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Im Boots und Schiffbau bezeichnet Unsinkbarkeit die Eigenschaft eines Wasserfahrzeuges in vollgelaufenem Zustand schwimmfahig zu bleiben da es durch Verwendung von Auftriebskorpern oder Holz eine geringere mittlere Dichte als Wasser hat Unsinkbarkeit spielt in der Berufsschifffahrt abgesehen von Ausnahmen wie Rettungsbooten oder bestimmten Wasserfahrzeugen fur die Feuerwehr im Gegensatz zur Sportschifffahrt keine Rolle da der notige Aufwand bei grosseren Rumpfen uberproportional steigt Blick auf den luftgefullten Auftriebstank eines 420ers mit offener WartungsoffnungBei dieser Piaf sind nach dem Abschrauben der Querducht die Offnung zum Ausschaumen der Langsducht und etwas Schaum erkennbarEin fester Auftriebskorper aus Polystyrol auf einem Fam JollenkreuzerGekenterte Jolle mit korrekt bemessenem Auftrieb Der Mast liegt annahernd flach auf dem Wasser die Mannschaft kann das Schwert gut erreichen Gekenterte Jolle mit zu viel Auftrieb das Schwert ist schwer erreichbar die Gefahr des Durchkenterns ist erhoht Schema eines Bootes mit gunstiger Verteilung der Auftriebskorper Unsinkbares Rettungsboot Inhaltsverzeichnis 1 Unsinkbarkeit im Bootsbau 1 1 Definition 1 2 Ubliche Arten von Auftriebskorpern 1 3 Probleme bei der Bemessung und Verteilung des Auftriebs 1 4 Segeln im vollstandig gefluteten Boot 1 5 Unsinkbarkeit als Sicherheitsfaktor 2 Weitere Bedeutungen 3 Siehe auch 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseUnsinkbarkeit im Bootsbau BearbeitenDefinition Bearbeiten In der Fachliteratur ist der Begriff Unsinkbarkeit nicht eindeutig geklart 1 In Deutschland darf sich jedes Boot unsinkbar nennen das in vollgelaufenem Zustand schwimmt unabhangig davon ob es in diesem Fall noch seine Besatzung tragen kann oder dabei in einer normalen stabilen Schwimmlage verbleibt um einen sicheren Hafen anlaufen zu konnen Tests dieser Schwimmfahigkeit sind in Deutschland nicht vorgeschrieben Es werden selbst Boote als unsinkbar beworben die einmal mit Wasser vollgelaufen unter der Wasseroberflache schwimmen so dass nur Teile der Aufbauten oder der Mast uber Wasser bleiben 2 In den Bootsbaubestimmungen der franzosischen Handelsmarine Marine Marchande ist der Begriff Unsinkbarkeit hingegen genau definiert Ein Boot gilt dort nur als unsinkbar wenn es in vollstandig geflutetem Zustand in seiner normalen stabilen Schwimmlage verbleibt dabei die maximal zulassige Personenzahl tragt und nicht kentert wenn sich alle Personen auf der gleichen Seite des Bootes befinden 1 Ausserdem muss es einen Restfreibord als Freibord wird jener Teil der Bordwand bezeichnet der aus dem Wasser emporragt von 3 der Rumpflange aufweisen und bis 80 Krangung selbstaufrichtend sein 3 Diese Eigenschaften werden vom Bureau Veritas getestet und zertifiziert 4 Ubliche Arten von Auftriebskorpern Bearbeiten Da Holz meist nicht genugend Auftrieb liefert um Unsinkbarkeit zu erreichen mussen Auftriebskorper im Boot verteilt werden Es gibt verschiedene Varianten 2 Schaffung wasserdichter luftgefullter Kammern im Rumpf Vorteile optimale Raumausnutzung keine Verankerungsprobleme Nachteile Funktionsverlust bei mangelhafter Abdichtung oder Riss der Kammer Aufblasbare Auftriebskorper typischerweise aus PVC sogenannte Luftsacke Neben den erhaltlichen Standardmassen werden Massanfertigungen eingesetzt um der Rumpfform gerecht zu werden und das Raumangebot voll zu nutzen Ausser standig gefullten Auftriebskorpern existieren Systeme mit CO2 Patronen die sich bei Wasserkontakt ahnlich einer automatisch auslosenden Rettungsweste selbst aufblasen 5 Vorteile billig nachtraglicher Einbau einfach Nachteile mussen verankert oder auf andere Weise gesichert werden Funktionsverlust bei Beschadigung Verwendung von festen Auftriebskorpern aus geschlossenblasigem Festschaum Polystyrol oder vergleichbarem Material Vorteile kein Leckschlagen moglich Nachteile Die Auftriebskorper konnen feucht werden der Schaum kann einen kleinen Teil seines Eigengewichtes an Wasser aufnehmen mussen verankert oder auf andere Weise gesichert werden Ausschaumung von Hohlraumen mit speziellem geschlossenblasigem Polyurethanschaum Dabei kann kein sogenannter Bauschaum oder Montageschaum verwendet werden da dieser offenporig ist Vorteile optimale Raumausnutzung durch den Schaum kein Leckschlagen moglich keine Verankerungsprobleme Nachteile kann feucht werden und Korrosion nach sich ziehen Der englische Kapitan Frederick Marryat entwarf 1820 ein Rettungsboot das mit Luftkammern und Korkeinlagen besonders schwimmfahig ausgelegt war Das Prinzip ist ausfuhrlicher beschrieben in Dodsley s Annual Register 6 Ein Modell 7 davon ist im National Maritime Museum in Greenwich London ausgestellt Probleme bei der Bemessung und Verteilung des Auftriebs Bearbeiten Die Menge der verwendeten Auftriebskorper muss genau auf das Boot abgestimmt sein bei zu wenig Auftrieb liegt das Boot zu tief im Wasser zu starker Auftrieb kann das Wiederaufrichten eines gekenterten Bootes erschweren oder unmoglich machen durch Stabilisierung in einer falschen Lage 8 Soll die normale Schwimmlage des Bootes gewahrleistet bleiben und nach einer Kenterung das Aufrichten nicht behindert werden muss der Auftrieb korrekt auf den Rumpf verteilt werden Empfohlen wird die Konzentration des Auftriebs auf Bug und Heck anstatt auf die Seiten des Bootes was gerade bei Jollen aus praktischen Grunden oft nur schwer moglich ist 8 Erleichtert wird die Verteilung des Auftriebs durch die Verwendung von Innenschalen beim Bau des Bootes 2 4 Die dadurch entstehenden Hohlraume werden im Yachtbau meist ausgeschaumt oder mit Festschaum gefullt und oft zusatzlich abgedichtet um Feuchtwerden des Schaumes und die damit verbundene Geruchsbelastigung zu verhindern 2 Segeln im vollstandig gefluteten Boot Bearbeiten Wahrend einige Yachten in vollgelaufenem Zustand voll manovrierfahig bleiben 3 konnen die meisten unsinkbaren Boote in geflutetem Zustand nicht mehr gesegelt werden oder bestenfalls auf raumen Kursen mit Wind von schrag hinten 2 Wasser das unter Deck umherschwappt verstarkt das Rollen des Bootes besonders bei achterlichem Wind und kann bei Wenden Halsen oder schnellen Kursanderungen zum Kentern fuhren 3 Selbst bei bester Verteilung des Auftriebs neigen geflutete Boote zum Unterschneiden also zum Eintauchen des kompletten Bugs unter die Wasseroberflache 8 Unsinkbarkeit als Sicherheitsfaktor Bearbeiten Zumindest bei Wassertemperaturen die ein langeres Uberleben erlauben und bei stabiler Schwimmlage ist ein unsinkbares Boot sicherer als ein sinkbares Aber bei niedrigen Wassertemperaturen verringert sich die Uberlebenszeit im Wasser und damit im vollgelaufenen Boot wegen Unterkuhlungsgefahr 2 Die Unsinkbarkeit eines Bootes erlaubt keine Aussagen uber seine Seetuchtigkeit Ausserdem konnen andere Grunde als Wassereinbruch dazu fuhren dass ein Boot verlassen werden muss so sind die haufigsten Grunde fur die Aufgabe eines Bootes Feuer und Strandung 2 3 Daher macht die Unsinkbarkeit einer Yacht auf entsprechenden Revieren eine Rettungsinsel nicht uberflussig Weitere Bedeutungen BearbeitenAllgemein wird mit Unsinkbarkeit oft die Titanic in Verbindung gebracht obwohl diese nicht als unsinkbares Schiff konstruiert wurde Dieser Mythos beruht auf der Schwimmfahigkeit des Schiffs mit zwei gefluteten Abteilungen von insgesamt 16 die in der Presse zur Unsinkbarkeit umgedeutet wurde Gerade in der Presse werden immer wieder Schiffe oder Olbohrinseln als unsinkbar oder praktisch unsinkbar bezeichnet wenn aufgrund ihrer Grosse oder Seetuchtigkeit ein Sinken als unwahrscheinlich angesehen wird Ein jungeres Beispiel dafur sind moderne Darstellungen das Segelschiff Pamir habe seinerzeit als unsinkbar gegolten 9 Im Borsenjargon ist Unsinkbarkeit ein Ideologem das ein hohes Mass an Sicherheit proklamiert Beispiel fur diese Begriffsverwendung ist das osterreichische Wirtschaftsblatt mit einer eigenen Rubrik Unsinkbar Siehe auch BearbeitenSelbstlenzendWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Unsinkbarkeit Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Unsinkbarkeit Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten a b Torsten Moench Was heisst hier unsinkbar Memento vom 28 September 2007 im Internet Archive PDF 89 8 KB a b c d e f g Harald Schwarzlose Kleine Yachten 2 Auflage Delius Klasing Verlag Bielefeld 1997 ISBN 3 7688 0904 8 a b c d Fridtjof Gunkel Unsinkbarkeit Havarie ohne Not In Yacht Nr 9 18 April 2007 Delius Klasing Verlag Bielefeld ISSN 0043 9932 S 28 35 a b Etap Yachting Unsinkbarkeit Memento vom 28 Februar 2007 im Internet Archive aktuelle Homepage Boats com The Truth About Unsinkable Boats Memento vom 27 September 2007 im Internet Archive Internet 2007 Dodsley s Annual Register Band 62 von 1820 auf S 1372 Modell des Bootes auf nmm ac uk a b c Schult Creagh Osbourne Das ist Segeln 8 Auflage Delius Klasing Verlag Bielefeld 1990 ISBN 3 7688 0684 7 Cinefacts de Der Untergang der Pamir aktuelle Homepage nbsp Dieser Artikel ist als Audiodatei verfugbar source 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