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Im Vertrag von Amsterdam vom 15 August 1717 bestatigten Preussen Russland und Frankreich gegenseitig ihren Besitzstand in der Erwartung der unvermeidlichen Niederlage Schwedens im Grossen Nordischen Krieg Frankreich sicherte seine Neutralitat in der Endphase des Grossen Nordischen Krieges zu Europa im Jahr 1701 Inhaltsverzeichnis 1 Machtepolitischer Hintergrund 2 Vertragsverhandlungen 3 Vertragsinhalt 4 Folgen 5 LiteraturMachtepolitischer Hintergrund BearbeitenIm Fruhjahr 1717 begab sich Zar Peter I uber Holland nach Frankreich Dort versuchte Peter seinen militarischen Erfolg uber Schweden zunachst durch Einbindung Russlands in das europaische Staatensystem zu vollenden Der Zar hatte schon bei verschiedenen Gelegenheiten seinen Wunsch geaussert mit Frankreich in Verbindung zu treten Frankreich war enger Verbundeter Schwedens und befand sich seit 1700 in andauerndem Kriegszustand mit Russland Folglich wich Frankreich einer Bundniszusage mit Russland aus Aus der Einsicht Peters I in die Funktion Schwedens im fruhneuzeitlichen Staatensystem als Teil der franzosischen Barriere de l Est zog er die Folgerung dass Russland nach dem machtepolitischen Niedergang Schwedens dessen Platz an der Seite Versailles einnehmen sollte Um auf England Hannover das wegen der Besetzung Mecklenburgs die russische Politik mit Besorgnis verfolgte einen Druck ausuben zu konnen und sich auch weiterhin die Rolle des Vermittlers im Nordischen Krieg zu sichern war man in Frankreich gegen Ausgang des Jahres 1716 zu einem Abkommen mit Russland bereit Aus russischer Sicht lag es nahe sich bei diesen Abmachungen der Vermittlung Preussens zu bedienen das mit Russland in engem Einvernehmen stand und mit Frankreich soeben einen vor Russland allerdings geheim gehaltenen Vertrag abgeschlossen hatte Preussen hatte mit Frankreich eine Stutze gegen Osterreich und Schweden gewonnen so dass ein Beitritt zu dieser Verbindung auch von Peter sehr erwunscht war und Preussen zugleich als Scharnier fur die Allianz der beiden Flugelmachte dienen konnte Vertragsverhandlungen BearbeitenDie Verhandlungen wurden unter der Vermittlung des preussischen Gesandten Friedrich Ernst zu Innhausen und Knyphausen Anfang 1717 im Haag eroffnet wo sich zeitgleich auch der Zar aufhielt Von Anfang an zeigte man auf franzosischer Seite kein Engagement zum Abschluss zu kommen da man eben damals die Tripelallianz mit den Seemachten einging mit der Frankreich sich den Gesichtspunkten der englischen Politik anpasste Auch durch die Anwesenheit des Zaren in Paris im Fruhjahr 1717 wurden die Verhandlungen nicht wesentlich gefordert und die franzosische Regierung erklarte sich nur zum Abschluss eines blossen Freundschaftsvertrages bereit nachdem sie die russischen Forderungen vor allem die Garantie der russischen Eroberungen und die Zahlung von Subsidiengeldern abgelehnt hatte Der preussische Bevollmachtigte Knyphausen trat je langer sich die Verhandlungen hinzogen in den Hintergrund weil Preussen dem franzosischen Angebot in die Tripelallianz einzutreten nicht abgeneigt war und deshalb die Forderungen Russlands nicht entschieden unterstutzen wollte Als dann im Juni noch vor der Abreise des Zaren aus Paris die franzosischen und russischen Bevollmachtigten einig geworden waren erklarte Knyphausen zur Unterzeichnung des Abkommens noch nicht bereit zu sein da er die notigen Instruktionen aus Berlin noch nicht empfangen habe Auf Grund der Prufung des Projekts das ubrigens in Berlin nicht durch Knyphausen sondern durch den bestandig zum Abschluss drangenden russischen Gesandten Gabriel Iwanowitsch Golowkin vorgelegt wurde wurde der preussische Vertreter am 10 Juli zur Unterzeichnung des Vertrages ermachtigt gleichzeitig wurde ihm aufgegeben von franzosischer Seite eine Erklarung zu verlangen dass der Artikel zwei des Nebenrezesses nicht gegen die Vereinbarung verstosst die zuletzt im Vertrag mit Frankreich zu Stettin festgelegt wurde Nachdem sich die franzosische Regierung zur Ausstellung dieser Erklarung bereit erklart hatte erfolgte am 15 August in Amsterdam wo sich der Zar aufhielt die Unterzeichnung des Vertrages durch die Bevollmachtigten der drei Regierungen Vertragsinhalt BearbeitenDer Vertrag wurde in Franzosisch gefertigt und besteht aus sechs Artikel und drei Geheimartikel Preussen Russland und Frankreich bestatigen gegenseitig ihren Besitzstand in der Erwartung der unvermeidlichen Niederlage Schwedens im Grossen Nordischen Krieg Frankreich sicherte seine Neutralitat in der Endphase des Grossen Nordischen Krieges zu Folgen BearbeitenMit diesem Vertrag trat Russland in die europaische Bundnispolitik ein Damit hatte Peter I einen wichtigen diplomatischen Erfolg erreicht und sein internationales Prestige gefestigt Nun ausserte auch England den Wunsch einer Annaherung an das Zarenreich man furchtete in London durch die Franzosen aus dem russischen Handel verdrangt zu werden und jeglichen Einfluss auf den baltischen Raum zu verlieren Weitergehende Bedeutung erlangte der Vertrag allerdings nicht auch weil seine Bestimmungen allgemein und unverbindlich waren Literatur BearbeitenWolfgang Neugebauer Hrsg Handbuch der preussischen Geschichte Band 3 Vom Kaiserreich zum 20 Jahrhundert und grosse Themen der Geschichte Preussens Walter de Gruyter Berlin u a 2001 ISBN 3 11 014092 6 Valentin Gitermann Geschichte Russlands Band 2 Europaische Verlags Anstalt Frankfurt am Main 1965 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vertrag von Amsterdam 1717 amp oldid 223314106