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Das Volksbegehren Artenschutz Rettet die Bienen initiiert von proBiene Freies Institut fur okologische Bienenhaltung uber das Gesetz zur Anderung des Naturschutzgesetzes und des Landwirtschafts und Landeskulturgesetzes Kurzbezeichnungen Rettet die Bienen war ein im Mai 2019 gestartetes Volksbegehren auf der Grundlage der Artikel 59 und 60 der Verfassung des Landes Baden Wurttemberg 1 und der Artikel 27 ff des Gesetzes uber Volksabstimmung Volksbegehren und Volksantrag VAbstG in Baden Wurttemberg Die Forderungen der Initiative wurden von der Landesregierung im Oktober 2019 in weiten Teilen in einem Eckpunktepapier ubernommen Am 22 Juli 2020 hat der baden wurttembergische Landtag daraufhin ein Gesetz zur Anderung des Naturschutzgesetzes und des Landwirtschafts und Landeskulturgesetzes beschlossen 2 Inhaltsverzeichnis 1 Gegenstand 2 Verfahren und Verlauf 2 1 Antrag 2 2 Eintragung 3 Initiatoren und Trager 4 Artensterben in Baden Wurttemberg 5 Kritik 6 Eckpunktepapier der Landesregierung 7 Inhaltliche Bewertung 8 Gesetzesanderung 9 Siehe auch 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseGegenstand BearbeitenGegenstand des Volksbegehrens war ein Entwurf eines Gesetzes zur Anderung des Naturschutzgesetzes und des Landwirtschafts und Landeskulturgesetzes Ziel des Gesetzesentwurfes war dass die Sicherung der Vielfalt an Tier und Pflanzenarten in Baden Wurttemberg gewahrleistet wird Hierzu sah der Gesetzentwurf unter anderem vor Anhebung des Anteils der okologischen Landwirtschaft in Baden Wurttemberg bis 2025 auf mindestens 25 Prozent bis 2035 auf mindestens 50 Prozent Umstellung landeseigener Landwirtschaftsbetriebe auf okologische Landwirtschaft Reduktion des Pestizideinsatzes um 50 Prozent bis zum Jahr 2025 Verbot von Pestiziden auf naturschutzrechtlich besonders geschutzten Flachen bei klar definierten Ausnahmen Schutz fur extensiv genutzte Obstbaumwiesen Obstbaumweiden und Obstbaumacker mit hochwachsenden Obstbaumen Streuobstbestande Wirksamer Schutz des Biotopverbundes durch flachendeckende planerische Sicherung Verankerung des Ziels die Artenvielfalt zu schutzen in den einschlagigen Bildungs und Ausbildungsangeboten offentlicher Trager 3 Verfahren und Verlauf BearbeitenAntrag Bearbeiten Als erster Verfahrensschritt war ein Antrag auf Zulassung des Volksbegehrens erforderlich der von mindestens 10 000 Unterstutzern unterschrieben worden sein musste Innerhalb der ersten zweieinhalb Wochen nach Beginn der Sammlung waren bereits 18 000 Unterschriften zusammengekommen Zwischen Ende Mai und Ende Juli 2019 unterschrieben insgesamt 35 865 stimmberechtigte Burger den Antrag auf Zulassung des Volksbegehrens Damit wurde mehr als das Dreifache der gesetzlich vorgeschriebenen Stimmenzahl erreicht Am 26 Juli 2019 ubergaben die Initiatoren des Volksbegehrens dem baden wurttembergischen Innenministerium den Zulassungsantrag mit den Unterschriftenlisten und einem ausgearbeiteten mit Grunden versehenen Gesetzentwurf 4 Das Innenministerium gab dem Zulassungsantrag am 14 August 2019 statt Die Zulassung wurde einschliesslich des Gesetzentwurfs und seiner Begrundung im Staatsanzeiger vom 23 August 2019 offentlich bekannt gemacht 5 Eintragung Bearbeiten Innerhalb des vom Innenministerium vorgegebenen sechs Monate umfassenden Zeitraums konnten die Unterstutzer des Volksbegehrens sich unter Angabe von Name Adresse und Anschrift in Eintragungsblatter oder listen eintragen Dies konnte im Rahmen der freien oder amtlichen Sammlung geschehen Bei der sogenannten freien Sammlung bestand die Moglichkeit sich als Unterstutzer vom 24 September 2019 bis zum 23 Marz 2020 in Eintragungsblatter einzutragen die beispielsweise in Fussgangerzonen oder bei offentlichen Veranstaltungen ausgelegt werden Die amtliche Sammlung von Unterschriften in Eintragungslisten bei den Gemeindeverwaltungen dauerte vom 18 Oktober 2019 bis zum 17 Januar 2020 Damit das Volksbegehren erfolgreich wird war eine Unterstutzung von zehn Prozent der Wahlberechtigten knapp 770 000 notwendig 6 Allerdings riefen samtliche Tragerorganisationen des Volksbegehrens am 18 Dezember 2019 dazu auf das Volksbegehren nicht mehr zu unterschreiben Stattdessen soll nun ein Kompromiss Gesetzentwurf zwischen Tragern Landesregierung und Landwirtschaftsverbanden in Kraft treten siehe Eckpunktepapier der Landesregierung Initiatoren und Trager BearbeitenInitiiert wurde das Volksbegehren von den Berufsimkern David Gerstmeier und Tobias Miltenberger Sie sind Gesellschafter von proBiene dem Freien Institut fur okologische Bienenhaltung das im Jahr 2016 als gemeinnutzige Gesellschaft mit beschrankter Haftung gegrundet wurde Getragen wird das Volksbegehren unter anderem von den Landesverbanden der Naturschutzorganisationen BUND und NABU von der ODP der Organisation Slow Food Deutschland dem Anbauverband Demeter Baden Wurttemberg dem Verband fur okologischen Landbau Naturland Baden Wurttemberg der Arbeitsgemeinschaft bauerliche Landwirtschaft Baden Wurttemberg der sozialen Bewegung Fridays for Future Baden Wurttemberg der Bauerlichen Erzeugergemeinschaft Schwabisch Hall den Bioproduktanbietern Bodan und Naturata der GLS Bank und dem Umweltversand Waschbar 7 Artensterben in Baden Wurttemberg BearbeitenIm Laufe des Jahrs 2019 erschienen mehrere Studien die den Ruckgang der Artenvielfalt in Baden Wurttemberg belegen So lebten etwa 1980 am Bodensee noch rund 465 000 Vogel Brutpaare 2012 waren es nur noch 345 000 ein Verlust von 25 Prozent Dies ist das Ergebnis einer Studie von Wissenschaftlern der Ornithologischen Arbeitsgruppe Bodensee und des Max Planck Instituts fur Verhaltensbiologie 8 Einst haufige Vogelarten wie Haussperling Amsel oder Star sind besonders stark zuruckgegangen Viele weitere Arten kommen nur noch in geringen oft nicht mehr uberlebensfahigen Populationen und an immer weniger Orten rund um den Bodensee vor Auch auf der Schwabischen Alb gibt es solche Entwicklungen Rund ein Drittel der Insektenarten die es vor zehn Jahren noch im Biospharengebiet Schwabische Alb gab ist verschwunden Entsprechende Zahlen haben Forscher der Uni Ulm und der Technischen Universitat Munchen veroffentlicht 9 Und Karlsruher Wissenschaftler werteten Aufzeichnungen uber Schmetterlinge seit dem Jahr 1750 aus In ihrer Studie stellten die Forscher fest dass die Zahl der Arten zwar weitgehend gleich geblieben ist nur sechs von 163 sind wirklich ausgestorben dass aber die Haufigkeit drastisch abgenommen hat Insbesondere seit den 1950er Jahren sei das der Fall nach der Umstellung der Landnutzung nach dem Krieg In den vergangenen beiden Jahrzehnten habe sich der Prozess noch einmal verscharft 10 Kritik BearbeitenIm Laufe des Volksbegehrens distanzierten sich zahlreiche Verbande Unternehmen Parteien 11 12 13 14 und auch der baden wurttembergische Ministerprasident Winfried Kretschmann von der Initiative 15 Hauptkritikpunkt der Landwirtschaftsverbande ist dabei die einseitig zu Lasten der Landwirte formulierte Gesetzesvorlage ohne Miteinbeziehung der privaten Haushalte Hausgartner Konsumenten und anderer gesellschaftlichen Gruppen Kritik kam auch von Bauer Willi und der Aktion Grune Kreuze Eckpunktepapier der Landesregierung BearbeitenAls Reaktion auf das Volksbegehren wurde am 15 Oktober 2019 vom Minister fur Landlichen Raum und Verbraucherschutz Peter Hauk sowie vom Minister fur Umwelt Klima und Energiewirtschaft Franz Untersteller ein gemeinsames Eckpunktepapier zum Volksbegehren vorgelegt 16 Dieser sollte inhaltliche Ziele des Volksbegehrens ubernehmen aber umstrittene Passagen entscharfen 17 So soll der Einsatz von Pestiziden nur in Naturschutz nicht aber in Landschafts und Vogelschutzgebieten verboten werden In einigen Punkten geht das Eckpunktepapier aber auch uber den Volksbegehren hinaus So setzt sich das Land fur ein bundesweites Verbot chemisch synthetischer Pflanzenschutzmittel in Privatgarten ein Zudem sollen Schottergarten durch kommunale Verordnungen zuruckgedrangt und die Lichtverschmutzung in Stadten soll zum Schutz der Insekten reduziert werden 18 Auf Basis dieses Eckpunktepapiers erarbeitete ein Runder Tisch aus Vertretern der beiden Ministerien des Tragerkreises des Volksbegehrens sowie samtlicher im Land Baden Wurttemberg aktiver Landwirtschaftsverbande zwischen dem 16 Oktober und dem 18 Dezember einen konkret formuliert Gesetzentwurf 19 Diesem Gesetzentwurf stimmten mit Ausnahme des Badischen Weinbauverbandes alle am Runden Tisch vertretenen Akteure am 18 Dezember zu Die beteiligten Minister sicherten darauf hin zu diesen Gesetzentwurf unverandert bis Ende Fruhjahr 2020 durch den Landtag zu bringen Zudem wurden bereits 62 Millionen Euro zusatzlicher Mittel aus dem Landeshaushalt fur die nachsten zwei Jahre fur die Umsetzung des Gesetzentwurfs zur Verfugung gestellt 20 Der Tragerkreis des Volksbegehrens beschloss daraufhin nicht mehr fur das Volksbegehren zu mobilisieren Damit warb keine relevante Gruppe mehr fur Unterschriften zur Unterstutzung des Volksbegehrens Allerdings konnte dieses aus juristischen Grunden nicht beendet werden Wahlamter waren verpflichtet bis zum 23 Marz 2020 eventuelle Unterstutzungsunterschriften weiter zu verifizieren Inhaltliche Bewertung BearbeitenDer Gesetzentwurf wurde von den meisten Beteiligten als Kompromiss und nicht als Ideallosung bezeichnet 21 Dennoch ist er auf zweierlei Hinweise bemerkenswert auch wenn anders als bei einem ahnlichen Volksbegehren in Bayern wegen der vorzeitig beendeten Mobilisierung die erforderliche Mindeststimmenzahl nicht erreicht wurde 1 Erstmals haben sich Regierungsparteien Landwirtschaft und Umweltschutzverbande in einem deutschen Parlament auf einen gemeinsamen Gesetzentwurf geeinigt 2 Erstmals hat der Bauernverband der in Baden Wurttemberg wie im Bund wie in Europa von Joachim Rukwied geleitet wird einer pauschale Reduktion chemisch synthetischer Pestizide zugestimmt Damit hat Baden Wurttemberg die Blaupause fur ein neues Leitbild der deutschen Landwirtschaft geliefert mit weniger chemisch synthetischen Pestiziden und mehr Oko Landbau Gesetzesanderung BearbeitenAm 22 Juli 2020 hat der baden wurttembergische Landtag dem Gesetzentwurf zur Anderung des Naturschutzgesetzes und des Landwirtschafts und Landeskulturgesetzes zugestimmt Die Landesregierung hat darin die Forderungen der Initiative in weiten Teilen ubernommen und zusatzliche Massnahmen fur verschiedene Felder des gesellschaftlichen Lebens eingefugt Wesentliche Punkte der Novellen sind Ausbau des Anteils der okologischen Landwirtschaft auf 30 bis 40 Prozent bis zum Jahr 2030 Reduktion der chemisch synthetischen Pflanzenschutzmittel um 40 bis 50 Prozent bis 2030 Umsetzung des Verbots von Pestiziden in ausgewiesenen Naturschutzgebieten und Einhaltung der landesspezifischen Vorgaben des Integrierten Pflanzenschutzes in den ubrigen Schutzgebieten Aufbau eines landesweiten Biotopverbunds auf 15 Prozent der Landesflache bis 2030 Erhalt von Streuobstbestanden Verbot von Schottergarten auf Privatgrundstucken Minimierung der Lichtverschmutzung Schaffung von Refugialflachen auf 10 Prozent der landwirtschaftlichen Flachen 22 Siehe auch BearbeitenInsektensterben Volksbegehren Artenvielfalt amp Naturschonheit in Bayern Weblinks BearbeitenZulassungsentscheid des Volksbegehrens PDF 434 kB Gesetzentwurf PDF 351 kB Website des Volksbegehrens Kompromiss Gesetzentwurf von Landesregierung Tragerkreis und Landwirtschaftsverbanden PDF 539 kB Einzelnachweise Bearbeiten Art 59 und 60 Landesverfassung Baden Wurttemberg In Verfassung des Landes Baden Wurttemberg Art 59 und 60 Online Silvia Ruess Landtag verabschiedet Anderung des Naturschutzgesetzes In BW agrar Organ des Landesbauernverbandes in Baden Wurttemberg e V 23 Juli 2020 abgerufen am 14 August 2020 Gesetzesentwurf mit Begrundung PDF Abgerufen am 15 September 2019 Volksbegehren Rettet die Bienen nimmt erste Hurde Sudwestrundfunk 26 Juli 2019 abgerufen am 16 September 2019 Innenministerium lasst Volksbegehren zum Artenschutz zu Ministerium fur Inneres Digitalisierung und Migration Baden Wurttemberg 14 August 2019 abgerufen am 15 September 2019 Volksbegehren Artenschutz Rettet die Bienen Ministerium fur Inneres Digitalisierung und Migration Baden Wurttemberg abgerufen am 15 September 2019 Neue Bienen Initiativen auf Bundes und EU Ebene In Thalackers Allgemeine Samen und Pflanzen Offerte TASPO 29 August 2019 abgerufen am 15 September 2019 Vogelsterben am Bodensee Abgerufen am 7 Januar 2020 Insektenruckgang weitreichender als vermutet Abgerufen am 7 Januar 2020 S W R Aktuell Forscher warnen vor Schmetterlingssterben in Baden Wurttemberg Abgerufen am 7 Januar 2020 Schwabische Zeitung Landes CDU distanziert sich von Rettet die Bienen 27 September 2019 Badische Zeitung Kretschmann distanziert sich 8 Oktober 2019 Landesbauernverband in Baden Wurttemberg e V Volksbegehren Rettet die Bienen abgerufen am 14 Oktober 2019 Landesverband Badischer Imker e V Stellungnahme Volksbegehren Artenschutz Rettet die Bienen abgerufen am 14 Oktober 2019 Schwabische Zeitung Kretschmann greift Volksbegehren Rettet die Bienen scharf an Geht so auf gar keinen Fall 9 Oktober 2019 Pressemitteilung Eckpunktepapier zum Volksbegehren vorgelegt Baden Wurttemberg de 15 Oktober 2019 abgerufen am 18 Oktober 2019 Suddeutsche Zeitung Bienen Volksbegehren liegt auf Eis 16 Oktober 2019 abgerufen am 18 Oktober 2019 Benno Stieber Rettet die Bienen in Baden Wurttemberg Kretschmann stoppt Volksbegehren In Die Tageszeitung taz 16 Oktober 2019 ISSN 0931 9085 taz de abgerufen am 18 Oktober 2019 Volksbegehren Artenschutz Gesetzentwurf zur Anderung des Naturschutzgesetzes PDF Abgerufen am 7 Januar 2020 Landesregierung verdreifacht Ausgaben fur den Naturschutz auf uber 90 Millionen Euro Abgerufen am 7 Januar 2020 Suddeutsche Zeitung Tobias Miltenberger Abgerufen am 7 Januar 2020 Starkung der Biodiversitat Gesetzespaket nimmt letzte Hurde Ministerium fur Umwelt Klima und Energiewirtschaft Baden Wurttemberg 22 Juli 2020 abgerufen am 14 August 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Volksbegehren Artenschutz Rettet die Bienen amp oldid 235944848