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Die Synagoge in Ludwigsburg war ein Gotteshaus das von 1884 bis 1938 existierte Bauzeichnung Aufriss von 1883 84Bauzeichnung Grundriss von 1883 84Brennende Synagoge in Ludwigsburg Inhaltsverzeichnis 1 Judische Gemeinde in Ludwigsburg 2 Vorgangerbauten 3 Synagogenbau 4 Zerstorung durch NS Terror 5 Erinnerungsort 6 Neugestaltung 2014 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseJudische Gemeinde in Ludwigsburg BearbeitenIn Ludwigsburg wurden seit der Grundung der Residenzstadt im 18 Jahrhundert Juden geduldet Mit diesen Handelsleuten die unter dem personlichen Schutz des wurttembergischen Herzogs standen und ihren Familien begann die Geschichte der judischen Gemeinde in Ludwigsburg Zeitweise von 1832 bis 1849 bestand mit Aldingen zusammen eine gemeinsame Gemeinde ab 1832 gehorte die judische Gemeinde Ludwigsburg zum Bezirksrabbinat Stuttgart Um 1900 erreichte die Zahl judischer Einwohner in Ludwigsburg mit 243 Personen ihren hochsten Stand 1933 lebten in Ludwigsburg noch 163 Personen judischen Glaubens nach der Zeit des Dritten Reichs bestand nur noch eine kleine Gemeinde Vorgangerbauten BearbeitenIn der Zeit der Hofjuden des 18 Jahrhunderts wird im Jahr 1739 die Existenz eines Betsaales der wie eine Synagoge eingerichtet gewesen sei erwahnt Dieser Saal lasst sich nicht mehr lokalisieren Eine weitere Erwahnung eines Betsaales stammt aus dem Jahr 1817 Auch dieser ist nicht mit Sicherheit zu lokalisieren er konnte sich jedoch im Haus des Wolf Jordan befunden haben da dieser 1824 den Antrag stellte im Hintergebaude seines Anwesens in der Mompelgardstrasse 18 dem ehemaligen Jud Sussschen Haus ein heizbares Zimmer und einen Betsaal ohne Heizung einrichten zu durfen Nachdem er die Genehmigung dafur erhalten hatte richtete er die Raumlichkeiten ein und vermietete sie an die israelitische Gemeinde Der Raum neben dem Betsaal wurde fur den Religionsunterricht der Kinder genutzt und diente ausserdem in der unterrichtsfreien Zeit dem Lehrer als Wohnraum Ab 1848 verlangte die Familie Jordan keine Miete mehr fur den Betsaal in dem 1863 die Stuttgarter Liturgie mit deutschem Gebet Choralgesang und Harmoniumbegleitung eingefuhrt wurde Der Mietvertrag fur den Betsaal in der Mompelgardstrasse wurde jedoch zum 1 September 1883 von einem Erben gekundigt und die Raumlichkeiten wurden fortan als Lager und Packraum fur Militarbekleidungsartikel genutzt Spater dienten sie als Pferdestall und Heustadel nach dem Ersten Weltkrieg wurden sie abgerissen Offenbar hatte man die Beendigung des Mietverhaltnisses vorhergesehen oder die Raumlichkeiten in der Mompelgardstrasse ohnehin aufgeben wollen denn schon 1876 war ein Synagogenbauverein in Ludwigsburg gegrundet worden Als Ubergangslosung stellte 1883 die Fabrikantenwitwe Rebekka Elsas ein Zimmer in der Marstallstrasse 4 fur Gottesdienste zur Verfugung unterdessen wurde im Dezember ein Grundstuck in den Ausseren Seegarten zum Bau der Synagoge gekauft Synagogenbau BearbeitenDas 1883 zu einem Preis von 3348 80 Mark erworbene Grundstuck befand sich an der Allee und Solitudestrasse und umfasste 7 Ar 28 m Fur den geplanten Neubau zeichneten Werkmeister Paul Baumgartner und sein Sohn Fritz die Plane die im Februar 1884 von der Israelitischen Oberkirchenbehorde genehmigt wurden Finanziert wurde der etwa 35 000 Mark teure Bau von den rund 200 Gemeindemitgliedern sowie uber ein Darlehen mit 40 jahriger Laufzeit Ausserdem wurde ein Staatsbeitrag von 2500 Mark bewilligt Der erste Spatenstich erfolgte am 17 Marz 1884 am 19 Dezember desselben Jahres wurde die Synagoge eingeweiht Das Programm sah unter anderem einen feierlichen Umzug vom provisorischen Betsaal in der Marstallstrasse zu dem neuen Gebaude vor Kirchenrat Moses von Wassermann als Bezirksrabbiner nahm die Einweihung vor Das Bauwerk erhielt in den 1920er Jahren einen neuen Dachbelag aus Schiefer und sein Inneres wurde mit Ausnahme der Kuppelwand noch 1934 renoviert da das 50 jahrige Jubilaum wurdig gefeiert werden sollte Den Festgottesdienst am 15 Dezember 1934 hielt der Rabbiner Aron Tanzer aus Goppingen ab Zerstorung durch NS Terror BearbeitenVier Jahre spater wurde die Ludwigsburger Synagoge beim Novemberpogrom zerstort Am Vormittag des 10 November 1938 bereitete der Leiter des Sicherheitsdienstes des Kreises Ludwigsburg zusammen mit Angehorigen der NSDAP die Aktion vor Mitglieder der Hitlerjugend transportierten Inventar und Kultgegenstande aus der Synagoge in ein stadtisches Gebaude Am fruhen Nachmittag wurde nachdem das runde Fenster der Synagoge eingeschlagen worden war das Gebaude in Brand gesetzt Die Feuerwehr beschrankte sich auf den Schutz der benachbarten Gebaude die Synagoge brannte innerhalb weniger Minuten vollkommen aus Die Ruine wurde am 14 November gesprengt in den darauffolgenden Tagen wurden die oberirdischen Mauerreste abgetragen und der Bauschutt wurde verkauft Ein Teil der Mauersteine wurde zur Erhohung der Zuchthausmauern des Ludwigsburger Gefangnisses verwendet Nach der Zerstorung ihrer Synagoge nutzte die judische Gemeinde Ludwigsburg ihr Gemeindehaus in der Seestrasse 75 heute Hohenzollernstrasse 3 fur Versammlungen Kantor Samuel Metzger bat den Oberburgermeister Anfang 1939 darum dort auch Gottesdienste abhalten zu durfen Dies war moglicherweise bis zur Deportation bzw Zwangsumsiedlung der letzten judischen Einwohner Ludwigsburgs im Jahr 1941 gestattet Auf dem Platz an dem die Synagoge gestanden hatte wurde in den Monaten nach der Zerstorung ein Kinderspielplatz angelegt Erinnerungsort Bearbeiten1952 wurde im Gemeinderat der Antrag eines Architekten diskutiert den Platz mit einem Appartementhaus zu uberbauen dieser Antrag wurde aber abgelehnt 1959 wurde ein Gedenkstein aufgestellt Verschiedene Plane zur Zerstorung des Platzes aus den 1960er und 70er Jahren Bau eines Bankhauses oder Ausfahrt des Zentralen Omnibus Bahnhofes wurden nicht realisiert allerdings nicht aus Respekt vor der Geschichte des Platzes sondern weil sich die Planungen anderweitig entwickelten 1988 wurde der Platz umgestaltet Durch Bodenplatten wurde der Grundriss der einstigen Synagoge nachgezeichnet das Volumen des zerstorten Gebaudes sollte durch zehn Kugelakazien veranschaulicht werden Immer wieder engagierten sich burgerschaftliche Gruppen aus Ludwigsburg dafur den Platz und seine Geschichte in wacher Erinnerung zu halten Beispielsweise stellten im November 1998 Mitglieder des Bundnis gegen Fremdenfeindlichkeit alte zahlreiche Koffer auf den Platz auf die sie mit weisser Farbe Namen Geburts und Todesjahr sowie Sterbeort von judischen Mannern und Frauen aus Ludwigsburg geschrieben hatten Damit erinnerten sie an die Ermordung dieser Menschen Die Gestaltung der Koffer bezog sich auf die Koffer mit denen tatsachlich viele Judinnen und Juden in die Ausbeutungs und Ermordungslager transportiert wurden In diesen historisch verburgten Koffern sollten Gegenstande mitgenommen werden die zum Aufbau eines neuen Zuhause im Osten gebraucht wurden so wurde den Menschen vorgegaukelt deren Ermordung langst geplant war Von 2010 an bildete sich der Arbeitskreis Dialog Synagogenplatz als Reaktion auf den schlechten baulichen Zustand des Platzes die 1988 gepflanzten Baume gingen regelmassig ein weil die Fussgangerstrome den Boden stark verdichteten bei Regen und Schnee bildeten sich grosse Pfutzen und Glatteisflachen und weil die Namen der verfolgten und ermordeten judischen Ludwigsburgerinnen und Ludwigsburger nicht erwahnt wurden Aus einem umfangreichen und langfristigen Informations und Diskussionsprozess wurden bis 2013 rund 40 Vorschlage gewonnen wie der Platz kunftig aussehen konnte Eine gemeinsame Arbeitsgruppe aus Gemeinderat Stadtverwaltung und Arbeitskreis Dialog Synagogenplatz verdichtete diese Vorschlage zu einem gemeinsamen Entwurf Diesen beschloss der Ludwigsburger Gemeinderat im November 2013 mit der Besonderheit dass von den auf 360 000 gedeckelten Kosten fur diese Sanierung eines stadtischen Platzes 120 000 aus Spenden und Stiftungsgeldern zusammengebracht werden mussten Der Baubeginn durfte laut Beschluss erst erfolgen wenn davon die Halfte vorhanden war Aus dem Arbeitskreis Dialog Synagogenplatz heraus hat sich der Forderverein Synagogenplatz Ludwigsburg gebildet der zwar gegen die Finanzierungsvorgaben des Gemeinderats scharf protestierte sich aber dennoch ans Sammeln von Spenden machte Neugestaltung 2014 Bearbeiten nbsp Synagogenplatz im Jahr 2015Im September 2014 begannen die Bauarbeiten fur diese Umgestaltung Die bestehenden Baume wurden entfernt der Boden sollte grundlegend fur eine funktionierende Entwasserung aufbereitet werden Am Platzrand als Abgrenzung zu einem benachbarten Bankgebaude aus den 1990er Jahren wurden funf grossere neue Baume geplant Die wichtigsten Gestaltungselemente Der Innenraum der fruheren Synagoge soll durch andersfarbigen Bodenbelag deutlich von den fruheren Aussenflachen unterschieden werden Eine elektronische Informationsstele bietet Informationen zur Geschichte der judischen Gemeinde in Ludwigsburg zu ihrer Verfolgung und zur Geschichte des Platzes nach dem Ende des NS Regimes Besonders augenfallig Auf den Platz sollen rund zwei Dutzend Koffernachbildungen arrangiert werden die ahnlich wie die Koffer der 1990er Aktion durch Namen und Lebensdaten an ermordete Judinnen und Juden aus Ludwigsburg erinnern 1 Siehe auch BearbeitenListe der im Deutschen Reich von 1933 bis 1945 zerstorten SynagogenLiteratur BearbeitenJoachim Hahn und Jurgen Kruger Synagogen in Baden Wurttemberg Band 1 Geschichte und Architektur Konrad Theiss Verlag Stuttgart 2007 ISBN 978 3 8062 1843 5 S 129 132 Joachim Hahn und Jurgen Kruger Synagogen in Baden Wurttemberg Band 2 Orte und Einrichtungen Konrad Theiss Verlag Stuttgart 2007 ISBN 978 3 8062 1843 5 S 301 305 391 394 554 Beate Maria Schussler Das Schicksal der judischen Burger von Ludwigsburg wahrend der Zeit der nationalsozialistischen Verfolgung In Ludwigsburger Geschichtsblatter 30 1978 Werner Heinrichs Hrsg Geschichte der judischen Gemeinde Ludwigsburg 1989 Joachim Hahn Judisches Leben in Ludwigsburg Karlsruhe 1998 Albert Sting Spuren judischen Lebens Ein Rundgang durch Ludwigsburg Haigerloch 2001 Gemeindezeitung JG 11 Nr 17 vom 1 Dezember 1934 S 146 Gemeindezeitung JG 11 Nr 19 vom 1 Januar 1935 S 167 Artikel 50 Jahre Synagoge in Ludwigsburg Allgemeine Zeitung des Judentums 1863 Heft 5 vom 27 Januar 1863 Einfuhrung der Stuttgarter Liturgie Allgemeine Zeitung des Judentums 1873 Heft 37 vom 9 September 1873 S 605 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Synagoge Ludwigsburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Geschichte der Synagoge bei Alemannia Judaica Website des Fordervereins Synagogenplatz LudwigsburgEinzelnachweise Bearbeiten Website zum Synagogenplatz Ludwigsburg 48 893002 9 188226 Koordinaten 48 53 34 8 N 9 11 17 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Synagoge Ludwigsburg amp oldid 233022891