitat 2 4 Haustechnik Ausstattung Oberflachen 2 5 Moblierung und Trennwande 2 6 Aussenbereiche Garten 3 Bauherren und Bewohner 4 Beteiligte Architekten und Baumeister 5 Literatur 6 Weblinks 7 QuellenGeschichte BearbeitenDie Organisation der Werkbundsiedlung fand in einer Zeit des Umbruches 1928 32 statt Die Weltwirtschaftskrise hatte gerade tiefe Spuren in der exportorientierten Tschechoslowakei hinterlassen und der zunachst andauernde Boom in der Baubranche war am Ausklingen Architekturgrossen wie Le Corbusier die einst erheblichen Einfluss auf die tschechische Moderne hatten wurden von ihren Verehrern gesturzt und verschiedene andere Stromungen wie z B der russische Konstruktivismus hatten in Prag ihren Einfluss Obwohl in diesem Spannungsfeld in der Moldaumetropole keine grossen Architekturkonzepte entwickelt wurden spielten die Ideen welche sowohl aus Ost als auch West zusammenkamen eine grosse Rolle Die Rahmenplanung fur die Siedlung war die Aufgabe des tschechischen Architekten Pavel Janak die einzelnen Wohnhauser wurden nicht nach einem Einheitsprinzip sondern individuell geplant Dennoch finden sich bei den verschiedenen Architekten Grundprinzipien wieder Etwa einen Monat nach dem Ende der Wiener Werkbundsiedlung fand am 7 September 1932 die Eroffnung der Werkbundsiedlung Prag statt Die auch Baba genannte Ausstellung war die erste dieser Grosse in der Tschechoslowakei Eine bereits 1928 von Vaclav Havel dem Grossvater des spateren Staatsprasidenten geplante Ausstellung scheiterte da lediglich zwei Villen zur Ausfuhrung kamen Standortwahl Bearbeiten Als Bauland bot sich ein nordlich von Prag im Stadtteil Dejvice gelegener Sudhang an Mit einem Gefalle von ca 20 zu den Moldauniederungen liegt Prag der Siedlung zu Fussen Dies wurde zu einem der Hauptkriterien in der stadtebaulichen Anlage So schlug Pavel Janak eine Bebauung in schachbrettartiger Weise vor wobei die Erschliessungsstrassen den Hohenlinien folgen sollten Die beiden Strassen Na ostrohu und Na Babe verlaufen daher relativ eben und die Nad Patankou die Jarni ulice hangabwarts Projektarbeit Bearbeiten Die planerischen Bemuhungen zum Stadtebau nahmen bis zur endgultigen Losung etwa drei Jahre ein Letztlich setzte sich ein Konzept durch bei dem die Gebaude auf Lucke errichtet wurden was jedem Gebaude Blickbeziehungen zum Hradschin ermoglicht In einem Wettbewerb vom 16 Dezember 1929 schrieb der Tschechische Werkbund die zu errichtenden Gebaude aus Dabei handelte es sich um freistehende Minimalhauser im Reihenverband Letztlich wurde keiner der im Wettbewerb pramierten Entwurfe weiterverfolgt Das anfangliche Konzept unterlag standigen Anderungen Bauherren verwarfen grundsatzliche Strukturen in den Entwurfen stiegen aus dem Projekt aus bzw einige tauschten auch ihre Parzellen Bauphase Bearbeiten Der Spatenstich fand am 25 April 1932 statt Sieben Firmen errichteten von da an bis zur Eroffnung im Herbst die ersten 20 Hauser Munk Rezac Zaoralek Vavacek Lisy Joska Bouda Dovolil Letosnik Suk Cenek Polacek Herain Balling Herman Palicka Uhlir Sutnar Maule und JanakDie Gebaude Luzna Bautz und Kytlica wurden noch im Herbst begonnen Kostal Jirouskova Moravec und Linda wurden in den Jahren 1933 34 hinzugebaut 1934 fugte Julius Glucklich sein Haus ein in den Jahren 1935 36 kamen die Villen Belehradek und Lom hinzu Vier nordlich geplante Reihenhausgruppen wurden 1935 40 durch sechs einzeln stehende Einfamilienhauser ersetzt Das Gebaude des Architekten Antonin Cerny sticht beim Betrachten der Siedlung durch seine in der Siedlung atypischen weit auskragenden Gesimse und ein Walmdach besonders ins Auge Denkmalschutz Baba heute Bearbeiten Die Werkbundsiedlung ist noch heute sehr gut erhalten Mehrere Hauser befinden sich noch ganzlich im Originalzustand Haus Herain 22 Mojzis 21 Bouda 8 und Maule 32 Nur in einigen Fallen machen sich vorgenommene Garagenanbauten ausserst negativ bemerkbar auch so manche hinzugebaute Raumschichten und Vorbauten mussen kritisiert werden Uberaus positiv ist jedoch dass nur drei Hauser namlich Suk Spisek und Zaoralek tiefgreifende Umbauten hinter sich haben Architektur BearbeitenGrundlegende Prinzipien in den Entwurfen Bearbeiten Die Baugestalt ist kubistisch und schachtelformig dabei sind alle Gebaude entsprechend der Topographie nach Suden in Richtung Prag ausgerichtet Dies ist sowohl in den Grundrissen als auch im Offnungsverhalten ablesbar So zeigt sich bei den meisten Hausern welche bis zum Spatherbst 1932 gebaut wurden ein strenges Zweitraktschema mit den funktionalen Raumen im Norden und den Wohnbereichen zur Aussicht hin Die Fassaden geben zunachst mit glatten Putzoberflachen ein einheitliches Bild ab bei spater errichteten Gebauden sind auch rustikale Steinsockel und Riffputzfassaden zu finden Die Dacher wurden bis auf eine Ausnahme als Flachdacher ausgefuhrt die meist als Dachterrassen genutzt werden Raumprogramm Bearbeiten Die Raumprogramme der einzelnen Entwurfe waren individuell auf die Wunsche der Bauherrn abgestimmt so entstanden Wohngebaude vom Minimalhaus fur das kinderlose Ehepaar wie es im Entwurfswettbewerb gedacht war bis zur Einfamilienvilla mit Hausmeisterwohnung Ebenso war an Mehrfamilienhauser und Kollektivhauser gedacht Dabei fand die Raumokonomie besonders bei den Minimalhausern meist Zweitrakttypen durch bemerkenswerte Losungen in Bezug auf Mehrzweckraume und deren Variabilitat Anwendung nbsp Vila SutnarKonstruktion und Materialitat Bearbeiten Im Gegensatz zu den ubrigen Werkbundsiedlungen gab es in Baba auf dem Gebiet der Bautechnologie keine Experimente Da die Bauherren nur wenig Vertrauen in die neuen Baumethoden setzten die dunnen Wande der Skelettbauweise uberzeugten nicht wurden die Konstruktionen hauptsachlich durch sie bestimmt Letztlich wurden so 12 Hauser als Stahlbetonskelett einige als Mischkonstruktionen und wiederum 13 als vollkommene Massivbauten ausgefuhrt Die Geschossdecken wurden in ganz Baba in Stahlbeton mit Starken von 8 bis 22 cm gegossen Die Dammung der Flachdacher wurde meist mit Kork die der Aussenwande mit Heraklith bewerkstelligt Der in der Tschechoslowakei weit verbreitete Stahlbau kam nicht zur Anwendung ebenso wie die Themen Vorfertigung und industrialisiertes Bauen Haustechnik Ausstattung Oberflachen Bearbeiten Beheizt werden die Hauser meist durch eine mit Kohle befeuerte Warmwasserzentralheizung einmal kam auch die damals erste entwickelte Heissluftzentralheizung zum Einsatz im Haus des Verlegers Polacek Die verwendeten Fensterkonstruktionen reichen von den traditionellen Holzkastenfenstern uber die doppelt verglasten Stahlzieharmonikafenster bis zu den von Ladislav Zak eingebauten Stahlholzverbundflugeln Als Innenturen wurden nach vorheriger Einigung unter den Architekten und Bauherrn in ganz Baba funf glatte Sperrholzmodelle verbaut Bei den Bodenbelagen wahlte man uberwiegend zwischen Linoleum Gummi Xylolith oder vereinzelt auch dem traditionellen Parkettboden Die Innenwande zeigten sich im Allgemeinen mit glattem weiss gestrichenem Putz Moblierung und Trennwande Bearbeiten Die meisten der Musterhauser wurden wie es bei Werkbundsiedlungen ublich war den Besuchern mobliert prasentiert Hierbei stachen besonders die Hauser der Architekten Ladislav Zak Antonin Heythum und Hana Kucerova Zaveska die sich sonst auch als Einrichtungsgestalter beschaftigten heraus Einige Beispiele Hana Kucerova Zaveska geht bei ihren Mobeln mit ahnlichen Entwurfsmethoden vor wie sie in Baba allgemein bei den Gebauden verwendet wurden Die raumtrennenden Mobel und Einbauschranke lassen sich mit Rollbalken offnen schliessen oder sind durch zu offnende Klappen und Schiebeelemente erweiterbar Wobei vom Handwerk hochste Prazision gefordert wird Jan Evangelista Koula der sich auch theoretisch und publizistisch mit Themen zu Einrichtung und Wohnen beschaftigt hat arbeitet mit relativ freien und variablen Grundrissen So sind im Erdgeschoss die Kuche und das Wohnen sowie die Schlafraume im 1 Obergeschoss nur durch Mobel und Schranke getrennt Ladislav Zak arbeitet im Haus Zoralek mit ausklappbaren Wandschranken und befasst sich mit dem Thema Sitzen Dabei geht das Repertoire von der Couch welche einmal mit der Wand verbunden ein anderes Mal frei im Raum auch als Nachtlager steht bis zu einfachen Kontrastthemen wie leicht und schwer kantig und rund oder er belegt einen einfachen zart geschwungenen Stahlrohrrahmen mit voluminosen Polstern So stellt er den wohltuenden Ausgleich zwischen den weichen Stoffkanten und dem kantigen linoleumbelegten Raum heraus Aussenbereiche Garten Bearbeiten Nur funf der Hauser haben einen direkten Zugang zum umliegenden Aussenbereich dies kann jedoch keinesfalls mit dem teils sehr starken Gefalle begrundet werden da auch relativ ebene Garten nur von der Strasse aus erreichbar sind In Baba wurde die Innen Aussen Beziehung thematisiert zwar gibt es in grossem Umfang Fensterbander und grosszugig verglaste Bereiche jedoch gibt es eine klare Trennung zwischen Natur Garten und Wohnen Freibereiche wurden in Form von Dachterrassen und Balkonen grosszugig angelegt was selbstverstandlich auch mit Problemen mit der Topografie Neigung des Hanges bis zu 20 zusammenhangt Interessant ist dabei dass die Bewohner in 60 Jahren der Nutzung vieles geandert haben aber diese Trennung zwischen Garten und Wohnen beibehielten Dies lasst vermuten dass dieses Konzept keineswegs als nachteilig oder als Einschrankung empfunden wird Bauherren und Bewohner BearbeitenDie gesamte Siedlung wurde von privaten Bauherrn finanziert was bei derartigen Mustersiedlungen nicht selbstverstandlich war Dies fuhrte auch zu einer individuelleren Gestaltung der einzelnen Wohnhauser die zur Kritik seitens der wissenschaftlich bauenden Architekten wie Karel Teige fuhrte Die Bauherren stammten komplett aus den Reihen des Tschechoslowakischen Werkbundes Darunter waren fast alle Gattungen der Kunst vorhanden so standen Namen wie Cyril Bouda fur die Malerei Pavel Janak fur die Architektur Ladislav Sutnar fur Graphik und Design Des Weiteren waren Ministerialrate Kunstler Kunstgewerbler Kunsthistoriker Schriftsteller Ubersetzer Verleger Komponisten Soziologen der Historiker und Universitatsprofessor Julius Glucklich sowie der Mediziner Jan Belehradek vertreten Als im Zweiten Weltkrieg die Nazis Prag besetzten mussten nicht wenige Baba verlassen so fluchteten u a der Direktor der Prager Mustermesse Frantisek Munk in die USA wo auch Ladislav Sutnar als Graphiker erfolgreich Fuss fassen konnte Das kommunistische Regime von 1948 bis 1989 interpretierte Baba als ein burgerlich intellektuelles Experiment der Masaryk Republik 1918 bis 1935 Beteiligte Architekten und Baumeister BearbeitenZdenek Blazek Haus Luzna 1932 Otokar Fischel Jaroslav Fiser und Karel Fiser Haus Joska 1932 Josef Fuchs Haus Munk 1932 Josef Gocar Villa Glucklich 1933 34 Haus Kytlica 1932 33 Haus Maule 1931 32 Villa Mojzis Lom Antonin Heythum und Evzen Linhart Haus Lisy Haus Dovolil 1932 Haus Janak 1931 32 Frantisek Kavalir Haus Letosnik 1932 Haus Uhlir 1932 Frantisek Kerhart Haus Belehradek 1935 36 Haus Kostal 1933 34 Haus Perina 1933 Haus Bautz 1933 Haus Jirousek 1932 33 Atelierhaus Vojtech Kerhart Haus Moravec 1933 34 Haus Rezac 1932 Jan Evangelista Koula Haus Polacek 1932 Hana Kucerova Zaveska Villa Sukova 1932 Haus Balling 1931 32 Ladislav Machon Haus Spisek 1932 33 Mart Stam Haus Palicka 1931 32 1 Oldrich Stary Haus Bouda 1932 Haus Sutnar 1932 Dreifamilienhaus Vavacek 1931 32 Haus Herman 1931 32 Frantisek Zelenka Villa Zadak 1934 Ladislav Zak Haus Zaoralek 1931 32 Haus Cenek 1931 32 Haus Herain 1931 32 Literatur BearbeitenStephan Templ Die Werkbundsiedlung Prag 1932 The Werkbund Housing Estate Prague Birkhauser Basel Berlin Boston 1999 ISBN 3 7643 5991 9 deutsch und englisch ISBN 0 8176 5991 9 Boston Stephan Templ Baba Osada Svazu Cs dila Praha Zlaty rez Praha 2001 ISBN 80 901562 4 X tschechisch Originaltitel Die Werkbundsiedlung Prag 1932 Ubersetzt von Jana Ticha Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Osada Baba Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienQuellen Bearbeiten Funkcni krasa vilovych domu dejvicke Baby oslnuje Prazany jiz 80 letWerkbundsiedlungen der Zwischenkriegszeit Werkbundsiedlung Stuttgart 1927 Werkbundsiedlung Brunn 1928 Werkbundsiedlung Breslau 1929 Werkbundsiedlung Karlsruhe 1929 Werkbundsiedlung Neubuhl 1931 Werkbundsiedlung Wien 1932 Werkbundsiedlung Prag 1932 50 115277777778 14 386388888889 Koordinaten 50 6 55 N 14 23 11 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Werkbundsiedlung Prag amp oldid 207531005