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Vix pervenit ist der Titel einer Enzyklika die von Papst Benedikt XIV am 1 November 1745 in Rom veroffentlicht worden ist Adressaten der Enzyklika waren die Patriarchen Erzbischofe Bischofe und Ordensgemeinschaften Italiens Der Titel nennt die ersten beiden Worter des in lateinischer Sprache verfassten Rundschreibens Vix pervenit bedeutet frei ubersetzt Kaum kam uns zu Ohren 1 Inhaltsverzeichnis 1 Zum Inhalt 2 Zur Vorgeschichte 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseZum Inhalt Bearbeiten nbsp Papst Benedikt XIV Verfasser der Enzyklika Vix pervenit Die Enzyklika befasst sich mit der Frage ob es einem Christen erlaubt sei fur ein Darlehen Zinsen usura zu nehmen Die Antwort ist ein Nein zum Wucher dem uberhohten Zins Die Sunde die usura heisst und im Darlehensvertrag ihren eigentlichen Sitz und Ursprung hat beruht darin dass jemand aus dem Darlehen selbst fur sich mehr zuruckverlangt als der andere von ihm empfangen hat Jeder Gewinn der die geliehene Summe ubersteigt ist deshalb unerlaubt und wucherisch 2 Weiter heisst es Man huldigte aber einer falschen und sehr gewagten Ansicht wenn man meinen wurde es sei immer erlaubt einen rechtmassigen Mehrwert uber die volle und unverlorene Stammsumme hinaus zu nehmen so oft man Geld Getreide oder etwas anderes dieser Art einem anderen kreditiert Wenn Jemand also denkt ist er nicht nur im Widerspruch mit den gottlichen Lehren und der Entscheidung der Kirche uber den Darlehenszins sondern zweifellos auch sogar mit dem allgemeinen Menschheitsbewusstsein und mit der naturlichen Vernunft 3 In den Ausfuhrungsbestimmungen fur die italienische Kirche wird ausdrucklich gefordert dass bei keiner Synode Predigt oder Christenlehre etwas von obigen Thesen Abweichendes vorgetragen werden durfe Wer dieser Forderung gegenuber ungehorsam sei habe mit den Strafen zu rechnen die durch die hl Kanones uber die Verachter und Ubertreter der apostolischen Weisungen verhangt sind 4 Die Verantwortlichen der Kirche werden daruber hinaus angewiesen das Schandmal und Laster des Darlehnszinsnehmens unter Hinweis auf die Hl Schriften zu brandmarken 5 Zur Vorgeschichte BearbeitenBis zu Anfang des 18 Jahrhunderts war im Gegensatz etwa zum calvinisch gepragten Protestantismus in der romisch katholischen Kirche das biblische Zinsverbot lehrmassig unbestritten In der Praxis jedoch wurde dieses Verdikt durch eine Reihe spezieller Darlehnsvertrage umgangen Noch 1740 veroffentlichte Petrus Ballerini Rektor der Akademie von Verona einen Traktat 6 in dem er vor dem Irrtum warnte das Zinsverbot betreffe nur die so genannte Wuchersunde Sowohl das Alte und das Neue Testament als auch die Kirchenvater Konzilien und Papste hatten einmutig jeden Darlehenszins als Wucher bezeichnet Eine besondere Brisanz bekam diese Schrift dadurch dass die Stadt Verona fast zur selben Zeit ihren Burgern eine offentliche Anleihe die vier Prozent verzinst werden sollte per Verordnung auferlegt hatte Auch in anderen italienischen Stadten gab es ahnliche Verordnungen Diese Zusammenhange fuhrten zu einer leidenschaftlichen landesweit gefuhrten Zinsdiskussion In diesen Meinungsstreit griff der Poet Archaologe und Universalgelehrte Francesco Scipio Maffei durch die Herausgabe dreier Bucher ein die Maffeis Freund und ehemaligem Lehrer Papst Benedikt XIV gewidmet waren Der Obertitel der Buchreihe lautete Dell impiego del denaro libri tre deutsch Uber die Anlage des Geldes drei Bucher Im ersten Band versuchte Maffei den Nachweis zu erbringen dass die Heilige Schrift an keiner Stelle einen gesetzlich geregelten und massvollen Zins verbiete Die Positionen der Kirchenvater des Kirchenrechts und die Glaubenslehre der Kirche stehen im Fokus des zweiten Maffei Buches Hier herrsche so der Verfasser Einigkeit daruber dass der Wucher sundhaften Charakter habe nicht aber ein massiger Zins von vier bis funf Prozent Im dritten Band werden Vernunftsgrunde angefuhrt die so Maffei u a die Theorie von der Unfruchtbarkeit des Geldes widerlegen 7 Da Maffeis Bucher zur Anlage des Geldes den Meinungsstreit verscharften sah sich Benedikt XIV dem diese Schriften ja gewidmet waren zu einer Reaktion gezwungen Die einleitenden Satze und damit auch der Titel der Enzyklika Vix pervenit knupfen an diese Auseinandersetzung an Anlasslich des entbrannten Streites er dreht sich darum ob ein gewisser Vertrag fur rechtskraftig angesehen werden durfe kam Uns zu Ohren dass sich uber Italien Ansichten ausbreiten die mit der gesunden Lehre nicht in Einklang zu stehen scheinen Damit ein derartiges Ubel nicht durch langer dauerndes Stillschweigen noch mehr erstarke hielten Wir es sogleich fur Unseres apostolischen Amtes Pflicht ein wirksames Gegenmittel darzureichen und dem Ubel die Moglichkeit zu nehmen weiter fortzuwuchern und auch bis anhin noch unversehrte Stadte Italiens anzustecken 8 Literatur BearbeitenViktor Pfluger Hg Uber den Wucher und andere Gewinne Apostolisches Rundschreiben 1 November 1745 von Papst Benedikt XIV mit einer Erlauterung von Viktor Pfluger Hat die Zinslehre der Kirche noch Gultigkeit 2 Auflage Mustair Schweiz 1999 ISBN 3 909065 13 9Weblinks BearbeitenDeutsche Ubersetzung der Enzyklika Vix pervenit Andreas Michael Weiss Zinsen und Wucher Das kirchliche Zinsverbot und die Hindernisse auf dem Weg zu seiner Korrektur PDF Datei 121 kB Einzelnachweise Bearbeiten Eine deutsche Ubersetzung der Enzyklika Vix pervenit befindet sich auf einer Nutzerseite der Freien Universitat Berlin eingesehen am 11 November 2008 Vix pervenit 3 Abschnitt I Vix pervenit 3 Abschnitt V Vix pervenit 5 Vix pervenit 7 Petrus Ballerini Summa theologica sancti Augustini Vorwort zu Bd I Verona 1740 H Rohrig Vorgeschichte der Enzyklika Vix pervenit eingesehen am 12 November 2008 Ubersetzung des lateinischen Textes der Vix pervenit eingesehen am 13 November 2008 Enzykliken von Papst Benedikt XIV chronologisch sortiert Ubi primum Quanta cura Nimiam licentiam Vix pervenit Demandatam Magnae nobis Peregrinantes Cum religiosi aeque Quod provinciale Allatae sunt Ex quo Ex omnibus christiani Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vix pervenit Enzyklika amp oldid 222529344