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Franz Walther Ilges 31 Mai 1870 in Breslau 1 21 Februar 1941 in Berlin 2 auch haufig Walter Ilges F Walther Ilges und unter dem Pseudonym Hardefust 3 war ein deutscher Schriftsteller und SS Fuhrer Ilges wurde in der historischen Forschung vor allem als erster Judenreferent des Sicherheitsdienstes des Reichsfuhrers SS SD beachtet Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Schriften 2 1 Werke als Schriftsteller 2 2 Politische Broschuren 2 3 Historische Arbeiten 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenNach dem Schulbesuch studierte Ilges Germanistik Von 1914 bis 1918 nahm er am Ersten Weltkrieg teil in dem er den Rang eines Majors erreichte In der Zeit der Weimarer Republik verdiente Ilges seinen Lebensunterhalt als Schriftsteller Den Schwerpunkt seines Schaffens legte er dabei auf dramatische Schauspiele Sein bekanntestes Werk als Autor wurde das in der Zeit der Franzosischen Revolution angesiedelte Drama Die Laterne Zum 1 August 1930 trat Ilges in die NSDAP Mitgliedsnummer 283 738 4 und kurz darauf in die SS SS Nummer 36 239 ein Politisch hatte er sich bereits fruher stark rechts durch seine Mitgliedschaft im Alldeutschen Verband dessen Kolner Ortsgruppe er zeitweise vorstand positioniert Nach seinem Eintritt in die NSDAP begann Ilges sich intensiv publizistisch im Sinne der NSDAP zu betatigen Zum Teil unter seinem richtigen Namen und zum Teil unter dem Pseudonym Hardefust veroffentlichte er diverse Broschuren die das politische Tagesgeschehen und die jungere Geschichte Deutschlands seit dem Ersten Weltkrieg im Sinne der volkischen Weltanschauung betrachteten So legte er z B im April 1934 die Broschure Hochverrat des Zentrums am Rhein vor in der er sich mit den separatistischen Bestrebungen im Rheinland zu Beginn der 1920er Jahre befasste und unter anderem den spateren Bundeskanzler Konrad Adenauer attackierte Kurz nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten im Fruhjahr 1933 wurde Ilges in den Sicherheitsdienst der SS SD ubernommen Etwa im Sommer 1933 erhielt er eine Stellung im SD Amt in Munchen das zu dieser Zeit als Vorgangerinstitution des SD Hauptamtes als Zentrale des SD fungierte Michael Wildt identifiziert Ilges fur die Jahre 1933 bis 1935 als Leiter der Unterabteilung IV II Juden Pazifisten Greuelpropaganda Emigranten im Ausland des SD Amtes Bemerkenswert ist dass Ilges in dieser Stellung der erste Leiter einer fur Judenangelegenheiten zustandigen Abteilung in dem spater massgeblich an der Planung und Durchfuhrung der Judenverfolgung und vernichtung wahrend des Zweiten Weltkriegs beteiligten SD war Aus Ilges Zeit als Leiter des Judenreferates stammt ein im Mai 1934 fur Heydrich angefertigtes Memorandum das als Dokument fur die Genese zur Entwicklung hin zum Holocaust in der Forschung grossere Aufmerksamkeit gefunden hat In diesem Memorandum das nach Wildt vermutlich von Ilges verfasst wurde wird die Forderung erhoben dass das Ziel der Judenpolitik des NS Staates die restlose Auswanderung sein musse 5 was in der Tat bis 1940 1941 die Leitlinie der Judenpolitik des SD war Ilges Kollege Werner Best beschrieb Ilges nach dem Zweiten Weltkrieg als kolschen Tunnes der in SD Kreisen als eine etwas komische Figur gegolten habe und nicht sehr ernst genommen wurde Neuberger knupft an diese Aussage die Einschatzung an das Ilges Tatigkeit bei seinen Kollegen in der SD Zentrale nur wenig Anerkennung gefunden habe 6 Shlomo Aronson urteilte demgegenuber in den 1960er Jahren in seiner Studie zur Fruhgeschichte des SD dass Ilges aufgrund der stark weltanschaulich fokussierten Gegnerbetrachtung des SD neben Wilhelm August Patin und Julius Plaichinger zweifellos der wichtigste Mitarbeiter Heydrichs in der SD Zentrale der Jahre 1933 1934 gewesen sei weil seine Sachgebiete nach 1933 Vorrang erhielten 7 Heinz Hohne bezeichnete Ilges in seiner Monographie zur Geschichte der SS als Verfasser einer Liquidationsliste nach der einige der Rollkommandos wahrend der Rohm Affare im Sommer 1934 ihre Mordtatigkeit ausgerichtet hatten und zitiert ihn Ilges fur die Tage vor dem Putsch mit den Worten Wissen Sie was Blutrausch bedeutet Ich habe das Gefuhl in Blut waten zu durfen 8 Im Zuge der schrittweisen Verlegung der SD Zentrale von Munchen nach Berlin 1933 1934 scheint Ilges aus dieser ausgeschieden zu sein Wildt zufolge ubernahm Leopold Itz Edler von Mildenstein im Juli 1935 die Leitung des Judenreferates Anfang 1937 wurde Ilges zum SS Obersturmbannfuhrer befordert und in den Ruhestand versetzt Ilges Sohn Wolfgang Ilges war 1941 Mitglied des SS Einsatzkommandos Tilsit Er wurde 1957 vom Landgericht Stuttgart wegen Beihilfe zum Mord zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt 9 Schriften BearbeitenWerke als Schriftsteller Bearbeiten Die Laterne Ein Schattenspiel 1925 Babylon Das Drama eines Weltunterganges 1925 Das Teufelsspiel von der Furstin Borghese 1925 Grafin Dubarry Eine tragische Komodie 1927 Das weisse Katzchen Ein Lustspiel der Eifersucht 1927 Das Turkische Kabinet Eine erotische Komodie 1929 Casanova revanchiert sich Komodie in vier Akten 1937 Politische Broschuren Bearbeiten Revolution Wer hat die Revolution gemacht Wer hat die Revolution bezahlt Was hat die Revolution gebracht s l e a Berlin 1932 unter dem Pseudonym Hardefust veroffentlicht Was hat uns der Bolschewismus gekostet Munchen 1932 unter dem Pseudonym Hardefust veroffentlicht Hochverrat des Zentrums und der Bayerischen Volkspartei 1919 1933 Die geplante Aufteilung Deutschlands 1933 Hochverrat des Zentrums am Rhein Neue Urkunden uber die wahren Fuhrer der Separatisten Berlin 1934 zusammen mit Hermann Schmid Historische Arbeiten Bearbeiten M von Munkacsy Kunstlermonographie 1899 Blatter aus dem Leben und Dichten eines Verschollenen Zum 100 Geburtstage von Ernst Ortlepp 1900 Casanova in Koln Die Kolner Erlebnisse des Abenteurers auf Grund neuer Quellen und Urkunden 1926 Casanova in Berlin In Mitteilungen des Vereins fur die Geschichte Berlins Nr 3 1931 S 87 95 zlb de Schluss In Mitteilungen des Vereins fur die Geschichte Berlins Nr 4 1931 S 115 119 zlb de Literatur BearbeitenHelmut Neuberger Freimaurerei und Nationalsozialismus Die Verfolgung der deutschen Freimaurerei durch die volkische Bewegung und Nationalsozialismus 1918 1945 S 41 Michael Wildt Die Judenpolitik des SD 1935 1938 Eine Dokumentation Oldenbourg Munchen 1995 ISBN 3 486 64571 4 S 14 19 Michael Wildt Hrsg Nachrichtendienst politische Elite Mordeinheit Der Sicherheitsdienst des Reichsfuhrers SS Hamburger Edition Hamburg 2003 ISBN 3 930908 84 0 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Walther Ilges im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Geburtsdatum und ort nach Deutsches Buhnen Jahrbuch Theatergeschichtliches Jahr und Adressbuch Wildt Die Judenpolitik des SD 1995 gibt dasselbe Geburtsjahr ohne exaktes Datum und denselben Geburtsort an Neuberger Freimaurerei und Nationalsozialismus S 41 gibt abweichend Koln als Geburtsort an stimmt im Geburtsdatum aber mit dem Buhnen Jahrbuch uberein Todesdatum und ort nach Helmut Neuberger Freimaurerei und Nationalsozialismus 1980 S 41 als alternatives Todesjahr wird das Jahr 1942 in Deutsches Buhnen Jahrbuch Theatergeschichtliches Jahr und Adressbuch Band 54 1942 S 121 angegeben Manfred Faust Sozialistischer Burgfrieden im Ersten Weltkrieg Sozialistische und christliche Arbeiterbewegung in Koln 1992 S 330 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 17570047 Wildt Die Judenpolitik des SD 1935 1938 S 15 Neuberger S 41 Shlomo Aronson Heydrich und die Anfange des SD und der Gestapo 1967 S 189 Aronson identifiziert Ilges wohl infolge einer irrtumlichen Entzifferung einer handschriftlichen Quelle falschlich als Illies und konnte auch noch keinen Vornamen ermitteln so dass seine Recherchen zu Ilges unvermeidlich mit dem Ergebnis endeten dass zu diesem dokumentarisch nichts vorhanden gewesen sei In der uberarbeiteten Neuauflage seines Buches von 1972 konnte Aronson schliesslich Ilges Vornamen sowie die korrekte Schreibweise seines Familiennamens prasentieren Der Orden unter dem Totenkopf Die Geschichte der SS in Der Spiegel vom 31 Oktober 1966 LG Koln 4 Mai 1957 In Irene Sagel Grande H H Fuchs C F Ruter Hrsg Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen 1945 1966 Band XIV University Press Amsterdam 1976 Nr 444 S 105 134 Normdaten Person GND 117129062 lobid OGND AKS VIAF 167277017 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ilges WaltherALTERNATIVNAMEN Hardefust Pseudonym KURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller und SS FuhrerGEBURTSDATUM 31 Mai 1870GEBURTSORT BreslauSTERBEDATUM 21 Februar 1941STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walther Ilges amp oldid 238778578