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Die Unruhen in Temirtau waren gewalttatige Unruhen in der sowjetischen Stadt Temirtau in der Kasachischen SSR zwischen dem ersten und vierten August 1959 Sie entzundeten sich am Protest von Arbeitern die die schlechten Arbeitsbedingungen und eine mangelnde Grundversorgung beim Bau eines metallurgischen Kombinats anprangerten Wahrend der dreitagigen Unruhen kamen 16 Menschen ums Leben mehrere Hundert wurden verletzt Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Verlauf 3 Folgen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseHintergrund Bearbeiten1942 wurde Temirtau als Standort fur ein neues metallurgisches Kombinat bestimmt Die neue Anlage sollte in der Nahe des Kraftwerks Karaganda errichtet werden Fur die Realisierung des Projekts wurden zahlreiche junge Arbeiter aus verschiedenen Regionen der Sowjetunion rekrutiert Die meisten davon waren zwischen 17 und 20 Jahren alt 1 So galt das Werk als Projekt des Komsomol fur das Arbeiter der nachsten Generation den Kommunismus innerhalb der nachsten 20 Jahre aufbauen sollten 2 Mit dem Zuzug von Arbeitern wuchs auch die Einwohnerzahl von Temirtau stark an hatte der Ort 1939 noch 5000 Einwohner waren es 20 Jahre spater bereits 54 000 Menschen die in der Stadt lebten Die meisten der Arbeiter waren in einfachsten Verhaltnissen untergebracht Viele davon lebten in einfachen Zelten Eisenbahnwaggons oder in Baracken ohne Trinkwasserversorgung oder Toiletten Dazu kamen die klimatischen Verhaltnisse der Region wo es im Winter extrem kalt und im Sommer sehr heiss wird Zudem gab es keinerlei Beschaftigungsmoglichkeiten in der Freizeit der Arbeiter uber kulturelle Einrichtungen verfugte Temirtau nicht Auch die Arbeitsbedingungen selbst waren schlecht So kam es haufig zu Arbeitsunterbrechungen technischen Problemen und Unfallen auf der Baustelle Aufgrund dieser Bedingungen war auch der Wechsel an Arbeitskraften sehr hoch Unter den Arbeitern fuhrten die schlechten Arbeits und Lebensbedingungen zu Alkoholismus Glucksspiel und zu gewalttatigen Auseinandersetzungen 3 4 Obwohl Parteifunktionare von den schlechten Zustanden auf der Baustelle wussten stellten sie die Situation nach aussen hin als positiv dar Die Fuhrung vor Ort wollte nicht oder wusste nicht wie sie Bedingungen fur die Arbeiter verbessern konnte Sie weigerte sich zudem auch oft auf die Beschwerden daruber einzugehen Durch die mangelnde Versorgung der Menschen kam es haufiger zu Unterschlagung und Veruntreuung auf der Baustelle 5 Verlauf BearbeitenAm 1 August 1959 kam die Arbeiter einer der Zeltsiedlungen nach Hause und fanden kein Wasser zum Trinken und Waschen vor War dies keine Seltenheit gewesen folgte auf diesen Umstand diesmal eine wutende Reaktion der Arbeiter Eine Gruppe junger Arbeiter brach in ein Nebengebaude der Cafeteria ein und begann das darin gelagerte Kwas zu trinken Nachdem immer mehr Arbeiter hinzukamen und nichts mehr von dem Getrank ubrig war brach die Menge in die Cafeteria ein und begann dort zu plundern Gegen drei Uhr morgens traf die Polizei ein und begann die Menschenmenge aufzulosen Dabei wurden zwei junge Manner festgenommen die aber nicht an den Plunderungen beteiligt gewesen waren 6 Am Morgen des 2 August versammelten sich erneut hunderte Arbeiter um die zwei festgenommenen Kameraden zu befreien Die Menge zog durch die Stadt zum Polizeirevier das zu dieser Zeit mit nur wenigen Kraften besetzt war Die aufgebrachten Manner verwusteten das Gebaude Zur selben Zeit trafen der Manager des Kombinats und der lokale Parteifunktionar in der Zeltsiedlung ein und trafen sich mit den Arbeitern um die angespannte Situation zu beruhigen Als am Nachmittag scheinbar verunreinigtes Trinkwasser zur Verfugung gestellt wurde begann die Lage erneut zu eskalieren Die aufgebrachte Menge zog erneut zum Polizeirevier wo sie die Freilassung der zwei Gefangenen forderten Dort trafen die auf Soldaten die zum Schutz des Gebaudes abgestellt worden waren Nachdem der Mob begann die Soldaten mit Steinen zu bewerfen zogen sich diese in das Gebaude zuruck Die Menge forderte erneut die Freilassung der beiden jungen Manner worauf sich die Polizei nach Verhandlungen auch eingelassen hatte Besanftigt durch diese Zusage begann sich die Menge zuruckzuziehen und machte sich auf den Weg zuruck zur Zeltsiedlung Auf dem Weg dorthin plunderten einige der Manner ein Geschaft Um Mitternacht randalierten Manner auf der Baustelle und attackierten erneut Geschafte Dabei kam es zu Auseinandersetzungen mit Soldaten bei denen dutzende Arbeiter verletzt wurden In den fruhen Stunden des 3 August verscharfte sich die Lage in der Stadt erneut Der Markt der Stadt wurde angegriffen die Cafeteria und weitere Gebaude niedergebrannt Es kam zu Kampfen zwischen den mittlerweile bewaffneten Arbeitern und Angehorigen des Militars der Polizei und freiwilligen Unterstutzern der Polizei die die offentliche Ordnung wiederherstellen wollten Erst bis zum Abend hatte sich die Lage in der Stadt wieder beruhigt Am Abend trafen weitere Soldaten in Temirtau ein die unter anderem aus Barnaul Nowosibirsk und Omsk eingeflogen wurden Insgesamt trafen rund 5000 Soldaten ein 7 Folgen BearbeitenInfolge der Unruhen verloren offiziellen Angaben zufolge 16 Arbeiter ihr Leben Insgesamt 109 Sicherheitskrafte und 27 Arbeiter wurden verletzt Wahrend der Unruhen wurden 190 Menschen festgenommen von denen die meisten nach kurzer Zeit wieder freigelassen wurden 42 Personen wurden angeklagt Gegen sieben Personen wurde Anklage als Hauptverantwortliche der Unruhen erhoben Gegen zwei Manner wurde als vermeintliche Anfuhrer die Todesstrafe verhangt Im Dezember wurde das Todesurteil durch das Oberste Gericht der UdSSR in 15 Jahre Haft umgewandelt 8 Am 5 August 1959 besuchten Leonid Breschnew und Nikolai Beljajew erster Sekretar des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Kasachischen SSR die Stadt Zwei regionale Parteikader wurden auf Drangen von Beljajew angeklagt Beljajew selbst wurde im Januar 1960 als erster Sekretar des Zentralkomitees entlassen 9 Literatur BearbeitenVladimir Kozlov Elaine McClarnand Mass Uprisings in the USSR Protest and Rebellion in the Post Stalin Years The New Russian history Sharpe Armonk 2002 ISBN 0 7656 0667 4 englisch Erik Kulavig Dissent in the Years of Khrushchev Nine Stories about Disobedient Russians The New Russian history Palgrave Macmillan New York 2002 ISBN 0 333 99037 4 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Kozlov S 32 Kulavig S 125 Kozlov S 32 Kulavig S 126 Kozlov S 32 33 Kozlov S 35 Kulavig S 126 Kozlov S 39 40 Vystuplenie temirtauskih rabochih 1959 god abgerufen am 8 Marz 2019 russisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Unruhen in Temirtau 1959 amp oldid 238012425