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Die Synagoge Bruck an der Leitha war eine Synagoge in der niederosterreichischen Bezirkshauptstadt Bruck an der Leitha Ihr Alter wird auf etwa 700 Jahre geschatzt Sie ist eine der am besten erhaltenen mittelalterlichen Synagogen wie sie in vielen kleineren mitteleuropaischen Gemeinden zwischen dem Ende des 13 und der Mitte des 15 Jahrhunderts errichtet wurden Lange wurde sie als Nikolauskapelle fur ein christliches Bauwerk gehalten und als solches im Dezember 1938 unter Denkmalschutz gestellt Ansicht der Synagoge mit dem ursprunglichen Eingang links und den beiden nach Einzug der Zwischen decke neu durchgebrochenen Eingangen rechts Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Baubeschreibung 4 Kunftige Verwendung 5 Quelle 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Synagoge in der heutigen Schillerstrasse ist von den umlaufenden Strassen nicht zu sehen und aktuell nur uber den Durchgang des ebenfalls denkmalgeschutzten Wohnhauses in der Schillergasse 9 erreichbar Auf der Ostseite schliesst das Brucker Rathaus an Die Synagoge ist nicht offentlich zuganglich Geschichte BearbeitenNach aktuellen Abschatzungen wurde die Synagoge um 1300 errichtet Bis jetzt wurden keine Aufzeichnungen uber Judenverfolgungen in Bruck im Mittelalter gefunden es kann aber angenommen werden dass die judische Bevolkerung nicht von den Vertreibungen des fruhen 15 Jahrhunderts Wiener Gesera verschont blieb Daher wurde das Gebaude vermutlich nur kurze Zeit als judischer Versammlungsort und judisches Gebetshaus verwendet Nach 1420 wurde es profaniert 1 Das Gebaude wurde in der Folge immer wieder fur neue Verwendungen angepasst und dabei teils stark umgebaut Zuletzt stand die Synagoge leer es wurden nur die notwendigsten Erhaltungsmassnahmen durchgefuhrt Die Nikolauskapelle fur die die Synagoge lange gehalten wurde wurde 1248 urkundlich erwahnt 1485 in einer Urkunde am Haupt Platze lokalisiert 1 Im Dezember 1938 bereits nach dem Anschluss wurde die Synagoge als erhaltenswertes kunstgeschichtlich hervorragendes kirchliches Bauwerk mit einem gotischen Rippengewolbe im Inneren unter Denkmalschutz gestellt Die Verwechslung bestand bis in die 1980er Jahre ehe der ungarische Kunsthistoriker David Ferenc 1984 erstmals die gangige Meinung in Frage stellte Aber bereits in den Stadtchroniken von Carl Klose aus dem Jahr 1855 und von Josef Christelbauer aus dem Jahr 1920 wurde das Gebaude mit der Synagoge der mittelalterlichen Gemeinde in Verbindung gebracht 2 Baubeschreibung BearbeitenDas Gebaude in Bruck an der Leitha hebt sich von anderen judischen Gebetshausern ahnlicher Bauart die im ehemaligen Erzherzogtum Osterreich weit verbreitet waren durch seine gestalterischen Merkmale ab wie die bemerkenswerte und in Osterreich einmalige Einwolbung mit einer zusatzlichen Rippe an den Schmalseiten sowie durch seinen guten Erhaltungszustand Die Brucker Synagoge ist ein einfacher zweijochiger Saalbau und gehort zu den eher kleineren Synagogen Ihr Hauptraum misst nur rund 50 m Das Gebaude ist ungefahr in Ost West Richtung orientiert der Haupteingang liegt an der Sudseite Die Aussenmasse betragen 9 8 7 5 m die Grundflache etwa 70 m die Innenmasse 8 6 m der Grundriss ist leicht zu einem Trapez verzogen Der gut 6 m hohe Saal im Gewolbescheitel wurde nachtraglich 1420 1421 durch ein einfaches Tonnengewolbe in ein Ober und Untergeschoss geteilt Die Bausubstanz des Haupttrakts ist weitgehend erhalten Die Nebentrakte und Vorbauten in denen die Eingangsbereiche die Frauenschul usw eingerichtet waren sind heute nicht mehr vorhanden auf Aufnahmen aus den spaten 1970er und fruhen 1980er Jahren waren diese Anbauten jedoch noch erkennbar Das Dach wurde mehrmals erneuert das jetzige Dach ist ein flaches Walmdach aus dem 20 Jahrhundert Das Originaldach war wohl erheblich steiler Bis zur Traufhohe befindet sich das Gebaude ausserlich noch weitgehend im Originalzustand die Veranderungen betreffen hier hauptsachlich die Zugange zum Innenraum Der ursprungliche Eingang von Suden erfolgte durch ein spitzbogiges Portal das lange Zeit vermauert und unter dem umgebenden Bodenniveau begraben war Im Jahr 2012 wurde es im Rahmen von archaologischen Grabungen wieder freigelegt Seit dem Einbau eines Kellergewolbes rund drei Meter uber dem ursprunglichen Fussboden war der Zugang zu den beiden Geschossen nun durch neu durchgebrochene einfache Turen an der Ostseite moglich Dafur wurden die beiden ostseitigen Fenster verkleinert Die beiden Spitzbogenfenster an der gegenuberliegenden Westwand sind noch fast unverandert an der Nordwand dem ursprunglichen Eingang gegenuber gibt es ein weiteres erhaltenes Spitzbogenfenster das bis 2012 vollstandig verschlossen war nbsp GewolbeEine Besonderheit des Innenraumes ist die Ausfuhrung des Gewolbes Das zweijochige Kreuzrippengewolbe hatte zwei zusatzliche Rippen die zur Mitte der Ost beziehungsweise der Westwand verliefen womit vier gleiche Wandansichten erzielt wurden Die Ostrippe mundete weit uber den anderen Rippen in eine Konsole da sich unter ihr der Toraschrein befunden hatte Heute ist nur noch die Westrippe vorhanden an der Ostseite fehlen die Rippe wie auch die Konsole Mehrere verschlossene Offnungen wie sie von Sehschlitzen anderer Synagogen bekannt sind lassen Vorbauten vermuten Eindeutige Beweise fur eine Errichtung oder Nutzung des Gebaudes als Synagoge fehlen jedoch unterstutzen einige bauliche Merkmale die Einordnung als mittelalterliche Synagoge so die Seh und Horschlitze zwischen dem Frauen und dem Hauptraum das Fehlen jeglichen christlichen Bauschmucks die Hinterhofsituation beziehungsweise die Zurucksetzung von den umgebenden Strassen die typische Portalschwelle und die Ausbildung der Kreuzrippenjoche mit dem Hohenunterschied der beiden mittleren Gewolberippen um Platz fur den Toraschrein zu schaffen Kunftige Verwendung Bearbeiten nbsp Durchgang vom Rathaus zur Synagoge mit ErinnerungstafelAm 29 Juni 2015 beschloss der Gemeinderat der Stadtgemeinde Bruck an der Leitha einstimmig den Ankauf des Grundstucksteiles und der Synagoge zum Preis von 80 000 Euro Im Rahmen der Generalsanierung des daneben liegenden Rathauses von Bruck an der Leitha wurde ein Durchgang geschaffen und eine Erinnerungstafel angebracht Derzeit ist die Synagoge wegen Baufalligkeit nicht offentlich zuganglich Kunftig wird sie jedoch durch den Rathaushof und den neuen Durchgang offentlich zuganglich sein 3 4 Das Gebaude wird saniert und die nachtraglich eingebaute Zwischendecke entfernt werden Die Gemeinde plant aus dem Gebaude einen kleinen und zentral gelegenen Veranstaltungsort zu machen Ein genaues Nutzungskonzept wurde noch nicht festgelegt Quelle BearbeitenRene Kommer Die Synagoge in Bruck an der Leitha PDF Oktober 2015 abgerufen am 6 September 2016 Diplomarbeit Literatur BearbeitenKlaus Dieter Alicke Lexikon der judischen Gemeinden im deutschen Sprachraum 3 Bande Gutersloher Verlagshaus Gutersloh 2008 ISBN 978 3 579 08035 2 Online Ausgabe Ralf Groninger Die spatmittelalterliche Synagoge von Bruck an der Leitha Bauhistorische Untersuchung und Rekonstruktion In Osterreichische Zeitschrift fur Kunst und Denkmalpflege LXVII 2013 HEFT 1 2 S 88 105 online https www academia edu 5908419 Die sp C3 A4tmittelalterliche Synagoge von Bruck an der Leitha Bauhistorische Untersuchung und Rekonstruktion Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Synagoge Bruck an der Leitha Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b Bundesdenkmalamt Hrsg Dehio Handbuch Die Kunstdenkmaler Osterreichs Niederosterreich sudlich der Donau Teil 1 A bis L Verlag Berger Horn Wien 2003 ISBN 3 85028 364 X S 313 Simon Paulus Zur Rekonstruktion der mittelalterlichen Synagoge in Bruck an der Leitha Das Baujuwel im Hinterhof In David Dezember 2004 abgerufen am 9 September 2016 Synagoge Bruck an der Leitha In Amtliche Nachrichten der Stadtgemeinde Bruck an der Leitha Juli 2015 abgerufen am 25 Oktober 2016 Susanne Muller Synagoge Kauf ist fix In NON 2 Dezember 2014 abgerufen am 9 September 2016 48 025445 16 780431 Koordinaten 48 1 31 6 N 16 46 49 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Synagoge Bruck an der Leitha amp oldid 212180938