www.wikidata.de-de.nina.az
Die Wartburg Wasserleitung ist eine im Jahr 1886 erbaute Rohrleitung und diente vordringlich zur Trinkwasserversorgung der Wartburg seit den 1940er Jahren wurden auch Teile der Eisenacher Sudstadt mit diesem Wasser versorgt Hochbehalter am Rennsteig nahe der Hohen Sonne erbaut im Jahr 1900 Inhaltsverzeichnis 1 Verlauf 2 Geschichte 3 Gegenwartige Situation 4 Ruckblick Trinkwasserversorgung im Mittelalter 5 Die Zisterne 6 Weblinks 7 Einzelnachweise und AnmerkungenVerlauf BearbeitenDie Wartburg Wasserleitung verbindet Quellgebiete am westlichen Stadtrand von Ruhla die Granitquelle 601 m u NN die Meininger Quelle 595 m u NN und die Stollenquelle 585 m u NN im Ruhlaer Ottowald und im Barenbachtal uber eine etwa 24 km lange Rohrleitung mit dem Sammelbehalter im Bergfried der Wartburg 425 m u NN 1 Auf Grund dieses Hohenunterschiedes kommt dieses Leitungssystem ohne Pumpstationen aus Im Trassenverlauf finden sich mehrere Entluftungsstationen so auch der Jubelhainsborn Die Leitungstrasse fuhrt wegen der topographischen Gegebenheiten am Rennsteig nicht auf kurzestem Weg zur Wartburg sondern muss etwa 15 km Umwege in Kauf nehmen Die Jagdschlosser Hohe Sonne und Wilhelmsthal erhielten zeitgleich Anschluss an diese Versorgungsleitung Im Abschnitt Hohe Sonne Forsthaus Sangerwiese verlauft die Leitung entlang einer Forststrasse dicht westlich der Drachenschlucht auch vorbei an den Knopfelsteichen 2 Geschichte Bearbeiten nbsp Das erst 1889 erbaute Ritterbad der WartburgWahrend der Restaurierungsarbeiten an der Wartburg die auch die Schaffung komfortabler Wohn und Reprasentationsraume der Herzogsfamilie beinhalteten wurde die Problematik der Wasserzufuhrung mehrfach erortert In einem Brief 3 an den leitenden Architekten Hugo von Ritgen bemerkt Carl Alexander von Sachsen Weimar Eisenach am 9 Mai 1884 Zwei Projecte sind bezuglich dieser Frage vorhanden eins von H Bornemann durch eine am oberen Hahnteich zu bauende Dampfmaschine das Wasser aus genannten Teichen zu der Burg zu heben Das andere von Oberjagermeister von Strauch das Wasser von dem Ottowald uber den Rennstieg zur Burg fuhren Ich weiss noch nicht was beide kosten sollen Dass hierbei die Baukosten einer Wasserleitung nach Ruhla schliesslich eine untergeordnete Rolle spielen wurden war auch das Ergebnis der etwa zeitgleich von der Stadtverwaltung Eisenach in Auftrag gegebenen Bestandsanalyse der Eisenacher Trinkwasserbrunnen und Quellgebiete Nach diesen Analysen war die Wasserqualitat der im Rotliegenden Gestein entspringenden Quellen durch Mengen salpetersaurer Salze und organischer Substanzen stark beeintrachtigt was den Genuss ungesund und ekelerregend machte 4 Das Wachstum der Stadt 5 hatte seit den 1860er Jahren wegen des steigenden Bedarfs an Trink und Brauchwasser permanenten Wassermangel zur Folge der durch die Verlustmengen der in unzulanglichem Zustand befindlichen Rohrenfahrten noch verstarkt wurde So entstanden verschiedene Projekte neue Wege bei der Trinkwasserversorgung zu gehen und das Trinkwasser uber Fernleitungen in die Stadt zu fuhren Nachteilig fur die Wartburg war ihre exponierte Lage uber der Stadt fur ihre Versorgung hatte dann eigens ein kostspieliges Hebewerk geschaffen werden mussen was auch im Bornemannschen Projekt vorgesehen war 3 Die Eroffnung des ersten zentralen Trinkwasserversorgungssystems in Eisenach erfolgte am 1 Dezember 1874 Zu diesem Zeitpunkt waren zunachst 1200 Grundstucke angeschlossen Das Wasser wurde mit einer gusseisernen Rohrleitung aus einem Brunnenfeld im mittleren Erbstromtal sudlich von Farnroda bezogen Nachdem sich die Betriebssicherheit uber einen Beobachtungszeitraum von zehn Jahren herausgestellt hatte und weitere Vorteile der Fernleitung erkennbar wurden war die Entscheidung zu Gunsten einer Fernleitung in das Ruhlaer Quellgebiet gefallen 5 Der neue Bergfried wurde bereits 1853 bis 1859 erbaut im sechsten Turmgeschoss wurde 1886 ein 35 m fassender und aus vorgefertigten Blechen zusammengenieteter Wassertank eingebaut der als Hochbehalter das ankommende Wasser sammelt und uber entsprechende Abflussleitungen im Burggelande verteilt Beim Bau dieser Rohrleitungsnetze wurde zum einen grossen Wert auf eine moglichst verdeckte Verlegung gelegt andererseits musste sichergestellt werden dass die Leitungen auch im Winter nicht durch Frost beschadigt werden durfen Zum Personal der Wartburg gehorte ab 1897 ein eigens bestallter Wassermeister 1 Gegenwartige Situation BearbeitenDie Kosten fur die laufende Wartung und Instandsetzung der inzwischen 125 Jahre alten Leitungsrohre haben in den letzten zehn Jahren enorm zugenommen ein Ersatz der verschlissenen gusseisernen Rohre ist daher unvermeidbar Begonnen wurde bei den Zufuhrungsleitungen im Bereich Ruhla Im Jahre 2008 wurde ein Teilstuck von 650 m Lange und 2009 wurden 250 m Doppel und 400 m Einzelleitung gewechselt 6 Im April 2010 wurden die Arbeiten planmassig mit einem etwa 5 km langen Rohrleitungsabschnitt zwischen Wartburg und Hoher Sonne abgeschlossen hierzu erhielt die Wartburg Stiftung als Bauherr im Juli 2009 einen Fordermittelbescheid vom damaligen Bundesminister Wolfgang Tiefensee 7 Ruckblick Trinkwasserversorgung im Mittelalter Bearbeiten nbsp Zierbrunnen im vorderen BurghofObwohl sich im Nahbereich der Wartburg einige Quellen und Bache befinden war die Trinkwasserversorgung der Burg auch in Friedenszeiten stets problematisch 8 Innerhalb der Burgmauern findet sich eine grosse Zisterne die das Niederschlagswasser im hinteren Burghof nutzbar machte aber fur den gewohnlichen Bedarf nicht ausreichte Der Burgbrunnen im vorderen Teil der Burg ist blosser Zierrat und eine romantische Zutat des 19 Jahrhunderts 9 Bereits in der Grundungszeit der Burg musste das Wasser muhsam mithilfe von Eseln auf den Berg geschafft werden um es dann in Fassern zu lagern oder in der Zisterne anzusammeln Die hierzu hauptsachlich genutzten Quellen waren der Elisabethbrunnen eine sparlich fliessende Schichtquelle etwa 60 Hohenmeter unterhalb der Burg am Nordhang der uber die Kniebreche zu erreichende Haintalsborn nahe der Reutervilla etwa 140 Hohenmeter unter der Burg sowie die Quellen der Silbergraben etwa 100 Hohenmeter unter der Burg im westlichen Steilhang des Burgberges Noch um 1830 wurden hierfur zwei Esel als Lasttiere unterhalten 10 Zudem konnte man grosse Mengen an Wasser einsparen indem beispielsweise das Tranken und Unterbringen der Reit und Zugtiere an entsprechenden Trankplatzen ausserhalb der Burg erfolgen musste darauf verweisen auch die am Burgberg vorkommenden Flurnamen Gulanger am Hainteich und Viehburg oberhalb der Silbergraben 11 Bei den monatelangen Kampfen um die Wartburg 1307 1308 versuchten die Belagerer vom Gebiet der Eisenacher Burg aus die Zisterne im hinteren Burghof unbrauchbar zu machen indem man mit einer Blide Steine und spater auch Tierkadaver in Richtung dieses Zieles schleuderte 10 Die Zisterne Bearbeiten nbsp Blick von Suden in die ZisterneDer heutige Eindruck der Zisterne im hinteren Burghof entspricht nicht mehr dem Zustand zu Anfang des 19 Jahrhunderts Wahrend dieses Bauwerk heute fast den ganzen Hofraum zwischen dem Palas und dem Gadem beherrscht findet man auf Darstellungen aus der Zeit vor der Restaurierung am gleichen Platz nur ein bescheidenes Gebaude Mitte des 19 Jahrhunderts wurde dieser Teil des Burghofes auf der Suche nach Bauresten aus der Fruhzeit der Burg bis auf den anstehenden Fels freigelegt und damit gleichzeitig der Filterkorper der Zisterne zerstort Ritgen erwahnt dies in seinem 1860 publizierten Fuhrer mit Bedauern und erganzt bauliche Details Die Zisterne war kreisformig in den anstehenden Fels eingetieft worden sie besass in ihrem Zentrum einen zylindrisch aufgemauertem Brunnenschacht Der so entstandenen Zwischenraum war mit Steinen und Sand ausgefullt in den das zugefuhrte Wasser zur Reinigung eingeleitet wurde 12 Der Schacht besass eine Tiefe von 36 Fuss sein Durchmesser betrug drei Fuss 13 Zum Fordern des Wassers wurde eine Haspel benutzt Rechnungen fur Reparaturen und Bauarbeiten an der Zisterne belegen deren Nutzung fur die Jahre 1523 1529 und 1536 auch verbesserte man die Anlage durch den Bau einer Bretterverschalung als Wetterschutz 14 Zur Sicherung der nun bestandig mit Regenwasser angefullten Vertiefung errichtete man eine abgetreppte Brustungsmauer mit seitlich eingefugter Pforte fur Reinigungsarbeiten 15 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wartburg Wasserleitung Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten a b R D 100 Jahre Wasserleitung zur Burg In Das Volk Erfurt 9 Dezember 1986 Gerd Bergmann Die Wartburg Wasserleitung In MFB Verlagsgesellschaft Hrsg StadtZeit Eisenach aktuell Oktoberheft Fritsch Eisenach 1997 S 44 45 a b Carl Alexander und die Wartburg In Wartburgjahrbuch Ernst Letch Verlag Hannover 1924 S 41 Die petrographischen Untersuchungen der Wartburgumgebung ergaben das dieses Gestein in ostlicher Richtung bis an den Forstort Zollstock am Rennsteig zu Tage tritt demzufolge musste das Quellgebiet ausserhalb dieser Zone gesucht werden a b ohne Titel In Loseblattsammlung und Notizen zur Geschichte der Eisenacher Stadtwerke und Versorgungsbetriebe Eisenach 1960 S 22 Bagger im Marchenwald PDF 1 6 MB In Info Broschure 12 2009 der Hundhausen Gruppe Onlineausgabe Abgerufen am 25 Januar 2010 Tiefensee 1 9 Millionen Euro fur die Wartburg in Eisenach In eisenachonline de Onlinemagazin Abgerufen am 6 September 2017 Otto Piper Wasserversorgung In Burgenkunde Bauwesen und Geschichte der Burgen Reprint Weltbildverlag 1996 ISBN 3 89350 554 7 S 512 Dirk Hohne Zum Forschungsstand uber Filterzisternen und Zisternen mit Wasserreinigung auf Burgen im mitteldeutschen Raum In Frontinus Gesellschaft Hrsg Wasser auf Burgen im Mittelalter Zabern Bonn 2007 ISBN 978 3 8053 3762 5 S 336 a b Manfred Beck Hilmar Schwarz Die Eisenacher Burg In Wartburg Stiftung Hrsg Wartburgjahrbuch Band 1995 Eisenach 1996 S 35 66 Gerd Bergmann Altere Geschichte Eisenachs Von den Anfangen bis zum Beginn des 19 Jahrhunderts Hrsg Eisenacher Geschichtsverein Kroner Eisenach 1994 ISBN 3 9803976 0 2 S 200 217 Eine auf der Ostseite angebrachte Rinne dicht unter dem Hofniveau sollte wohl ein Uberlaufen der Zisterne nach Starkregen verhindern Hierzu Max Baumgartel Hrsg Die Wartburg Ein Denkmal deutscher Geschichte und Kunst Berlin 1907 S 721 Laut Umrechnungstabelle zum Langenmass Weimarer Fuss entsprechen diesen Angaben 10 m Schachttiefe und 0 85 m Innendurchmesser Hugo von Ritgen Die Cisterne In Der Fuhrer auf der Wartburg Ein Wegweiser fur Fremde und ein Beitrag zur Kunde der Vorzeit J J Weber Verlagsbuchhandlung Leipzig 1860 S 181 Die zeitweilige Grunfarbung des Wassers beruht auf Algenwachstum Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wartburg Wasserleitung amp oldid 211720408