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Das Bild Nicaraguanisches Dorf Monimbo 1978 ist eine 1985 fertiggestellte Darstellung an der Giebelfassade eines Wohnhauses im Berliner Bezirk Lichtenberg Das Wandbild mit Szenen aus dem Alltagsleben eines kleinen Dorfes in Nicaragua war ein Auftragswerk des Ost Berliner Magistrats an den nicaraguanischen Kunstler Manuel Garcia Moia Die DDR Regierung unterstutzte unter anderem den Befreiungskampf des nicaraguanischen Volkes gegen das Somoza Regime Nach der Wende wurde das Gebaude privatisiert das Giebelbild entstand als Replikat auf der sanierten Wandflache neu Wegen schlechter Materialien und mangelhafter Arbeit fielen jedoch ab dem Jahr 2011 grosse Teile ab und schliesslich musste aus Sicherheitsgrunden die bemalte Dammschicht wieder abgeschlagen werden Eine Burgerinitiative bemuhte erfolgreich um eine zweite Erneuerung die im Herbst 2019 abgeschlossen werden konnte Nicaraguanisches Dorf Monimbo 1978 nach der 1 Wiederherstellung Inhaltsverzeichnis 1 Das Thema 2 Geschichtlicher Hintergrund 3 Kunsterhaltungsinitiative und Wiederentstehung des Bildes 4 Sommer 2013 das Wandbild ist weg 5 Namensvergabe an den Platz vor dem Wandgemalde 6 Perspektive fur das Wandbild 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseDas Thema BearbeitenIm Auftrag des Magistrats von Berlin und des Kulturministeriums der DDR schuf Moia Nationalpreistrager fur naive Kunst Nicaraguas in Berlin ein grosses Giebelwand Gemalde an der Lichtenberger Brucke am Haus Skandinavische Strasse 26 Das Gemalde mit dem Titel Nicaraguanisches Dorf Monimbo 1978 unter Mitwirkung von Martin Hoffmann und Trakia Wendisch erstellt auf einer schwarz grundierten Putzschicht wurden die hellen Farben Schicht fur Schicht aufgetragen bis sie leuchteten wurde am 27 August 1985 dem Stadtbezirk Lichtenberg ubergeben Es stellt auf einer bemalten Flache von 255 Quadratmetern in vielen kleinen Geschichten das tagliche Leben und den Kampf der unterdruckten Bevolkerung dar Das Gemalde zahlt nach Meinung des englischen Kunstwissenschaftlers David Kunzle 1 zu den grossten Wandgemalden mit naiver Malerei in der Welt 2 Es ist Zeugnis einer ausserordentlichen kreativen Kunstepoche der Muralkunst in Lateinamerika Geschichtlicher Hintergrund BearbeitenDie Demokratische Befreiungsfront UDEL ein Zusammenschluss verschiedener Parteien und die beiden grossten Gewerkschaften in Nicaragua forderten Ende 1977 gemeinsam die Aufhebung des Belagerungszustandes der Pressezensur und die Einfuhrung gewerkschaftlicher und demokratischer Freiheiten sowie eine allgemeine Amnestie im Lande In dieser Situation sowie in starker militarischer Sandinisten und politischer Bedrangnis versuchte der Diktator Prasident Anastasio Somoza Debayle die Flucht nach vorn Auf seinen Befehl wurde am 10 Januar 1978 der Vorsitzende der UDEL und populare Verleger der Oppositionszeitung La Prensa Pedro Joaquin Chamorro auf offener Strasse ermordet Mit dem Mord an seinem politischen Hauptkonkurrenten wollte Somoza die Opposition entscheidend treffen bewirkte aber das Gegenteil Der jahrzehntelang aufgestaute Unmut brach sich Bahn zum ersten Mal beteiligte sich das nicaraguanische Volk vereint an einem landesweiten Generalstreik In diese Zeit fiel auch eine spontane Volkserhebung in Masaya der funftgrossten Stadt des Landes Die ca 20 000 indianischen Einwohner Masayas die im Stadtteil Monimbo unter besonders elenden Bedingungen lebten erhoben sich am 20 Februar 1978 Die uberwiegend Ackerbau in kleinen Garten betreibenden Indigenen waren zu 65 Prozent Analphabeten daruber hinaus waren sie haufig krank Im gesamten Stadtteil fehlten Elektrizitat Wasser und Abwasserleitungen Obwohl nur im Besitz weniger Macheten Feuerwerkskorper und einiger Pistolen begannen die Indigenen ohne jegliche Anleitung mit der Verbarrikadierung ihrer Ortschaft Nach gut einer Woche hatte die Ubermacht der Somoza Nationalgarde mit massivem Gewalteinsatz den verzweifelten Widerstand der Bevolkerung niedergeschlagen Fur die Strassenkampfe in Monimbo setzte Somoza nur auslandische Soldner ein Exilkubaner Vietnamesen etwa 300 Sudkoreaner die zumeist uber Zeitungsannoncen in US amerikanischen Zeitungen angeworben worden waren Etwa 50 von ihnen starben in und um Monimbo die Indios dagegen beklagten 343 Tote meist wehrlose Frauen und Kinder Um ihre Familien vor den von Somoza angedrohten Vergeltungsmassnahmen zu schutzen brachten viele Frauen die verwundeten und getoteten Verteidiger sobald es ging in die nahe gelegenen Berge Der Aufstand von Monimbo musste scheitern da jegliche Hilfe von aussen wenn uberhaupt viel zu spat eintraf und in der internationalen Offentlichkeit zunachst kaum wahrgenommen wurde Trotzdem liess sich durch die Niederschlagung in Monimbo der Wille des nicaraguanischen Volkes zum Aufstand nicht unterdrucken Im Gegenteil Monimbo wurde zum nationalen Fanal Manuel Garcia Moia selbst in diesem indianischen Stadtteil geboren und dort unter armlichsten Verhaltnissen aufgewachsen verarbeitete dieses morderische Burgerkriegstrauma in seinem Antikriegswandbild Nicaraguanisches Dorf Monimbo 1978 Monimbo das war und ist aber auch eine herausgehobene Statte der Entstehung und Pflege der traditionellen Volkskunst Nicaraguas Erwahnenswert und zugleich traurig war dass eine Geschichte bewaffneter Unterdruckung gerade dieses kleinen Dorfes sich nach 30 Jahren wiederholte und zwar unter der Regierung desjenigen Sandinisten Daniel Ortega der 1979 den Sturz des Diktators Somoza mit herbeifuhrte und danach erstmals in der Junta die Geschicke des Landes mitbestimmte siehe Proteste gegen die Regierung Ortega 2018 Kunsterhaltungsinitiative und Wiederentstehung des Bildes BearbeitenDas Wandgemalde befand sich im Herbst 2003 in einem schlechten Erhaltungszustand das Wohnhaus war inzwischen nach der Wende privatisiert worden Der neue Eigentumer wollte das epoachale Bild bei der Sanierung unter der geplanten Warmedammung des Wohnhauses verschwinden lassen Nach langem und beharrlichem Ringen hat eine eigens gegrundete Berliner Kunstinitiative erreicht dass mit Unterstutzung vieler Burger und gewonnener Forderer und Sponsoren dieses aussergewohnliche Kunstwerk nicht verloren ging Mit dem Einverstandnis des nicaraguanischen Schopfers sowie des Hauseigentumers gelang es die Rettung des Wandbildes im Sommer 2004 einzuleiten Nachdem das Original zeichnerisch fotografisch und durch Abpausen einzelner Details genau und systematisch erfasst worden war malten der Kreuzberger Kunstler Gerd Wulff und sein Hamburger Kollege Max Michael Holst das Gemalde in weitgehender werk und farbgetreuer Form neu auf die zuvor mit Spezialschichten sanierte Giebelwand des Hauses Es wurde kunstlerisch reproduziert Auf diese Weise ist das ursprungliche Bild unter der Dammschicht erhalten geblieben Die Kosten fur das gesamte Kunsterhaltungsprojekt betrugen mehr als 100 000 Euro wobei zirka 20 Prozent aus offentlichen Zuschussen des Bezirksamtes bzw der Senatsverwaltung fur Kultur und rund 80 Prozent aus Sponsoren und Spendengeldern stammten die von der Initiative bei ihren zahlreichen offentlichen Aktivitaten erwirtschaftet worden waren Die kunstlerische Reproduktion erstrahlte nach ihrer feierlichen Ubergabe seit dem 30 September 2005 in neuer Farbenpracht am gleichen Ort Sommer 2013 das Wandbild ist weg BearbeitenIm Jahr 2011 begann ein schleichender Verfall des erneuerten Gemaldes grosse Flachen brockelten immer wieder ab Dabei waren Autos beschadigt und Passanten getroffen worden So musste das Giebelbild im Sommer 2013 aus Sicherheitsgrunden vollstandig abgenommen werden die verbliebene Flache wurde komplett mit weisser Farbe ubermalt Zustandig fur das Kunstwerk ist der Hausbesitzer Manfred Meier Zunachst gab es Streit um die Ursache des Zerfalls auch unter Einbeziehung der Sanierungsfirma und der Farbenhersteller Der damalige Lichtenberger Burgermeister Andreas Geisel sah das bekannte Wandgemalde als ein Aushangeschild fur den Bezirk und veranstaltete am 19 August 2013 ein Konsensgesprach im Rathaus Die Kosten fur eine erneute Kopie wurden mit etwa 150 000 Euro angesetzt und es sollte bis zum Jahr 2014 entstehen 3 Wie sich zeigte passierte dennoch langere Zeit nichts lediglich die wieder aktive Burgerinitiative Erhalt des Nicaragua Giebel Wandgemaldes trat immer wieder offentlichkeitswirksam auf und sammelte daruber hinaus 10 000 Euro Spendengelder ein Im Sommer 2015 wurde das Originalbild zunachst wieder freigelegt und sein Zustand begutachtet Fachleute aus Bauservice Unternehmen berieten zusammen mit dem Architekten Christoph Schwan und Vertretern der Burgerinitiative ob es saniert oder komplett entfernt und durch eine neuerliche Kopie ersetzt werden soll Der Architekt schatzte fur die Sanierung etwa 300 000 Euro andere bezifferten eine erneute Kopie die auf dem komplett abgeschlagenen Brandgiebel aufgetragen wurde auf 53 000 Euro Im September 2015 war noch nichts entschieden 4 nbsp Erstes Strassenschild des neuen Platzes mit kleinem RechtschreibfehlerNamensvergabe an den Platz vor dem Wandgemalde BearbeitenGenau am 70 Geburtstag des nicaraguanischen Kunstlers erhielt die Flache zwischen Lichtenberger Brucke und dem stadteraumlichen Kunstensemble offiziell den Namen Monimboplatz verliehen Mit Unterstutzung von City Leuchtwerbung Berlin und Vattenfall Europe wurde am 15 November 2006 ein weiteres Anschlussprojekt der Initiative realisiert das Nicaragua Giebelwandgemalde wurde in den Abend und Nachtstunden durch vier Bodenscheinwerfer beleuchtet Aus restlichen vorhandenen Spendengeldern konnten noch bis Ende 2008 die anfallenden Stromkosten beglichen werden Eine gemauerte Saule auf dem Monimboplatz aufgestellt und gestaltet von der Burgerinitiative die die erste Rettung des Gemaldes erfolgreich zustande gebracht hatte informiert uber den Werdegang des Gemaldes uber den Maler und nennt die Forderer und Sponsoren die von der Initiative gewonnen wurden nbsp Saule des Burgervereins auf dem Monimboplatz zum Wandgemalde nbsp Zwei Seiten der Saule mit Darstellung der Erneuerung und einer Liste der Sponsoren nbsp Saulenseite zur ursprunglichen Entstehung des GiebelgemaldesPerspektive fur das Wandbild Bearbeiten nbsp Im Fruhjahr 2017 war das Ori ginal bild am Giebel in schwacher Farb gebung zu erkennen eine zweite Erneuerung erfolgte im Sommer 2019 Das Bezirksamt Lichtenberg hat fur eine zweite Wiederherstellung nach gewonnenen Prozessen vorerst eine Versicherungssumme von 49 000 Euro zur Verfugung Da aber eine Erneuerung nach Schatzungen mindestens 103 000 Euro kosten wird mussten noch Spenden gesammelt und Sponsoren gefunden werden An der Spitze der beim Kulturring in Berlin e V angesiedelten Kampagne steht die ehemalige Lokalpolitikerin Christel Schemel die unter anderem bereits die Nikaraguanische Botschafterin sowie die Bundestagsabgeordneten Gesine Lotzsch Die Linke und Hans Christian Strobele Grune als Unterstutzer gewinnen konnte 5 Auch eine Forderung mit offentlichen Geldern wird in Aussicht genommen Das Landesdenkmalamt Berlin hat auf Antrag der Burgerinitiative eine Prufung auf moglichen Denkmalschutz durchgefuhrt und festgestellt dass nach einer erneuten Wiederherstellung das wahrscheinlich positiv beschieden werden konne 6 Bis Mitte des Jahres 2018 hatte sich nichts getan auch in den Pressemitteilungen des Bezirksamts gab es keine diesbezuglichen Aussagen Im Jahr 2019 fand sich unter anderem die Wohnungsbaugesellschaft Howoge als Unterstutzerin fur eine neue Reproduktion Die Giebelwand wurde im Mai 2019 eingerustet und die Arbeiten begannen 7 Unter Leitung der Restauratorinnen Dunja Rutt und Anke Hirsch besserte ein Team von Wandmalern alle Flachen aus entfernte Graffiti im unteren Bereich und malte abgefallene Stuckchen nach den dokumentierten Ansichten neu Bereits am 29 Juli 2019 waren die Arbeiten erledigt und das Bild ist seitdem wieder sichtbar 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Monimboplatz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Georg Brozek Solidaritat verbindet Rettung von naiver Malkunst aus Nicaragua ruckt naher Kulturnews auf www kulturring org Oktober 2015 Einzelnachweise Bearbeiten Einige biografische Details zu David Kunzle englisch abgerufen am 8 August 2018 David Kunzle englischer Kunsthistoriker Januar 2005 in seinem Brief an den damaligen Regierenden Burgermeister von Berlin Klaus Wowereit Birgitt Eltzel Das verschwundene Dorf Das Nicaragua Wandbild in Lichtenberg musste entfernt werden Es ist unklar ob es neu aufgetragen wird In Berliner Zeitung 6 August 2013 S 19 Wird das Original wieder verschwinden In Berliner Woche 16 September 2015 S 2 Karolina Wrobel Das Bild des Malers Manuel Garcia Moia soll noch einmal reproduziert werden in Berliner Woche 11 Juni 2016 Pressemitteilung des Bezirksamts Lichtenberg vom 9 Mai 2016 Der Senat pruft Denkmalschutz fur Nicaragua Wandgemalde erneut abgerufen am 26 Juli 2018 Gemalde bald wieder neu In Berliner Zeitung 18 Juli 2019 S 10 Berlin Seite Nicaragua Wandbild erstrahlt auf www kulturring berlin abgerufen am 17 Februar 2023 52 511652 13 501739 Koordinaten 52 30 41 9 N 13 30 6 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nicaraguanisches Dorf Monimbo 1978 amp oldid 230975878