Theatrum pictorium ist der Kurzname eines Kataloges und Galeriewerks von David Teniers dem Jüngeren aus den 1660er Jahren mit 243 italienischen Gemälden der 1300 Gemälde umfassenden Sammlung des Erzherzogs Leopold Wilhelm von Österreich. Teniers fertigte kleine Modelle als Vorlage der Stiche. Eine zweite Ausgabe mit Seitenzahlen erschien 1673.
Hintergrund Bearbeiten
Während seiner Zeit als Statthalter der Spanischen Niederlande von 1646 bis 1656 legte Leopold Wilhelm eine der größten Kunstsammlungen seiner Zeit an, für deren Pflege Teniers nach dem Tod seines Vorgängers Jan van den Hoecke 1651 als Kurator zuständig war. Die Sammlung umfasste Werke von Hans Holbein dem Älteren, Pieter Bruegel dem Älteren, Jan van Eyck, Jacobus Vrel, Raffael, Giorgione, Paolo Veronese und mehr als 15 Werke von Tizian. Unter den Malern waren Magdalena Woutiers und Madonna Fitta de Milano die einzigen Frauen. Teniers erstellte eine Liste der in der Sammlung vertretenen Maler:
Diese Liste ist ein wichtiges Dokument für den vorherrschenden Geschmack im damaligen Brüssel. Ungeachtet der Berühmtheit der Maler wurden nur Werke der bekanntesten italienischen Maler ausgewählt, um für die Illustrationen des Buchbandes graviert zu werden. Am Ende seiner Amtszeit als Gouverneur zogen der Erzherzog und seine Sammlung in die Wiener Stallburg. Die erzherzogliche Sammlung bildet das Herz der Gemäldesammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien.
Von den zehn Galeriebildern, in denen David Teniers der Jüngere die Sammlung des Erzherzogs Leopold Wilhelm in Brüssel repräsentierte, sind nur drei datiert, neun Gemälde sind auf Leinwand und eines auf Kupfer gemalt. Es wird angenommen, dass die Gemälde einen fiktiven Raum darstellen und nicht den Standort der Sammlung des Erzherzogs in seinem Brüsseler Palast. Die abgebildeten Gemälde waren Teil der erzherzoglichen Sammlung. Er malte sie mehrmals in wechselnden Kompositionen, die nun zu unterschiedlichen Sammlungen gehören:
Teniers beschäftigte eine Gruppe von zwölf Graveuren, um die 243 Gemälde im Theatrum zu reproduzieren. Er fertige kleine Ölkopien jedes der ausgewählten Gemälde an, die er als Vorlage an seine Graveure weitergab. 120 dieser Modelle wurden 1886 aus dem Besitz von John Spencer-Churchill, 7. Duke of Marlborough versteigert. Teniers’ gemalte Kopien, die ungefähr 17 × 25 cm massen, sind nun auf verschiedene Sammlungen verteilt. Die Galerie des Courtauld Institute of Art besitzt 14 dieser Werke, die größte Anzahl von ihnen, die sich in einer öffentlichen Sammlung befindet. Von den zwölf Graveuren stellten fünf die meisten Stiche her: Jan van Troyen 56, Lucas Vorsterman der Jüngere 52, Pieter van Lisebetten 40, Theodoor van Kessel 27 und Coryn oder Quirin Boel 25. Johannes Popels stellte fünf Stiche her.
Erhaltene Werke Bearbeiten
Die im Buch aufgeführten Werke befinden sich überwiegend im Kunsthistorischen Museum, während die Modelli oder kleine Modelle der Stiche verschollen sind oder sich in anderen Sammlungen befinden. Die Stiche und die Modelli wurden mit den Maßen der Originalgemälde versehen, obwohl deren Charakteristiken oft angepasst wurden, um den größtmöglichen Nutzen aus den Abbildungsmöglichkeiten einer Albumseite zu ziehen. Die Maße wurde in der Form „4 alta 3 lata“ angegeben, was bedeutet, dass sie 4 Palmweiten hoch und 3 Palmweiten breit waren, so wie im Fall des Stichs mit Bassanos Knabe mit Flöte: