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Der Wasserturm von Sayda liegt neben der Begrabniskirche am hochsten Punkt der Stadt Der 25 m hohe Wasserturm bildet neben dem Kirchturm eine weithin sichtbare Landmarke und ist durch seine zentrale hoch gelegene Lage ein Wahrzeichen der Stadt mit ortsbildpragender Wirkung Wasserturm SaydaWasserturm Sayda Marz 2018DatenBaujahr Bauzeit 1893 bis 1894Architekt CramerBauausfuhrung Baumeister J NeuberTurmhohe 25 mNutzhohe 15 mBehalterhohe 15 mBehalterart Intze 1 BehalterBehaltervolumen 200 m Betriebszustand Wasserversorgung fur Sayda und UmlandUmnutzung neinDenkmalschutz ja Inhaltsverzeichnis 1 Geschichtliches zur Wasserversorgung Sayda 1 1 Klima Hungersnot 1 2 Entwaldung 1 3 Krankheit 1 4 Allgemeiner Unmut durch die Wasserknappheit und Qualitat des Trinkwassers 2 Bau einer ersten Versorgungsleitung 3 Bau des Wasserturms und der Hochdruckleitung 3 1 Technische Details 3 1 1 Turm 3 1 2 Wasserwerk mit Hochdruckwasserleitungen 3 2 Eroffnung 4 Elektrizitatswerk Sayda 5 Abwasser 6 Erweiterung 1911 7 Gegenwartige Wasserversorgung der Stadt 8 Galerie 9 Weblinks 10 Quellen 11 EinzelnachweiseGeschichtliches zur Wasserversorgung Sayda BearbeitenDas Einzugsgebiet der Bergstadt liegt auf einer durchschnittlichen Hohe von 660 m u NN bis 680 m u NN Fur die Wasserversorgung der Einwohner wurden uber die Jahrhunderte sieben Wasser Rohrtouren angelegt da im gesamten Stadtgebiet keine Quelle vorhanden war die ausreichend Wasser fuhrte Aus dieser Zeit sind nur zwei Namen der aus den hoher gelegenen Quellgebieten und mit holzerne Rohren verlegte Leitungen uberliefert Hierzu gehorte die fast 3 km lange und als wahres Bergbauwunder beschriebene Wiesen Wasser Rohrtour sowie die sehr bedeutende Gottesacker Wasser Rohrtour Diese fuhrten das Wasser in die Stadt und speisten extra aufgestellte Wassertroge welche zu dieser Zeit eine besondere Zierde der Stadt waren Der genaue Verlauf der Wasserleitungen und die Standorte der Quellen sind heute nicht mehr bekannt Da letztere aber hoher als die Stadt liegen mussen sind nur Quellgebiete im Muhlholz sowie in Richtung Kreuztanne moglich Trotz dieser enormen Aufwendungen verbunden mit hohen Kosten fur die Wasserzufuhrung in die Stadt war es im Jahre 1892 zu chaotischen Zustanden gekommen Ausloser war eine langanhaltende Durre die durch folgende Faktoren verstarkt wurde Klima Hungersnot Bearbeiten Im 19 Jahrhundert war das Klima in Mitteleuropa deutlich kalter als heute kleine Eiszeit Gletscherhochstand 1848 Jahr ohne Sommer 1816 Durch die Mittelgebirgslage hatten die Menschen sehr oft unter diesen harten Naturbedingungen zu leiden Der Pflanzenwuchs war sparlich und die Winter hart und lang Es kam oft zu Hungersnoten die 1892 durch die zusatzliche Durre verstarkt wurden Entwaldung Bearbeiten Durch den massiven Nutzholzbedarf Bergbau Bauholz sowie Brennholz war zum Ende des 19 Jahrhunderts kaum noch Wald in der Region vorhanden Dies lasst sich auch anschaulich in den Karten die im 19 Jahrhundert erstellt wurden erkennen Die massive Entwaldung fuhrte zu einer Verschlechterung der Trinkwasserversorgung da der Grundwasserspiegel sich absenkte Krankheit Bearbeiten Die zu der damaligen Zeit haufig vorkommende Typhuserkrankung war besonders im Sudwesten Deutschlands uberdurchschnittlich stark verbreitet Durch die fehlende Kanalisation und die offentliche Nutzung der offenen Wassertroge brach in dieser Zeit eine Typhusepidemie auch in Sayda aus Aus heutiger Sicht lasst sich der Ausbreitungsweg nachvollziehen da durch die Nutzung von Oberflachenwasser und dem geringen Nachlauf von Frischwasser begunstigt durch hohe Temperaturen eine hohe Keimbelastung entstand Verbunden mit einer fehlenden Hygiene an den Entnahmestellen breitete sich die Infektionskrankheit schnell aus Todesfalle aus dieser Zeit sind nicht bekannt Allgemeiner Unmut durch die Wasserknappheit und Qualitat des Trinkwassers Bearbeiten Ebenfalls zu Unmut fuhrte das geringe vorhandene Speichervolumen der holzernen Wassertroge sowie der geringe Zulauf Schon im Mittelalter wurden deswegen in trockenen Sommern Wachposten aufgestellt die die Wasserentnahme kontrollierten 1 Hochstwahrscheinlich war der Wassermangel auch der Grund warum die Stadt uberdurchschnittlich viele Stadtbrande erlebte die ganze Stadtteile vernichteten Bei tiefen Temperaturen wurde die Stadt ebenfalls von der Wasserversorgung abgeschnitten da die Leitungen zufroren bzw platzten Durch die holzernen Leitungen machte sich haufig ein unangenehmer Geschmack im Trinkwasser bemerkbar bei alteren Leitungen war die Qualitat des Wassers oft bedenklich 2 nbsp Rohrenbohrerei FriedebachBau einer ersten Versorgungsleitung BearbeitenDurch die genannten Punkte war das stadtische Gemeinwesen in arge Not geraten da die Bevolkerung fortgesetzt auf Abhilfe drangte Der Chronist Walter Gothe schrieb dazu Da sich trotz intensivster Bemuhungen kein weiteres Wasser mittels naturlichen Gefalles in die Stadt bringen liess wurde der Quellenfinder Beraz nach Sayda zitiert um Quellgebiete zu erkunden Mit gutem Erfolg konnte er eine ergiebige Quelle in den sogenannten Fleckenwiesen erkunden Das Wasser erschien geeignet und ergiebig Interessant ist diese Aussage dahingehend da in der Karte die um 1800 von Sayda gefertigt wurde das Quellgebiet und der Fleckenwiesenbach eingezeichnet sind Unbekannt war das Gebiet somit nicht Weiterhin schreibt Gothe Die Zentralstelle fur offentliche Gesundheitspflege befand das Wasser als genugend reines Trinkwasser Der Ratsvorstand lenkte also sein Augenmerk auf dieses Quellgebiet Unter grossem Kostenaufwand war es moglich das vorgefundene Wasser mit einer Pumpenanlage auf die hochste Erhebung zu befordern und von dort in einem Rohrleitungssystem in die Stadt fliessen zu lassen Fur die damalige Zeit ein gigantisches Ansinnen fur die Kleinstadt Sayda Bau des Wasserturms und der Hochdruckleitung BearbeitenEin weiteres Durrejahr zwang 1893 aber schliesslich zum Handeln Erneut wuchs ein heftiger Widerstand aus der Bevolkerung dem Stadtrat unter dem Burgermeister Hermann Rudolf Uhlich entgegen Der Ratsvorstand und die stadtischer Kollegien beschlossen den Bau einer Hochdruckwasserleitung und beauftragten die Konigin Marienhutte in Cainsdorf bei Zwickau mit der Ausfuhrung Der Bau begann noch im Jahr 1893 nbsp Nach Fertigstellung des Rohbaus 1893 1894Technische Details Bearbeiten Turm Bearbeiten Der Turm wurde am hochsten Punkt der Stadt errichtet als Baumeister ist J Neubert aus Friedebach verzeichnet Der aus Naturstein gemauerte Schaft des 25 Meter hohen Turms tragt Wasserbehalter mit 200 m Fassungsvermogen Der nach dem Intze Prinzip Typ Intze I konstruierte Behalter hat einen schrag nach innen eingezogenen Boden der ringformig auf dem Schaft des Turms aufliegt und so dessen etwas geringeren Durchmesser bedingt Der innere Bereich des Bodens ist nach oben gewolbt sodass keine Horizontalkrafte sondern lediglich Vertikalkrafte in den Turmschaft eingeleitet werden was ebenfalls zu einer leichteren kostengunstigeren Bauweise beitragt 3 Diese auf den Ingenieur Otto Intze zuruckgehende Bauart wurde in Deutschland insbesondere zwischen 1885 und 1905 angewandt Der Schaft ist leicht konisch und wird durch ein profiliertes Gurtgesims oberhalb der hohen Sockelzone sowie scharrierte Sandstein Gewande am Rundbogenportal und an den regelmassig angeordneten Rundbogenfenstern akzentuiert Das auskragende Behaltergeschoss ist verputzt und wird von einem Rundbogenfries an der Traufe des Kegeldachs abgeschlossen An der Nordostseite befindet sich ein aus dem Sockel leicht hervorspringender Eingangsbereich Wasserwerk mit Hochdruckwasserleitungen Bearbeiten Von der Konigin Marienhutte in Cainsdorf bei Zwickau wurden neben dem stahlernen Wasserbehalter sudlich der Stadt die zugehorigen Hochdruckwasserleitungen 600 m lange und 60 Hohenmeter uberbruckende Verbindung zwischen Wasserwerk und Turm und das Wasserwerk errichtet Das Wasser des Fleckenwiesenbachs entspringt dem Fischhalterbrunnen der schon im Jahr vorher fur die Wasserversorgung genutzt wurde Gothe schrieb hierzu Die Quelle befindet sich ca 4 bis 5 Meter unter der Erdoberflache Beim Austritt aus dem Fels neu gefasst und derartig verwahrt worden dass Tagewasser nicht zu ihnen herabdringen konnen In dem ausgemauerten Bassin kommt selbst bei trockenen Phasen ein Volumen von 210 l min an Die Leistung der Pumpenanlage von 1901 betrug 249 6 l min Diese war taglich etwa 18 Stunden im Einsatz Durch die Wirkung des erhohten Standorts und der Eigenhohe des Wasserturms war im gesamten Leitungsnetz der Stadt ein ausreichender Wasserdruck vorhanden Nicht dokumentiert wurde ob auch die Hausanschlussleitungen von der Konigin Marienhutte verlegt wurden Eroffnung Bearbeiten Am 8 Oktober 1894 wurde die gesamte Anlage feierlich in Betrieb genommen Die erforderlichen Baukosten von 75 000 Mark wurden durch eine amortiersierbare Anleihe gedeckt nbsp Wasserturm Zeitungsartikel von 1894Seit dieser Zeit hat die Stadt niemals wieder eine Wasser Kalamitat erlebt Der Betriebsaufwand wurde immer voll durch den Wasserzins gedeckt Die Schaffung der Hochdruckwasserleitung ist eines der wichtigsten Ereignisse in der Lokalgeschichte der Stadt Sayda nbsp Einweihung des Wasserturms 8 Oktober 1894Elektrizitatswerk Sayda BearbeitenWichtig fur die Wasserversorgung war auch die Errichtung des Elektrizitatswerkes Sayda am 1 Dezember 1898 auf privater Basis Spater wird die Anlage durch die Stadt erworben Hierdurch konnte ein 7 5 kW Elektromotor ursprunglich nur ein 4 PS Petroleummotor im Maschinenhaus fur 24 Stunden betrieben werden Abwasser BearbeitenDie Errichtung einer Hochverschleusung fur die Abwasser der Stadt begann im Jahre 1900 Mit der Verwirklichung der obigen Vorhaben hat die Stadt Sayda fruhzeitig Anschluss mit den grosseren Stadten gehalten Erweiterung 1911 BearbeitenTrotz der im Jahre 1911 uberall herrschenden Wassernot hat sich die Saydaer Wasserversorgung glanzend bewahrt In diesem Jahr tritt mit weniger als 250 mm Jahresniederschlag wieder ein Durrejahr auf welches sich erst 1982 wiederholte Um einen weiteren Puffer fur die Stadt zu haben beschloss man einen weiteren Bassin mit 50 m Wasserinhalt zu bauen welcher bei extrem hohem Wasserverbrauch mit eingesetzt werden sollte Fur diesen Sammelbehalter mussten nochmals 4600 Mark aufgewendet werden Im Jahre 1911 bezog die Stadt die Wassermenge von 41316 m Wasser Wofur 3453 Betriebsstunden der Pumpen notig waren Die dazu benotigte elektrische Arbeit kostete 1895 Mark Gegenwartige Wasserversorgung der Stadt BearbeitenDer Wasserturm ist bis heute in Betrieb und als fruhes Zeugnis der zentralen stadtischen Wasserversorgung am ausgehenden 19 Jahrhundert von orts und technikgeschichtlicher Bedeutung Das stadtischen Wassersystem wurde wahrend der DDR Zeiten staatlich organisiert Nach 1991 wurde diese Aufgabe vom Wasserzweckverband Freiberg ubernommen Heute besteht seine Funktion im Wesentlichen als Puffer fur die Wasserversorgung Im Jahr 1995 96 erfolgte eine Generaluberholung Der Wasserturm ist nur von aussen zu besichtigen eine Offnung fur Besucher ist nicht moglich Die letzte Offnung fur Besucher war im Rahmen der 800 Jahr Feier der Bergstadt Sayda Das Wasserwerk wird heute nicht mehr genutzt und ist wieder Eigentum der Stadt Galerie Bearbeiten nbsp Beschreibung Wasserturm Sayda nbsp Wasserturm Sayda Marz 2018 nbsp Eingang Wasserturm nbsp Blick von der Stadt uber die Fleckenwiesen auf das Wasserwerk Mai 2018 nbsp Blick vom Wasserwerk in Richtung Stadt Mai 2018 nbsp Schild am Wasserwerk SaydaWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Wasserturm Sayda Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienQuellen Bearbeitenhttp www sayda eu tourismus museen und denkmaeler Unterlagen Stadtarchiv Sayda Die Wasserversorgung der Bergstadt Sayda im Wandel der Zeit Auszug aus der Chronik von Walter Gothe Auszug der Stadtzeitung von 1894Einzelnachweise Bearbeiten Vollstandiges Staats Post und Zeitungslexikon von Sachsen Band 10 August Schumann Verlag der Gebruder Schumann 1823 Digitalisat Mathias Doring Weilburg und sein Wasser Die Wasserversorgung der barocken Residenz im 18 und 19 Jahrhundert Schriften der Deutschen Wasserhistorischen Gesellschaft DWhG e V Sonderband 1 ZDB ID 2299939 5 Deutsche Wasserhistorische Gesellschaft DWhG Siegburg u a 2005 S 19 20 zagermann de50 709878 13 423677 Koordinaten 50 42 35 6 N 13 25 25 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wasserturm Sayda amp oldid 234047355