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Die Weierstrasssche Zerlegungsformel ist eine Formel aus der reellen Analysis und geht zuruck auf den deutschen Mathematiker Karl Weierstrass Sie zerlegt Werte differenzierbarer Funktionen in zwei Summanden erstens den Wert der Tangentenfunktion der Ausgangsfunktion bezuglich eines Punktes des Definitionsbereiches und zweitens das Restglied beziehungsweise den Fehler der linearen Approximation Diese Formel ist fundamental in der Differentialrechnung da die Weierstrasssche Zerlegbarkeit aquivalent ist zu der grundlegenden Eigenschaft der Differenzierbarkeit von Funktionen Sie ist beispielhaft fur Weierstrass Verdienste um die Systematisierung und Exaktifizierung der Analysis Inhaltsverzeichnis 1 Bedeutung der Formel 2 Beweis 2 1 Schluss von Differenzierbarkeit auf Zerlegbarkeit 2 2 Schluss von Zerlegbarkeit auf Differenzierbarkeit 3 Andere Schreibweisen 4 EinzelnachweiseBedeutung der Formel BearbeitenDie Darstellung der Funktionswerte durch die Weierstrasssche Zerlegungsformel erfolgt in der Regel mithilfe einer Funktion R f displaystyle R f nbsp von zwei Variablen die entsprechend f displaystyle f nbsp definiert wird Ihre Funktionswerte geben die Wertedifferenz zwischen der Tangentenfunktion t displaystyle t nbsp und der Funktion f displaystyle f nbsp an wobei der Graph von t displaystyle t nbsp den von f displaystyle f nbsp in x o displaystyle x o nbsp beruhrt f x t x x o R x x o f x o x x o f x o R f x x o displaystyle f x t x x o R x x o f x o cdot x x o f x o R f x x o nbsp Die Bedeutung dieser Formel liegt vor allem in der Beschaffenheit des Restgliedes R f x x o displaystyle R f x x o nbsp Der genaue Verlauf der Funktion R f displaystyle R f nbsp ist zwar oft uninteressant bedeutsam ist jedoch dass sie in einer Umgebung von x o displaystyle x o nbsp definiert ist und fur den Grenzubergang x x o displaystyle x to x o nbsp mit hoherer als linearer Ordnung gegen 0 displaystyle 0 nbsp konvergiert vgl Konvergenzgeschwindigkeit Deshalb kann R f displaystyle R f nbsp wie folgt umgeschrieben werden R f x x o r f x x o x x o displaystyle R f x x o r f x x o cdot x x o nbsp mit lim x x o r f x x o 0 displaystyle textstyle lim x to x o r f x x o 0 nbsp Es ergeben sich einige Aspekte Aufgrund der quadratischen Konvergenz des Restgliedes ist die Tangentenfunktion t displaystyle t nbsp selbst die optimale lokale lineare Approximation der Funktion f displaystyle f nbsp bezuglich x o displaystyle x o nbsp Das Attribut lokal druckt hierbei aus dass im Allgemeinen genau die Argumente aus einer abhangig von der konkurrierenden Approximationsfunktion hinreichend kleinen Umgebung von x o displaystyle x o nbsp die besseren Funktionswertenaherungen liefern Dieses Verhalten wird zum Beispiel bei den bekannten Naherungsformeln sin x x displaystyle sin x approx x nbsp und tan x x displaystyle tan x approx x nbsp fur Argumente in einer kleinen Umgebung von 0 displaystyle 0 nbsp genutzt Die Aquivalenz von Differenzierbarkeit und Weierstrassscher Zerlegbarkeit ermoglicht alternativ zur Existenzaussage uber den Differentialquotienten eine andere Schreibweise fur die Eigenschaft der Differenzierbarkeit und damit einen anderen Zugang zur Infinitesimalrechnung 1 Beweis BearbeitenDie Aquivalenz von Weierstrassscher Zerlegbarkeit und Differenzierbarkeit wird durch den Beweis der Implikation in beide Richtungen gezeigt Schluss von Differenzierbarkeit auf Zerlegbarkeit Bearbeiten Es wird gezeigt dass bei der Zerlegung einer differenzierbaren Funktion in genannter Weise tatsachlich das Restglied schneller als linear gegen 0 displaystyle 0 nbsp konvergiert und damit in der Schreibweise mithilfe der Funktion r f displaystyle r f nbsp darstellbar ist Sei x displaystyle x nbsp mit x x o displaystyle x neq x o nbsp beliebig aus einer Umgebung von x o displaystyle x o nbsp gewahlt in der f displaystyle f nbsp definiert ist und sei f displaystyle f nbsp differenzierbar in x o displaystyle x o nbsp Dann ist f x f x o x x o f x o R f x x o displaystyle f x f x o cdot x x o f x o R f x x o nbsp f x f x o f x o x x o x x o R f x x o x x o displaystyle Longleftrightarrow frac f x f x o f x o cdot x x o x x o frac R f x x o x x o nbsp dd Da f displaystyle f nbsp in x o displaystyle x o nbsp differenzierbar ist konvergiert die linke Seite der Gleichung fur x x o displaystyle x to x o nbsp und es ergibt sich die gewunschte Eigenschaft des Restgliedes lim x x o f x f x o x x o f x o 0 lim x x o R f x x o x x o displaystyle lim x to x o left frac f x f x o x x o f x o right 0 lim x to x o frac R f x x o x x o nbsp Schluss von Zerlegbarkeit auf Differenzierbarkeit Bearbeiten Es wird von der Zerlegungsformel fur die Funktion f displaystyle f nbsp ausgegangen wobei der Term f x o displaystyle f x o nbsp dessen Existenz die Behauptung ist durch einen reellen Wert c x o displaystyle c x o nbsp einer geeignet definierten Funktion c displaystyle c nbsp ersetzt wird Sei x displaystyle x nbsp wie im vorangegangenen Beweis gewahlt und r f displaystyle r f nbsp eine von f displaystyle f nbsp abhangende Funktion mit lim x x o r f x x o 0 displaystyle textstyle lim x to x o r f x x o 0 nbsp Es gilt also f x c x o x x o f x o r f x x 0 x x o f x f x o x x o c x o r f x x o displaystyle f x c x o cdot x x o f x o r f x x 0 cdot x x o Longleftrightarrow frac f x f x o x x o c x o r f x x o nbsp Die rechte Seite der Gleichung konvergiert fur den Grenzubergang x x o displaystyle x to x o nbsp da c displaystyle c nbsp nur von x o displaystyle x o nbsp abhangt und damit existiert der Differentialquotient Daruber hinaus ergibt sich sogar c x o f x o displaystyle c x o f x o nbsp Andere Schreibweisen BearbeitenAnalog zu den Varianten der Schreibweise des Differenzenquotienten kann man die oben ausgefuhrte Schreibweise der Zerlegungsformel mit der Bezugsstelle x o displaystyle x o nbsp und der Variablen x displaystyle x nbsp auch mittels x o displaystyle x o nbsp und der Differenz h displaystyle h nbsp oder auch D x displaystyle Delta x nbsp zwischen der Variablen und der Bezugsstelle ausdrucken Dann heisst die Zerlegungsformel f x o h f x o h f x o R f h x o displaystyle f x o h f x o cdot h f x o R f h x o nbsp Dabei ist hinsichtlich der Werte von R f displaystyle R f nbsp zu beachten dass die Eigenschaft des mindestens quadratischen Verschwindens fur den Grenzubergang h 0 displaystyle h to 0 nbsp der Argumente h x o displaystyle h x o nbsp erfolgt R f displaystyle R f nbsp also folglich in einer Umgebung von 0 displaystyle 0 nbsp bezuglich der ersten Variable betrachtet wird Ausserdem kann man R f displaystyle R f nbsp auch als Funktion von nur einer Variablen definieren namlich x displaystyle x nbsp im oben verwendeten Sinne oder h displaystyle h nbsp bei der variierten Schreibweise wenn man bei deren Verwendung stets darauf hinweist dass man lediglich ein spezielles und konstantes x o displaystyle x o nbsp verwendet Eine Schreibweise mit D x displaystyle Delta x nbsp legt nahe die Formel zusatzlich mit D y f x o D x f x 0 displaystyle Delta y f x o Delta x f x 0 nbsp zu formulieren D y f x o D x R f D x x 0 displaystyle Delta y f x o cdot Delta x R f Delta x x 0 nbsp Dabei kann allerdings das Missverstandnis von D y displaystyle Delta y nbsp als tatsachliche Funktionswertedifferenz von f displaystyle f nbsp auftreten obwohl in Wirklichkeit nur der lineare Zuwachs gemeint ist Diesem Problem kann man ausweichen indem man anstatt der Delta Schreibweise die leibnizsche Differentialschreibweise mit d x displaystyle dx nbsp und d y displaystyle dy nbsp nutzt die sich im Grunde genommen aus der lokalen Zerlegung der Funktion ergibt Einzelnachweise Bearbeiten Ernst Adam Pforr Winfried Schirotzek Differential und Integralrechnung fur Funktionen mit einer Variablen Vieweg Teubner Verlag ISBN 978 3 322 81032 8 S 85 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Weierstrasssche Zerlegungsformel amp oldid 212900728