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Tummler ist die Bezeichnung fur eine periodisch stark schuttende Karstquelle die eine hydrogeologische Besonderheit darstellt Die Quelle ist Bestandteil eines umfassenden Karstsystems und speist temporare Fliessgewasser Dieser Typus einer intermittierenden Quelle unterscheidet sich von den Hungerbrunnen durch plotzliche Extremschuttungen verbunden mit einer vermehrten Gerauschwirkung In niederschlagsarmen Zeiten fallt die Karstquelle regelmassig trocken und zeichnet sich in der Folge meist durch jahrelange Inaktivitat aus Nach langen oder sehr starken Niederschlagsereignissen wie Starkregen und Schneeschmelze weisen Tummler gewohnlich schlagartig eine sehr starke Wasserschuttung auf und versiegen oft nach relativ kurzer Zeit Tummler mit Wasserfuhrung im Marz 2020Trockener Tummler im April 2020 Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Hydrogeologie 3 Merkmale 4 Vorkommen der Tummler 4 1 Trockental der Leinleiter 4 2 Kotzendorf 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseName BearbeitenDer Name leitet sich vom mittelhochdeutschen Wort tumel ab das Larm oder Krach bedeutet Ab dem 16 Jahrhundert hat sich das Verb tummeln ausgehend von dieser Bedeutung im Sinne von larmen entwickelt 1 Auch der Begriff Getummel geht auf die alte Bezeichnung zuruck und deutet auf Gerauschwirkungen hin 2 1 Im heutigen Sprachverstandnis steht Tummler fur eine larmende Karstquelle 1 Hydrogeologie BearbeitenDieser Quelltyp ist eine hydrogeologische Erscheinung in Karstgebieten Das Niederschlagswasser versinkt auf den Karsthochflachen in Kluften Spalten Dolinen und Ponoren Dabei stromt das Oberflachenwasser uber offene Klufte oder Schachte in die Gebirgstiefen ein und vereinigt sich mit anderen Karstwasserstromen um nach gewisser Zeit in den Talern als Karstquelle zutage zu treten Die Versickerung in den Karsthohlformen verringert den Oberflachenabfluss Im Zuge von chemischen Losungsprozessen entwickelten sich zahlreiche Hohlraume im Karstgestein welche eine erhohte Wasserdurchlassigkeit und eine sehr geringe Filtration des Grundwassers bedingen Durch den erhohten Grundwasserabfluss und aufgrund der hohen hydraulischen Leitfahigkeit der verkarsteten Kalksteine ist der Durchsatz von infiltriertem Niederschlagswasser innerhalb des lochrigen Gesteins relativ rasch Grundwasserabstrom Die Karstquellen entspringen aus dem Karstgestein und weisen eine stark schwankende Wasserfuhrung auf die auf die Eigenschaften des Kluftwasserleiters zuruckzufuhren sind Die Wasserfuhrung ist direkt vom Niederschlagsregime abhangig Nach grossen Niederschlagsereignissen insbesondere nach Starkregen und infolge von Schneeschmelzen steigt die Wassermenge zum Schuttungsmaximum an und anschliessend geht die Wasserzufuhr wieder deutlich zuruck oder sie versiegt bei langeren niederschlagsfreien Perioden Hungerbrunnen stellen Karstquellen dar die in Trockenperioden nur geringe Schuttungen aufweisen Tummler hingegen sind intermittierende Karstquellen mit zeitweiser Wasserfuhrung die lediglich bei Schneeschmelze oder Starkregen in Erscheinung treten und durch plotzliche Extremschuttungen charakterisiert sind 1 3 Merkmale BearbeitenTummler weisen enge Austrittsoffnungen auf Nur bei genugender Wasserzufuhrung entsteht ein ausreichender Druck um das Wasser durch die enge Offnung in Form von geysirartigen Wasserfontanen nach aussen zu befordern 4 3 Der vollstandig unter Wasserdruck gesetzte und unpassierbare Hohlenausgang wird auch als Speier bezeichnet 5 Grossflachige Uberschwemmungen von Trockentalern sind haufig die Folge dieser Ereignisse 4 Die vermehrte Gerauschentwicklung der Quellwasserschuttung ist das wesentliche Unterscheidungsmerkmal zum Hungerbrunnen 1 Vorkommen der Tummler BearbeitenTrockental der Leinleiter Bearbeiten nbsp Das sonst trockene Tal oberhalb der Leinleiterquelle durch den Tummler uberflutet Im Trockental der Leinleiter nordlich der Heroldsmuhle befindet sich der bekannteste Tummler der Frankischen Schweiz 1 3 Das Karsttal in der Juralandschaft der nordlichen Frankenalb wurde aufgrund seiner geologischen Verhaltnisse und seiner wertvollen floristischen und faunistischen Naturausstattung mit Bestanden aus charakteristischen Halbtrockenrasen und markanten Quellbereichen im Jahre 1993 als geschutzter Landschaftsbestandteil ausgewiesen 6 Unterhalb von Laibaros am Dolletsberg befand sich ebenfalls eine heute trockengefallene Karstquelle Kotzendorf Bearbeiten Der starkste Tummler sprudelte bei Kotzendorf und schoss bis zu sieben Meter in die Hohe Er wurde aber im Jahr 1937 beim Bau der Wasserleitung kanalisiert Siehe auch BearbeitenHungerbrunnen Broller QuickspringLiteratur BearbeitenBAIER A 2008 Karstphanomene und Karsttektonik im Oberen Leinleitertal nordlich Markt Heiligenstadt Lkr Bamberger Land Nordliche Frankenalb Geol Bl NO Bayern 58 1 4 117 183 24 Abb 3 Tab 7 Taf Erlangen KROPF E 2007 Hungerbrunnen Tummler Steinerne Rinne Naturdenkmaler in der Frankischen Schweiz 1 Aufl 56 S Abb Bamberg Heinrichs Verlag MEIER H 1940 Seltsame Brunnen und Quellen in Kotzendorf Frank Alb 27 60 Nurnberg Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Grosser Tummler bei Hohenpolz C 69 Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Alfons Baier Karstphanomene und Karsttektonik im Oberen Leinleitertal Lkr Bamberger Land Nordliche Frankenalb GeoZentrum Nordbayern der Friedrich Alexander Universitat Erlangen Nurnberg 2008 abgerufen am 9 April 2020 Jacob Grimm und Wilhelm Grimm DWB Deutsches Worterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm In 16 Bde in 32 Teilbanden Kompetenzzentrum fur elektronische Erschliessungs und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften Universitat Trier 1971 abgerufen am 9 April 2020 a b c Klaus Bitzer Eckhardt Jungfer und Herbert Popp Karstformen und Okotourismus in der Frankischen Schweiz In Landschaften in Deutschland online Leibniz Institut fur Landerkunde September 2019 abgerufen am 11 April 2020 a b Erich Kropf Hungerbrunnen Tummler Steinerne Rinne Naturdenkmaler in der Frankischen Schweiz 3 Auflage Heinrichs Verlag GmbH Bayerische Verlagsanstalt Bamberg Hassfurt 2011 ISBN 978 3 89889 162 2 S 5 Hubert Trimmel Hohlenkunde Vieweg Teubner Verlag Wiesbaden 1968 ISBN 978 3 663 06346 9 S 80 Verordnung uber den geschutzten Landschaftsbestandteil Trockental der Leinleiter nordlich der Heroldsmuhle Landratsamt Bamberg 8 September 1993 abgerufen am 10 April 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tummler amp oldid 237234379