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Der Vertrag von Berwick war ein Abkommen zwischen England und Schottland In dem am 3 Oktober 1357 in der Grenzstadt Berwick besiegelten Abkommen vereinbarten die beiden Reiche die Freilassung des in englischer Gefangenschaft befindlichen schottischen Konigs David II Fur die Freilassung wurde ein hohes Losegeld vereinbart bis zu dessen vollstandigen Bezahlung ein Waffenstillstand gelten sollte Obwohl der Vertrag von Berwick kein Friedensabkommen war beendete er faktisch den Zweiten Schottischen Unabhangigkeitskrieg Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 1 1 Gefangennahme des schottischen Konigs und hohe Forderungen der Englander 1 2 Langwahrende Verhandlungen 2 Neue Verhandlungen 1357 und Vertragsabschluss in Berwick 3 Folgen 4 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenGefangennahme des schottischen Konigs und hohe Forderungen der Englander Bearbeiten Der schottische Konig David II war 1346 in der Schlacht von Neville s Cross in englische Gefangenschaft geraten Anstelle des Konigs ubernahm in Schottland Robert Steward als Guardian die Regierung Im April 1348 erreichte eine vierkopfige schottische Delegation London um uber die Freilassung des Konigs zu verhandeln 1 Der englische Konig Eduard III verlangte fur die Freilassung sowohl ein hohes Losegeld wie auch politische Zugestandnisse Dazu zahlten eine Huldigung des schottischen Konigs Teilnahme des schottischen Konigs am Krieg gegen Frankreich Teilnahme des schottischen Konigs an englischen Parlamenten und damit die Anerkennung der Oberhoheit des englischen Konigs Erbfolge des englischen Konigs bei einem kinderlosen Tod des bislang kinderlosen schottischen Konigs Ruckgabe von Landereien an die sogenannten Enterbten und Ubergabe von schottischen Burgen als Sicherheit fur die Erfullung der englischen Forderungen Im Marz 1348 forderte das englische Parlament sogar dass der schottische Konig unter keinen Umstanden freigelassen werden sollte Diese Forderung ignorierte Eduard III doch in der Folge fuhrte er die Verhandlungen mit den Schotten heimlich und uber Mittelsmanner wie Ralph Neville Auch Edward Balliol der von Eduard III und den Enterbten unterstutzte schottische Gegenkonig mischte sich in die Verhandlungen ein Balliol fuhrte Verhandlungen mit schottischen Baronen um seinen Thronanspruch zu starken und war verstandlicherweise strikt gegen eine Freilassung seines Gegenspielers David II 2 3 Langwahrende Verhandlungen Bearbeiten 1350 wandte sich David II an Papst Clemens VI Der Papst sollte den franzosischen Konig Philipp VI bewegen dass die Franzosen die Freilassung des schottischen Konigs als Voraussetzung fur einen Waffenstillstand im Krieg mit England fordern sollten Der Papst gab diese Forderung an den franzosischen Konig weiter doch dieser ignorierte sie 1350 durfte der ebenfalls in Gefangenschaft geratene William Douglas of Liddesdale vermutlich nach Schottland reisen um den schottischen Magnaten die Forderung Eduards III nach einem Losegeld in Hohe von 40 000 zu uberbringen 4 Dazu bestand der englische Konig auf seiner Forderung dass er der Erbe bei einem kinderlosen Tod von David II sein wurde Diese Forderung bedrohte die schottische Unabhangigkeit doch David II erhoffte sich dass eine Anerkennung dieser Forderung die Losegeldsumme weiter reduzieren und die weiteren Forderungen des englischen Konigs abmildern wurde Da David II noch jung war erwartete er auch dass er noch Kinder und damit selbst Erben bekommen konne Eine mogliche Thronfolge des englischen Konigs zerstorte jedoch die Hoffnung von Robert Steward dem Guardian und Neffen des Konigs der gemass einer 1318 getroffenen Vereinbarung bislang der Thronerbe des schottischen Konigs war Die Verhandlungen uber die Freilassung von David II zogen sich deshalb weiter in die Lange Vor Februar 1352 durfte David II selbst nach Schottland reisen In einem Parlament versuchte er vergeblich seine Barone zur Annahme der englischen Forderungen zu bewegen Anschliessend kehrte er vereinbarungsgemass vor dem 22 Juni 1352 als Gefangener in den Tower of London zuruck 5 Eduard III milderte daraufhin seine politischen Forderungen unter anderem schlug er vor dass Schottland bei einem kinderlosen Tod von David II an einen seiner jungeren Sohne fallen solle Durch diese Erbfolge wurde Schottland ein eigenes Reich bleiben 6 Dann reduzierte der englische Konig seine politischen Forderungen noch weiter und nach weiteren Verhandlungen am 13 Juli 1354 unterzeichneten schottische und englische Unterhandler in Berwick eine Absichtserklarung nach der David II gegen die Zahlung eines Losegelds von 90 000 Mark umgerechnet 60 000 freikommen sollte Die Summe sollte in neun Jahresraten gezahlt werden und zur Absicherung der Zahlung sollten die Schotten zwanzig hochrangige Geiseln stellen Dazu sollte ein zehnjahriger Waffenstillstand gelten Der englische Konig traf schon Vorbereitungen dass David II im Oktober 1354 in Newcastle einer schottischen Delegation ubergeben wurde doch dann liessen offenbar die Schotten die abschliessenden Verhandlungen scheitern Sie setzten stattdessen auf eine Wende im Krieg zwischen England und Frankreich Tatsachlich erreichte 1355 eine kleine franzosische Streitmacht Schottland Zusammen mit den Franzosen eroberten einige schottische Magnaten Ende 1355 Berwick Daraufhin fuhrte der englische Konig ein Heer nach Norden worauf die Schotten im Januar 1356 die Stadt wieder raumten Anschliessend fuhrte der englische Konig einen erfolglosen aber zerstorerischen Vorstoss bis nach Haddington Die Schotten antworteten darauf mit neuen Raubzugen nach Nordengland Als nun die Gefahr bestand dass es erneut zu einem zerstorerischen Grenzkrieg zwischen England und Schottland kommen wurde besiegte der englische Thronfolger Edward of Woodstock den franzosischen Konig Johann im Oktober 1356 in der Schlacht von Poitiers und nahm ihn gefangen Damit verschwanden endgultig die Hoffnungen der Schotten mit Unterstutzung Frankreichs die Freilassung ihres Konigs zu erreichen Am 17 Januar 1357 ernannte eine von Robert Steward geleitete Ratsversammlung die Mitglieder einer Gesandtschaft die neue Verhandlungen uber die Freilassung von David II fuhren sollte nbsp David II rechts huldigt Eduard III Buchmalerei um 1410Neue Verhandlungen 1357 und Vertragsabschluss in Berwick BearbeitenDie schottische Gesandtschaft erreichte im Mai 1357 London Das Ergebnis ihrer Verhandlungen wurde vor dem 26 September 1357 in einer neuen Ratsversammlung in Edinburgh diskutiert Dann wurden sechs Gesandte bestimmt die die abschliessenden Verhandlungen in Berwick fuhren sollten Am 28 September 1357 wurde David II nach Berwick gebracht wo am 3 Oktober das Abkommen uber seine Freilassung besiegelt wurde Danach sollte Schottland insgesamt 100 000 Mark Losegeld zahlen das ab Mittsommer 1358 in zehn Jahresraten gezahlt werden sollte David II sollte unmittelbar nach Vertragsschluss freikommen doch zur Sicherung der Zahlung des Losegelds mussten die Schotten zwanzig hochrangige Geiseln stellen Die Geiseln sollten ritterlich behandelt werden doch selbst die Kosten fur ihre Geiselhaft tragen Die Geiseln durften von Zeit zu Zeit ausgetauscht werden Bis zur vollstandigen Bezahlung des Losegelds sollte ein Waffenstillstand gelten Falls Schottland mit der Losegeldzahlung in Verzug geraten sollte dann sollte sich David II wieder in englische Gefangenschaft begeben mussen Dazu wurden den Schotten bei einem Vertragsbruch strenge kirchliche Sanktionen angedroht Auf weitergehende politische Forderungen verzichtete der englische Konig da er erkannt hatte dass die Schotten sie kaum akzeptieren wurden 7 Nach der Besiegelung des Abkommens wurde David II am 7 Oktober 1357 nach fast elfjahriger Gefangenschaft frei gelassen 8 Am 6 November 1357 erkannte ein in Scone versammeltes schottisches Parlament den Vertrag an Bei diesem Parlament waren erstmals Vertreter aller drei Stande Pralaten Magnaten und Vertreter der Stadte vertreten 9 Folgen BearbeitenDer Vertrag von Berwick beinhaltete nur einen Waffenstillstand Die schottische Konigin Johanna reiste zu Friedensgesprachen zu ihrem Bruder dem englischen Konig und im Februar 1359 reiste David II selbst zu neuen Verhandlungen nach London Diese Verhandlungen uber einen Friedensschluss blieben aber erfolglos Daraufhin nahmen die Schotten 1359 wieder Kontakt mit Frankreich auf Nach einem neuen englischen Feldzug in Frankreich musste dieses aber 1360 den Vertrag von Bretigny und damit einen langjahrigen Waffenstillstand mit England schliessen 10 Dennoch stoppten die Schotten nach 1360 die Zahlung der Raten des Losegelds 1365 kam es zu neuen Verhandlungen mit England worauf ein neuer bis Februar 1370 befristeter Waffenstillstand vereinbart wurde Die Schotten mussten am 20 Mai 1365 einer Erhohung der Losegeldsumme um ein Drittel auf 100 000 zustimmen Dafur sollte das Losegeld ab dem 2 Februar 1366 in jahrlichen Raten von nur noch 4000 gezahlt werden 11 Als der 1365 vereinbarte vierjahrige Waffenstillstand 1370 auszulaufen drohte erfolgten neue Verhandlungen In diesen erreichten die Schotten 1369 dass die Hohe des noch zu zahlenden Losegelds auf 56 000 Mark reduziert wurde Dies bedeutete wieder eine Verringerung der Gesamtsumme um ein Drittel von 100 000 auf 100 000 Mark Die verbliebene Summe sollte nun in vierzehn Jahresraten zu je 4000 Mark gezahlt werden Als David II am 22 Februar 1371 starb war nur etwa die Halfte des ursprunglich vereinbarten Losegelds gezahlt worden Der neue Konig Robert II der ehemalige Guardian schloss zwar am 28 Oktober 1371 den Vertrag von Vincennes mit Frankreich in dem er das gegen England gerichtete Bundnis bekraftigte Dann stimmte er jedoch einer Verlangerung des Waffenstillstands mit England bis 1384 und der Weiterzahlung des Losegelds in jahrlichen Raten von 4000 Mark zu Nach dem Tod von Eduard III 1377 zahlten die Schotten noch einmal mit 2000 Mark die Halfte der vereinbarten Rate des Losegelds danach stoppten sie endgultig die Ratenzahlungen Damit blieben 24 000 Mark des Losegelds unbezahlt Aufgrund der unruhigen innenpolitischen Lage wahrend der Herrschaft von Richard II ergriff die englische Regierung zunachst aber keine weiteren Massnahmen 12 Bereits 1378 begann mit gegenseitigen Uberfallen ein neuer langanhaltender Grenzkrieg in den Scottish Borders Als der Waffenstillstand am 2 Februar 1384 endgultig auslief kam es erneut zu offenen Feindseligkeiten doch die Englander unternahmen nicht mehr den ernsthaften Versuch Schottland zu erobern Die Konflikte zwischen England und Schottland dauerten aber mit Unterbrechungen bis ins 16 Jahrhundert an Einzelnachweise Bearbeiten A A M Duncan Honi soit qui mal y pense David II and Edward III 1346 52 In The Scottish Historical Review 67 1988 S 115 Ranald Nicholson Scotland The later Middle Ages Oliver amp Boyd Edinburgh 1974 S 156 A A M Duncan Honi soit qui mal y pense David II and Edward III 1346 52 In The Scottish Historical Review 67 1988 S 122 A A M Duncan Honi soit qui mal y pense David II and Edward III 1346 52 In The Scottish Historical Review 67 1988 S 121 Ranald Nicholson Scotland The later Middle Ages Oliver amp Boyd Edinburgh 1974 S 158 A A M Duncan Honi soit qui mal y pense David II and Edward III 1346 52 In The Scottish Historical Review 67 1988 S 136 A A M Duncan Honi soit qui mal y pense David II and Edward III 1346 52 In The Scottish Historical Review 67 1988 S 138 Ranald Nicholson Scotland The later Middle Ages Oliver amp Boyd Edinburgh 1974 S 163 The Scotish Parliament Past and Present Abgerufen am 4 Dezember 2019 Ranald Nicholson Scotland The later Middle Ages Oliver amp Boyd Edinburgh 1974 S 167 Ranald Nicholson Scotland The later Middle Ages Oliver amp Boyd Edinburgh 1974 S 172 Ranald Nicholson Scotland The later Middle Ages Oliver amp Boyd Edinburgh 1974 S 195 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vertrag von Berwick 1357 amp oldid 215753468