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Venus und Mars ist ein Gemalde von Sandro Botticelli das um 1485 entstand Es befindet sich seit 1874 in der National Gallery in London Inventar Nr NG 915 Die Tafel gehort zu den bedeutendsten Zeugnissen fur den kunstlerischen Wandel in der Florentiner Malerei des fortgeschrittenen 15 Jahrhunderts die die Entwicklung von einer betont burgerlichen zu einer hofischen Kultur widerspiegelt Sandro Botticelli Venus und Mars National Gallery LondonVenusMars Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Bildbeschreibung 3 Deutungen 4 Rezeption 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenUber die Provenienz und das Entstehungsdatum des Bildes ist nur wenig bekannt In der Kunstwissenschaft wird in der Regel eine Entstehung nach Botticellis Ruckkehr von seinem Romaufenthalt 1482 angenommen und ein damit zusammenhangender Einfluss seines Studiums antiker Sarkophage mit ihren Aktdarstellungen auf die Figur des Mars Das Bild ist zu sehen im Zusammenhang mit anderen Bildern aus dieser Epoche in denen er sich mit mythologischen Themen auseinandersetzt wie Die Geburt der Venus Primavera oder Minerva und Kentaur Vom Format und Ausmass des Bildes lasst sich folgern dass es sich um ein Spalliera bzw ein Cassone Bild handelt mit dem die Hochzeitstruhen von Damen der Florentiner Gesellschaft ausgestattet waren Einen moglichen Hinweis auf den Auftraggeber des Bildes konnten die Wespen it vespe in der oberen rechten Bildecke uber dem Kopf des Mars geben als Anspielung auf eine Hochzeit im Florentiner Haus Vespucci mit dem Botticelli freundschaftlich verbunden war 1 Einen topographischen Hinweis auf einen Zusammenhang mit Florenz gibt die im blauen Dunst der Ferne dargestellte Stadt mit der Kuppel des Florentiner Doms Bildbeschreibung BearbeitenAuf dem querformatigen Gemalde lagert eine elegant gekleidete Frau auf einer Wiese Sie stutzt sich mit dem rechten Arm auf ein rotseidenes Kissen die linke Hand ruht entspannt auf ihrem Oberschenkel Ihr gegenuber liegt ausgestreckt ein nackter junger Mann in tiefem Schlaf Seine Lenden sind von einem weissen Tuch nur lose bedeckt Umgeben ist das Paar von Satyrkindern die mit den abgelegten Waffen des Mannes und einem Muschelhorn spielen Dargestellt sind hier in symmetrischer Anordnung Venus und Mars das beruhmte mythologische Liebespaar nach dem Liebesakt so wie es Reposianus 3 5 Jh n Chr und andere antike Schriftsteller beschrieben haben 2 Venus ist bekleidet mit einem fliessenden weissen Gewand das mit Goldborten gesaumt und reich verziert ist Am Brustausschnitt tragt sie eine goldene Brosche aus einem mit Perlen umgebenen Edelstein welche die beiden dunnen Zopfe ihrer Frisur die auf ihre Brust herunterfallen fixiert Aus ihrem kunstvoll mit Flechten gebandigten blonden Haar haben sich Strahnen gelost die in Ringellocken auf Brust und Schultern fallen Mars liegt in tiefem Schlaf auf seinem roten Mantel der Mund ist leicht geoffnet der schwere Kopf ist weit zuruck an einen Baumstamm gelehnt wodurch Hals und Kehle vollig schutzlos werden Zu den Haupten der beiden Personen wachsen Myrtenbusche und Myrtenzweige die in der antiken Mythologie der Gottin Aphrodite geweiht waren und mit denen seit der Antike die Braut bei der Hochzeit geschmuckt wurde Aus dem hohlen Baum am Kopf des Mars schwirrt eine Schar von Wespen Im Hintergrund eroffnet sich der Blick auf eine weite Landschaft mit einer Stadtsilhouette und einem Gebirgszug am Horizont Mars der Kriegsgott ist von Venus der Gottin der Liebe uberwunden worden Aller Waffen beraubt die Faune im Mittelgrund davontragen und als Aktfigur dargestellt verkorpert er das Ideal Schone fern aller Wehrhaftigkeit Venus dagegen ist reich gewandet wie eine junge Dame aus vornehmem Haus und damit dem Bereich des Erotischen weitgehend entzogen Deutungen BearbeitenGedeutet werden kann das Bild als Allegorie auf die Befriedung kriegerischen Handelns durch die Liebe Die Liebe im Sinne Platons als geistige Macht verstanden hat die Schrecken des Krieges und der Gewalt uberwunden Venus hat Mars gezahmt die Liebe hat uber die Gewalt gesiegt Antike Philosophie und christliches Weltverstandnis gehen in der neuplatonischen Philosophie die im Florenz der Medici gepflegt wurde eine Verbindung ein wie es Botticelli in seinem Bild veranschaulicht nbsp Piero di Cosimo Venus Mars und AmorRezeption BearbeitenPiero di Cosimo lehnt sich in der Komposition seines Bildes Venus Mars und Amor ebenfalls ein Cassone oder Spallierabild entstanden um 1505 in Florenz stark an Botticellis Bilderfindung an Allerdings fehlen bei Botticelli alle Anspielungen auf den Liebesbetrug von Mars und Venus wie ihn Homer in seiner Odyssee erzahlt und der zu einem haufig erzahlten Bildthema in der abendlandischen Kunst geworden ist Literatur BearbeitenManfred Wundram Malerei der Renaissance Herausgegeben von Ingo F Walther Benedikt Taschen Verlag Koln u a 1997 ISBN 3 8228 8194 5 S Hannelore Nutzmann Alltag und Feste Florentinische Cassone und Spallieramalerei aus der Zeit Botticellis Bilder im Blickpunkt Staatliche Museen zu Berlin Preussischer Kulturbesitz Berlin 2000 ISBN 3 88609 294 1 Die spaten mythologischen Bilder In Frank Zollner Botticelli Beck Munchen 2009 ISBN 978 3 406 59112 9 S 80 91 Weblinks BearbeitenVenus und Mars bei der National GalleryEinzelnachweise Bearbeiten Christina Acidini Fur ein bluhendes Florenz Botticellis mythologische Bilder In Botticelli Ausstellung Stadel Museum Frankfurt am Main 2009 S 88 90 Lucius Cristante Hrsg und Ubers Reposiani Concubitus Marti et Veneris Rom 1999 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Venus und Mars Botticelli amp oldid 228456804