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Die Weintorstrasse in Mainz zwischen Rheinstrasse und Hopfengarten mit ihrem Gewirr von kleinen Seitenstrassen wie der Kappelhofgasse Schlossergasse Gallusgasse Himmelgasse Wolfsgasschen Augustinergasschen und Mauritzenplatz mit der Erbacher Hof Gasse gilt heute als eine der ruhigsten und idyllischsten Gegenden der Mainzer Altstadt Weinverladung am Mainzer Rheinufer Schedelsche Weltchronik von 1493 Inhaltsverzeichnis 1 Weintor und Triller 2 Mauritzenplatz Erbacherhofgasse und Himmelgasse 3 Zuchthaus 4 Kappelhofgasse 5 Augustinergasschen und Haus zum Stein 6 Karte von 1894 7 Besonderheiten 8 EinzelnachweiseWeintor und Triller BearbeitenAn der stadtseitigen Einmundung der Weintorstrasse zur Rheinstrasse befand sich im Verlauf der Stadtmauer das Weintor benannt nach den dort ansassigen Weinhandlern die an diesem Uferabschnitt des Rheins ihre Ware verschifften Das heutige in der Uferstrasse in der Verlangerung der Weintorstrasse zum Rhein befindliche Weintor wurde erst 1837 im Zuge der Landgewinnung durch Aufschuttung des Lauterenviertels in die damals dort errichtete Mauer eingefugt Rotsandstein mit Fussgangerdurchgangen und Schiessscharten Reste der alteren Stadtmauer sind heute noch in der Schlossergasse sichtbar und zuganglich Kinderspielplatz Auf der zurzeit noch abgesperrten Rheinstrassenseite der Stadtmauer ist von Seiten der Stadt Mainz ein kleiner Park geplant Die unmittelbar anschliessende Kreuzung der Weintorstrasse mit der Schlossergasse Gallusgasse und bis 1945 mit der untergegangenen Stallgasse wurde bis zum 2 April 1876 Triller 1 genannt dort befand sich ein drehbarer Kafig fur Backer die zu leichtes Brot gebacken hatten 2 nbsp Kapelle Maria Dolorosa ehemalige Kapuzinerkirche Blick vom MauritzenplatzMauritzenplatz Erbacherhofgasse und Himmelgasse BearbeitenDer Mauritzenplatz wird durch die Ruckseite des Hauses zum Romischen Konig der Ruckseite der an die Gallusgasse anliegenden Wohngebaude der Kapelle Maria Mater Dolorosa ehemalige Kapuzinerkirche und der Seite des Erbacher Hofs 3 des Bildungszentrums des Bistums Mainz gebildet Ein Spielplatz mit einem fur Kinder benutzbaren Brunnen sowie eine kleine Ruhezone fur Erwachsene runden die Idylle ab Die Erbacherhofgasse ist seit der Errichtung des mit markantem Bleidach bedeckten Bildungszentrums nurmehr ein tagsuber benutzbarer Durchgang zur Grebenstrasse Ein weiterer Durchgang fuhrt unter dem Romischen Konig hindurch zur Heugasse und zum ehemaligen Heumarkt Die zwischen dem Erbacher Hof und der Kapelle Maria Mater Dolorosa beginnende Himmelgasse fuhrte fruher bis zur Augustinerstrasse wegen der privaten Nutzung durch das Priesterseminar Mainz sind an beiden Enden der Himmelgasse nur noch wenige Meter offentlich nutzbar Zuchthaus Bearbeiten nbsp Relief und Inschrift am ehemaligen ZuchthausDer zwischen Weintorstrasse Schlossergasse und der Kappelhofgasse auf einem grossen Areal gelegene und 1226 erstmals urkundlich erwahnte Gebaudekomplex Haus zum Floss wurde unter Erzbischof Kurfurst Johann Philipp von Schonborn zur Verwahr und Erziehungsanstalt fur Madchen und Frauen von liederlichem Lebenswandel Spater wurde daraus gegen Ende des 17 Jahrhunderts ein so genanntes Zuchthaus weswegen die Weintorstrasse in diesem Abschnitt damals Zuchthausstrasse genannt wurde 4 Gesunde arbeitsscheue Bettler und Vagabunden beiderlei Geschlechts waren darin zu schwerer Arbeit angehalten 1742 wurde diese Besserungsanstalt zu einem normalen Zuchthaus umgewandelt und mit dem Bau der Justizvollzugsanstalt Mainz in der Dieter von Isenburg Strasse um das Jahr 1900 aufgelost Der ursprungliche Name der Weintorstrasse war Zuchthausgasse bis sie am 10 Oktober 1888 auf Betreiben der Anwohner umbenannt wurde 5 Uber dem Eingang der Toreinfahrt sieht man auf einem Marmor Relief von 1742 geschaffen von Burkhard Zamels ein von Wildschweinen Lowen und Hirschen gezogenes Gefahrt auf dem die Vagabunden zum Zuchthaus gebracht werden Die Inschrift besagt MAN EILE NICHT SO GESCHWIND MIT EUREN URTHEIL FALLE DIE UNVOLLKOMMENHEIT HAT NOCH VIEL GESELLEN BEDENCKET EUCH ZUVOR KONT IHR WAS BESSERS MACHEN DEN TADEL DIESES WERCK SONST WIRD MAN EUER LACHEN Damit beziehen sich dieses spater vom gleichen Kunstler dem Bild hinzugefugten Worte nicht auf das Zuchthaus sondern auf die aufgekommene Kritik an seinem Werk Fallt kein vorschnelles Urteil uber mein Werk es gibt noch viel mehr Unvollkommenes Aber wenn ihr es besser machen konnt so durft ihr mich tadeln Ansonsten wird man uber euch selbst lachen Andererseits wird die Meinung vertreten dass Tafel und Relief nicht zusammengehoren und dass der Spruch sich auf ein anderes damals neuerrichtetes Gebaude bezieht Das ehemalige Zuchthaus ist derzeit als Haus Maria Frieden 6 mit der darin befindlichen St Anselm Kapelle ein Teil des Bruder Konrad Stiftes eines von den 1926 gegrundeten Marienschwestern betriebenen Alten und Pflegeheimes 7 nbsp Babyfenster Kappelhofgasse nbsp Hof zum Homberg jetzt KolpinghausKappelhofgasse BearbeitenDie Kappelhofgasse war bis zum Zweiten Weltkrieg das Bordellviertel von Mainz 8 der Name der Gasse leitet sich ab von der Kapelle des ehemaligen St Barbara Spitals Auch bei Carl Zuckmayer spielen sich Teile seiner Fastnachtsbeichte in den Bordellen der Kappelhofgasse ab 9 Diese ist in heutiger Zeit zusammen mit dem kleinen Wolfsgasschen eine ruhige Gasse in der sich unter anderem das Mainzer Babyfenster der Leininger Hof und der Hof zum Homberg um 1350 befinden Dieser letztgenannte wurde 1665 von Dompropst Johann von Heppenheim erworben an Erzbischof Kurfurst Johann Philipp von Schonborn ubereignet und zu einem bis 1922 genutzten Waisenhaus umgebaut 1985 wurde der Komplex in den Neubau des Mainzer Kolpinghauses einbezogen Augustinergasschen und Haus zum Stein BearbeitenNach der Kreuzung der Weintorstrasse mit der Kappelhofgasse und dem Augustinergasschen fuhrt diese entlang des Hauses zum Stein des altesten erhaltenen steinernen Wohnhauses romanischer Wohnturm zum belebten sudlichen Ende der Augustinerstrasse mit den Platzen Hopfengarten und Graben Das Augustinergasschen zur Augustinerstrasse fuhrend gabelt sich kurz vor dieser Der sudliche Teil der Gabelung Augustinerreul genannt ist die bis heute engste Strasse der Stadt Mainz Zahlreiche Anekdoten werden uber dieses Gasschen berichtet beispielsweise sei diese Gasse deswegen so eng gebaut dass sich betrunkene Zecher auf dem Heimweg mit beiden Handen senkrecht halten konnten Karte von 1894 Bearbeiten nbsp Plan der Weintorstrasse von 1894 Norden ist rechts nbsp Holzstrasse um 1860 links die Einmundung des Kappelhofs und der Stallgasse nbsp Am Triller Stallgasse um 1900 jetzige westliche Seite der Gallusgasse von der Weintorstrasse zur HeugasseAuf dem Plan der Stadt Mainz von 1894 von J Diemer sind deutlich die Unterschiede der damaligen Strassenverlaufe im Gegensatz zu den heutigen zu sehen Die heutige Gallusgasse war damals die nordliche Stallgasse und die nordliche Schlossergasse Auch die Gebaude zwischen der sudlichen Stallgasse und der Schlossergasse wurden nach 1945 nicht wieder aufgebaut der Name Stallgasse verschwand Aus der Kappelhofgasse gelangte man auf der linken Seite des Hof zum Homberg durch den nicht mehr vorhandenen Kappelhof zur Holzstrasse Die Erbacherhofgasse mundete noch nicht in den Mauritzenplatz nbsp Weintorstrasse unter dem Niveau des Hochwasserdammes RheinstrasseBesonderheiten BearbeitenVor der Aufschuttung des Lauterenviertels waren die in der Nahe des Ufers gelegenen Teile der Stadt Mainz den Rheinhochwassern fast ungeschutzt ausgeliefert Das damalige Niveau lasst sich heute noch in einigen Strassen der Altstadt z B Haenleinsgasschen Weintorstrasse Heugasse am Fuss des Holzturms und in Teilen der Wallaustrasse in der Mainzer Neustadt erkennen Mit dem Bau der Rheinstrasse als Hochwasserdamm ab etwa 1886 wurde jedoch die Uberschwemmungsgefahr gebannt Erst bei einem Pegelstand des Mainzer Pegels von ca 8 30 m werden die Schutzmauern am Rheinufer zwischen Winterhafen und Zollhafen sowie die Rheinstrasse Peter Altmeyer Allee Rheinallee uberflutet und das Wasser kann ungehindert das bis zu 2 m tiefer liegende Stadtgebiet uberschwemmen Einzelnachweise Bearbeiten Aus dem Fastnachtslied Meenz bleibt Meenz gibts Vilzbach Triller Markt und Gaadefeld Karl Schramm Mainzer Worterbuch Mainz 1993 Erbacher Hof Bistum Mainz Manfred von Roesgen und Eleonore Gierlichs Das Mainzer Volksbuch Mainz 1994 Seite 33 Wilhelm Huber Das Mainz Lexikon Hermann Schmidt Mainz 2002 ISBN 3 87439 600 2 Haus Maria Frieden Bruder Konrad Stift Mainz Ludwig Seelig Einmal Lausbub immer Lausbub Mainz 2001 ISBN 3 8311 1888 4 Carl Zuckmayer Die Fastnachtsbeichte Fackelverlag Olten Stuttgart Salzburg 1959 49 997319 8 276213 Koordinaten 49 59 50 N 8 16 34 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Weintorstrassenviertel amp oldid 227446966