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Die Uhrenproduktion im Schwarzwald hatte von der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts bis ins spate 20 Jahrhundert weltweite Bedeutung Preisgunstige Grossuhren aus dem Schwarzwald wie Stand und Wanduhren sowie Wecker dominierten den Absatz im Inland aber auch den Export in alle Welt Tragbare Uhren wie Taschen und Armbanduhren spielten dabei nur eine untergeordnete Rolle Eine Lackschilduhr aus Schwarzwalder ProduktionZahlenmassig spielen die im 20 Jahrhundert hergestellten Taschen und Armbanduhren im Umkreis der Pforzheimer Schmuckindustrie sowie von traditionellen Grossuhrproduzenten gegenuber der in diesem Bereich fuhrenden Schweizer Uhrenindustrie nur eine untergeordnete Rolle Deshalb wird im Folgenden nur die Entwicklung der Grossuhrindustrie beschrieben Lackschild Uhr Replikat von 1989Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Erste Anfange und Entwicklung vor 1730 1 2 Erfolgreiche Uhren aus Holz 1730 bis 1840 1 2 1 Vertrieb und Export der Schwarzwalder Holzuhren 1 3 Strukturwandel und Industrialisierung 1840 bis 1880 1 4 Blutezeit der Uhrenindustrie 1880 bis 1914 1 5 Krise und Stagnation 1914 bis 1945 1 6 Niedergang der Uhrenindustrie 1945 bis 2000 2 Uhrenhersteller im Schwarzwald 2 1 Ehemalige bedeutende deutsche Uhrenhersteller 2 2 2016 aktive Uhrenhersteller 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenErste Anfange und Entwicklung vor 1730 Bearbeiten nbsp Werkstatte eines Schwarzwalder Musikuhrenmachers 1825 Die Anfange der Schwarzwalder Uhrmacherei liegen im Dunkeln Zwar finden wir bei den fruhen Chronisten der hiesigen Uhrengeschichte Pater Franz Steyrer 1796 und Pfarrer Markus Fidelius Jack 1810 Namen und Wohnorte der ersten Uhrmacher im Schwarzwald doch die Angaben der beiden sind widerspruchlich Gesichert scheint dass die ersten Schwarzwalder Holzuhren in der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts nach dem Ende des Dreissigjahrigen Krieges entstanden Die Uhrenherstellung konnte sich aber infolge erneuter kriegerischer Auseinandersetzungen erst ab etwa 1730 als eigenes Gewerbe in grosserem Umfang etablieren 1 Erfolgreiche Uhren aus Holz 1730 bis 1840 Bearbeiten Im 18 und 19 Jahrhundert dominierte die Herstellung von Uhren aus Holz Holz hatte man traditionell in vielen landlichen Gegenden Mitteleuropas als Grundmaterial fur den Uhrenbau verwendet Das liegt wohl weniger an den technischen Moglichkeiten als an den rechtlichen Voraussetzungen Die Anfertigung von Uhren aus Metall unterlag den Zunftregeln und war strikt auf die stadtischen Uhrmacher beschrankt Demgegenuber war die Holzuhrmacherei ein freies Gewerbe Jedermann durfte Uhren aus Holz bauen Es verwundert deshalb nicht dass in Werkstatten von Holzhandwerkern die ersten Uhren im Schwarzwald entstanden 2 Die fruher genannten Grunde fur das Entstehen der Uhrmacherei die langen tristen Winterabende und der angebliche Tuftlergeist des Schwarzwaldes sind folglich romantisch verklarte Wunschbilder Die Schwarzwalder Holzuhren waren weltweit erfolgreich Dafur gibt es mehrere Grunde Zum einen war Holz billiger und leichter zu bearbeiten als Metall doch dieser Vorteil galt auch fur andere Regionen in denen Holzuhren gebaut wurden Entscheidend fur den Siegeszug der Schwarzwalduhren war ein weiterer Faktor die Arbeitsteilung Nicht mehr allein ein Uhrmacher war fur die Entstehung der Uhren zustandig sondern er bezog vorgefertigte Teile von Zulieferern So gab es Gestellmacher Giessereien fur Glocken und Zahnradrohlinge Kettenmacher Schilderdreher und Schildermaler Diese spezialisierten Handwerker entwickelten Maschinen und Werkzeuge durch die Serien gleichartiger Rohlinge schnell und gunstig hergestellt werden konnte Diese Arbeitsteilung und neuartige Verfahren fuhrten zu einer deutlich hoheren Produktivitat Noch um 1750 brauchte ein Uhrmacher eine ganze Woche um eine Uhr herzustellen Dreissig Jahre spater baute er eine Uhr pro Tag 3 Bis in die zweite Halfte des 19 Jahrhunderts hinein entstanden die holzernen Schwarzwalduhren in vielen kleinen Werkstatten die Teil der Wohnhauser waren Fast jeder Inhaber beschaftigte einige Gesellen und Lehrlinge Ab dem Ende des 18 Jahrhunderts kam es zu einer Stagnation in dieser Entwicklung Trotz Verbesserungen in der Arbeitsteilung stieg mit den Produktionszahlen 150 000 Uhren um 1800 auch die Zahl der Beschaftigten Um 1840 gab es im Gebiet zwischen Neustadt im Suden und St Georgen im Norden etwa 1000 Uhrmacherhauschen mit 5000 Beschaftigten Jahrlich entstanden etwa 600 000 Uhren aus Holz ein Grossteil der Weltproduktion 4 Im Vergleich mit anderen strukturschwachen Mittelgebirgsgegenden trat im Schwarzwald keine Massenarmut auf daher galt das Modell Schwarzwalder Uhrenproduktion unter Zeitgenossen als gegluckt 5 Durch das preisgunstige Material Holz den Einsatz von Maschinen sowie die Arbeitsteilung erlangte die Schwarzwalder Hausindustrie die weltweite Preisfuhrerschaft bei den Grossuhren Im 19 Jahrhundert war die Holzuhr mit dem bunt bemalten Uhrenschild aus dem Schwarzwald die preisgunstigste Uhr auf dem Weltmarkt nbsp Uhrentrager und zwei Bauerinnen in Triberger Tracht um 1840 nbsp Schwarzwalder Uhrentrager Vertrieb und Export der Schwarzwalder Holzuhren Bearbeiten Neben der Uhrmacherei wurde im Schwarzwald die Glasmacherei betrieben und die Produkte durch sogenannte Glastrager im In und Ausland vertrieben Schon die ersten Schwarzwalder Uhrmacher nutzten die Vertriebswege der Glasindustrie und gaben ihre Erzeugnisse mit auf den Handel Die Uhrenhandler schlossen sich in mehreren Gesellschaften zusammen Erste Schwarzwalder Uhrenhandler erscheinen ab 1740 Sie liessen sich in fast allen Landern Europas nieder 6 Die Ware bezogen sie direkt aus dem Schwarzwald und lagerten sie zentral Danach durchstreiften sie mit einigen Uhren bepackt die landlichen Gebiete und Markte Dadurch trugen sie auch stark zur allgemeinen Verbreitung von Uhren bei die Ware Uhr anderte ihren Charakter vom Luxusgut zum Alltagsgegenstand 7 Die Uhrenhandler merkten sehr schnell welche Uhrentypen sich in den unterschiedlichen Absatzmarkten besser verkauften als andere So waren in England Uhren mit Datumsanzeige und Lackschilder mit wenig Verzierung beliebt In Frankreich verkauften sich farbenprachtige Zifferblatter am besten Und fur den Mittelmeerraum wurden Uhren mit schwarzem Rand und landestypischen Motiven wie dem Stierkampf hergestellt Strukturwandel und Industrialisierung 1840 bis 1880 Bearbeiten Hausuhrmacher und Kleinstwerkstatten die immerhin in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts um 15 Millionen Uhren gefertigt hatten beklagten um 1840 ihre wirtschaftliche Lage und sahen die Ursachen in Zollerhohungen und Handelsbeschrankungen Ausserdem waren viele von den ortlichen Grosshandlern den sogenannten Packern abhangig die ihnen die fertigen Uhren abnahmen und im Gegenzug Bestandteile und Dinge des taglichen Bedarfs lieferten zu teils erhohten Preisen wie die Hausgewerbler klagten Allerdings stagnierte auch die Uhrenentwicklung schon langere Zeit und die bis dahin gut verkaufte Lackschilduhr genugte den Anspruchen der Kunden nicht mehr Neben dieses klassische Modell traten nun auch Schwarzwalder Bilderuhren mit einem in Hinterglasmalerei mit Landschaften bemalten Zifferblatt Rahmenuhren deren Zifferblatt aus gepragtem Blech besteht Uhren mit Schildern aus Porzellan oder Holzgehausen im Stil des Historismus die alle die ublichen Werke mit Holzplatinen erhielten Im Rahmen einer Strukturforderung grundete die badische Landesregierung im Jahr 1850 in Furtwangen die erste deutsche Uhrmacherschule 1850 1863 um den kleineren Handwerkern eine gute Ausbildung zu garantieren und damit die Absatzchancen zu steigern Auch versuchte man dort die Uhrmacher zu grosserer Arbeitsteilung anzuleiten und eine gewisse Standardisierung von Massen und Formen einzufuhren Doch gerade die Kleinuhrmacher nahmen die Schule nicht an 8 In der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts gab es erste Anzeichen fur einen Strukturwandel dem ab 1880 ein rascher Ubergang zur industriellen Uhrenherstellung folgte In den Jahren zwischen 1850 entwickelten sich aus einigen Kleinbetrieben Unternehmensformen an der Schwelle zur Uhrenfabrik uberschaubare Uhrenwerkstatten mit Qualitatsbewusstsein die zwischen 10 und 35 Personen beschaftigten Bekannte Beispiele sind Johann Baptist Beha Lorenz Bob oder Emilian Wehrle Diese Unternehmer wurden tonangebend in den nach 1850 nach und nach gegrundeten Gewerbevereinen und engagierten sich dort unter anderem fur den Eisenbahnbau und einheitliche Arbeits und Werkstattordnungen Die ersten eigentlichen Uhrenfabriken entstanden ebenfalls im badischen Teil des Schwarzwaldes Dazu gehoren die 1851 gegrundete Aktiengesellschaft fur Uhrenfabrikation Lenzkirch oder L Furtwangler Sohne in Furtwangen gegr 1868 die zunachst nach franzosischem Vorbild Tisch und Wanduhren wie Regulatoren fertigten Aber auch das Hausgewerbe spielte weiterhin vor allem im Bereich der Bestandteilfertigung eine gewisse Rolle Die Uhrenproduktion konzentrierte sich in der Folge um einige wenige Zentren Noch vor dem beginnenden Eisenbahnzeitalter bestimmten Vorteile wie gute Verkehrsbedingungen und Wasserkraft die Standortwahl im badischen Teil des Schwarzwaldes Die Stadte St Georgen Triberg Furtwangen Titisee Neustadt und Lenzkirch konnten davon profitieren und wuchsen Landliche Gewerbezentren wie zum Beispiel Eisenbach entwickeln sich wieder zuruck Blutezeit der Uhrenindustrie 1880 bis 1914 Bearbeiten Ab 1880 kam es zu einer Verlagerung in den wurttembergischen Teil des Schwarzwaldes und auf die benachbarte Hochebene Baar Schramberg und Schwenningen entwickelten sich zu Weltzentren der Uhrenindustrie Bekannte Namen in Schramberg waren Junghans und die Hamburg Amerikanische Uhrenfabrik in Schwenningen Kienzle und Mauthe Schwenningen entwickelte sich mit Unternehmen wie der Wurttembergischen Uhrenfabrik Burk oder ISGUS zum Produktionsmittelpunkt des Kontrolluhrenbaus Die Kleinbetriebe verloren nun stark an Bedeutung Der wesentliche Grund fur den rasanten Aufstieg der wurttembergischen Uhrenindustrie gegenuber dem traditionellen Herstellungsgebiet im badischen Teil des Schwarzwaldes ist in der fortschrittlichen Produktionsweise neuer Uhrenformen zu sehen Der Wecker im Metallgehause entwickelte sich um 1900 zum Paradepferd der Schwarzwalder Uhrenindustrie Hatten die ersten Uhrenhersteller im badischen Schwarzwald noch ganz darauf gesetzt die handwerkliche Soliditat traditioneller Uhrwerke durch Serienproduktion erschwinglich zu machen so waren die Konstruktion der Wecker ganz auf die industrielle Massenproduktion nach amerikanischem Vorbild abgestellt Diese neuartigen Amerikaneruhren entstanden materialsparend auf Spezialmaschinen Die Einzelteile waren fur eine moglichst schnelle Montage optimiert Das robuste Weckerwerk W10 von Junghans Anfang der 1880er Jahre entwickelt setzte dabei Massstabe Es ermoglichte den Aufstieg von Junghans zur grossten Uhrenfabrik der Welt wie sich der Schramberger Hersteller nach 1900 selbst bezeichnete Das Weckerwerk W10 wurde bis in die 1930er Jahre in riesigen Mengen produziert und von zahlreichen anderen Unternehmen im Schwarzwald nur geringfugig verandert nachgebaut Der Wecker aus dem Schwarzwald wurde zur preisgunstigsten Uhr auf dem Markt wie die Holzuhr des 19 Jahrhunderts Dank der Wecker deckte der Schwarzwald bereits vor dem Ersten Weltkrieg 60 des Weltexports an Grossuhren 9 Zum starken Absatz der Uhren trug aber auch bei dass nicht mehr nur eine Uhr in jeder Wohnung zu finden war wie noch in der Blutezeit der Holzuhr sondern fur jeden Raum die passende Uhr so ein Werbeplakat der 1930er Jahre angeboten wurde Uhren mit abwaschbarem Gehause fur die Kuche gediegene Wand und Standuhren im Holz passend zu den Mobeln der guten Stube oder die Wecker fur die Schlafzimmer nbsp Junghans Produktion von Taschenuhren um 1925 Krise und Stagnation 1914 bis 1945 Bearbeiten Mit dem Ersten Weltkrieg kam die Uhrenproduktion weitgehend zum Erliegen Doch machten einige Uhrenhersteller wie Junghans oder Kienzle mit Rustungsgutern wie Zeitzundern weiterhin gute Geschafte Die wirtschaftliche Dauerkrise der 1920er Jahre machte den Unternehmen das Leben schwer Vor allem den an handwerklicher Qualitat orientierten und folglich eher teuren stark exportorientierten Herstellern des badischen Schwarzwaldes machte die Abschottung des auslandischen Marktes durch Zollgrenzen bereits in den fruhen 1920er Jahren zu schaffen Auch die Binnennachfrage nach teuren Uhren wie Wand und Standuhren ging stark zuruck wahrend preisgunstige Produkte wie Wecker weiterhin guten Absatz fanden Spatestens mit der Weltwirtschaftskrise der spaten 1920er und fruhen 1930er Jahre mussten die meisten badischen Uhrenfabriken Konkurs anmelden Darunter befanden sich die Aktiengesellschaft fur Uhrenfabrikation Lenzkirch Philipp Haas amp Sohne in St Georgen oder L Furtwangler Sohne und die Badische Uhrenfabrik in Furtwangen 10 Bis zu Beginn des Zweiten Weltkrieges waren die Auswirkungen der wirtschaftlichen Krise spurbar Noch 1935 lag der Inlandsabsatz der Uhrenindustrie bei gerade einmal 76 des Standes von 1928 die Auslandsnachfrage verharrte bei 50 11 Der Zweite Weltkrieg unterbrach erneut die Uhrenproduktion Es ist bekannt dass neben Junghans und Kienzle auch andere Betriebe der Uhrenindustrie wie die vom Villinger Uhrenhersteller Kaiser ubernommene Badische Uhrenfabrik in Furtwangen Muller amp Schlenker EMES sowie Jackle in Schwenningen Bauerle in St Georgen und Schatz amp Sohne in Triberg Zunder bauten nbsp Badische Uhrenfabrik AG Endkontrolle 1954 Niedergang der Uhrenindustrie 1945 bis 2000 Bearbeiten Die Grossuhrenindustrie an den Standorten im mittleren Schwarzwald und auf der Baar hatte den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet uberstanden Die Ausstattung der Betriebe mit Maschinen und Material war in der Regel hervorragend Die Reparationsforderungen der franzosischen Besatzungsmacht fuhrten jedoch bald zum Abtransport von Maschinen und zu Materialknappheit Aber bereits 1949 waren wieder 85 der Vorkriegsproduktion erreicht 12 Trotz dieser schnellen Erholung konnte die Uhrenindustrie vom wirtschaftlichen Boom der 1950er und 1960er Jahre nicht im gleichen Masse profitieren wie die Volkswirtschaft insgesamt Zwar stieg der Umsatz von 1954 bis 1963 von 428 Millionen DM auf 584 Millionen DM deutlich Relativ gesehen halbierte sich der Anteil am Umsatz aller industriellen Betriebe dennoch von 1 9 1954 auf 1 1 1963 13 Durch den hohen Anteil der Arbeitskosten bei der Uhrenherstellung gegenuber anderen Branchen wirkte sich der starke Anstieg der Reallohne in dem Jahrzehnt zwischen 1962 und 1972 negativ auf den Ertrag der Uhrenindustrie aus dies umso mehr als die ausgereifte Technologie keinen grundsatzlichen Rationalisierungsspielraum mehr bot um die Uhrenproduktion gunstiger zu machen Sieht man einmal von den elektronischen Komponenten der Batterieuhrwerke ab den fruhen 1960er Jahren ab wurden Getriebe und Platinen um 1970 in der Regel noch nach Prinzipien hergestellt die der Pionierphase der Uhrenindustrie im spaten 19 Jahrhundert entstammten Doch innerhalb eines Jahrzehnts anderte sich die Herstellung von Uhrwerken grundlegend Die traditionellen mechanischen Uhrwerke fur den Alltag wurden in den 1970er Jahren durch zwei Innovationswellen regelrecht vom Markt gefegt Kunststoff trat an die Stelle von Metall die Elektromechanik und danach die Mikroelektronik der Quarzuhren an die Stelle der Mechanik Wer als Uhrenfabrikant bei der herkommlichen Feinmechanik blieb und es nicht schaffte auf die neuen Materialien und Technologien umzusteigen musste innerhalb weniger Jahre Konkurs anmelden Mitte der 1970er Jahre wurden zunachst vor allem solche Uhrenhersteller insolvent die zum uberwiegenden Teil noch mechanische Uhrwerke in traditioneller Manier gebaut hatten 1974 die Weckerfabrik Josef Kaiser in Villingen 1975 Blessing in Waldkirch 1976 Mauthe in Schwenningen Die Erkenntnis dass die Fertigung mechanischer Uhrwerke dem Ende entgegengehen werde entwickelte sich bereits in den 1960er Jahren durch die Konstruktion von batteriebetriebenen Uhrwerken zuerst Motoraufzug dann Drehschwinger Uhrwerke Mehrere grossere aber auch kleine deutsche Uhrenhersteller mit nur wenigen Mitarbeitern entwickelten Batteriewerke fur Tisch und Wanduhren aller Stilrichtungen Am langsten konnten sich mechanische Werke noch bis in die 1990er Jahre bei Weckern halten z B von Adolf Jerger in Niedereschach nbsp Staiger Uhr aus St Georgen nbsp Kieninger Regulator um 1999 2000Das Land Baden Wurttemberg unterstutzte direkt und indirekt die Konversion von Herstellern wie zum Beispiel von Kienzle in Schwenningen Mit Unterstutzung des Fraunhofer Institutes wurde mehreren Herstellern eine Grossserienherstellung von Quarzwerken fur Wecker Tisch und Wanduhren ermoglicht Die einzigen Hersteller die den Weg von der mechanischen uber die elektromechanische zur Quarzuhr gingen waren Junghans EMES Andreas Haller und stark zeitverzogert auch Kienzle Besonders erfolgreich waren in der Quarzuhren Entwicklung aber eher kleine und bisher unbedeutende Hersteller wie die Gebruder Staiger und Andreas Haller in St Georgen die konsequent auf Quarzuhren aus Kunststoff in vollautomatischer Fertigung setzten und damit einen entscheidenden Erfahrungsvorsprung gewinnen konnten Zusammen mit dem ortlichen Konkurrenten Kundo finanzierte Staiger die U T S mit dem Ziel einer preisgunstigen Fertigung von Quarzwerken 1985 war dort erstmals die Vollautomatisierung der Uhrenherstellung erreicht Sie erlaubte eine konkurrenzlos gunstige Produktion Aber auch anderen Herstellern wie EMES in Schwenningen gelang die Serienfertigung von Quarz Uhrwerken Der technologische Vorsprung Deutschlands in der Fertigung von Quarzwerken ging jedoch in kurzester Zeit verloren Denn nach dem Konkurs von EMES und auch von Kienzle wurden die Fertigungsanlagen fur Quarz Uhrwerke von den Konkurs Verwaltern nach China verkauft und dort wieder aufgebaut Durch den Import billigster Quarz Uhrwerke aus China kamen nun auch weitere Hersteller in Deutschland erheblich unter Druck Junghans brachte seine Quarz Uhrwerkefertigung 1996 in die gemeinsame UTS Junghans GmbH ein Kienzle ging in jenem Jahr Konkurs Auch Kundo und Staiger 1992 zu Kundo Staiger zusammengeschlossen konnten preislich nicht mehr mithalten Im Jahr 2000 musste auch Kundo Staiger Konkurs anmelden U T S musste sich stark verkleinern und wurde nach Dunningen bei Rottweil verlegt Im Jahr 2009 waren von ursprunglich ca 32 000 Arbeitsplatzen in der Schwarzwalder Uhrenbranche 1970 noch 1 369 Beschaftigte ubrig geblieben Bis auf wenige Reste ist inzwischen Stand 2016 die einst so stolze Uhrenindustrie verschwunden Einer der letzten Hersteller mechanischer Uhrwerke in Suddeutschland ist mit etwa 25 Mitarbeitern Stand 2022 die Kieninger Uhrenmanufaktur in Aldingen bei Rottweil neben der Uhrenfabrik Hermle in Gosheim die ebenfalls noch Uhrwerke fur Wohnraumuhren herstellt beide nicht im Schwarzwald sondern an der Schwabischen Alb Der letzte Hersteller fur Quarz Uhrwerke ist ebenfalls im Jahr 2016 die Uhrentechnik Schwarzwald Montagetechnik ehem U T S mit etwa 15 Mitarbeitern in Dunningen bei Rottweil 14 Der letzte Hersteller mechanischer Uhrwerke fur Kuckucksuhren ist die SBS Feintechnik ehem Josef Burger Sohne in Schonach 15 Anfang 2020 noch vor der Coronakrise musste Hubert Herr in Triberg Insolvenz anmelden da es in der Familie Herr keine Nachfolger gab und sich auch kein Kaufer fur das Traditionsunternehmen fand 16 Uhrenhersteller im Schwarzwald BearbeitenDas Deutsche Uhrenmuseum in Furtwangen beherbergt wohl die umfassendste Sammlung zur Geschichte der Schwarzwalduhren von den fruhen Holzuhren uber die elektromechanischen Uhren zu den Quarz und Funkuhren aus den letzten Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts Der touristische Rundweg Deutsche Uhrenstrasse verbindet Gedenkstatten zur Geschichte der Schwarzwalduhr und Orte der Uhrenproduktion im Schwarzwald und auf der Baar Ehemalige bedeutende deutsche Uhrenhersteller Bearbeiten Aktiengesellschaft fur Uhrenfabrikation Lenzkirch Andreas Haller GmbH amp Co KG 1925 2004 Gustav Becker Badische Uhrenfabrik Furtwangen AG BADUF Johann Baptist Beha 1815 1898 Tobias Bauerle amp Sohne 1864 2001 Lorenz Furtwangler Sohne Thomas Haller Thomas E Haller Hamburg Amerikanische Uhrenfabrik HAU Mauthe Uhrenfabrik Villingen AG J Kaiser Uhren Winterhalder amp Hofmeier Alois Duffner Sohne Kuckucks Uhrenfabrik SchonwaldWeitere Hersteller nennt Hans Heinrich Schmid Lexikon der deutschen Uhrenindustrie 1850 1980 3 erweiterte Auflage 2 Bande Berlin 2017 2016 aktive Uhrenhersteller Bearbeiten AMS Uhrenfabrik A Mayer GmbH Furtwangen Wohnraumuhren Engstler e G Kuckucks und Schwarzwalduhren Hanhart Gutenbach Stoppuhren und Armbanduhren Hermle Uhren Gosheim Wohnraumuhren Hubert Herr Triberg Kuckucks und Schwarzwalduhren 2020 insolvent 16 Robert Herr Schonach Kuckucks und Schwarzwalduhren Hones GmbH Titisee Neustadt Kuckucksuhren und Schwarzwalduhren ISGUS GmbH Villingen Schwenningen Zeiterfassungssysteme Junghans Armbanduhren und Designeruhren Helmut Kammerer Schonach Kuckucks und Schwarzwalduhren Kieninger Uhrenmanufaktur Aldingen Wohnraumuhren Lehmann Prazisionsuhren Schramberg Armbanduhren Rombach amp Haas Schonach Kuckucks und Schwarzwalduhren Anton Schneider amp Sohne Schonach Kuckucks und Schwarzwalduhren August Schwer Schonwald Kuckucks und Schwarzwalduhren Uhrentechnik Schwarzwald Montagetechnik GmbH Dunningen Quarzuhrwerke Literatur BearbeitenHans Heinrich Schmid Lexikon der deutschen Uhrenindustrie 1850 1980 3 erweiterte Auflage 2 Bande Berlin 2017 ISBN 978 3 941539 92 1 Gerd Bender Die Uhrmacher des hohen Schwarzwalds und ihre Werke Band 1 Villingen 1976 ISBN 3 920662 00 8 Band 2 Villingen 1978 ISBN 3 920662 01 6 Johannes Graf Eduard C Saluz Schwarzwalduhren gut und billig Furtwangen 2013 ISBN 978 3 922673 32 3 Herbert Juttemann Die Schwarzwalduhr Badenia Verlag Karlsruhe 2000 ISBN 978 3 89735 360 2 Helmut Kahlert 300 Jahre Schwarzwalder Uhrenindustrie Gernsbach 2007 ISBN 978 3 938047 15 6 en Rick Ortenburger Black Forest Clocks Schiffer Publications West Chester Pennsylvania USA 1991 ISBN 0 88740 300 X Berthold Schaaf Schwarzwalduhren Karlsruhe 2008 ISBN 978 3 7650 8391 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schwarzwalduhren Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Das Deutsche Uhrenmuseum in Furtwangen im Schwarzwald ErfinderZeiten Uhrenmuseum im Schramberg en Private Sammlung historische Schwarzwalder Uhren in den USA cz Private Sammlung historische Schwarzwalder Uhren in BohmenEinzelnachweise Bearbeiten Helmut Kahlert 300 Jahre Schwarzwalder Uhrenindustrie 2 Auflage Gernsbach 2007 S 22 25 Berthold Schaaf Holzraderuhren Munchen 1986 S 9 14 Helmut Kahlert 300 Jahre Schwarzwalder Uhrenindustrie 2 Auflage Gernsbach 2007 S 59 70 Helmut Kahlert 300 Jahre Schwarzwalder Uhrenindustrie 2 Auflage Gernsbach 2007 S 43 Vom Hausgewerbe zur Uhrenfabrik Romulus Kreuzer 1856 und Franz Reuleaux 1875 zur Lage der Schwarzwalder Uhrmacherei Eingeleitet und kommentiert von Franz Herz und Helmut Kahlert Furtwangen 1989 S 7 Berthold Schaaf Schwarzwalduhren Karlsruhe 2008 S 126 Helmut Kahlert 300 Jahre Schwarzwalder Uhrenindustrie 2 Auflage Gernsbach 2007 S 114 Helmut Kahlert Die Grossherzoglich Badische Uhrenmacherschule zu Furtwangen 1850 1863 in Ders Dem Uhrenfreund zuliebe Verstreute Beitrage zur Geschichte der Uhr Hrsg von Johannes Graf Furtwangen 2012 S 56 75 Johannes Graf Eduard C Saluz Schwarzwalduhren gut und billig Furtwangen 2013 S 33 Helmut Kahlert 300 Jahre Schwarzwalder Uhrenindustrie 2 Auflage Gernsbach 2007 S 273 Helmut Kahlert 300 Jahre Schwarzwalder Uhrenindustrie 2 Auflage Gernsbach 2007 S 274 Helmut Kahlert 300 Jahre Schwarzwalder Uhrenindustrie 2 Auflage Gernsbach 2007 S 278 Wie das folgende Johannes Graf Von Hundert auf Null in 40 Jahren Die deutsche Grossuhrenindustrie in der Nachkriegszeit in Deutsche Gesellschaft fur Chronometrie Jahresschrift Bd 50 2011 S 241 262 Hans Heinrich Schmid Lexikon der deutschen Uhrenindustrie 1850 1980 Band 2 Seiten 342 und 609 Hans Heinrich Schmid Lexikon der Deutschen Uhrenindustrie 1850 1980 Band 2 Seite 91 a b Der Kuckuck verstummt Econo 7 Mai 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Uhrenproduktion im Schwarzwald amp oldid 239256541