Tuchulcha (etr. tuχulχa) ist in der etruskischen Mythologie ein Dämon der Unterwelt meist männlichen Geschlechts. Die Bezeichnung wird in der Überlieferung jedoch auch als Gattungsbezeichnung genutzt, womit Schwankungen der Geschlechtlichkeit des Dämons in der Darstellung einhergehen; hierin gleicht die Verwendung derjenigen des ebenfalls etruskischen Unterweltdämons Charun. Eine Darstellung des Dämons findet sich in der Tomba dell’Orco in Tarquinia sowie auf einem faliskischen Stamnos (4. Jahrhundert v. Chr.).
Darstellung Bearbeiten
Die klassische Darstellung zeigt den Dämon mit wildem Haar, aus dem sich Schlangen herausringeln; die Arme sind ebenfalls von Schlangen umwunden. Der Dämon weist weitere tierische Merkmale wie spitze Ohren und eine an einen Geierschnabel erinnernde Nase auf, kann jedoch auch „fast affenschnäuzig (prognath) [.] wie Charun“ auftreten. Der Dämon tritt geflügelt wie ungeflügelt auf. Wie schon angedeutet kann das Geschlecht des Dämons variieren; damit einhergehend kann sich auch die farbliche Gestaltung des Dämons ändern: Der weibliche Dämon wird für gewöhnlich weiß, der männliche dunkel bis schwarz koloriert.
Sonstiges Bearbeiten
Bei zwei militärischen Treffen mit den Römern – beim Angriff der Römer auf Fidenae 426 v. Chr. sowie im Kampf der Römer mit den Tarquiniern 356 v. Chr. – soll jeweils eine Schar etruskischer Priester der jeweiligen Stadt als Tuchulchas verkleidet den römischen Truppen entgegengetreten sein. Die Priester waren mit (künstlichen) Schlangen im Haar und Masken bekleidet und schwenkten Schlangenattrappen sowie Fackeln. Das Auftauchen der verkleideten Priester sorgte bei beiden Treffen für Aufruhr und kurzzeitige Panik im römischen Heer, der Tumult konnte jedoch von den Befehlshabern und Offizieren eingedämmt werden und sogar zur erneuten Motivation der Römer umgemünzt werden; die Kriegslist der Etrusker ging nicht auf.
Einzelnachweise Bearbeiten
- Ambros Josef Pfiffig: Die etruskische Religion. Sakrale Stätten. Götter – Kulte – Rituale. Wiesbaden 1998, ISBN 3-928127-54-3, S. 334.
- Pfiffig: Die etruskische Religion. S. 334.
- Pfiffig: Die etruskische Religion. S. 335.
- Schlangen sind ein in der etruskischen, mythologischen Kunst häufig vorkommendes Attribut verschiedener Gottheiten und Dämonen. Auch aus dem griechischen Kulturkreis übernommenen Gottheiten wurden Zusatzattribute „völlig ungriechische[r] Konzeption“ (Pfiffig: Die etruskische Religion. S. 176) zugewiesen, wie eine „Persephone [in der Tomba dell´Orco], aus deren blondem Haar zwei Schlangen emporzüngeln“ (Pfiffig: Die etruskische Religion. S. 176), zeigt.
- Pfiffig: Die etruskische Religion. S. 334.
- Pfiffig: Die etruskische Religion. S. 334–335.
- Pfiffig: Die etruskische Religion. S. 336.: „[...] die nackten Hautpartien des weiblichen Dämons links [sind] weiß [...] die gebräuchliche koloristische Differenzierung von männlich und weiblich.“
- Pfiffig: Die etruskische Religion. S. 326–327.
- Liv. VII, 17, 3-5.
Quellen Bearbeiten
- Titus Livius: Ab Urbe Condita. Buch VII. Via Wikisource (lateinisch)
Literatur Bearbeiten
- Ambros Josef Pfiffig: Die etruskische Religion. Sakrale Stätten. Götter – Kulte – Rituale. Wiesbaden 1998, ISBN 3-928127-54-3.