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Thermische Spannungen exakter thermisch induzierte mechanische Spannungen entstehen durch Temperaturanderungen im Zusammenhang mit den thermischen Ausdehnungskoeffizienten der Materialien oder auch Materialkombinationen Es sind mechanische Spannungen die ohne ausseren Krafteinfluss entstehen Man unterscheidet permanente latente und temporare thermische Spannungen Letztere munden in die Materialkenngrosse Temperaturwechselbestandigkeit Inhaltsverzeichnis 1 Permanente thermische Spannungen 2 Latente thermische Spannungen 3 Temperaturwechselbestandigkeit 3 1 Vereinfachtes Rechenmodell 3 2 Schadigungsmechanismen 3 3 Kenngrossen 3 3 1 Erster Thermoschockparameter Rs 3 3 2 Zweiter Thermoschockparameter Rs 3 3 3 Dritter Thermoschockparameter Rs 3 4 Typische Werte fur Rs 4 Siehe auchPermanente thermische Spannungen BearbeitenPermanente thermische Spannungen entstehen nur in Materialpaarungen wenn deren Herstellungstemperatur abweichend von der Verwendungstemperatur war und sich die thermischen Ausdehnungskoeffizienten beider Materialien unterscheiden Beispiele sind Glasuren Emails miteinander verschweisste unterschiedliche Materialien mit abweichendem Zusatzwerkstoff verschweisste Materialien und Lotverbindungen auch und besonders Glaslot Permanente thermische Spannungen lassen sich nicht durch Temperung beseitigen Sie konnen zur Festigkeitserhohung oder verminderung beitragen Festigkeitserhohung entsteht bei sproden Materialien wenn die Oberflache zum Beispiel durch eine Glasur mit geringerem thermischen Ausdehnungskoeffizienten bei Abkuhlung unter Druckspannung gerat Latente thermische Spannungen BearbeitenLatente Spannungen entstehen im homogenen Material bei schneller Abkuhlung Sie bleiben bei Temperaturausgleich bestehen nachdem eine Behandlung mit inhomogener Temperaturverteilung jenseits der Plastizitatsgrenze stattfand Dabei kann es sich auch um das von aussen nach innen fortschreitende Abkuhlen eines Giesslings handeln Beispiele sind weiterhin das zu schnelle Abkuhlen nach der Herstellung von Glaserzeugnissen die Herstellung von Einscheiben Sicherheitsglas oder auch das Harten von Stahl durch Abschrecken Latente Druckspannungen an der Oberflache vieler insbesondere sproder Materialien fuhren zur Erhohung der Biegefestigkeit Sie konnen durch starke Abkuhlung des heissen noch duktilen Werkstucks erzeugt werden Latente thermische Spannungen lassen sich durch Erhitzen beseitigen Ein Beispiel ist das Anlassen von Stahl nach dem Harten Temperaturwechselbestandigkeit BearbeitenTemporare thermische Spannungen entstehen durch inhomogene Temperaturverteilung in einem Material oder Werkstuck Fuhren sie lediglich zu elastischer Verformung verschwinden sie bei Temperaturausgleich Uberschreiten sie jedoch die Festigkeit des Materials entstehen Veranderungen bis hin zum Bruch Materialien sind daher durch ihre Temperaturwechselbestandigkeit oder schockbestandigkeit charakterisiert Es entstehen Druck Zug und Scherspannungen Meist sind die Zugspannungen die versagens relevante Grosse Unter Thermoschock versteht man die schnelle schockartige Veranderung der Temperatur am Werkstoff oder Werkstuck Dies fuhrt zu mechanischen Spannungen zwischen dem ausseren und inneren Teil des Materials da die Warme zur oder von der Oberflache schneller ubertragen bzw abgefuhrt wird als zum Inneren Vereinfachtes Rechenmodell Bearbeiten Das Werkstuck befindet sich unter konstanter Temperatur T Durch eine Veranderung der Umgebungstemperatur erfahrt auch der aussere Teil des Modells eine Temperaturanderung hin zu T1 T1 ungleich T Da der aussere Teil nun eine andere Temperatur hat verandert er durch thermische Dehnung sein Volumen Der Kern hingegen hat noch immer dieselbe Temperatur T daher ist auch sein Volumen konstant geblieben Zwischen Mantel und Kern kommt es so zur Ausbildung von sog Warmespannungen Diese kann man mit folgender Gleichung abschatzen s t h e r m E a 1 n T 1 T displaystyle sigma mathrm therm frac E cdot alpha 1 nu cdot T mathrm 1 T nbsp wobei stherm Warmespannung im Bauteil MPa E Elastizitatsmodul MPa a lineare thermische Ausdehnung K n Querkontraktionszahl T1 T Temperaturdifferenz K Schadigungsmechanismen Bearbeiten Wird eine kritische innere Spannung uberschritten so kommt es zur Schadigung des Materials Je nach Werkstoff kann das durch unterschiedliche Mechanismen zu unterschiedlichen Schadensfallen fuhren Bei Metallen kommt es zu Gefugeveranderungen z B Zerfall von Perlitgefugen oder Bildung von Martensiten in Edelstahlen bis hin zur Bildung von Heissrissen die das Werkstuck zerstoren konnen Bei Keramiken treten aufgrund der hohen Sprodbruchneigung meist Risse im Inneren auf die rasch zum Versagen fuhren konnen Kunststoffe zeigen beide Mechanismen jedoch bei deutlich geringeren Temperaturdifferenzen Kenngrossen Bearbeiten In der Praxis versucht man Kriterien zu finden nach denen entschieden werden kann welches Material fur eine bestimmte Anwendung geeignet ist Je nach Anwendungsfall werden daher unterschiedliche Kennwerte definiert Erster Thermoschockparameter Rs Bearbeiten Fur unendlich grossen Warmeubergang gilt R s s c r i t 1 n E a displaystyle R mathrm s sigma mathrm crit cdot frac 1 nu E cdot alpha nbsp wobei scrit Festigkeit des Materials MPa z B aus dem 4 Punkt Biegeversuch In Realitat gibt es jedoch keinen unendlich grossen Warmeubergang Anwendungsbeispiele sind am ehesten das Abschrecken eines heissen Werkstucks in Wasser oder Ol oder das Einbringen kalter Werkstucke in eine Schmelze Zweiter Thermoschockparameter Rs Bearbeiten bei konstantem Warmeubergang wird der Thermoschockparameter erweitert R s l s c r i t 1 n E a displaystyle R mathrm s lambda cdot sigma mathrm crit cdot frac 1 nu E cdot alpha nbsp wobei l Warmeleitfahigkeit W m K Der Thermoschock fuhrt nicht sofort zum vollstandigen Versagen des Werkstucks Risse im Inneren schwachen das Werkstuck sodass die Festigkeit abnimmt Dritter Thermoschockparameter Rs Bearbeiten Ist eine konstante Aufheiz bzw Abkuhlrate an der Oberflache des Werkstucks gegeben wird wiederum erweitert R s l s c r i t 1 n E a r c p displaystyle R mathrm s lambda cdot sigma mathrm crit cdot frac 1 nu E cdot alpha cdot rho cdot c mathrm p nbsp wobei r Dichte des Materials kg m cp spezifische Warmekapazitat J kg K Typische Werte fur Rs Bearbeiten Weil der Warmeubergang in der Realitat auch von der Bauteilgeometrie abhangig ist geben die dargestellten Werte einen ersten Eindruck von der Thermoschockbestandigkeit des Werkstoffs unlegierte Stahle ca 150 K hochlegierte Stahle ca 300 K Aluminiumoxid ca 50 bis 150 K Zirconium IV oxid ca 250 K Siliciumcarbid ca 200 K Siliciumnitrid bis 500 K Graphit Kohlenstoff zeigt aufgrund seiner hohen Anisotropie sehr unterschiedliche Werte je nach Orientierung der Kristallebenen in Bezug auf die Ausbreitungsrichtung des Thermoschocks von 1 000 K parallel bis uber 10 000 K orthogonal Fur Kochfelder verwendete Glaskeramik besitzt eine besonders hohe Temperaturwechselbestandigkeit Siehe auch BearbeitenHighly Accelerated Stress Screening Verfahren zur beschleunigten Lebensdauerprufung Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Thermische Spannung Mechanik amp oldid 218178164