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Die Wurzburger Markbeschreibungen sind zwei profane Gebrauchsprosatexte des Korpus der althochdeutschen Literatur die Erste aus dem 8 Jahrhundert In den Urkundentexten werden die volkssprachigen Beschreibungen der Grenzbegehungen des Gebiets von Wurzburg festgehalten Die Grenzpunkte beider Markbeschreibungen stimmen nur teilweise uberein 1 Besondere Beachtung in der Forschung hat die zweite Markbeschreibung gefunden da sie vollstandig in althochdeutscher Sprache abgefasst ist und als altester deutscher Rechtstext beziehungsweise als deutscher Text mit urkundlich rechtlichen Charakter Geltung hat Die Praxis der Beschreibung im Sinne der tatsachlichen Begehung der territorialen Grenzen einer Besitzung hatte in der Rechtspraxis der fruhmittelalterlichen Kultur ohne das spater ausgebildete Kataster sowie den damit verbundenen Kartierungen der Gemarkungen und Fluren eine enorme zentrale Bedeutung in der offentlichen Verwaltung Inhaltsverzeichnis 1 Uberlieferung 2 Erste Markbeschreibung 3 Zweite Markbeschreibung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseUberlieferung BearbeitenBeide Texte sind in einer Handschrift aus dem 9 Jahrhundert ein Evangelienkodex mit Herkunft aus Fulda der Universitatsbibliothek Wurzburg UB M p th f 66 in den Folien 1r 1v und 208v uberliefert Die beiden Wurzburger Markbeschreibungen wurden um das Jahr 1000 von unbekannter Hand als Nachtrag auf dem ersten und letzten Blatt eingetragen Erste Markbeschreibung BearbeitenDie erste Markbeschreibung ist in lateinischer Sprache abgefasst und datiert auf das Jahr 779 In der Volkssprache erscheinen neben den Orts Flur Gewasser und Personennamen grammatisches Beiwerk wie Artikel Adjektive und Prapositionen Zusammen mit der Hammelburger Markbeschreibung gehort die erste Markbeschreibung zur Gruppe der fruhmittelalterlichen lateinischen Grenzbeschreibungen Der Aufbau entspricht den zeitgenossischen karolingischen Privat Urkunden mit der formalen Struktur Invocatio Publicatio Narratio DispositioIn der Grenzbegehung wird beschrieben wie Eburhardus ein Gesandter Karls des Grossen am 14 Oktober 779 beginnend im westlichen linksmainischen Stadtgebiet im Uhrzeigersinn in vier Abschnitten die Mark abgelaufen ist Dabei wird er von verschiedenen Zeugen begleitet insgesamt zweiundachtzig und von einem Presbyter mit Namen Bernger durch den der Vorgang notiert wurde Als Anlass wird die Festlegung beziehungsweise die Bestatigung des Grenzverlaufs zwischen dem Waldsassengau dem Badanachgau und dem linksmainischen bischoflichen Besitz der marcham vuirziburganensium vermutet Zweite Markbeschreibung BearbeitenDie zweite ganz volkssprachige undatierte Markbeschreibung ist lateinisch ubertitelt mit Marchia ad UUirziburg jedoch in althochdeutsch geschrieben Sie ist dadurch der Zeit des Schreibers starker angeglichen als die Erste Neben den auffalligen Kurznamen einiger Zeugen sind die satzeinleitenden Formeln wie diz sageta Belege der Nahe zur gesprochenen Sprache gegenuber der formal sachlichen Abfassung der ersten Markbeschreibung Die Begehung und Beschreibung beginnt im Uhrzeigersinn auf der rechten Mainseite und uberschreitet den Main am Endpunkt der ersten Beschreibung Anschliessend folgt sie dieser in westlicher Richtung etwas und nimmt dann einen eigenen weiteren Verlauf Diesen Umgang bezeugen achtzehn namentlich aufgefuhrte mannliche Personen Zweck war es im Sinne einer protokollierten Zeugenaussage die Gemarkungen von Wurzburg und Heidingsfeld als bischoflichen Gesamtbesitz und als konigliches Erbgut und Erbgut freier Franken darzustellen Als Datierung wird in der Forschung eine Zeit zur ersten Markbeschreibung seit Reinhard Bauer angenommen Wobei beide Grenzverlaufe teilweise stark voneinander abweichen 2 Eine sprachwissenschaftliche Analyse von Wolfgang Beck belegte 2013 dass die Zweite Wurzburger Markbeschreibung nicht kurz nach 779 sondern erst um 1000 entstanden ist 3 Literatur BearbeitenAusgabenWilhelm Braune Althochdeutsches Lesebuch 17 Auflage bearbeitet durch Ernst Albrecht Ebbinghaus Niemeyer Tubingen 1994 ISBN 3 484 10708 1 Elias von Steinmeyer Die kleineren althochdeutschen Sprachdenkmaler Weidmannsche Buchhandlung Berlin 1916 S 115ff Digitalisat Forschungsliteratur Reinhard Bauer Die altesten Grenzbeschreibungen in Bayern und ihre Aussagen fur Namenkunde und Geschichte Die Flurnamen Bayerns 8 Selbstverlag Verband fur Orts und Flurnamenforschung in Bayern e V Munchen 1988 Wolfgang Beck Wurzburger Markbeschreibungen In Rolf Bergmann Hrsg Althochdeutsche und altsachsische Literatur de Gruyter Berlin Boston 2013 ISBN 978 3 11 024549 3 S 528 530 Wolfgang Beck Die Wurzburger Markbeschreibungen Aspekte einer Neubewertung In Sprachwissenschaft 38 2 2013 S 211 226 Stephan Muller Althochdeutsche Literatur Eine kommentierte Anthologie Althochdeutsch Altniederdeutsch Neuhochdeutsch Reclams Universal Bibliothek 18491 Philipp Reclam jun Stuttgart 2007 ISBN 978 3 15 018491 2 Ruth Schmidt Wiegand Wurzburger Markbeschreibungen In Burghart Wachinger et al Hrsg Verfasserlexikon Die Deutsche Literatur des Mittelalters Bd 10 de Gruyter Berlin New York 1999 Sp 1455 1458 Norbert Wagner Christesbrunno und Huohhobura Zu den althochdeutschen Wurzburger Markbeschreibungen In Beitrage zur Namenforschung NF 12 1977 S 372 391 Weblinks BearbeitenDie Wurzburger Markbeschreibungen im Franconia Portal der Universitat Wurzburg Eintrag zu den Wurzburger Markbeschreibungen im Handschriftencensus Paderborner RepertoriumEinzelnachweise Bearbeiten Reinhard Bauer Die altesten Grenzbeschreibungen in Bayern und ihre Aussagen fur Namenkunde und Geschichte Munchen 1988 Anhang Karte 3 Reinhard Bauer Die altesten Grenzbeschreibungen in Bayern und ihre Aussagen fur Namenkunde und Geschichte Die Flurnamen Bayerns 8 Selbstverlag Verband fur Orts und Flurnamenforschung in Bayern e V Munchen 1988 Wolfgang Beck Die Wurzburger Markbeschreibungen Aspekte einer Neubewertung in Sprachwissenschaft Jahrgang 38 2013 Ausgabe 2 Seite 211 226 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wurzburger Markbeschreibungen amp oldid 227354670