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Unipolarinduktion bezeichnet die Trennung von elektrischen Ladungen mithilfe des magnetischen Teiles der Lorentzkraft und das damit verbundene Entstehen einer elektrischen Spannung Obwohl mithilfe von Unipolarinduktion sowohl Gleichspannungen als auch Wechselspannungen erzeugt werden konnen besteht die Hauptanwendung in der Erzeugung von Gleichspannungen Eine typische Anordnung besteht aus einer kreisformigen elektrisch leitfahigen Scheibe die in einem zu ihrer Achse parallelen Magnetfeld rotiert und als Unipolarmaschine bezeichnet wird Inhaltsverzeichnis 1 Unipolarinduktion bei einer Leiterschleife 1 1 Beschreibung 1 2 Liegt ein elektrisches Wirbelfeld vor 2 Unipolarinduktion bei der Faradayscheibe 2 1 Berechnung unter Berucksichtigung der Lorentzkraft 2 2 Berechnung mit der Flussregel 3 Erzeugen von Wechselspannungen 4 Induktionsgesetz und Unipolarinduktion 5 Literatur 6 WeblinksUnipolarinduktion bei einer Leiterschleife BearbeitenBeschreibung Bearbeiten nbsp Bewegter Leiter im magnetischen Feld aus der Sicht des Laborsystems findet keine Induktion statt Die auftretende Spannung ist eine Potentialdifferenz Eine besonders einfache gedachte Anordnung bei der Unipolarinduktion auftritt zeigt die nebenstehende Abbildung Der Leiterstab bewegt sich mit der Geschwindigkeit v displaystyle v nbsp in einem zeitlich und ortlich konstanten Magnetfeld mit der Flussdichte B displaystyle vec B nbsp Die Enden des Leiterstabes sind mit metallischen Schienen verbunden an deren Ende die eingezeichnete Spannung U displaystyle U nbsp gemessen werden kann Fur die folgende Beschreibung wird angenommen dass sich der Beobachter im Laborsystem befindet in dem die metallischen Schienen ruhen Im Leiterstab wirkt aufgrund der magnetischen Komponente der Lorentzkraft eine Kraft F L q v B displaystyle vec F L q vec v times vec B nbsp auf die Elektronen Ladung des Elektrons q e displaystyle q e nbsp die aufgrund der negativen Ladung der Elektronen nach unten zeigt Die Lorentzkraft ermoglicht es dass beim Schliessen des Stromkreises ein elektrischer Strom fliessen kann Im dargestellten offenen Leiterkreis kann im eingeschwungenen Zustand jedoch kein elektrischer Strom fliessen Somit kann die Lorentzkraft nicht die einzige Kraft sein die auf die Elektronen wirkt Der Beobachter im Laborsystem folgert demzufolge dass im bewegten metallischen Leiter zusatzlich zur Lorentzkraft eine Coulombkraft F C q v B displaystyle vec F C q vec v times vec B nbsp vorhanden sein muss die im Leiterstab nach oben zeigt und die Lorentzkraft kompensiert Die Coulombkraft erklart er sich durch eine vorausgegangene Ladungstrennung der Elektronen In einem ohmsch abgeschlossenen Leiterkreis sind die Zusammenhange etwas komplizierter da das magnetische Feld aufgrund des Stromflusses und der Bewegung des Leiters zeitveranderlich wird In vielen praktischen Anordnungen ist jedoch die Induktivitat der Anordnung sehr klein so dass die Flussdichteanderungen vernachlassigt werden konnen Liegt ein elektrisches Wirbelfeld vor Bearbeiten Im Folgenden soll die naheliegende Frage geklart werden ob die am Voltmeter gemessene Spannung U displaystyle U nbsp durch Wirbelfelder mit geschlossenen elektrischen Feldlinien verursacht wird Das Induktionsgesetz A E d s A B t d A displaystyle oint limits partial A vec E mathrm d vec s int limits A frac partial vec B partial t mathrm d vec A nbsp beschreibt wie mit der zeitlichen Anderung der magnetischen Flussdichte B displaystyle vec B nbsp elektrische Wirbelfelder entstehen Da die magnetische Flussdichte fur die beschriebene Anordnung zeitlich konstant ist gilt im vorliegenden Fall B t 0 displaystyle frac partial vec B partial t 0 nbsp Demzufolge entstehen bei der gleichformigen Bewegung des Leiterstabes keine elektrischen Wirbelfelder Obwohl die genannte Argumentation sachlich richtig und rechnerisch leicht nachprufbar ist scheint sie dennoch auf den ersten Blick zu einem unuberwindlichen Widerspruch zu fuhren der folgendermassen beschrieben werden kann In der beschriebenen Anordnung lasst sich an den Klemmen zwischen den Schienen eine elektrische Spannung U displaystyle U nbsp messen Demzufolge existiert zwischen den Klemmen in der Luft eine elektrische Feldstarke E 0 displaystyle vec E neq 0 nbsp Verbindet man die Klemmen jedoch in Gedanken uber einen Weg der dem metallischen Leiter und dem Leiterstab folgt so herrscht entlang dieses Weges kein elektrisches Feld Schliesslich sind metallische Leiter nahezu frei von elektrischen Feldern Setzt man somit die unter 1 und 2 beschriebenen Wege zu einem geschlossenen Umlaufweg s displaystyle s nbsp zusammen so gilt fur diesen s E d s 0 displaystyle oint limits s vec E mathrm d vec s neq 0 nbsp dd Demzufolge scheint es also doch geschlossene Feldlinien zu geben Der scheinbare Widerspruch lasst sich mithilfe der speziellen Relativitatstheorie auflosen Die wesentliche Fehlannahme die zu dem scheinbaren Widerspruch fuhrt besteht darin dass der als ideal leitfahig angenommene metallische Leiterstab frei von elektrischen Feldern sei Tatsachlich ist die elektrische Feldstarke jedoch grundsatzlich von dem Bezugssystem abhangig in der sie gemessen wird Metallische Leiter konnen in Wirklichkeit nur in solchen Bezugssystemen als naherungsweise feldfrei angenommen werden aus deren Sicht der Leiter ruht Transformiert man die elektrische Feldstarke E 0 displaystyle vec E 0 nbsp im bewegten Leiterstab mithilfe der Lorentztransformation E E v B v B displaystyle vec E approx vec E vec v times vec B vec v times vec B nbsp in das ohne Strich notierte Ruhesystem Laborsystem so erkennt man dass der ruhende Beobachter im Leiterstab ein von null verschiedenes elektrisches Feld misst das in der einleitenden Erklarung uber die Lorentzkraft plausibel gemacht wurde Der Leiterstab enthalt aus Sicht des Laborsystems demzufolge ein elektrisches Feld das die ebenfalls im Laborsystem gemessene Spannung U displaystyle U nbsp kompensiert Unipolarinduktion bei der Faradayscheibe Bearbeiten nbsp Unipolargenerator Zwischen den Polen N und S eines starken Dauermagneten liegt eine elektrisch leitfahige rotierende Scheibe Zwischen dem Rotationszentrum der Scheibe Achse und dem Stromabnehmer am Umfang der Scheibe lasst sich dann eine Gleichspannung infolge Unipolarinduktion abgreifen und an dem Messgerat anzeigen nbsp Funktionsprinzip eines Unipolar oder Homopolar Generators aufgrund der Lorentzkraft FL werden die negativen Ladungstrager in Richtung Scheibenmitte gedrangt so dass sich zwischen ihr und der Peripherie eine elektrische Spannung mit dem Minuspol an der Scheibenmitte aufbaut Berechnung unter Berucksichtigung der Lorentzkraft Bearbeiten Zur Erzeugung einer Gleichspannung ist die Linearanordnung mit dem bewegten Leiterstab nicht geeignet da sich der Leiterstab mit der Zeit immer weiter von den Klemmen weg bewegen musste Stattdessen bietet sich eine zylindersymmetrische Anordnung ahnlich wie die nebenstehend abgebildete Faradayscheibe an Die Klemmenspannung bei der Faradayscheibe beruht ebenso wie im Beispiel mit dem bewegten Leiterstab auf der Lorentzkraft auf die Ladungstrager im rotierenden Korper Es wird angenommen dass die Scheibe mit der Winkelgeschwindigkeit w displaystyle omega nbsp um ihre Achse in einem homogenen achsparallelen Magnetfeld B displaystyle B nbsp rotiert Dabei wird eine Spannung zwischen der Achse und einem Schleifkontakt im Abstand R displaystyle R nbsp von der Achse gemessen Die Lorentzkraft F L q v B displaystyle vec F L q vec v times vec B nbsp auf die Leitungselektronen die mit der Scheibe rotieren steht im Gleichgewicht mit der Feldkraft in dem durch die Ladungstrennung erzeugten elektrischen Feld F C q E displaystyle vec F C q vec E nbsp B displaystyle vec B nbsp Vektor der magnetischen Flussdichte v displaystyle vec v nbsp Geschwindigkeitsvektor e displaystyle e nbsp Elementarladung Da v displaystyle vec v nbsp senkrecht auf B displaystyle vec B nbsp steht wenn das Magnetfeld die Scheibe senkrecht durchsetzt gilt das Kraftegleichgewicht F L F C 0 displaystyle vec F L vec F C vec 0 nbsp d h E v B displaystyle vec E vec v times vec B nbsp Dem Betrage nach ergibt sich somit q E q v B displaystyle q E q v B nbsp q E q w r B displaystyle q E q omega r B nbsp r displaystyle r nbsp Abstand des Elektrons von Rotationsachse w displaystyle omega nbsp Winkelgeschwindigkeit der Scheibe E displaystyle E nbsp Feldstarke des der Lorentzkraft entsprechenden elektrischen Feldes Durch Integration von E r ergibt sich die Induktionsspannung zwischen Mittelachse und dem Rand der Scheibe mit Radius R U 0 R E r d r 0 R w r B d r w B 1 2 R 2 displaystyle U int limits 0 R E r mathrm d r int limits 0 R omega cdot r cdot B mathrm d r omega B cdot frac 1 2 R 2 nbsp Es ist klar dass die auftretende Spannung nicht mithilfe der zweiten maxwellschen Gleichung rot E B displaystyle text rot vec E dot vec B nbsp erklart werden kann Denn egal an welchen Ort sich der ruhende Beobachter mit seinem Messgerat auch begeben mag Er misst sobald er seinen Ruhezustand eingenommen hat immer eine konstante magnetische Flussdichte mit B 0 displaystyle dot vec B 0 nbsp Es existieren somit aus seiner Sicht keine Wirbel des elektrischen Feldes was gleichbedeutend damit ist dass keine Induktion vorliegt Berechnung mit der Flussregel Bearbeiten nbsp Skizze einer Faradayscheibe zur Herleitung der Formel fur die Spannung U mittels Flussregel Mit der Flussregel erfolgt die Herleitung ohne Integralrechnung U d F t d t d d t A t B t displaystyle U frac mathrm d Phi t mathrm d t frac mathrm d mathrm d t A t cdot B t nbsp Die magnetische Flussdichte B t displaystyle B t nbsp kann hierbei als konstant angenommen werden Es folgt somit U d A d t B R R d f 2 d t B 1 2 R 2 d f d t B 1 2 R 2 w B displaystyle U frac mathrm d A mathrm d t cdot B frac R cdot R mathrm d varphi 2 mathrm d t cdot B frac 1 2 R 2 frac mathrm d varphi mathrm d t cdot B frac 1 2 R 2 omega B nbsp Dabei ist f displaystyle varphi nbsp die Winkelkoordinate der Scheibe dessen zeitliche Ableitung die Winkelgeschwindigkeit der Scheibe w displaystyle omega nbsp ergibt Das Flacheninkrement d A displaystyle mathrm d A nbsp ist hierbei die Flache uber welche sich wahrend des Zeitinkrements d t displaystyle mathrm d t nbsp ein Strom I displaystyle I nbsp hinwegbewegen wurde wenn die Klemmen geschlossen wurden Erzeugen von Wechselspannungen BearbeitenDer besondere Vorzug eines auf Unipolarinduktion beruhenden Generators besteht darin dass man ohne Verwendung eines Gleichrichters eine Gleichspannung erzeugen kann Dennoch ist es auch mithilfe der Unipolarinduktion moglich Wechselspannungen zu erzeugen Im Falle des sich auf Schienen bewegenden Leiterstabes kann man beispielsweise den Leiterstab periodisch um einen Mittelwert hin und her bewegen bzw im Falle der Faradayscheibe diese mit wechselndem Umlaufsinn antreiben so dass sich die Scheibe mal in die eine und mal in die andere Richtung dreht Induktionsgesetz und Unipolarinduktion BearbeitenBei falscher Anwendung des Induktionsgesetzes kann es im Rahmen der klassischen Elektrodynamik zu Verstandnisproblemen uber die Ursachen der Unipolarinduktion kommen Dieser Umstand wird in dem Faradaysches Paradoxon oder in dem Paradoxon von Hering zum Ausdruck gebracht und wird teilweise historisch durch die Begriffsbildung mitverursacht Wesentlich fur die korrekte Anwendung des Induktionsgesetzes ist es dass die gedachte Linie an der entlang die induzierte Umlaufspannung ermittelt werden soll und das an ihr herrschende elektrische Feld jeweils aus demselben Bezugssystem heraus beobachtet werden Die richtige Anwendung des Induktionsgesetzes ist im Rahmen der relativistischen Elektrodynamik einen Teilgebiet der speziellen Relativitatstheorie moglich und erfordert die Nutzung der Lorentztransformation Literatur BearbeitenZur kurzen Theorie der Unipolarmaschine L Kneissler Maixdorf Elektrotechnik und Maschinentechnik 61 Jahrgang 1 Okt 1943 Heft 39 40 Seite 479 486 Unipolarmaschine mit Kontaktwalzen fur Abnahme des Stromes Patentschrift Nr 704671 Erfinder Paul Gebhart Patentiert am 24 Marz 1938 Unipolarmaschine fur kleine Spannungen und hohe Strome M Zorn Elektrotechnische Zeitschrift 61 Jg Heft 16 18 April 1940 Seite 358 360 Unipolar Machines Association of the Magnetic Field A K Gupta American Journal of Physics 31 1963 p 428 Unipolarmaschinen Otto Schulz 1908 Verlag von Hachmaisler amp Thal Leipzig Unipolarmaschine mit einer tiefstgekuhlten Erregerwicklung OS 2534511 Erfinder Peter Klaudy Anmelder Siemens AG Anmmeldetag 1 August 1975 Int Cl H 02 K 31 00 Elektrische Unipolarmaschine OS 2537548 Erfinder Dieter Wetzig Anmelder Siemens AG Uber unipolare Induktion F Ollendorf Archiv fur Elektrotechnik XLIV Band Heft 2 1959Weblinks BearbeitenAnswer 218 Memento vom 10 November 2012 im Internet Archive Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Unipolarinduktion amp oldid 224375274