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Die Wander Fadenschnecke Cratena peregrina ist eine Meeresschnecke der Gattung Cratena aus der Ordnung der Hinterkiemerschnecken Opistobranchia Wander FadenschneckeWander Fadenschnecke Cratena peregrina auf Eudendrium ramosumSystematikOrdnung Hinterkiemerschnecken Opisthobranchia Unterordnung Nacktkiemer Nudibranchia Teilordnung Fadenschnecken Aeolidida Familie FacelinidaeGattung CratenaArt Wander FadenschneckeWissenschaftlicher NameCratena peregrina Gmelin 1791 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Korperbau und Farbung 2 1 Rhinophoren 2 2 Cerata 2 3 Genitalien 2 4 Kiefer 2 5 Bau des Cnidosacks 2 5 1 Ausstoss der Nesselkapsel 2 5 2 Aufnahme der Nesselkapseln 3 Ernahrung 4 Entwicklung 5 Lebensraum und Verbreitung 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksBeschreibung BearbeitenDie auffalligsten Merkmale von Cratena peregrina sind der schlanke milchig weisse Korper und die blauvioletten Fortsatze auf dem Rucken 1 Aufgrund dieses charakteristischen Farbmusters kann Cratena peregrina nicht mit anderen Fadenschnecken verwechselt werden Korperbau und Farbung BearbeitenCratena peregrina besitzt einen schlanken und langgestreckten Korper Die Grundfarbung ist milchig weiss welche jedoch durch die durchscheinende Mitteldarmdruse und Gonade einen orangen Schimmer erhalt Lebend gestreckt ist sie knapp 50 mm lang und maximal 3 mm breit und hoch Die Hohe und Breite von 3 mm wird allerdings nur in der Region des Herzbeutels Perikard erreicht Das Perikard liegt 5 mm am Vorderpol des Tieres zwischen dem ersten und zweiten Korperfunftel Vom Perikard ausgehend wird der Korper Richtung Hinterteil zunehmend schmaler und endet in einem spitz zulaufenden Schwanz ohne Vorsatze der etwa ein Drittel der Korperlange einnimmt Rhinophoren Bearbeiten Die Rhinophoren sind Sinnesorgane mit olfaktorischer Wahrnehmung Sie sind glatt 5 mm lang und befinden sich am Vorderpol Diese Sinnesorgane beruhren sich an der Basis und sind gleichmassig zugespitzt Sowohl an der Basis als auch an der aussersten Spitze erscheinen die Rhinophoren durchsichtig Im Gegensatz dazu leuchtet das mittlere Drittel orange und der apikale Abschnitt kadiumorange Die Labialtentakel oder Mundtentakel besitzen einen drehrunden Querschnitt und laufen spitz zu Sie sind im Vergleich zu den Rhinophoren doppelt so lang und an ihrer Basis doppelt so dick Des Weiteren sind im Gegensatz zu den Rhinophoren die Labialtentakel mit Ausnahme des basalen Korperteils der durchsichtig ist fast durchgangig milchig weiss Zwischen der Basis der Labialtentakel und der Rhinophoren befindet sich jeweils ein langlicher oranger Fleck Cerata Bearbeiten Entlang des Ruckens inserieren beiderseits in neun Gruppen schlauchformige und zugespitzte Kolben Cerata genannt werden Die Gruppen stehen einander direkt gegenuber Wahrend die Kolben der ersten Gruppe leicht hufeisenformig angeordnet sind stehen die Kolben der ubrigen Gruppen in Reihen und verlaufen von einer Korperseite zur anderen Wenn das Tier in Bewegung ist sind die Kolben etwas aufgerichtet und vom Korper leicht abgespreizt Mit 6 mm Lange stehen die langsten Kolben dorsal in den ersten beiden Gruppen und sind somit etwas langer als die Rhinophoren Der Abstand zwischen den Kolben wird zwischen den Gruppen fortlaufend claudal geringer und die Kolben kurzer So betragt der Abstand zwischen der ersten und zweiten Gruppe 3 5 mm und der zwischen der zweiten und dritten Gruppe ca 2 5 mm Die Kolben enthalten je einen Mitteldarmdrusenfortsatz der in einem Nesselsack oder Cnidosack endet Die Mitteldarmdruse verleiht den Kolben basal einen orangen manchmal roten und apikal einen purpurvioletten Farbton 1 Das Epithel uber dem purpurvioletten Abschnitt ist meist blaulich irisierend wahrend das Epithel uber der orangen Region durchsichtig ist Bei den kleinsten seitlichen Kolben ist der apikale und violett erscheinende Teil am grossten wahrend er bei den langen inneren Kolben proportional am geringsten ist Genitalien Bearbeiten Die Genitaloffnung liegt hinter und unter der ersten Kolbengruppe wahrend sich der After hinter der zweiten Gruppe in der Hohe des dritten Kolbens befindet Der Penis ist relativ klein und der basale Drusenabschnitt sowie der schutzende Mantel fehlen Kiefer Bearbeiten Der Kiefer ist langsoval geformt und misst bei einem 11 mm grossen Exemplar 0 9 0 5 mm Die breiteste Stelle findet sich in der Nahe des Wirbels auf der Dorsalseite ist er deutlich ein gebuchtet Der Kaufortsatz besitzt eine einfach gekerbte Schneide Die Radulaformel des genannten Exemplars betragt 20 0 1 0 Die Zahne sind hufeisenformig maximal 0 12 mm lang und etwas weniger breit Bau des Cnidosacks Bearbeiten Der sich in die Cerata ziehende Mitteldarmdrusenfortsatz endet blind im Cnidosack Dessen Epithel ist einschichtig wie das der Mitteldarmdruse Wahrend die verdauenden Abschnitte der Mitteldarmdruse meist vier Zelltypen besitzen enthalt der Cnidosack nur zwei verschiedene die Nematophagen und interstitielle Zellen Die Ubergangsregion von Mitteldarmdruse zu Cnidosack besteht aus undifferenzierten Zellen welche wahrscheinlich als Reservoir fur die Nesselsackzellen dienen Von dieser Region ausgehend werden sowohl Nesselsackzellen als auch Mitteldarmdrusenzellen abgegeben An diese Region schliesst sich distal die Differenzierungszone an in der die Cnidosackzellen auch Nematophagen oder Cnidophagen genannt zu ihrer normalen Grosse und Gestalt heranwachsen Durch die nachruckenden Zellen werden die Cnidophagen immer weiter Richtung Spitze geschoben Die Nesselkapseln werden von den Cnidophagen der Differenzierungszone phagozytiert nachdem sie die Ubergangsstelle von Mitteldarmdruse und Cnidosack passiert haben Die Anzahl der Nesselkapseln pro Cnidophage kann stark variieren und hangt neben der Grosse auch von der Gestalt der Nesselkapsel ab Des Weiteren ist auch die Anordnung der Nesselkapseln innerhalb der Cnidophagen charakteristisch fur jede Art und hangt zugleich von der Nesselkapselform ab nbsp Eudendrium ramosumBei Eudendrium racemosum fressenden Arten 2 wie Cratena peregrina die zwei Nesselkapseltypen speichert liegen die Haplonemen aufgrund ihrer geringen Grosse von 2 5 8 µm nicht genau in einer bestimmten Richtung Dennoch weisen die Entladungspole meistens in Richtung des Nesselsacklumen Die Eurytelen sind mit 9 18 µm deutlich grosser als die Haplonemen aber zeigen ebenso wie diese in Richtung Lumen Von diesen grossen Nesselkapseln finden sich in der Regel nicht mehr als zwei im Cnidosack Neben den Cnidophagen enthalt der Cnidosack noch einen zweiten Zelltyp die interstitiellen Zellen Diese treten im unteren Abschnitt des Cnidosacks vereinzelt zwischen den Cnidophagen auf Sie bilden im oberen Cnidosackdrittel unterhalb der Differenzierungszone eine geschlossene Epitheldecke Moglicherweise sind interstitielle Zellen lediglich Cnidophagen die keine Nesselkapseln aufgenommen haben und somit relativ undifferenziert geblieben sind Ihre Aufgabe so scheint es ist der schnelle Verschluss nachdem es durch den Ausstoss der Nesselkapseln zur Offnung des Cnidosacks gekommen ist 3 Ausstoss der Nesselkapsel Bearbeiten Die Nesselkapseln werden nur bei einem Storfall ausgestossen Wichtig ist hervorzuheben dass Cratena peregrina keine distale permanente Nesselsackoffnung besitzt Die Nesselsackmuskulatur besteht aus schrag verlaufenden Muskelfasern und ist je nach Art unterschiedlich stark entwickelt Der Nesselsack besitzt keine durchgehende Muskelhulle und die Spitze des Cnidosacks ist frei von Muskelfasern Zusammen mit der Kolbenmuskulatur bildet die Cnidosackmuskulatur eine funktionelle Einheit Bei einer Kontraktion der Muskeln und der damit entstehenden Druckanderung innerhalb des Cnidosacks kommt es zur Ausstossung der Nesselkapseln Das obere Nesselsackdrittel von Cratena peregrina ist rohrenformig ausgezogen und wird bei beginnender Muskelkontraktion mit Cnidophagen aus tieferen Regionen des Nesselsacks gefullt welche durch die starke Kontraktion ebenfalls ausgestossen werden Kurz vor der Ausstossung wird die Basallamina der Mitteldarmdruse in der Perforationszone aufgelost und die interstitiellen Zellen weichen auseinander Einige Muskelfasern ziehen die Epidermiszellen an ihrer Basis auseinander bis diese reissen Der entstandene Riss vergrossert sich durch die herausgepressten Cnidophagen Infolgedessen werden die Nesselkapseln mitsamt den sie umgebenden Zellen ausgestossen Falls die Verbindung zwischen den Cnidophagen nicht abreisst wird ein ganzer Epithelstrang mit interstitiellen Zellen herausgeschleudert Im Meerwasser platzen die Cnidophagen und die Nesselkapseln explodieren Nach dem Ausstoss der Cnidophagen wandern die zur Seite gedrangten Epidermiszellen in ihre ursprungliche Lage zuruck Die undifferenzierten interstitiellen Zellen schliessen die Offnung in der Mitteldarmdruse und bilden einen durchgehenden Abschluss des entodermalen Gewebes 3 Aufnahme der Nesselkapseln Bearbeiten Die Aufnahme der Nesselkapseln erfolgt wie bereits erwahnt durch die Nahrung Lange Zeit wurde angenommen dass diese die Aeolidioidea nicht schadigen Diese Annahme gilt nur fur den eigenen Futterpolypen soweit es eine Unempfindlichkeit fur das Nesselgift gibt Als Beispiel hierfur gilt die Aktinie Aiptasia Wahrend Aiptasia problemlos von der Schnecke Spurilla gefressen werden kann ernahrt sich Aiptasia hingegen von Cratena peregrina Bei einem Kontakt zwischen Aiptasia und Cratena peregrina kann es bei dieser jedoch auch zu lang anhaltenden Lahmungserscheinungen kommen Um einem starken Nesselbeschuss der eigenen Futterpolypen zu entgehen nahert sich die Aeolidioidea vorsichtig und greift die Polypen artspezifisch an Haufig werden die Polypenkopfchen abgebissen oder die Stolone angebissen und ausgesaugt Um den Kontakt der Nesselkapseln mit dem Meerwasser zu verhindern wird der Bukkalkegel der Schnecke eine Art Russel entweder uber oder fest gegen das Hydroidenorgan gepresst Nach der Aufnahme gelangen die Nesselkapseln in die Mitteldarmdruse und werden verdaut oder von Cnidophagen phagozytiert und zum Teil gespeichert die restlichen werden ausgeschieden Eudendrium racemosum fressende Arten 2 wie Cratena peregrina speichern hingegen alle vorhandenen Nesselkapseln 3 Ernahrung BearbeitenCratena peregrina ernahrt sich von Hydroidenpolypen der Art Eudendrium racemosum 2 Dabei werden bevorzugt Polypen gefressen die mit ihren Fangarmen gerade erst selbst Nahrung aus dem Plankton gefischt haben Die Hauptnahrungsquelle fur die Schnecken stellen also nicht die Hydropolypen sondern das Plankton dar das sie nicht selbst aus dem umgebenden Wasser erbeuten konnen Man spricht in diesem Zusammenhang von Kleptopradatoren die die Beutetiere mitsamt ihrer eben erst gefangenen Nahrung fressen im Gegensatz zu den Kleptoparasiten die anderen Beutegreifern die Nahrung abjagen oder stehlen Mit welchen Sinnesorganen Cratena peregrina die geeigneten Polypen selektiert ist nicht bekannt 4 Entwicklung BearbeitenObwohl Cratena peregrina Zwitter sind konnen sie sich nicht selbst befruchten Die Eiablage erfolgt ganzjahrig Die lachsfarbenen Laichschnure werden um die Stamme der Hydroidenkolonien gewunden die sie abweiden An den Laichschnuren haften 2 6 Eier mit einem Durchmesser von 0 06 bis 0 07 mm Nach 7 bis 8 Tagen und einer Wassertemperatur von 16 C schlupfen die freischwimmenden Veligerlarven Die Dauer des Larvenstadiums ist abhangig von der Wassertemperatur Nahrungsangebot und dem Salzgehalt und ist noch weitgehend unerforscht Durch Metamorphose entsteht aus den Veligerlarven das adulte Tier Lebensraum und Verbreitung BearbeitenBei Cratena peregrina handelt es sich um eine endemische im Mittelmeer vorkommende Art welche vorwiegend in der spanischen bis hin zur turkischen Kuste verbreitet ist Ausserhalb des Mittelmeeres trifft man sie ebenso gelegentlich an der portugiesischen Kuste der andalusischen Atlantikkuste der Strasse von Gibraltar und den kanarischen Inseln an 5 In einer kurzlich erschienenen Arbeit wurde angenommen dass Cratena peregrina auch an der brasilianischen Kuste vorkomme Die brasilianische und die im Mittelmeer anzutreffenden Spezies wurden unter verschiedenen Aspekten sowie molekulargenetisch miteinander untersucht und verglichen Man kam schliesslich zu dem Ergebnis dass es sich bei der brasilianischen Spezies nicht um eine intraspezifische Variation handelt sondern vielmehr um eine neue Spezies namlich der Cratena minor n sp 6 Der Lebensraum von Cratena peregrina erstreckt sich vom Flachwasser bis in grossere Tiefen wo man sie haufig auf Hydroidenkolonien antreffen kann Literatur BearbeitenBergbauer Matthias und Bernd Humberg Was lebt im Mittelmeer Ein Bestimmungsbuch fur Taucher und Schnorchler Franckh Kosmos Verlag Stuttgart 1999 ISBN 3 440 07733 0 S 154 Schmekel Luise und Adolf Portmann Opisthobranchia des Mittelmeeres Springer Verlag 1982 ISBN 3 642 61818 9 S 212 214 Einzelnachweise Bearbeiten a b Aguado Felipe and Arnaldo Marin Warning coloration associated with nematocyst based defences in aeolidiodean nudibranchs Journal of Molluscan Studies 73 1 2007 23 28 a b c Martin R Management of nematocysts in the alimentary tract and in cnidosacs of the aeolid nudibranch gastropod Cratena peregrina Marine Biology 143 3 2003 533 541 a b c Kalker H and L Schmekel Bau und Funktion des Cnidosacks der Aeolidoidea Gastropoda Nudibranchia Zoomorphologie 86 1 1976 41 60 Trevor J Willis Kimberly T L Berglof Rona A R McGill Luigi Musco Stefano Piraino Claire M Rumsey Tomas Vega Fernandez Fabio Badalamenti Kleptopredation a mechanism to facilitate planktivory in a benthic mollusc Biology Letters 13 11 The Royal Society November 2017 PDF Manousis Thanasis et al New findings of Gastropods in the Hellenic seas with em phasis on their origin and distribution status J Biol Res Thessalon 18 2012 249 264 Padula Vinicius et al Is the Mediterranean nudibranch Cratena peregrina Gmelin 1791 present on the Brazilian coast Integrative species delimitation and description of Cratena minor n sp Journal of Molluscan Studies 80 5 2014 575 584 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wander Fadenschnecke Cratena peregrina Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wander Fadenschnecke amp oldid 237747668