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Walkstoffe sind in Leinwand oder Koperbindung gewebte Textilien deren Oberflachen durch Walken Drucken Schieben Stauchen Pressen und Kneten in warmen schwach alkalischen oder sauren Badern so verfilzt werden dass die ursprungliche Webbindung kaum noch oder gar nicht mehr zu erkennen ist Im Gegensatz zum Filz wird jedoch gewebter Stoff verarbeitet Beispiel fur eine Jacke aus Vadmal mit Lederapplikationen im modernen Stil der SamenUrsprunglich wurden ausschliesslich Wollgewebe gewalkt erst seit dem 20 Jahrhundert gibt es einen geringen Anteil verschiedener gewalkter Mischgewebe die jedoch einen Mindestanteil von 20 Wolle enthalten mussen Bis ins 19 Jahrhundert wurden Walkstoffe Tuch genannt Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 2 Herstellung 3 Walkstoffarten 3 1 Traditionelle Walkstoffe 3 2 Moderne Walkstoffe 3 3 Webfilz und Filztuch 4 Herkunft und Geschichte 5 Siehe auch 6 Quellen 7 LiteraturEigenschaften BearbeitenWalkstoffe sind meist winddicht wasserabweisend sehr strapazierfahig knitterfrei und sehr gut warmeruckhaltend Gebrauchlich sind Qualitaten von 200 bis 1000 g m Herstellung BearbeitenAus dem rohen Gewebe Loden werden zuerst durch sogenanntes Noppen etwa mit der Noppzange 1 Verunreinigungen entfernt Nach dem Noppen folgt das Waschen wodurch Fett Leim und Schmutz aus dem Loden entfernt werden Dann wird das Gewebe ein zweites Mal genoppt und unter Zusatz von Chemikalien fruher Seife gefaulter Urin oder Walkererde gewalkt Hierdurch verfilzen die feinen aus dem Garn hervorstehenden Fasern und bis zu einem gewissen Grade die Garnfaden selbst Das gewalkte Gewebe wird wieder gewaschen und auf einem Trockenrahmen unter Spannung getrocknet Anschliessend wird das nasse Tuch in Wasserdampf geraut wobei die Harchen welche aus der verfilzten Oberflache unregelmassig hervorragen gleichmassig herausgezogen und in einer Richtung niedergestrichen werden Dazu nutzte man traditionell die trockenen Fruchtstande der Kardendistel Dipsacus fullonum deren Borsten in kleinen Widerhaken enden Nach dem Rauen werden die herausgezogenen Harchen auf dem trockenen Tuch gegen den Strich aufgeburstet und in einer Schermaschine gleichmassig auf kurze Lange geschnitten damit sie zusammen eine glatte Oberflache bilden Bei qualitativ hochwertigem Tuch werden die Vorgange des Rauens und Scherens bis zu funfmal wiederholt Nach dem Scheren wird das Tuch zum dritten Mal genoppt dann abschliessend dekatiert und gepresst 2 Walkstoffarten BearbeitenTraditionelle Walkstoffe Bearbeiten Skandinavien Vadmal und Klade 3 Jahrhundertelang waren Wollwalkstoffe in Schweden und Norwegen der wichtigste Bekleidungsstoff des Volkes Man verwendete entweder das harte und besonders schwere Vadmal oder Klade das seit dem Hochmittelalter aus England oder Flandern importierte teure und feinere Tuch engl Broadcloth Wahrend der Neuzeit wurde die Qualitat der nordischen Schafwolle sukzessive verbessert so dass kein Import mehr notwendig war Alpenlander Walk oder Trachtenloden 4 Loden gewalkt und ungewalkt war traditionell der widerstandsfahigste Kleidungsstoff der bauerlichen Bevolkerung Europas Heute findet gewalkter Loden vor allem in alpenlandischen Trachten Verwendung Trachtenloden ist haufig in Kreuzkoperbindung gewebt welches die Verfilzung der Oberflache begunstigt Im Handel sind diese Walkstoffe unter den Bezeichnungen Trachtenloden Meltonloden Bozener Loden oder Tuchloden zu finden Auch in Mitteleuropa bevorzugen Jager Walkstoffe fur ihre Bekleidung da diese auf der Pirsch nahezu keine Gerausche verursachen England Broadcloth Das traditionelle und lange Zeit europaweit erfolgreich gehandelte Breite Tuch Britanniens findet heute fast ausschliesslich bei Outdoor Bekleidung Verwendung Irland Ulstertuch Das nach der nordlichsten Provinz Irlands benannte Tuch ist ein kraftiger grobfadiger Mantelstoff aus einfarbigen oder melierten Woll Streichgarnen auch mit Beimischung synthetischer Fasern in Tuch Koper Fischgrat oder Panamabindung ohne und mit angewebtem Futter Ulster ist auch die Bezeichnung der aus diesen Stoffen hergestellten Mantel Portugal Burel Der in den Bergen hergestellte widerstandsfahige dunkle Stoff wurde traditionell zur Fertigung von Umhangen verwendet Moderne Walkstoffe Bearbeiten Walkfrottier Warenkundliche Bezeichnung fur eine nach RAL 304 gewebte Frottierware aus meist ungezwirnten aber hochgedrehten Polgarnen deren Schlingen sich bei einer nachfolgenden Nass Koch Behandlung verwerfen daher kein echter Walkprozess Jankerstoffe Flanellartige Gewebe in Leinwand oder Koperbindung aus Wolle Baumwolle oder Viskose Wolljanker werden gewalkt und leicht angeraut andere erhalten Strichappretur Perle Dicker stark gerauter Streichgarnstoff mit kleinen Flockenperlen auf der rechten Seite Arrache Gewalkter dicker Flausch mit wirrer Oberflache Arrache wird meist in Fischgrat oder Koperbindung gewebt Die in der Rohware sichtbaren langeren Flottierungen dienen im Walk und Rauprozess dazu die Einzelfaser besser aus dem Fadenverbund herausziehen zu konnen arracher Webfilz und Filztuch Bearbeiten Grundsatzlich wird bei verfilzten Textilien zwischen Filz aus ungewebten Fasern und Walkstoff aus gewebten Fasern unterschieden Dennoch finden sich in der Literatur zwei Stoffbezeichnungen die zwischen diesen beiden Begriffen angesiedelt werden mussen Webfilz Entsteht durch Auflegen oder Anblasen von Tierhaaren ein oder beidseitig an ein Wollgewebe mit anschliessendem Filzen und Walken so dass sich die Haare mit dem Gewebe untrennbar verbinden Trotz der gewebten Stoffgrundlage wird dieses Material zu den Filzen gerechnet Filztuch Entsteht nach DIN 61 205 aus Gewebe von filzfahigen Fasern das einem Filzprozess unterworfen wird Herkunft und Geschichte BearbeitenFur den Prozess des Walkens von Stoffen machte man sich den schon in vorchristlicher Zeit bekannten Effekt des Verfilzens von Wolle zunutze Ursprunglich wurde mit Handen oder Fussen gewalkt In Schweden existieren einige gut erhaltene Textilfunde aus dem Hochmittelalter Lodose Bockstensmann die eindeutig manchmal allerdings nur einseitig gewalkt wurden Bereits im 8 Jahrhundert wurde das Friesische Manteltuch beruhmt das mehrmals in den Schriften der Karolingerzeit erwahnt wird Das Tuch wurde nach den friesischen Handlern benannt Die Wolle und moglicherweise auch das fertige Tuch stammten jedoch aus England Im Hochmittelalter setzten sich immer haufiger Walkmuhlen durch was zur Arbeitslosigkeit vieler Fusswalker fuhrte Qualitatsbewusste Hersteller feiner Wolltuche zogen hand oder fussgewalkte Ware wegen der schonenderen Bearbeitung der maschinengewalkten allerdings vor Mancherorts wurden Walkmuhlen wegen der mangelhaften Qualitat der bearbeiteten Stoffe wieder verboten oder auf die Bearbeitung billiger Massenware beschrankt 5 6 Im Laufe des Mittelalters entwickelten sich die spateren Niederlande zum grossten Tuchproduzenten Europas Tuchmanufakturen in Flandern oder auch in Norditalien die sich auf hochwertige schwere Stoffe spezialisiert hatten bevorzugten die kurzschurige feingekrauselte englische Wolle Diese wurde in riesigen Mengen exportiert 1305 umfasste die Ausfuhr mehr als 45 000 Sacke auf einen Sack ging die Wolle von ca 220 Schafen so dass fur 45 000 Sacke ca 10 Millionen Schafe geschoren worden waren Zu dieser Zeit war Tuch eine der wichtigsten internationalen Handelswaren Siehe auch BearbeitenSamt HerstellungQuellen Bearbeiten Noppeisen In Brockhaus Conversations Lexikon 13 vollstandig umgearbeitete Auflage Band 12 Murrhardt Phoxos F A Brockhaus Leipzig 1885 S 275 Auszug aus Meyers Konversations Lexikon von 1888 Stichwort Tuch Skrekarhyttans Vadmalsstamp unter Projekt Lexikon der Gewebe siehe Literatur Mittelalter Lexikon Wolle Mittelalter Lexikon WalkmuhlenLiteratur BearbeitenUrsula Volker Katrin Bruckner Von der Faser zum Stoff Textile Werkstoff und Warenkunde 33 durchges Aufl Handwerk und Technik Hamburg 2007 ISBN 978 3 582 05112 7 Fabia Denninger u a Textil und Modelexikon 2 Bd 8 vollst uberarb und erw Aufl Deutscher Fachverlag Frankfurt am Main 2006 Edition Textil ISBN 3 87150 848 9 Bd 1 A K Bd 2 L Z bis Aufl 7 vom Verfasser Alfons Hofer unter gleichem Titel erschienen Thomas Meyer zur Capellen Lexikon der Gewebe 2 erw Aufl Deutscher Fachverlag Frankfurt am Main 2001 Edition Textil ISBN 3 87150 725 3 Tuch In Merck s Warenlexikon 3 Aufl 1884 ff S 590 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walkstoffe amp oldid 233581018